Art Blakey’s Jazz Messengers & Thelonious Monk ¦ Art Blakey’s Jazz Messengers With Thelonious Monk

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Veröffentlichung Art Blakey’s Jazz Messengers With Thelonious Monk:

1958

Hörbeispiel(e) Art Blakey’s Jazz Messengers With Thelonious Monk:

Art Blakey’s Jazz Messengers With Thelonious Monk auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk ist ein Album von Art Blakey mit Thelonious Monk. Die Aufnahmen, die im New York am 14. und 15. Mai 1957 entstanden waren, erschienen 1958 als Langspielplatte bei Atlantic Records und 1999 in um drei Titel erweiterter Form 1996 als Compact Disc bei Riverside Records.

Hintergrund

Während des letzten Jahrzehnts hatte Blakey Monk bei Aufnahmersitzungen für Blue Note und Riverside Records bei verschiedenen Gelegenheiten unterstützt. Monk erwiderte den Gefallen bei dieser einmaligen Sitzung für Atlantic Records. Blakey stand kurz vor dem Beginn eines langfristigen Vertrags mit Blue Note. Einen Monat nach diesen Aufnahmen würde Monk sein Sommer- und Herbst-Engagement am Five Spot am Cooper Square beginnen, nachdem er seine Kabarettkarte wiedererlangt hatte, ohne die er in den wichtigen New Yorker Clubs (denen im New Yorker Stadtteil Manhattan) nicht spielen durfte. Atlantic veröffentlichte dieses Album über ein Jahr nach seiner Aufnahme.

Die Entdeckung alternativer Takes von „Evidence“, „Blue Monk“ und „I Mean You“ erweiterte die Neuauflagen des Albums um 20 Minuten.[1]

Titelliste

Art Blakey bei einem Konzert im Concertgebouw am 17. Dezember 1960 mit Lee Morgan und Jymie Merritt. Foto: Ben van Meerendonk
  • Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk (Atlantic 1278)

A1 Evidence (Monk) 6:42
A2 In Walked Bud (Monk) 6:38
A3 Blue Monk (Monk) 7:49

B1 I Mean You (Monk) 7:58
B2 Rhythm-A-Ning (Monk) 7:16
B3 Purple Shades (Johnny Griffin) 7:39

Rezeption

Lindsay Planer meinte in Allmusic, „Beide Co-Leader sind mit aufschlussreichen Interpretationen von fast einem halben Dutzend inspirierter Performances aus dieser Inkarnation der von Blakey geleiteten Jazz Messengers auf dem Höhepunkt ihrer jeweiligen Fähigkeiten.“[2]

Doug Ramsey schrieb in JazzTimes (1999) zur erweiterten Neuauflage des Albums: „Ob in neuen oder alten Versionen, Monks Soli hier gehören zu den lebendigsten aufgezeichneten Beispielen seines perfekten Zeitspiels und seines Ansatzes, die Lücken beim Solo zu füllen. Seine drei Refrains zu ‚In Walked Bud‘ sind eine Fallstudie zur thematischen Improvisation. Jeder, der glaubt, dass polyrhythmisches Trommeln mit Elvin Jones begann, sollte sich während dieses Solos auf Blakeys zurückhaltendes Zeitspiel hinter Monk konzentrieren. Der Tenorsaxophonist Johnny Griffin ist durchweg hervorragend. Bassist Spanky DeBrest ist ein Modell für robuste Zeitmessung und in ‚Blue Monk‘ ein guter Solist. Dies war eine schöne und unterschätzte Ausgabe der Messengers.“[1]

Nach Ansicht von Thomas Fitterling ist Monk hier mehr als Sideman. Bis auf Johnny Griffins mittelschnellen, traditionellen Blues „Purple Shades“ stammten alle Titel von Monk, der auch der eigentliche Hauptsolist der Platte sei. „Wenn dennoch keine so richtige Monk-Platte entstand,“ meinte Fitterling, „liegt das vor allem daran, daß außer Leader Blakey die übrigen »Jazz Messengers« nicht ganz so mit der Musik Monks vertraut sind; dies gilt insbesondere für Bill Hardman und Spanky DeBrest.“[3]

Einzelnachweise

  1. a b Doug Ramsey: Art Blakey/Thelonious Monk: Art Blakey’s Jazz Messengers with Thelonious Monk. JazzTimes, 1. September 1999, abgerufen am 14. Januar 2020 (englisch).
  2. Besprechung des Albums bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 1. Februar 2020.
  3. Thomas Fitterling: Thelonious Monk. Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos, Waakirchen 1987, ISBN 3-923657-14-5.

Artist(s)

Veröffentlichungen von Art Blakey die im OTRS erhältlich sind/waren:

Just Coolin’ ¦ Roots & Herbs ¦ Moanin’ ¦ The Big Beat ¦ First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings ¦ Art Blakey's Jazz Messengers With Thelonious Monk ¦ Hard Drive ¦ Art Blakey Big Band

Art Blakey auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Art Blakey, 1973 in Hamburg

Arthur William „Art“ Blakey (auch: Abdullah Ibn Buhaina[1]; * 11. Oktober 1919 in Pittsburgh, Pennsylvania; † 16. Oktober 1990 in New York) war ein US-amerikanischer Jazz-Schlagzeuger und Bandleader. Mit seinem unvergleichlichen Stil gehört er zu den wichtigsten Wegbereitern des modernen Schlagzeugspiels unserer Tage.[2]

Leben

Anfänge

Art Blakey arbeitete zunächst im Bergbau. Musikalisch begann er als autodidaktischer Pianist, bis er in seiner eigenen Band von Erroll Garner abgelöst wurde. Daraufhin wandte er sich dem Schlagzeug zu. In den 1940er Jahren war Art Blakey Schlagzeuger in den Bands von Mary Lou Williams und Fletcher Henderson.

Billy Eckstine und Miles Davis

Im Jahr 1944 schloss sich Art Blakey der neugegründeten Bigband von Billy Eckstine an. Im Sommer 1944 spielten Billy Eckstine and His Orchestra in East St. Louis, Illinois, wo sie in der Besetzung Charlie „Yardbird“ Parker, Dizzy Gillespie, Buddy Anderson, Gene Ammons, Lucky Thompson und Art Blakey auftraten. Ihr Zusammenspiel begeisterte den gerade erst 18-jährigen Miles Davis so sehr, dass er fortan nichts anderes mehr hören wollte.[3] Während seiner Zeit bei Billy Eckstine herrschte ein Aufnahmeboykott seitens der Musikergewerkschaften, weshalb frühe Aufnahmen aus dieser Zeit rar sind. Das gilt für alle Bopper.

Als Billy Eckstine seine Band 1947 auflöste, reiste Art Blakey nach Afrika, wo er die nächsten zwei Jahre verbrachte. Während seiner Afrikareise konvertierte er zum Islam, wurde Anhänger der Ahmadiyya Muslim Gemeinde und nahm für einige Zeit den muslimischen Namen Abdullah Ibn Buhaina an. Art Blakeys musikalische Erfahrungen in Afrika schlugen sich später in Stücken wie Message from Kenya, Abdallah's Delight, Africaine, Afrique und seinen polyrhythmischen Schlagzeugsoli nieder. Weitere Beispiele sind die Alben Holiday for Skins Vol. 1 und Holiday for Skins Vol. 2.

Nach seiner Rückkehr in die USA spielte Art Blakey in vielen Bands und als Begleiter herausragender Solisten, zum Beispiel von Fats Navarro, Thelonious Monk und Miles Davis. Zusammen mit Sonny Rollins, Kenny Drew, Percy Heath und Jackie McLean spielte Art Blakey 1951 im Birdland in der Band von Miles Davis, wovon die Plattenaufnahme Miles Davis At Birdland 1951 zeugt.[4] Ebenfalls für Miles Davis entstand das Blue Note-Album Miles Davis Volume 2 (BLP 5022), für das Art Blakey während einer Session 1953 einen jungen und unbekannten Pianisten hinzuzog: Horace Silver.

Ab 1949 gehörte Blakey zur sogenannten Sugar-Hill-Harlem-Clique, die sich um den Tenorsaxophonisten Sonny Rollins gebildet hatte. In diesem Umfeld und unter dem Eindruck von Charlie Parker, Fats Navarro und Freddie Webster wurde Art Blakey heroinabhängig. Miles Davis dazu in seiner Autobiographie: „Ein paar von den jüngeren Typen wie Dexter Gordon, Tadd Dameron, Art Blakey, J. J. Johnson, Sonny Rollins, Jackie McLean und ich selbst fingen ungefähr zur selben Zeit an, schwer auf Heroin abzufahren.“[5]

Art Blakey & the Jazz Messengers

1955 gründete Blakey zusammen mit Horace Silver eine eigene Combo, die Hard-Bop-Band The Jazz Messengers. Blakey und Silver blieben aber auch weiterhin als Begleitmusiker aktiv und spielten beispielsweise auf Kenny Dorhams Album Afro-Cuban und dem Debütalbum des Trompeters Clark Terry. Silver stieg bereits 1956 wieder aus und überließ Blakey den Bandnamen, so dass aus „Horace Silver & the Jazz Messengers“ nun „Art Blakey & the Jazz Messengers“ wurden.

Art Blakey erwartete von seinen jeweiligen Bandmitgliedern, dass sie ihren Beitrag zum Repertoire der Gruppe leisteten. So stammen die bekanntesten Messengers-Stücke Moanin' und Dat Dere aus der Feder des Pianisten Bobby Timmons.

1959 spielte Blakey mit den Jazz-Messengers (Bobby Timmons, Jymie Merritt, Barney Wilen, Lee Morgan) die Musik zu dem Film Les Liaisons dangereuses von Roger Vadim ein.

Einen Großteil seiner Alben als Einzelkünstler oder mit den Jazz Messengers veröffentlichte Art Blakey auf Blue Note Records. Um die Alben zu promoten brachte Blue Note gängige Titel gern in zwei Teile gesplittet als 45er-Singles heraus. Diese wurden zwar selten im Radio gespielt, aber fanden durch die Jukebox landesweit Verbreitung. So gelangten einige Jazz-Nummern in die R&B-Charts. Art Blakey gehörte neben dem Organisten Jimmy Smith, dem Trompeter Donald Byrd und dem Saxophonisten Lou Donaldson dank der Singles zu den einträglichsten Künstlern des Plattenlabels. Art Blakey: „Die allererste 45er-Single, die Alfred herausbrachte, war eine von meinen Aufnahmen (Nothing But Soul/Message From Kenya). Sie veröffentlichten auch so einiges von den Jazz Messengers. Beinahe alles vom Big Beat-Album kam als Single raus (...) Dat Dere ist sicherlich die Nummer, an die sich die meisten erinnern werden. So kam ich rum in der Welt... Paris... Tokio... Berlin.“[6]

Die geschlossensten Formationen aus dieser Zeit (späte 50er / frühe 60er) waren diejenigen mit den Trompetern Lee Morgan und Freddie Hubbard, den Tenorsaxophonisten Benny Golson (Blues March) und Wayne Shorter, den Pianisten Horace Silver, Bobby Timmons (Moanin) und Cedar Walton. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden die Messengers außerdem durch die Hinzunahme des Posaunisten Curtis Fuller gelegentlich zum Sextett erweitert.

In den 1970ern gab es die innovative Kombination mit Valery Ponomarev, Bobby Watson und Walter Davis Jr., die nicht gut dokumentiert ist (Jodi) (Roulette). Die 1980er brachten die letzte Phase der Band, mit auch später sehr umtriebigen Mitgliedern. Das sind Wynton Marsalis, Terence Blanchard, Jean Toussaint, Bill Pierce, Donald Harrison, James Williams, Geoff Keezer, Mulgrew Miller, Lonnie Plaxico.

Blakey starb 1990 an Lungenkrebs.

Stil

Blakey während eines Konzerts 1985

Blakeys Stil wurde geprägt durch Kenny Clarke, der in der Bebop-Ära den Grundrhythmus von der Basstrommel auf die Becken verlegte und die tiefe Trommel für Akzente benutzte. Diese Art der Rhythmisierung wurde soweit getrieben, dass im Schlagzeugspiel teilweise gar kein Grundrhythmus mehr auszumachen war. Blakey benutzte aber weiterhin die Basstrommel in einer erdigen Betonung, die aus dem Swing stammte, als noch der Grundrhythmus, oft schlicht als vier Viertel, auf der Basstrommel gespielt wurde, hat sich aber von den Beschränkungen im Swingstil völlig befreit. Nach Aussage von Max Roach besaß Blakey eine Unabhängigkeit aller vier Gliedmaßen am Schlagzeug, die den Klang seiner polyrhythmischen Spielweise immer erkennbar macht. Oft hört man von ihm Presswirbel zu Beginn eines neuen Chorus und als Anfeuerung des jeweiligen Solisten, den er energisch begleitet. Er spielte oft polyrhythmische Schlagzeugeinleitungen zu seinen Stücken.

Auszeichnungen

Art Blakey erhielt die Jazz Masters Fellowship für das Jahr 1988. Die mit 25 000 US-Dollar dotierte Anerkennung der staatlichen NEA-Stiftung ist die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den USA.

Diskografische Hinweise

Sammlung

Filmografie

  • 1965 Live in ’65 (DVD)
  • 1983 Jazz at the Smithsonian
  • 1986 At Ronnie Scott’s London (Video, DVD als Live from Ronnie Scott’s 2003)
  • 1995 The Jazz Messenger (Video/DVD)
  • 1998 Art Blakey's Jazz Messengers
  • 2001 Jazz Life, Vol. 2
  • 2003 Modern Jazz at the Village Vanguard
  • 2004 Live at Village Vanguard

Literatur

Weblinks

Commons: Art Blakey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Musikbeispiele

Einzelnachweise

  1. Miles Davis, Autobiographie, S. 184.
  2. BU-isms | Art Blakey (Schlagzeugstil). The Estate of Art Blakey, Weehawken, NJ, abgerufen am 3. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
  3. Miles Davis, Autobiographie, S. 5.
  4. Miles Davis, Autobiographie, S. 192–195.
  5. Miles Davis, Autobiographie, S. 171–177.
  6. Roy Carr: A Century of Jazz, Sleevenotes für die CD-Zusammenstellung Blue 45s – The Ultimate Jukebox, Blue Note Records, 1998.
  7. Chartquellen: Deutschland Schweiz
  8. Art Blakey | Album Discography | AllMusic. Abgerufen am 19. Juni 2018.

Veröffentlichungen von Thelonious Monk die im OTRS erhältlich sind/waren:

Palo Alto ¦ Piano Solo ¦ Art Blakey's Jazz Messengers With Thelonious Monk ¦ Genius Of Modern Music: Volume One

Thelonious Monk auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Thelonious Monk (1947)

Thelonious Sphere Monk (* 10. Oktober 1917 in Rocky Mount, North Carolina; † 17. Februar 1982 in Weehawken, New Jersey) war ein US-amerikanischer Jazz-Musiker, der als Pianist und Komponist bekannt wurde.

Er war neben Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian und Kenny Clarke einer der Mitbegründer des Bebops. Mit seinem eigenwilligen Klavierstil und seinen unverwechselbaren Kompositionen gilt Monk als einer der großen Individualisten und bedeutenden Innovatoren des Modern Jazz.

Leben

Kindheit und Jugend

Thelonious Monk zog als Kind Anfang der 1920er Jahre mit seiner Familie in den südwestlich von Harlem gelegenen und weit überwiegend von Afroamerikanern bewohnten New Yorker Stadtteil San Juan Hill, der dann in den 1950er Jahren abgerissen wurde.[1] Der Vater, Thelonious Monk Sr., verließ die Familie jedoch bereits wenige Jahre später. So lag die Verantwortung für Erziehung und Lebensunterhalt von Thelonious und seinen beiden Geschwistern allein bei seiner Mutter Barbara, die als Angestellte für die Stadtverwaltung arbeitete. Monk wurde von seiner Mutter in seinen musikalischen Neigungen unterstützt und erhielt bereits als Kind Klavierunterricht. Im Alter von dreizehn Jahren hatte er einen Klavierwettbewerb im Harlemer Apollotheater so oft gewonnen, dass er von der weiteren Teilnahme ausgeschlossen wurde.

Anfänge als Musiker

Die Stadt New York entwickelte sich in Monks Jugendzeit zu einer der großen Jazzmetropolen. Besonders der Stadtteil Harlem wurde mit seinen vielen Clubs zu einem Brennpunkt dieser Entwicklung. So wuchs Monk in einer musikalisch sehr lebhaften Umgebung auf und hörte viele Jazzmusiker „live“. Als frühe Einflüsse gelten Duke Ellington, Fats Waller, Earl Hines und der Stride-Pianist James P. Johnson, der in der Nachbarschaft der Familie Monk lebte.

Erste Erfahrungen sammelte Monk, wie viele Musiker jener Zeit, als Pianist auf „House-Rent-Parties“. Diese waren in von Schwarzen bewohnten Stadtteilen weit verbreitet. Mieter, die ihre Miete (Rent) nicht aufbringen konnten, luden die Menschen ihrer Nachbarschaft ein, sorgten für musikalische Unterhaltung und ließen dann „den Hut herumgehen“. Davon bezahlten sie die Musiker und die Miete. Daneben begleitete Monk auch den Gesang seiner Mutter in der Kirche auf der Orgel. Ein New Yorker Auftritt des Klavier-Virtuosen Art Tatum im Jahr 1932 hinterließ bei dem fünfzehnjährigen Monk einen tiefen Eindruck.

Mit siebzehn Jahren verließ Monk die High School. Danach ging er mit einer Wanderpredigerin zwei Jahre lang als Pianist auf Tour. Er trat dabei auch in Kansas City auf, das damals eine pulsierende Jazz-Stadt war. Sie ist u. a. die Heimat der Count Basie Band und der Pianistin Mary Lou Williams. Diese hörte Monk spielen, erkannte sein Talent und ermutigte ihn in seinen musikalischen Ambitionen. Ihr zufolge verfügte Monk schon damals über einen rhythmisch und harmonisch sehr eigenwilligen Stil. Den Eindruck, den Monks Musik auf sie und andere Musiker machte, beschreibt Mary Lou Williams später so: „Wir nannten es damals ‚Grusel-Musik‘ und behielten es uns fast ausschließlich für die frühen Morgenstunden vor, wenn wir Musiker unter uns waren. Wieso ‚Grusel-Musik‘? Weil die schauerlichen Akkorde uns an Musik erinnerten, die in ‚Frankenstein‘ und ähnlichen Gruselfilmen vorkam.“

Minton’s Playhouse

Thelonious Monk (links) mit Howard McGhee, Roy Eldridge und Teddy Hill vor Minton’s Playhouse, ca. September 1947.
Fotografie von William P. Gottlieb.

Wieder zurück in New York City, schlug sich Monk einige Jahre mit Gelegenheitsjobs als Pianist durch. Anfang der 1940er Jahre wurde er Hauspianist im Harlemer Club Minton’s Playhouse, der Treffpunkt eines losen Verbandes junger Musiker war, die bei Jam-Sessions nach neuen musikalischen Wegen abseits des Swing-Mainstreams suchten. Neben Charlie Parker, Dizzy Gillespie, Charlie Christian und Kenny Clarke zählte Monk damit zu dem Kreis der Musiker, die später als Keimzelle eines neuen Stils – des Bebop – und damit des Modern Jazz gelten sollten.

Während Parker und Gillespie später zu den Protagonisten des Bebop avancierten, blieb Monk diese Anerkennung jedoch zunächst versagt. Dies lag zum einen an Monks individualistischer, für viele nur schwer nachvollziehbaren Spielweise, zum anderen aber auch an seiner notorischen Unzuverlässigkeit, die selbst bei großzügiger Auffassung von Pünktlichkeit kaum regelmäßige Proben mit ihm möglich machten. Zwar wurde er 1946 von Dizzy Gillespie als Pianist für dessen Big Band engagiert, da er jedoch wiederholt verspätet oder überhaupt nicht zu Proben oder Auftritten erschien, wurde er gefeuert.

Der Tenorsaxophonist Coleman Hawkins war in dieser Zeit einer der wenigen Bandleader, die Monk als Pianisten engagierten. Hawkins, ein Veteran des traditionellen Swing-Stils, wurde dafür jedoch heftig kritisiert, da das rhythmisch und harmonisch unkonventionelle Spiel Monks beim Publikum auf schroffe Ablehnung stieß. Trotz dieser Widerstände hielt Hawkins den Pianisten in seinem Quartett und machte im Jahr 1944 mit Monk dessen erste Studioaufnahmen.

Da Monk noch immer bei seiner Mutter lebte, die auch für seinen Lebensunterhalt sorgte, musste er nicht aufgrund wirtschaftlicher Zwänge künstlerische Zugeständnisse machen oder seinen eigensinnigen Lebensrhythmus an die Gewohnheiten seiner Mitmenschen anpassen. Stattdessen konnte er sich ungehindert ausschließlich seiner musikalischen Leidenschaft widmen und seine kompositorischen Ideen verwirklichen.

Zu dieser Zeit hielt Monk auch eine Art „Hausseminare“ für befreundete Musiker ab. Der junge Miles Davis, Sonny Rollins, Bud Powell und andere gingen in der Wohnung der Familie Monk ein und aus und ließen sich von Thelonious dessen Kompositionen am Klavier erklären. Dabei achtete er penibel darauf, dass seine oft sehr komplizierten Stücke korrekt gespielt werden. Miles Davis, der ein Jahrzehnt später mit Monks Komposition ’Round Midnight seinen Durchbruch beim breiten Publikum erleben wird, sagte später, dass diese Lektionen für seine musikalische Entwicklung von großer Bedeutung gewesen seien.

Die Blue-Note-Jahre 1947–1952

Erst 1947, im Alter von 30 Jahren, nahm Monk durch die Vermittlung des Saxophonisten und Talentscouts Ike Quebec seine erste Schallplatte als Bandleader für das aufstrebende Musiklabel Blue Note Records auf, später erschienen unter dem Titel Genius Of Modern Music. Seine Partner bei den Aufnahmen der folgenden Jahre waren u. a. der Vibraphonist Milt Jackson und die Schlagzeuger Art Blakey und Max Roach.

Im gleichen Jahr heiratete er Nellie Smith (1921–2002), ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Thelonious und Barbara (1953–1984).

Monk hatte zu dieser Zeit bereits viele seiner Stücke komponiert, die erst Jahre oder Jahrzehnte später Anerkennung erlangen würden. Dazu zählen seine bekanntesten Kompositionen Well, You Needn’t, ’Round Midnight und Straight, No Chaser. Auch sein individualistischer Klavierstil mit dem für ihn typischen perkussiven Anschlag war jetzt bereits voll ausgeprägt. Seine künstlerische Entwicklung war damit weitgehend abgeschlossen: Im Laufe seiner weiteren Karriere erfuhr seine Musik keine wesentlichen stilistischen Veränderungen und Brüche mehr. Viele der auf Blue Note veröffentlichten Aufnahmen stellen mustergültige Interpretationen seiner Kompositionen dar und gelten heute als Klassiker.

Monks erste Aufnahmen unter eigenem Namen verkauften sich jedoch nur schleppend. Seine eigenwillige Musik traf beim Publikum auf Unverständnis. Auch unter Musikerkollegen und Musikkritikern blieb er umstritten. Häufig wurde ihm sogar mangelndes technisches Können unterstellt.

Auch ein Vorfall Ende 1951 behinderte Monks Karriere in den folgenden Jahren empfindlich: Bei einer Polizeikontrolle wurden in einem von Monk geparkten Auto Drogen gefunden. Da er nicht gegen den wirklichen Drogenbesitzer – seinen Freund Bud Powell – aussagen wollte, wurde er zu 60 Tagen Gefängnis verurteilt. Weit schwerer wog jedoch ein mehrjähriger Entzug der „Cabaret Card“, die damals für Engagements in Night Clubs in New York erforderlich war. Dadurch konnte Monk jahrelang kein Club-Engagement in seiner Heimatstadt bekommen.

Die Prestige-Jahre 1952–1954

Das Label Prestige machte Monk 1952 ein Angebot für Aufnahmen. Da sich seine bisherigen Platten nur schlecht verkauft hatten, ließ Blue Note Records ihn ziehen. Das auf einigen seiner Prestige-Aufnahmen zu hörende, deutlich verstimmte Klavier lässt entweder auf eine gewisse Nachlässigkeit bei der Produktion schließen oder Monk setzte es bewusst ein. Doch auch während dieser Periode macht Monk einige bemerkenswerte Aufnahmen. Hervorzuheben sind seine Alben mit Sonny Rollins (Thelonious Monk/Sonny Rollins) und die Aufnahmen vom Heiligabend 1954 mit Miles Davis als Leader, Milt Jackson, Percy Heath und Kenny Clarke: Diese gelten vielen Kennern als eine Sternstunde des Jazz.

Die Riverside-Jahre 1955–1961

Der Jazzproduzent und Monk-Fan Orrin Keepnews gründete 1953 das Label Riverside. Für nur 108 Dollar kaufte er Monk 1954 aus dessen Vertrag bei Prestige heraus. Doch er zögerte zunächst, Aufnahmen mit Monks Eigenkompositionen zu veröffentlichen. In der Absicht, das Publikum schrittweise an Monks exzentrische Musik heranzuführen, wurden stattdessen 1956 zwei LPs, Plays the Music of Duke Ellington und The Unique Thelonious Monk, mit Standards bzw. Interpretationen von Stücken Duke Ellingtons veröffentlicht, die bei Publikum und Kritik zumindest bescheidene Achtungserfolge erzielten.

Einen Wendepunkt in Monks Karriere stellte das Jahr 1957 dar. Zum einen erlangte er auf Betreiben der einflussreichen Baroness Pannonica de Koenigswarter seine „Cabaret Card“ (Auftrittsgenehmigung für New York) zurück, die er 1951 verloren hatte. Diese ehemalige Diplomatengattin aus dem Hause Rothschild kümmerte sich in der Art einer Patronin um Jazz-Musiker. Dies ermöglichte Monk ein erfolgreiches mehrmonatiges Engagement im New Yorker Five Spot Café mit dem Tenorsaxophonisten John Coltrane (Live at the Five Spot: Discovery!).

Zum anderen wurde das dritte auf Riverside veröffentlichte Album Brilliant Corners zu einem Meilenstein in Monks Diskografie: Begleitet von dem Tenorsaxophonisten Sonny Rollins, dem Altsaxophonisten Ernie Henry, dem Bassisten Oscar Pettiford und dem Schlagzeuger Max Roach entstand ein sorgfältig konzipiertes und produziertes Album, auf dem sich Monks Musik voll entfaltete. Großen Anteil daran hatte Sonny Rollins, der als früherer Besucher von Monks „Seminaren“ mit dessen Musik bestens vertraut war und diese entsprechend zu spielen verstand. Höhepunkte waren die vertrackte Neukomposition Brilliant Corners und der ausgedehnte Blues mit dem lautmalerischen Titel Ba-Lue Bolivar Ba-Lues-Are. Dieser Titel bezog sich auf das Bolivar-Hotel in New York, in dem die Baroness de Koenigswarter in einer Suite residierte. Als zusätzlichen Dank für ihre Unterstützung nannte Monk eine seiner schönsten Balladen, in der er mit der rechten Hand Celesta und mit der linken Klavier spielte, Pannonica. Mit diesem Album gelang Monk endlich der Durchbruch beim Publikum. Im Herbst dieses Jahres trafen Monk, sein ehemaliger Mentor Coleman Hawkins und erneut Coltrane aufeinander, veröffentlicht auf der Riverside-LP Monk’s Music.

Im weiteren Verlauf der 1950er Jahre nahm Monk zahlreiche bedeutende Schallplatten auf. Darunter waren Einspielungen mit Musikern wie John Coltrane (Thelonious Monk with John Coltrane, erschienen 1961), mit Gerry Mulligan (Mulligan Meets Monk) und Solo-Einspielungen (Thelonious Alone in San Francisco, 1959). Erfolgreiche Tourneen durch die USA und Europa schlossen sich an. 1958 wurde Monk im Down Beat Critics Poll erstmals zum besten Pianisten gekürt. Im Februar 1959 kam es zu einem Konzert in der renommierten New Yorker Town Hall, bei dem Monk seine Musik in den orchestralen Bearbeitungen des Arrangeurs Hall Overton mit einem Tentett aufführte (The Thelonious Monk Orchestra at Town Hall).

Im Jahr 1960 wurde der Tenorsaxophonist Charlie Rouse Monks fester Partner in seinem Quartett. Rouse war zwar kein Saxophonist vom Format eines John Coltrane oder eines Sonny Rollins, aber seine Spielweise fügt sich ideal in Monks Klangwelt ein. Diese Verbindung sollte bis Ende der 1960er Jahre bestehen bleiben.

Die Columbia-Jahre 1962–1968

Mit einem Vertragsabschluss beim Schallplattenlabel Columbia, das zu CBS gehörte und für das bereits andere Jazz-Größen wie Miles Davis oder Dave Brubeck arbeiteten, wurde Monk 1962 endgültig zu einem international gefeierten Jazz-Star. Die ersten für Columbia aufgenommenen Schallplatten, Monk’s Dream (1962) und Criss-Cross (1963), zeigten das Thelonious-Monk-Quartett mit Charlie Rouse am Tenorsaxophon, dem Bassisten John Ore und dem Schlagzeuger Frankie Dunlop in gereifter, perfekt aufeinander eingespielter Form und zählen mit zu seinen besten Aufnahmen. Ende 1963 kam es im New Yorker Lincoln Center zu einer zweiten erfolgreichen Aufführung seiner Musik in Big-Band-Besetzung (Big Band and Quartet in Concert). Seine Proben mit dem Arrangeur Hall Overton wurden vom Fotografen W. Eugene Smith in Bild- und Ton-Dokumenten festgehalten, die 2009 im Jazz Loft Project veröffentlicht wurden. Monk unternahm nun Tourneen nach Europa und sogar bis nach Japan (Monk in Tokyo). Das Time-Magazine zeigte ihn im Februar 1964 auf der Titelseite.

Monks kompositorische Aktivität ging im Verlauf dieser Zeit jedoch mehr und mehr zurück. Aufnahmen neuer Kompositionen wurden immer seltener. Einige seiner für Columbia aufgenommenen Schallplatten enthielten kein einziges neues Stück. Abgesehen von einigen Improvisationen stammte seine letzte Komposition aus dem Jahr 1967. Er spielte in dieser Zeit – anders als in den 1950er Jahren – auch nur noch selten mit Musikern außerhalb seines festen Quartetts und erhielt dadurch weniger Impulse von außen. So erstarrte die einst so unkonventionelle und aufregende Musik Monks allmählich in einer vorhersehbaren Formelhaftigkeit.

Verstummen in den 1970er Jahren

Gegen Ende der 1960er Jahre erhielten Monks Schallplatten nur noch mittelmäßige Kritiken in der Presse, und auch die Verkaufszahlen gingen zurück. Aus kommerziellen Erwägungen drängte ihn Columbia 1968, ein Album mit Orchester-Begleitung aufzunehmen, Monk’s Blues (1969). Die sehr glatt geratenen Arrangements von Oliver Nelson wurden Monks Musik jedoch in keiner Weise gerecht. Den Vorschlag, eine Platte mit Beatles-Kompositionen einzuspielen, lehnte er ab. Daraufhin beendete Columbia die Zusammenarbeit mit Monk. Sein Quartett löste sich in den Folgejahren allmählich auf. Danach machte er mit wechselnden Begleitern nur noch vereinzelt Aufnahmen für kleinere Labels. Doch auch während dieser Zeit blieb er sich stilistisch treu und spielte auf hohem Niveau.

Nach 1970 verschwand Monk offenbar aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne. Der ohnehin introvertierte Musiker zog sich mehr und mehr zurück. Er zeigte Anzeichen von Depression und hörte nach und nach mit dem Klavierspielen auf. In den letzten Jahren seines Lebens rührte er sein Instrument nicht mehr an und verfiel in Apathie. Seine letzte Aufnahme stammt aus dem Jahr 1971 (Something in Blue), seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte er 1976.

Der Mensch Thelonious Monk

Thelonious Monk (1968)

Monk wird von Zeitgenossen als introvertierter Exzentriker beschrieben. Er fiel äußerlich durch seine hünenhafte Gestalt, seine Vorliebe für ungewöhnliche Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen sowie seinen Ziegenbart auf. Damit prägte er neben Dizzy Gillespie das Bild des Hipsters der 1940er und 1950er Jahre. Im Dokumentarfilm It Must Schwing – The Blue Note Story erinnert sich Benny Golson, dass Monks Freunde ihn nicht „Thelonious“ nannten, sondern stets den Spitznamen „Bubba“ verwendeten.[2]

In der Öffentlichkeit war Monk äußerst wortkarg und folgte ausschließlich seinem eigenen Lebensrhythmus, was sich unter anderem so äußern konnte, dass er schlief, wann und wo es ihm beliebte. Gesellschaftliche Konventionen wie z. B. Pünktlichkeit hatten für ihn nur bedingt Gültigkeit. Seine Unzuverlässigkeit zu Beginn seiner Laufbahn ist geradezu legendär. Seinen Mitmenschen gegenüber zeigte er sich oft desinteressiert. Selbst gegenüber der Musik anderer Musiker war er gelegentlich ignorant oder äußerte sich sogar abfällig darüber. Mochte Monk auch ein liebevoller Ehemann und Vater sein, so war er im Privaten unzuverlässig und unfähig, Verantwortung für seine Familie zu übernehmen. Als seine Frau Nellie aufgrund ihrer Schwangerschaft ihren Job aufgeben musste, war von Monk keine finanzielle Unterstützung zu erwarten. Die werdende Familie musste zurück in das nun völlig überfüllte Appartement von Monks Mutter ziehen. Während dieser schwierigen Zeit war Monk tagelang verschwunden. Auch als sein Sohn schließlich am 27. Dezember 1949 geboren wurde, war der Musiker nicht aufzufinden.[3]

Wie viele Musiker seiner Generation nahm Thelonious Monk Drogen. In den schwarzen Ghettos der 1930er Jahre gehörten Drogen zum Alltag, auch Monk wuchs in einer solchen Umgebung auf: In den frühen 1930er Jahren wurde der Stadtteil San Juan Hill zu einem Hauptumschlagplatz für Heroin.[4] Möglicherweise durch seine Kindheit prädisponiert, suchte Monk in beruflich und familiär problematischen Phasen Ablenkung durch Drogen. Mit Heroin betäubte er etwa die Zukunftsängste, hervorgerufen durch die Geburt seines Sohnes und die neue Verantwortung als Familienvater.[5] Von der Forschung ist zudem eine Wechselwirkung zwischen Monks psychischer Störung und seinem Drogenkonsum hergestellt worden.[6] Dass der Pianist ein starker Trinker war, ist vermutlich ein Nebeneffekt seiner manischen Depression, die wiederum durch den hohen Alkoholkonsum verstärkt wurde. Gleiches gilt für Monks Lieblingsdroge Benzedrin (Speed), deren Einnahme die Symptome der Krankheit verstärken kann. Möglicherweise kann man also die Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit und Unsicherheit Monks zu einem Teil der Kombination aus Amphetaminen und seiner bipolaren Störung zuschreiben.

Seine Angehörigen schilderten den in der Öffentlichkeit so schweigsamen und einzelgängerischen Monk als einen in seiner vertrauten Umgebung kommunikativen und geselligen Menschen. Er spielte gerne Karten und galt als ausgezeichneter Schach- und Tischtennis-Spieler. Thelonious Monk führte nicht nur über Jahrzehnte ein intaktes Familienleben. Mit Bud Powell, Coleman Hawkins und der Baroness de Koenigswarter verband ihn auch eine lebenslange enge Freundschaft. Er war außerdem ein durchaus guter Geschäftsmann, der sich nie unter Wert verkaufte.

Die meiste Zeit seines Lebens lebte Monk in der Wohnung seiner Kindheit und verließ New York nur ungern. So beharrlich und souverän er in seiner Musik war, so unsicher, gar hilflos war er oft außerhalb seiner vertrauten Umgebung. Nachdem er 1959 auf dem Bostoner Flughafen von der Polizei aufgegriffen und wegen seines verwirrten Verhaltens für drei Tage in psychiatrische Beobachtung gegeben wurde, ließ Monk sich auf Reisen meist von seiner Frau Nellie begleiten, die ihm auch oft bei seinen seltenen Interviews zur Seite stand. Sein Sohn Thelonious Jr. berichtet davon, dass Monk tagelange Phasen tiefer Depression oder Euphorie, gefolgt von extremen Erschöpfungszuständen durchlief. Er wurde deswegen mehrmals von seiner Familie ins Krankenhaus eingeliefert, was aber nicht öffentlich gemacht wurde.

Die Musik Thelonious Monks war stark von seiner introvertierten, individualistischen Persönlichkeit geprägt. So eigenwillig Monk an dem ihm eigenen Lebensrhythmus und seinen oft exzentrischen Gewohnheiten festhielt, so eigenwillig war auch seine Musik. Seine Frau Nellie berichtete, dass Monk sich seiner Umgebung innerlich fast vollständig entziehen konnte und sich zeit seines Lebens ausschließlich mit seiner Musik beschäftigt hat.

Auf Filmaufnahmen des Klavier spielenden Monk ist zu sehen, wie der Pianist mit den Beinen tanzende Bewegungen aufführt. Während der Soli seiner Band-Mitglieder liebte Monk es, mit der Klavierbegleitung auszusetzen und offenbar völlig in sich versunken, fast wie in Trance auf der Bühne zu tanzen.[7] In diesem „monkischen“ Tanz vollzog er die eigentümliche Rhythmik und Harmonik seiner Musik nach. Vordergründig betrachtet erscheint dies oft behäbig und ungeschickt. Tatsächlich besaß Monk ein sehr individuelles Gefühl für Zeit, Bewegung und Rhythmus, das sein Verhalten auf Außenstehende oft befremdlich wirken ließ. Seine seltsam wirkenden Gewohnheiten entsprachen aber auf eine sehr spezielle Art seiner musikalischen Sprache, so dass vieles von seinem exzentrischen Verhalten bei näherem Hinsehen Parallelen zu seiner Musik erkennen lässt und nachvollziehbar wird.

Bezeichnenderweise beziehen sich viele Kompositionen des introvertierten Pianisten im Titel direkt auf Verwandte, enge Freunde oder sogar auf den Komponisten selbst. Little Rootie Tootie bezieht sich auf den Spitznamen seines Sohnes Thelonious Jr., Boo Boo’s Birthday auf den seiner Tochter Barbara. Crepuscule With Nellie ist seiner Ehefrau gewidmet, Pannonica der Baroness de Koenigswarter. Thelonious, Blue Monk oder Monk’s Mood sind nur drei der Stücke, die den Namen des Komponisten im Titel tragen.

Monk wurde während seines gesamten Lebens von Frauen in seiner unmittelbaren Umgebung gefördert und umsorgt: anfangs von seiner Mutter, später von seiner Frau Nellie, die in für Monk wirtschaftlich schwierigen Zeiten auch den Lebensunterhalt der Familie sicherte, und zuletzt von der Baroness de Koenigswarter, in deren Villa in New Jersey er sich 1973 im Alter zurückzog. Dort verbrachte er mit seiner Frau Nellie fast völlig zurückgezogen seinen Lebensabend. Sein psychischer Zustand verschlechterte sich in dieser Zeit zunehmend. Er starb 1982 nach einem Gehirnschlag.

Sein Sohn Thelonious Monk junior folgte dem Vater als Musiker, schlug eine Karriere als professioneller Schlagzeuger ein und rief das „Thelonious-Monk-Institute for Jazz“ ins Leben. Dessen Ziel ist es, musikalisch begabte Jugendliche zu fördern. Es verleiht jährlich den renommierten Thelonious-Monk-Award an herausragende Talente.

Die Musik Thelonious Monks

Monk gilt als Mitbegründer und führender Musiker des Bebop. Er nimmt innerhalb dieses Genres jedoch eine Außenseiterposition ein: zum einen wegen seiner eigenwilligen Kompositionen, zum anderen wegen seines nicht weniger individuellen Improvisationsstils. Monk entwickelt eine sehr eigenständige musikalische Ästhetik, die zwar etwa zeitgleich mit dem Bebop entsteht und auf diesen einwirkt, aber im Wesentlichen von diesem unabhängig ist. Auf die Frage, wer ihn musikalisch am meisten beeinflusst habe, antwortete Monk einmal: „Na, ich selbst natürlich.“

Der Komponist

In für den Bebop atypischer Weise sind Monks Kompositionen nicht bloße Neuharmonisierungen bekannter Standards, sondern meist vollständig neue Themen. Diese sind teils hochkomplex und enthalten ungewöhnliche Harmoniefolgen – wie etwa Round Midnight (siehe Beispiel), teils aber auch frappierend einfach, zum Beispiel ausgerechnet das Stück Thelonious, das auf einem einzigen Ton aufbaut.

Monk hatte eine Vorliebe für besonders kurze, prägnante Themen. Sie beruhen zwar oft auf dem 12-taktigen Blues-Schema oder der 32-taktigen Standardform populärer Songs, doch er verfremdete gern symmetrische 8-, 16- oder 32-taktige Formteile, indem er scheinbar völlig unlogisch und überraschend ungerade Takte anhängte, einschob oder die Melodie um einen halben Beat vorverlegte. Themen wie I mean you oder Straight no chaser basieren auf solchen rhythmischen Verschiebungen und Unregelmäßigkeiten. Diese Besonderheiten geben Monks Stücken einen sperrigen und irritierenden, aber gerade dadurch auch reizvollen Charakter. Sie sind an ihrer individuellen Formensprache leicht als seine Werke zu erkennen.

Der Improvisator

Als Pianist improvisierte Monk selten wie typische Bebop-Solisten in rasanten, sondern bevorzugt eher moderate Tempi. Ihm lag nicht daran, seine Virtuosität unter Beweis zu stellen, sondern die verborgenen Strukturen eines Themas aufzudecken und den Hörer dabei mitzunehmen. Er variierte ständig die Melodien und Harmonien der kompositorischen Vorlagen, indem er Motive, Phrasen und Akkorde daraus abstrahierte, dehnte oder verkürzte. Seine kantigen, bizarren Improvisationen wurden spontan erfunden, bildeten aber keine losgelöste und frei assoziierte Linie, sondern bezogen sich immer auf das zu Grunde liegende Thema.

Monk benutzte damals sehr ungewöhnliche Akkorde, Intervalle und Skalen, etwa den übermäßigen Dreiklang, die Ganztonleiter, die zum Tritonus erhöhte Quarte (das „Bebop“-Intervall) und kleine, als besonders dissonant empfundene Sekunden. Als Beispiel sei das Klavierintro aus der Komposition Brilliant Corners genannt.

Er kombinierte diese Elemente auf bizarre Weise miteinander und verteilte seine Akkorde über die ganze Klaviatur. Er setzte diese sowohl als harmonische Wendungen als auch als eigene „Farben“ ein.

Auch rhythmisch setzte Monk in dem für ihn typischen perkussiven Stil unerwartete, aber umso effektvollere Akzente. Er setzte diese sparsam, aber immer an Stellen, wo sie ein Höchstmaß an Aussagekraft erreichen. Er spielte mit Pausen und Gegenrhythmen, die den weiterlaufenden Swing kontrastieren. Indem er die Form verfremdete und neue großräumige thematische Bezüge herstellte, erzeugte er außergewöhnliche Spannungsmomente und öffnet neue Horizonte. Der Hörer kann miterleben, wie Monk das Stück improvisierend kommentiert, durchdenkt und nochmals ganz neu erfindet.

Monks Art der Komposition und Improvisation sind untrennbar miteinander verbunden. Der Kritiker Whitney Balliett fasst diese Wechselbeziehung so zusammen: „Seine Improvisationen sind verflüssigte Kompositionen, seine Kompositionen sind gefrorene Improvisationen.“

Innerhalb des Modern Jazz geht Monk bis an die Grenze zur Auflösung jeder Tonalität, Phrasierung und Rhythmik. Deswegen war er lange Zeit dem Unverständnis von Publikum und Kritik ausgesetzt. In der Bebop-Ära wurde er deshalb oft heftig abgelehnt und angefeindet. Seine Kritiker führten seine Art, Spannung zu erzeugen, auf mangelndes technisches Können und fehlendes Swing-Gefühl zurück. Monks Musik gewann jedoch gerade durch seine konsequent skurrile Exzentrik eine innere Stimmigkeit und Geschlossenheit, wie sie auch im Jazz nur selten zu finden sind. Sein sehr persönlicher Improvisationsstil findet daher nur wenige Nachahmer.

Monk lotete die kompositorischen und improvisatorischen Möglichkeiten des modernen Bebop-Idioms aus: Er ironisierte vermeintlich Bekanntes, parodierte Klischees, unterlief die Erwartungshaltung des Hörers und schaffte neue, unvermutete Bezüge. Dabei gab er aber die Tradition niemals auf, sondern blieb im Rahmen der funktionalen, vom Blues „getränkten“ Jazzharmonik und konventionellen Songformen. Diese vorgegebenen Strukturen sind als Basis seiner Spielweise immer erkennbar und werden gerade durch ihre Verfremdung hervorgehoben. Ein besonderer Reiz seiner Musik liegt daher in dem stets spürbaren Spannungsverhältnis zwischen den traditionellen musikalischen Formen und ihrer individualistischen Transformation.

Einfluss auf andere Musiker

Durch seine verspätete Anerkennung macht sich Monks Einfluss erst ab etwa 1955 bemerkbar. Er eröffnete dem Jazz in den 1950er Jahren neuartige Perspektiven: Sein experimenteller Stil nahm vieles von dem vorweg, was später in den 1960er Jahren im Free Jazz üblich und breit entfaltet wurde. Durchsetzt von seinem zynischen Humor klang bei Monk Vieles erstmals an, was ebenso geniale Jazz-Avantgardisten später weiterentwickelten. So beeinflusste Monk zahlreiche Jazzmusiker der 1960er Jahre wie John Coltrane, Ornette Coleman, Sonny Rollins und Eric Dolphy.

Er selbst war jedoch nicht bereit, die radikalen Umwälzungen mitzumachen, sondern stand dem Free Jazz der 1960er Jahre ablehnend gegenüber. Er warf den jungen Avantgardisten vor, unzusammenhängend und unlogisch einfach nur „einen Haufen Noten“ nacheinander zu spielen. Den Free-Jazz-Pionier Ornette Coleman beschuldigt er sogar, mit seinen neuartigen musikalischen Konzepten den Jazz zu zerstören. Hier zeigt sich, dass der Komponist und Strukturalist Monk auf die traditionelle Form angewiesen blieb, um seine individuelle musikalische Sprache sprechen zu können.

Monk komponierte im Laufe seines Lebens nur genau 71 Themen (Duke Ellington zum Beispiel komponierte etwa 2000). Dennoch gilt er als einer der wenigen großen Jazz-Komponisten. Viele seiner Stücke wurden wegen ihrer genialen eigenwilligen, oft bizarren Formensprache ihrerseits zu Jazzklassikern (sogenannten „Standards“). Sie haben in dem, was man als Modern Jazz bezeichnet, eine absolut überragende Stellung eingenommen und gelten als Paradebeispiele für diese Musikrichtung, an der kein bedeutender heutiger Jazzmusiker und Jazzpianist vorbeikommt.

Seit Monks Tod erlebt seine Musik eine regelrechte Renaissance, die bis heute anhält. Viele namhafte Musiker beschäftigen sich bis heute intensiv mit seinem Werk und spielen seine Kompositionen ein. Dazu gehören unter anderen Anthony Braxton, Misha Mengelberg und Chick Corea. Der Pianist Alexander von Schlippenbach führt mit einer Gruppe junger Musiker in einem Konzertprogramm das Gesamtwerk Monks auf und hat dieses im Jahr 2004 komplett aufgenommen. Der Sopransaxophonist Steve Lacy, selbst in den 60ern kurzzeitig Mitglied in Monks Band und auf der Columbia-Aufnahme von 1964 zu hören, spielte einige Jahre seiner Karriere sogar ausschließlich Monk-Kompositionen.

Monks Einfluss reicht jedoch weit über den Jazz hinaus. So erschien 1984 das von Hal Willner produzierte Doppelalbum That’s The Way I Feel Now, auf dem sowohl Jazz- als auch Popmusiker Monk ihre Reverenz erweisen. Unter ihnen sind Gil Evans, Dr. John, Donald Fagen und John Zorn. Auch das Kronos Quartet hat eine kammermusikalische Hommage an Monk aufgenommen.

1989 produzierte Clint Eastwood den Dokumentarfilm Thelonious Monk: Straight, No Chaser, ein sensibles und lebhaftes Porträt Thelonious Monks, unter der Regie von Charlotte Zwerin.

Im April 2006 wurde Thelonious Monk für sein Werk posthum ein Pulitzer-Preis verliehen.

Nach ihm ist ein angesehener Nachwuchswettbewerb für Jazzmusiker (Thelonious-Monk-Wettbewerb) benannt.

Kompositionen (Auswahl)

Siehe auch: Frank Kimbrough: Monk’s Dreams: The Complete Compositions of Thelonious Sphere Monk (2018)

Wichtige Aufnahmen

Bereits zu Lebzeiten wurden mehr als 50 Aufnahmen Thelonious Monks unter seinem eigenen Namen oder dem anderer Leader veröffentlicht. Seit seinem Tode wurden seiner Diskografie bis heute zahlreiche weitere, bislang unveröffentlichte Aufnahmen oder Zusammenstellungen hinzugefügt. So wurde im Jahr 2005 eine bislang unbekannte Live-Aufnahme Monks mit John Coltrane veröffentlicht. Eine vollständige Auflistung an dieser Stelle ist weder sinnvoll noch möglich. Stattdessen wird hier exemplarisch auf einige besonders hervorzuhebende Aufnahmen hingewiesen.

Zusammenstellungen

  • The Complete Riverside Recordings (1986) – (Riverside Records)
  • The Best Of Thelonious Monk. The Blue Note Years (1947–1952, Blue Note, erschienen 1991)
  • Thelonious Monk 85th Birthday Celebration (1952–1961, ZYX Music, erschienen 2002)
  • The Columbia Years: '62–'68 (1962–1968, Sony, erschienen 2001)
  • The Complete Black Lion and Vogue Recordings of Thelonious Monk – (1954 & 1971) – (Mosaic 1985) – 4 LPs mit Al McKibbon, Art Blakey

Andere

Es existieren zahlreiche Schallplatten, auf denen andere Musiker ausschließlich Kompositionen Thelonious Monks spielen, oder bei denen diese einen Schwerpunkt bilden. Diese Liste kann daher nur eine kleine Auswahl wiedergeben.

  • Steve Lacy: Reflections (1958, New Jazz/OJC)
  • Steve Khan: Evidence (1980, Novus)
  • Sphere: Four In One (1982, Elektra)
  • Roswell Rudd / Misha Mengelberg: Regeneration (1982, Soul Note)
  • Arthur Blythe: Light Blue (1983, Columbia)
  • Verschiedene: That’s The Way I Feel Now (1984, A&M)
  • Kronos Quartet: Monk Suite (1985, Nonesuch)
  • Steve Lacy: Only Monk (1985, Soul Note)
  • Anthony Braxton: Six Monk’s Compositions (1987, Black Saint)
  • Paul Motian: Monk In Motian (1988, jmt)
  • Carmen McRae: Carmen Sings Monk (1988, Novus)
  • Steve Lacy: More Monk (1989, Soul Note)
  • Bebop & Beyond: Plays Thelonious Monk (1990, Blue Moon)
  • T.J. Kirk: If Four Was One (1996, Warner Bros.)
  • Esbjörn Svensson Trio: Plays Monk (1996, ACT)
  • Alexander von Schlippenbach: Plays Monk (1997, enja)
  • T.S. Monk: Monk On Monk (1997, N2K)
  • Verschiedene: Blue Monk: Blue Note Plays Monk’s Music (1999, Blue Note)
  • Wynton Marsalis: Standard Time, Vol. 4: Marsalis Plays Monk (1999, Columbia)
  • Alexander von Schlippenbach: Monk’s Casino (Das Gesamtwerk, 2005, Intakt)

Filme, Videoalben, Hörbücher

  • Thelonious Monk: Straight, No Chaser (Dokumentarfilm von Charlotte Zwerin, 1989)
  • Rewind and Play (Dokumentarfilm von Alain Gomis, 2022)
  • Marcus A. Woelfle: The Thelonious Monk Story, gelesen von Rufus Beck (Hörbuch, 2 CDs, 2005, ZYX Music)

Literatur

  • Jürgen Arndt: Thelonious Monk und der Free Jazz. (= Beiträge zur Jazzforschung 11). Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2002, ISBN 3-201-01794-9.
  • Thomas Fitterling: Thelonious Monk. Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos, Waakirchen 1987, ISBN 3-923657-14-5.
  • Thomas Fitterling: Thelonious Monk: His Life and Music. Berkeley Hills Books, Berkeley 1997, ISBN 0-9653774-1-5.
  • Leslie Gourse: Straight, No Chaser: The Life and Genius of Thelonious Monk. Schirmer Books, 1998, ISBN 0-8256-7229-5.
  • Robin D. G. Kelley: Thelonious Monk. The Life and Times of an American Original. Free Press New York/ London/ Toronto u. a. 2009, ISBN 978-0-684-83190-9.
  • Jacques Ponzio, Francois Postif: „blue monk“ – prophet der moderne im jazz. Hannibal, St. Andrä-Wördern 1997, ISBN 3-85445-142-3.
  • Chris Sheridan: Brilliant Corners: A Bio-Discography of Thelonious Monk, Westport and London: Greenwood Press, 2001
  • Arthur Taylor: Notes and Tones. Musician-to-Musician Interviews. Da Capo Press, New York 1993, ISBN 0-306-80526-X. (ausgiebige Interviews mit 30 Jazzmusikern, darunter Monk)
  • Marcus A. Woelfle: Thelonious Monk 85th Birthday Celebration. Beiheft zur CD-Box. ZYX Music, 2002.
  • Misterioso. Jazzlegende Thelonious Monk. Themenheft aus du Schweizer Monatsschrift. TA-Media Verlag, Zürich März 1994, ISSN 0012-6837.
  • Rob van der Bliek (Hrsg.): The Thelonious Monk Reader. Oxford University Press, 2001, ISBN 0-19-512166-X.
  • Laurent de Wilde: Monk. Übersetzt von Jonathan Dickinson. Marlowe Press, New York 1997, ISBN 1-56924-740-4. (engl.; französ. Original 1996)

Weblinks

Commons: Thelonious Monk – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. wildnewyork: Manhattan’s long-gone San Juan Hill. Auf: ephemeralnewyork.wordpress.com – mit beeindruckenden Fotos aus den 1940er Jahren. Abgerufen am 2. Oktober 2010 (englisch).
  2. IT MUST SCHWING! - Die Blue Note Story / Kino Film Jazz Dokumentation. Abgerufen am 23. Februar 2023.
  3. Kelley 2009, S. 150f.
  4. Kelley 2009, S. 31.
  5. Kelley 2009, S. 151.
  6. Kelley 2009, S. 507.
  7. Thelonious Monk - Evidence - Japan (1963). Abgerufen am 23. Februar 2023.
  8. Outtakes! 15. Januar 2010, abgerufen am 23. Februar 2023.

Veröffentlichungen von The Jazz Messengers die im OTRS erhältlich sind/waren:

Just Coolin’ ¦ Roots & Herbs ¦ Moanin’ ¦ The Big Beat ¦ First Flight To Tokyo: The Lost 1961 Recordings ¦ Art Blakey's Jazz Messengers With Thelonious Monk ¦ Hard Drive

The Jazz Messengers auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Jazz Messengers im Konzert (1985): (v. l. n. r.) Jean Toussaint (Tenorsaxophon), Terence Blanchard (Trompete), wahrscheinlich Donald Harrison (Sopransaxophon), Lonnie Plaxico (Bass)

The Jazz Messengers (1955–1990) waren eine Jazzband mit wechselnder Besetzung, die vom Schlagzeuger Art Blakey geleitet wurde. Ursprünglich waren die Messengers ein Projekt des Jazzpianisten Horace Silver mit Art Blakey.

Bandgeschichte

Vorgeschichte 1947–1954

Im Jahr 1947 bildete Art Blakey eine kurzlebige Big Band, die er „The Seventeen Messengers“ nannte. In den Jahren 1952 und 1953 war Art Blakey Schlagzeuger des neu gegründeten Horace Silver Trio und wirkte mit bei den zwei 10"-LPs Introducing the Horace Silver Trio und Horace Silver Trio Vol. 2 (später auf einer 12"-LP zusammengefasst unter dem Titel Horace Silver and Spotlight on the Drums: Art Blakey — Sabu). Mit dem neu zusammengestellten Art Blakey Quintet (bestehend aus Clifford Brown, Lou Donaldson, Horace Silver und Curly Russell) nahm er am 21. Februar 1954 für Blue Note Records die inzwischen legendär gewordene Live-Session A Night at Birdland auf.

The Jazz Messengers mit Horace Silver 1954–1956

Urbesetzung 1954
Schlagzeug:Art Blakey
Saxophon:Hank Mobley
Trompete:Kenny Dorham
Klavier:Horace Silver
BassDoug Watkins

Im November 1954 bzw. Februar 1955 spielte Art Blakey im Horace Silver Quintet, bestehend aus Horace Silver, Kenny Dorham, Hank Mobley und Doug Watkins. Diese Konstellation stellte die Urbesetzung der Jazz Messengers dar. Die beiden eingespielten 10"-LPs Horace Silver Quintet, Vol. 1 und Vol. 2 (BLP 5058/5062) wurden 1956 zu einer 12"-LP zusammengefasst und unter dem Albumtitel Horace Silver and the Jazz Messengers wiederveröffentlicht. Im März 1955 begleiteten Art Blakey, Horace Silver und Hank Mobley den Trompeter Kenny Dorham auf dessen Album Afro-Cuban (Blue Note 92744).

Am 23. November 1955 erfolgte ein Live-Mitschnitt der Urbesetzung im Café Bohemia in New York, der unter dem Titel The Jazz Messengers – At the Café Bohemia, Vol. 1 und Vol. 2 (BLP 1507/1508), auf Blue Note Records veröffentlicht wurde. Als Kenny Dorham 1956 die Jazz Messengers verließ, um endgültig seine Solokarriere weiterzuverfolgen, wurde er durch Donald Byrd ersetzt. In dieser Konstellation spielte man für Columbia Records das Album The Jazz Messengers ein.

Bandgeschichte bis 1991

Horace Silver, der musikalische Leiter der Gruppe, überließ den Bandnamen nach seinem Ausscheiden 1956 Art Blakey, so dass die Band fortan unter dem Namen Art Blakey & The Jazz Messengers firmierte. Als dann auch Hank Mobley ausschied, bildeten Bill Hardman und Jackie McLean die Frontline der Band. In die Ära Bill Hardman fällt auch die gemeinsame Atlantic-Platte der Messengers mit Thelonious Monk und Johnny Griffin im März 1957.

Besetzung 1958
Schlagzeug:Art Blakey
Saxophon:Benny Golson
Trompete:Lee Morgan
Klavier:Bobby Timmons
Bass:Jymie Merritt

Der bedeutendste Personalwechsel Ende der 1950er Jahre war der Eintritt des Tenorsaxophonisten Benny Golson, der auch als musikalischer Direktor und Komponist fungierte, sowie des jungen Trompeters Lee Morgan. Die Rhythmusgruppe wurde ergänzt durch den Pianisten Bobby Timmons und den Bassisten Jymie Merritt, der bis 1962 bei den Messengers blieb.

Das Normalformat der Messengers war die Quintettbesetzung mit Trompete, Tenorsaxophon, Piano, Bass und Schlagzeug; die Band wurde jedoch zeitweise – wie zu Beginn der 1960er Jahre durch die Hinzunahme des Posaunisten Curtis Fuller in die Frontline – zum Sextett erweitert, zu hören auf dem Blue-Note-Album Mosaic 1961. Später wurden zudem Besetzungen mit zwei Saxophonen (Tenor und Alt) versucht. Blakey setzte jeweils einen musikalischen Direktor ein, in welcher Rolle neben Silver und anderen Pianisten vor allem die Tenorsaxophonisten Benny Golson und Wayne Shorter in Erscheinung traten. Letzterer wurde dann von Miles Davis für dessen Quintett abgeworben, wo er John Coltrane nachfolgte. Blakey forderte indes nach Möglichkeit von allen Bandmitgliedern Beiträge zum Repertoire ein. Zu Berühmtheit gelangten insbesondere die Kompositionen „Moanin’“ (Bobby Timmons) und „Blues March“ (Benny Golson), die bei kaum einem Auftritt der Messengers fehlen durften.

Besetzung 1961
Schlagzeug:Art Blakey
Saxophon:Wayne Shorter
Trompete:Freddie Hubbard
Posaune:Curtis Fuller
Klavier / Arrangement:Cedar Walton
Bass:Jymie Merritt

Danach kam Cedar Walton nicht nur als Pianist, sondern auch als professionell ausgebildeter Arrangeur (er war didaktisch interessiert) in die Band, der als erster den folgenden späten Sound der Band schuf, der sich durch interessante charakteristische Abstimmung der Bläser bemerkbar macht. (so das Album Caravan.)

Als große Zeit der Gruppe kann das Jahrzehnt 1955–1965 bezeichnet werden, in dem einige bekannte Alben für Blue Note Records entstanden, wie A Night in Tunisia 1960, Roots and Herbs 1961, Mosaic 1961 und Free for All 1964. Die Messengers bildeten wohl neben dem Horace Silver Quintett eine der Säulen, auf denen der damalige Erfolg dieses Labels, das sich weitgehend dem Hardbop verschrieb, ruhte.[1] Nachdem der Hardbop gegen Ende der 1960er Jahre an Bedeutung verlor und mit ihm auch „Blue Note“ vorübergehend von der Bildfläche verschwand, wurden die Messengers etwas an den Rand der Szene gedrängt, obwohl sie noch bis zum Tode Blakeys 1990 fortbestanden. Zu den bedeutenden Musikern, die in dieser Zeit Mitglied der Messengers waren, gehören John Gilmore 1964/65, Keith Jarrett und Chuck Mangione 1966, Billy Harper und Ronnie Mathews 1968, Joanne Brackeen 1969–71, Jan Arnet 1969/70, Woody Shaw 1971–73 sowie erneut Bill Hardman und Johnny Griffin, sowie Junior Mance und Reggie Workman.

Anfang der 1970er Jahre wandte Blakey sich auch anderen Projekten zu, trat aber gelegentlich weiter mit den Messengers auf. 1975 formte er mit jungen Musikern wie dem aus Russland stammenden Trompeter Valery Ponomarev, den Saxophonisten Bobby Watson und David Schnitter, für welche Besetzung deren Pianist Walter Davis einige prägnante Kompositionen wie Jodi und Uranus beisteuerte, die Messengers neu. Bill Hardman wurde immer wieder zur Arbeit hinzugezogen und hatte sicherlich mit seiner dreißigjährigen[2] Mitarbeit (1956–87) Anteil an der Kontinuität der Messengers. In späteren Besetzungen holte sich Blakey den Pianisten James Williams und den Bassisten Dennis Irwin.

Besetzung 1981
Schlagzeug:Art Blakey
Trompete:Wynton Marsalis
Saxophon:Bobby Watson
Saxophon:Bill Pierce
Klavier:James Williams
Bass:Charles Fambrough

Obwohl die späten Messengers nicht mehr an die Erfolgszeit ihrer Vorgänger von 1955 bis 1965 anschließen konnten, waren sie eine außerordentliche „Talentschmiede“ des Hardbop oder Neobop, aus der später erfolgreiche Musiker wie Wynton Marsalis, Branford Marsalis, Kenny Garrett, Robin Eubanks, Mulgrew Miller, Lonnie Plaxico, Terence Blanchard oder Frank Lacy hervorgehen sollten. Außerdem trat Blakey mit Wiedervereinigungen der alten Messengers-Besetzung bei verschiedenen Jazzfestival auf, so auf dem Kool Jazz Festival 1981, in Japan 1983 und dem Blue Note-Festival 1985.

Bis ins Jahr 1990 ging Blakey mit der Band regelmäßig auf Tournee, trat etwa auf dem North Sea Jazz Festival und bei Moldejazz auf, und spielte Alben ein, zuletzt im April 1990 mit Trompeter Brian Lynch, Posaunist Steve Davies, den Saxophonisten Dale Barlow und Javon Jackson, dem Pianisten Geoff Keezer und dem Bassisten Essiet Okon Essiet. In der Woche vor Blakeys Tod traten die Jazz Messengers zum letzten Mal auf – im New Yorker Sweet Basil.

Bandgeschichte nach Blakeys Tod

Zur 2004 gegründeten Jazz Messengers Reunion Band gehörten Trompeter Valery Ponomarev, Tenorsaxophonist David Schnitter, Altsaxophonist Bobby Watson, Pianist Mulgrew Miller sowie Bassist Lonnie Plaxico mit wechselnden Schlagzeugern wie Louis Hayes oder Ben Riley.[3]

Eine weitere Ghost Band bildeten Blakey-Zeitgenossen Benny Golson, Curtis Fuller mit Geoff Keezer, Terence Blanchard, Peter Washington und Lewis Nash für ein Konzert im Iridium Jazz Club im November 1997; der Mitschnitt erschien als The Legacy of Art Blakey auf Telarc.

Zitate

Das Funktionieren der Band fasste Blakey ironisch so zusammen: „Wenn die Jungs[4] in der Band zu alt werden, hole ich mir jüngere, das hält den Geist in Schwung“

Horace Silver, der die Band allein wegen der Drogenprobleme seiner Mitmusiker verließ, äußerte sich in seiner Autobiografie sehr lobend: „Ich kann sagen, dass die Jazz Messengers die großartigste Band war, mit der ich spielen durfte – und ich habe mit einigen großartigen gespielt (…) Die ursprünglichen Jazz Messengers waren eine verdammt gute Band. Ich liebe und vermisse alle diese Jungs.“[5]

Leonard Feather: „Die Messengers bestimmten den Hard Bop-Bereich des Jazz mit einer gewaltigen kinetischen Kraft, wofür Blakeys einfallsreiche und anregende Arbeit im großen und ganzen verantwortlich war.“

Besetzungen

Diskografische Hinweise

Literatur

  • Horace Silver: Let’s Get to the Nitty Gritty. The Autobiography of Horace Silver. Edited, with Afterword, by Phil Pastras. Foreword by Joe Zawinul. University of California Press, 2006. (mit Diskografie)

Weblinks

Commons: The Jazz Messengers – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Musikbeispiele

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Der Erfolg der Messengers rettete auch die finanziell prekäre Lage des Labels vor dem Ruin; es war vor allem dem Erfolg von Titeln wie The Preacher und Doodlin’ zu verdanken, den Alfred Lion zunächst ablehnen wollte.
  2. Art Blakey Chronology (and the Jazz Messengers). Abgerufen am 5. März 2023.
  3. oe1.orf.at: Radiokolleg – Hardbop | MI | 30 09 2015 | 9:45. Abgerufen am 5. März 2023.
  4. Allerdings holte er zwischen 1969 und 1972 auch Joanne Brackeen in seine Band, und kurzzeitig spielte 1986 auch Gail Thompson bei den Messengers; sonst griff er allerdings nie auf Jazzmusikerinnen zurück.
  5. Horace Silver: Let’s Get to the Nitty Gritty. S. 88–89.
  6. Chartquellen: DE CH

Same album, but different version(s)...

Art Blakey’s Jazz Messengers & Thelonious Monk ¦ Art Blakey’s Jazz Messengers With Thelonious Monk
CHF 58.00 inkl. MwSt