„Ich hatte einen Motorradunfall gehabt und mich verletzt, aber ich erholte mich. In Wahrheit wollte ich der Tretmühle den Rücken kehren.“
Nach dem Motorradunfall zog sich Dylan für zwei Jahre fast völlig aus der Öffentlichkeit zurück, wenngleich sich sein Ruhm gerade in der Zeit seiner Abstinenz sehr steigerte. Informationen über ihn und seine Arbeit flossen außerordentlich spärlich. Er lebte nun in Woodstock, einer Künstlerkolonie unweit von New York, und widmete sich vornehmlich seiner Frau Sara und den gemeinsamen Kindern. Im ersten Teil seiner Autobiografie Chronicles sagt er, dass er sich damals ein einfaches Leben mit einem geregelten Job gewünscht habe.
Erst im Mai 1967 gab Dylan wieder ein Interview für die Daily News, ließ seine Pläne offen und gab sogar Gerüchten über einen endgültigen Rückzug vom Musikgeschäft Nahrung.[77] Doch im Sommer 1967 verlängerte er seinen Plattenvertrag mit Columbia und begann wieder intensiv zu musizieren. Zusammen mit den Musikern seiner Begleitband, die sich inzwischen The Band nannten, nahm er in lockeren Sessions im Keller des angemieteten Bauernhauses Big Pink ein Sammelsurium teils fast vergessener Songs der US-amerikanischen Rootsmusik aus Blues, Folk und Country auf. Diese kursierten jahrelang als Bootlegs, bevor sie 1975 offiziell und stark gekürzt unter dem Titel The Basement Tapes veröffentlicht wurden.
Häufig werden die Lieder jener Zeit als Dylans Bekenntnis zu den Freuden des einfachen Lebens als Familienvater gedeutet, wohingegen viele seiner alten Fans ihm dafür erneut Verrat an den Idealen der Gegenkultur vorwarfen. Die Sessions brachten Dylan wieder zurück in den Musikbetrieb und nach einem Treffen mit Bob Johnston begann er mit dem Schreiben neuer Songs. Beeinflusst von den Basement Tapes und tief berührt vom Tod Woody Guthries wandte sich Dylan sehr einfachen Songstrukturen und Liedinhalten zu, die im Dezember 1967 auf dem Album John Wesley Harding erschienen.
In den folgenden Jahren trat Dylan nur vereinzelt auf. Er stand beim Woody-Guthrie-Memorial-Concert im Januar 1968 erstmals wieder auf der Bühne und steuerte vier Songs seines Idols bei. 1969 folgte ein Auftritt als Begleitmusiker von The Band, und während Dylan beim legendären Woodstock-Festival nicht auftreten wollte, war er im August Headliner des Isle of Wight Festivals. Er unterstützte den früheren Beatles-Gitarristen George Harrison bei dessen Konzert für Bangladesch, auf dem er im August 1971 im Madison Square Garden spielte.
Bei dem für seine Verhältnisse sehr gefälligen Nashville Skyline arbeitete er mit dem Country-Musiker Johnny Cash zusammen. Die LP wurde zu Dylans bis dahin größtem kommerziellen Erfolg. Dylan bereitete so der Akzeptanz der bislang teilweise als reaktionär verpönten Country-Musik im Rocklager den Boden und wurde – neben Buffalo Springfield / Neil Young, den Byrds und Gram Parsons – zu einem Wegbereiter des Country-Rock.
1969 wurde sein Sohn Jakob geboren, der heute selbst als Musiker arbeitet. Dylan hat außer ihm fünf weitere Kinder, darunter den Regisseur Jesse Dylan. Sein Doppelalbum Self Portrait aus dem Jahr 1970 erschien vielen Fans als eine lieblose Sammlung uninspirierter Songs und gilt als eine seiner schlechtesten Platten. Dylan selbst bezeichnete die Veröffentlichung später als den Versuch eines Befreiungsschlags, mit dem er die von ihm als bedrückend empfundene Erwartungshaltung seines Publikums zerstören wollte.
Danach veröffentlichte er zwei als respektabel, aber nicht herausragend angesehene Alben (New Morning und Planet Waves) und spielte eine kleine Rolle in Sam Peckinpahs Western Pat Garrett jagt Billy the Kid an der Seite von Kris Kristofferson und James Coburn. Er schrieb zudem die Musik zu diesem Film, darunter das ebenso hymnische wie desillusionierte Knockin’ on Heaven’s Door.
Mitte der 1970er Jahre begann Dylans private Idylle zu bröckeln, als seine Ehe in eine Krise geriet. Eine spektakuläre Comebacktournee (dokumentiert auf dem Doppelalbum Before the Flood Anfang 1974) war zwar binnen weniger Stunden ausverkauft und ein großer Publikumserfolg, die Kritiken fielen jedoch eher zwiespältig aus. Kritisiert wurde vor allem, dass er kaum neue Songs bringe und mehr „schreie als singe“. Auffallend war, dass er viele bekannte Lieder in völlig neuem musikalischen Gewand darbot und diese damit zwar einerseits revitalisierte, andererseits aber oft bis zur Unkenntlichkeit veränderte. Diese Herangehensweise an das eigene Werk hat Dylan bis heute beibehalten und sie ist zu einem Markenzeichen geworden. 1975 veröffentlichte Dylan Blood on the Tracks. Das Album wird seither als Dylans künstlerische Verarbeitung der Trennung von seiner Frau Sara interpretiert. Bob Dylan selbst hat jedoch immer wieder einen direkten Zusammenhang bestritten.
1975/76 startete er das Projekt der Rolling Thunder Revue, eine Art musikalischen fahrenden Zirkus mit zahlreichen Musikern, der oft nur kurzfristig angekündigt an verschiedenen Orten der USA Station machte. Dylans Auftritte während des ersten Teils dieser Tournee werden heute zu den besten seiner Karriere gezählt.[78] Auf der Platte Desire, auf der Songs aus dieser Zeit veröffentlicht wurden, sang Dylan auch im Duett mit Emmylou Harris. Sie war ein großer kommerzieller und künstlerischer Erfolg und brachte Dylan auf einen zweiten Zenit seiner Popularität.[79] Besonders bekannt wurde der Song Hurricane über den Boxer Rubin Carter, dessen Karriere durch ein möglicherweise rassistisch motiviertes juristisches Fehlurteil beendet worden war. Mit dem wehmütigen Lied Sara setzte er seiner ehemaligen Frau ein Denkmal. Der vierstündige Kinofilm Renaldo & Clara, der die Tour dokumentierte und bei dem Dylan selbst Regie führte, wurde jedoch von der Kritik verrissen und brachte wenig ein. 1977 nahm er Hintergrundgesang für ein Stück von Leonard Cohens Album Death of a Ladies’ Man auf. Noch im selben Jahr wurden Bob und Sara Dylan geschieden.
Dylans Welttournee im Jahr 1978 (unter anderem mit einem Auftritt am 1. Juli vor etwa 75.000 Menschen auf dem Zeppelinfeld, dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg) war sehr erfolgreich. Jedoch stieß er im Winter 1978/79 an die Grenzen seiner psychischen Kräfte. Dylans Freundin Mary Alice Artes, eine afroamerikanische Schauspielerin, riet ihm, Seelsorge in Anspruch zu nehmen und verwies ihn in diesem Zusammenhang an zwei Pastoren, die ihr persönlich bekannt waren. Dylan ließ sich darauf ein, besuchte einen dreimonatigen Bibelkurs der damals noch jungen Vineyard-Bewegung und empfing Anfang 1979 die Taufe.[80][81] Dylans Konversion zum Christentum, vor allem sein Bekenntnis, ein wiedergeborener Christ zu sein, erregten Aufsehen. Künstlerischer Ausdruck seiner Konversion waren die folgenden zwischen 1979 und 1981 veröffentlichten drei Alben: Slow Train Coming, Saved und Shot of Love.[82]
Diese erneute Wendung in Dylans Musik konnte ein Großteil seines Publikums nicht nachvollziehen. Er war teilweise harscher Kritik ausgesetzt, obwohl er für den Song Gotta Serve Somebody seinen ersten Grammy erhielt. Die Lyrik des von „göttlicher Offenbarung“ durchdrungenen Liedes Every Grain of Sand gilt zudem als einer seiner inspiriertesten Texte. Mit der Zeit flaute die Kontroverse um seine christliche Phase ab, zumal sich ab 1981 mit dem Lied Lenny Bruce (eine Hommage an den 1966 verstorbenen subversiven Komiker) wieder eine Rückkehr zu weltlichen Themen andeutete.
1979 kaufte Dylan für 105.000 US-Dollar ein großes Anwesen in Malibu im US-Bundesstaat Kalifornien, wo er noch heute (2022) lebt.[83] Es befindet sich in der Nähe des Point Dume State Beach.[84]
Die 1980er Jahre waren durch viele unterschiedliche Alben gekennzeichnet, deren Stil (Musik und Text) bei Kritik und Publikum großteils verhaltene Resonanz auslöste. Während Infidels (1983) und Empire Burlesque (1985) noch einige hervorragende Songs enthalten, erreichte er mit Knocked Out Loaded (1986) und Down in the Groove (1988) einen künstlerischen Tiefpunkt. Die Musikzeitschrift Rolling Stone wählte Down in the Groove im Mai 2007 zum „schlechtesten Album eines bedeutenden Künstlers“.[85] Am 28. Januar 1985 nahm Dylan an den Aufnahmen zu We are the World teil und sang die Zeile “there’s a choice we’re making”. In der zweiten Hälfte der Dekade hatte er mit einem Alkoholproblem zu kämpfen. Die Auftritte jener Zeit verliefen zum Teil entsprechend chaotisch. Beim Live-Aid-Konzert am 13. Juli 1985 zugunsten der hungernden Bevölkerung Äthiopiens fiel er mit der Bemerkung auf, er hoffe, ein Teil des Geldes würde für die leidenden US-amerikanischen Farmer verwendet. („I hope that some of the money…maybe they can just take a little bit of it, maybe…one or two million, maybe…and use it, say, to pay the mortgages on some of the farms and, the farmers here, owe to the banks…“.) Diese Aussage wurde zwar angesichts der hungernden Bevölkerung Äthiopiens von vielen als unangemessen betrachtet und teils heftig kritisiert, führte schließlich aber dazu, dass ein Benefiz-Konzert Farm Aid organisiert wurde, das erstmals am 22. September 1985 in Champaign, Illinois, stattfand.
Am 4. Juni 1986 heiratete Dylan Carolyn Dennis, die für Dylan und weitere namhafte Künstler als Background-Sängerin aktiv war. Die gemeinsame Tochter Desiree Gabrielle Dennis-Dylan ist am 31. Januar 1986 zur Welt gekommen. Hochzeit wie Geburt wurden jedoch vor Bekannten und vor der Öffentlichkeit geheim gehalten, nur einige enge Freunde des Paares wussten davon. Erst 2001 machte Howard Sounes diese privaten Ereignisse in einer Biographie publik. Die Ehe wurde im Oktober 1992 geschieden. Am 17. September 1987 gab Dylan zusammen mit Roger McGuinn und Tom Petty & the Heartbreakers ein Konzert in Ost-Berlin im Treptower Park vor 70.000 Besuchern,[86] nachdem der Kartenvorverkauf zu einem eigentlich für diesen Tag in der West-Berliner Waldbühne geplant gewesenen Konzert sehr schleppend angelaufen war.[87]
Ab 1988 wirkte er neben Roy Orbison, Tom Petty und Jeff Lynne maßgeblich in der von George Harrison ins Leben gerufenen Gruppe Traveling Wilburys mit. Die Gruppe, die von 1988 bis 1990 Bestand hatte, produzierte zwei Studioalben. Seit 1988 befindet sich Dylan auf der inoffiziell so bezeichneten „Never Ending Tour“, die ihn schon mehrmals um den Erdball führte. Dabei gibt er im Schnitt über 100 Konzerte pro Jahr. Während Dylan in den ersten Jahren dieser Tour manche Stücke mit zumeist skurrilen Kommentaren einleitete, spricht er dabei, mit Ausnahme der Vorstellung der Bandmitglieder, oft so gut wie kein Wort und beschränkt sich allein auf das Singen und Musizieren. Gelegentlich findet er jedoch Gefallen daran, einen Witz einzustreuen.[88] Fast jedes Dylan-Konzert der vergangenen Jahrzehnte (inzwischen sind es etwa 4000) wurde als sogenanntes Bootleg illegal mitgeschnitten. Die Mitschnitte werden in Fankreisen unter „Tape Tradern“ kostenlos getauscht.
Im Jahr 1988 wurde Bob Dylan in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[89] Sein Laudator war Bruce Springsteen, der zu Beginn seiner Karriere als „neuer Dylan“ bezeichnet worden war. 1989 gelang Dylan mit dem von Daniel Lanois in New Orleans produzierten Album Oh Mercy die Rückkehr zu alter Form, der Nachfolger Under the Red Sky (1990) war jedoch erneut eine Enttäuschung. 1991 wurde ihm ein weiterer Grammy für sein Lebenswerk verliehen. In der ersten Hälfte der 1990er Jahre veröffentlichte er keine neuen Kompositionen. 1992 und 1993 erschienen zwei Alben (Good as I Been to You, World Gone Wrong) mit Aufnahmen traditioneller Folk- und Bluessongs, die er solo, nur begleitet von Gitarre und Mundharmonika, einspielte.
Im August 1994 trat Dylan auf dem Woodstock-II-Festival auf, einer Neuauflage des legendären Festivals von 1969. Sein Auftritt wurde zur Überraschung vieler Beobachter von dem überwiegend jugendlichen Publikum euphorisch aufgenommen. Im November 1994 nahm er ein Live-Album mit DVD für die MTV-Unplugged-Reihe auf. Ursprünglich hatte er vorgehabt, darauf alte Country- und Blues-Stücke zu spielen, die Produzenten wollten aber stattdessen einige seiner größten Hits. Dylan gab nach, und das Album wurde eines seiner finanziell erfolgreichsten und erreichte Platz 23 der US-amerikanischen Albumcharts. Der Verlag Random House veröffentlichte im selben Jahr unter dem Titel Drawn Blank einen Bildband mit Zeichnungen von Dylan, die er zwischen 1989 und 1992 angefertigt hatte. Sie zeigen seine Eindrücke vom Tourleben – Straßen, Hotelzimmer und Diners. Im Vorwort erwähnt er, dass das Zeichnen für ihn eine Möglichkeit sei, dem Alltagsleben zu entfliehen und zu entspannen.
1996 stimmte er der Verwendung seines Liedes The Times They Are a-Changin’ in Werbespots der Bank of Montreal und der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Coopers & Lybrand zu. 2004 stellte er für einen Werbespot von Victoria’s Secret nicht nur sein Lied Love Sick zur Verfügung, sondern trat auch als Akteur auf. 1997 veröffentlichte Dylan nach sieben Jahren erstmals wieder neue eigene Songs. Mit dem abermals von Daniel Lanois produzierten düsteren Album Time Out of Mind schaffte er ein Comeback. Für die Platte wurde er gleich mit drei Grammys ausgezeichnet, unter anderem für den Song Cold Irons Bound. Mit dem Song Things Have Changed für den Film Die WonderBoys gewann er im Jahr 2001 den Golden Globe Award und den Oscar für den besten Filmsong.[90] 2000 erhielt er außerdem den inoffiziellen „Nobelpreis für Musik“, den Polar Music Prize.
1997 gab Dylan ein Konzert, bei dem Johannes Paul II. und Kardinal Ratzinger, der spätere Benedikt XVI.,[91] anwesend waren. Es fand während eines Internationalen Eucharistischen Kongresses in Bologna[92] statt und wurde von 300.000 Menschen besucht. Dylan gab zu diesem Anlass Knockin’ on Heaven’s Door und seinen Anti-Kriegs-Klassiker A Hard Rain’s A-Gonna Fall sowie als Zugabe Forever Young zum Besten. 1998 ging er mit seinen Musikerkollegen Van Morrison und Joni Mitchell auf Tournee. Ein Jahr später begleitete ihn Paul Simon auf einer erfolgreichen US-Tournee, bei der jeder einen größeren eigenen Teil vortrug und vier Lieder gemeinsam gesungen wurden.
Im September 2001 erschien “Love and Theft”, eine von Publikum und Kritik begeistert aufgenommene Platte. Auf dem Album unternimmt Dylan eine Reise zu den Wurzeln der amerikanischen Musik. 2003 erschien der Spielfilm Masked and Anonymous, für den er zusammen mit Larry Charles das Drehbuch schrieb und in dem er die Hauptrolle übernahm. Für die Rollenbesetzung konnten zahlreiche Hollywoodstars gewonnen werden. Im Oktober 2004 erschien der erste Teil seiner auf drei Teile angelegten Autobiografie Chronicles: Volume One (Simon & Schuster) in Deutschland unter demselben Titel, übersetzt von Gerhard Henschel und Kathrin Passig.[93] Gleichzeitig wurden seine Texte bis zum Album “Love and Theft” unter dem Titel Lyrics 1962–2001 veröffentlicht, in Deutschland in der – nach Vorgabe von Dylans Management wortgetreuen – Übersetzung von Gisbert Haefs (Hoffmann und Campe, 2004). Zur Vermarktung des Buches gab er im Dezember 2004 sein erstes Fernsehinterview seit 19 Jahren.
Im September 2005 wurde vom amerikanischen Sender PBS der Film No Direction Home – Bob Dylan im Zuge der Serie American Masters ausgestrahlt. Die Dokumentation über die Jahre 1959 bis 1966 wurde von Starregisseur Martin Scorsese produziert. Für den Film wurden hunderte Stunden unveröffentlichten Materials gesichtet und ein Interview mit Dylan geführt. Der im August 2005 erschienene Soundtrack zur Dokumentation ist gleichzeitig der siebte Teil der „Bootleg Series“. Von Mai 2006 bis April 2009 moderierte Dylan beim amerikanischen Radiosender XM Satellite Radio die wöchentlich gesendete einstündige Sendung Theme Time Radio Hour, die sich jeweils einem bestimmten Thema widmet. Er selbst wählte dafür die Musik aus, die überwiegend Lob erntete und ein Publikum erreichte, das weit über den Kreis der Dylan-Fans hinausging.[94]
Im August 2006 erschien Dylans 32. Studioalbum Modern Times, das weltweit überwiegend auf sehr positives Echo stieß und mit dem er das erste Mal seit Desire (1976) wieder an die Spitze der US-Charts gelangte. Die Rückkehr auf Platz eins der US-Hitparade nach drei Jahrzehnten war bis dahin noch keinem lebenden Musiker gelungen. Ende Juni 2007 kündigte Dylan an, ein endgültiges Best-of-Album mit dem Titel Dylan zu veröffentlichen. Das Album kam im Oktober 2007 weltweit in den Handel und erschien in zwei Versionen: Eine Ausgabe enthält 18 der erfolgreichsten Dylan-Songs, die „Highlight Deluxe Edition“ umfasst 51 Tracks auf 3 CDs. Im April 2009 erschien ein Studioalbum mit dem Titel Together Through Life.[95]
Im Oktober 2009 wurde ein weiteres Studioalbum veröffentlicht mit dem Titel Christmas in the Heart, das Weihnachtsklassiker wie Little Drummer Boy oder Winter Wonderland enthält. Der Erlös aus dem Verkauf der CD ging als Spende an das Welternährungsprogramm und die Organisation Crisis UK. Diese verteilen in der Weihnachtswoche rund 15.000 Mahlzeiten an Obdachlose.[96] Im September 2012 erschien ein weiteres Studioalbum mit dem Titel Tempest. Im Sommer 2011 kam Dylan für einige Auftritte nach Europa, ebenso wie in den meisten der folgenden Jahre, zuletzt im Sommer 2019.
Im Februar 2015 veröffentlichte er sein 36. Studioalbum Shadows in the Night – ein Konzeptalbum mit Neuinterpretationen bekannter Sinatra-Stücke aus den 1950ern. 2016 und 2017 folgten mit Fallen Angels und Triplicate weitere Studioalben. Im Unterschied zu bisherigen Studioveröffentlichungen fokussierten die drei letztgenannten Alben fast ausschließlich auf Stücke aus dem Great American Songbook beziehungsweise von Frank Sinatra. Dylans Hinwendung zu der amerikanischen Unterhaltungsmusik vor Entstehung des Rock ’n’ Roll wurde teils zustimmend, teils jedoch auch skeptisch bewertet. Maik Brüggemeyer etwa schrieb, dass die Hinwendung zu der Vor-Rock’n’Roll-Ikone Sinatra auf viele seiner Fans befremdlich wirken müsse. Offensichtlich jedoch meine Dylan es ernst. Gesanglich habe er sich in der Zwischenzeit ebenfalls ganz auf dieses Repertoire eingestellt und zelebriere zwischenzeitlich auch seine Konzerte im Crooner-Stil.[97]
Anfang März 2016 wurde bekannt, dass Dylan sein privates Archiv als Vorlass für 15 bis 20 Millionen Dollar an die Universität von Tulsa verkauft hat.[98] Das Archiv umfasst etwa 6000 Objekte, darunter Gedichte, Briefe, Aufnahmen, Filme und Fotografien.[99]
Im März 2020 veröffentlichte Dylan auf seinem YouTube-Kanal Murder Most Foul. Das über 16 Minuten lange Lied hat das Attentat auf John F. Kennedy und die Verletzungen zum Thema, die es im amerikanischen Selbstbewusstsein auslöste. Der Titel ist ein Zitat aus Shakespeares Hamlet (1. Akt, 5. Szene). Von vorsichtigen Klavier- und Geigenklängen begleitet, beschreibt Dylan die einschlägige Verschwörungstheorie und zeichnet mit zahlreichen Zitaten und Namensnennungen ein Bild der amerikanischen Popkultur.[100]
Im April desselben Jahres folgte das Lied I Contain Multitudes, dessen Titel dem Gedicht Song of Myself von Walt Whitman entlehnt ist. Im Juni 2020 wurde schließlich das Album Rough and Rowdy Ways veröffentlicht, mit dem Dylan zum ersten Mal Platz eins der deutschen Media Control Charts erreichte. Außerdem belegte er damit den ersten Platz der Verkaufscharts in Großbritannien, sein neuntes Nummer-eins-Album in dem europäischen Inselstaat.[101]
Im Dezember 2020 veräußerte Bob Dylan die Verlagsrechte an seinem aus über 600 Titeln bestehenden Werk an die Universal Music Group. Über den Kaufpreis machte das Unternehmen keine Angaben. Die New York Times, die den Deal als „may be the biggest acquisition ever of a single act’s publishing rights“ bezeichnete, schätzte den Betrag auf mehr als 300 Millionen Dollar. Vor dem Verkauf gehörte Dylan zu den wenigen Künstlern, die die Verlagsrechte für ihre Musik noch selbst kontrollierten.[102][103]
Im Juli 2021 erschien der Konzertfilm Shadow Kingdom: The Early Songs of Bob Dylan. Regie führte Alma Har'el.[104] Joachim Hentschel von der Süddeutschen Zeitung schrieb im Juli 2021 zur Inszenierung eine wohlwollende Kritik.[105]
Am 1. November 2022 wurde zeitgleich im amerikanischen Original und in deutscher Übersetzung ein neues Buch von Bob Dylan veröffentlicht: The Philosophy of Modern Song, eine Sammlung von Reflexionen über 66 ausgewählte Songs.[106]
Nebenher betätigt sich Dylan auch als Zeichner, Maler und Bildhauer. Auf seinen Reisen durch die USA, Mexiko, Europa und Asien fertigte er Zeichnungen an, überwiegend mit Bleistift und Kohle. Erste Schwarz-weiß-Zeichnungen wurden 1994 unter dem Titel Drawn Blank veröffentlicht. Im August 2007 wurde bekannt, dass Dylan diese Zeichnungen in einem aufwendigen Verfahren koloriert hat. Ausschlaggebend für diese künstlerische Umsetzung war das Interesse der Kunstsammlungen Chemnitz, welche dieses außermusikalische Werk Dylans mit seiner ersten Kunstausstellung The Drawn Blank Series – Aquarelle und Gouachen zwischen Oktober 2007 und Februar 2008 würdigen wollte. In dieser Ausstellung wurden 170 Aquarelle und Gouachen gezeigt. Aufgrund des großen Erfolges wurde die Ausstellung bis Ostern 2008 verlängert.
2013 zeigte Bob Dylan in der Londoner Halcyon Gallery selbst entworfene und geschweißte Gartentore.[107]
Die Bezeichnung Never Ending Tour wurde 1989 vom Kritiker Adrian Deevoy in einem Interview geprägt.[108] Die Tour begann 1988 und soll bis 2024 dauern.[109] Dylan spielt dabei jährlich weltweit um die 100 Konzerte. Am 16. Oktober 2007 soll Dylan gemäß der Website Still on the Road in Dayton, Ohio, das 2000. Konzert der Tour gespielt haben.
Dylans Einführung erfreut sich unter Fans großer Beliebtheit. Bis August 2002 lautete diese:
“Ladies and gentlemen, would you please welcome Columbia Recording Artist Bob Dylan.”
Ab dem 15. August 2002 wurde sie in Anlehnung an einen Zeitungsartikel geändert:
“Ladies and gentlemen, please welcome the poet laureate of rock ’n’ roll. The voice of the promise of the 60’s counterculture. The guy who forced folk into bed with rock. Who donned makeup in the 70's and disappeared into a haze of substance abuse. Who emerged to find Jesus. Who was written off as a has-been by the end of the 80’s, and who suddenly shifted gears releasing some of the strongest music of his career beginning in the late 90’s. Ladies and gentlemen – Columbia recording artist Bob Dylan!”
„Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie den Dichterfürsten des Rock’n’Roll. Die Stimme des Versprechens der Gegenkultur der 60er Jahre. Der Mann, der Folk und Rock unter einen Hut gebracht hat. Der in den 70ern Make-Up trug und im Drogensumpf abtauchte. Der daraus emporstieg und Jesus fand. Der am Ende der 80er schon abgeschrieben wurde und plötzlich eine ganz neue Richtung einschlug und in den späten 90ern einige der größten Werke seiner Karriere veröffentlichte. Meine Damen und Herren: Der Columbia-Künstler Bob Dylan!“[110]
Diese Konzerteinleitung wurde mit Beginn des Jahres 2012 ebenfalls abgeschafft. Eine Ankündigung des Künstlers findet derzeit nicht statt.
Aufgrund der Covid-19-Pandemie wurden bereits geplante Tourneen 2020 in Japan bzw. den USA abgesagt, so dass Dylan das erste Live-Konzert seit Dezember 2019 erst nach fast zweijähriger Unterbrechung im November 2021 in Milwaukee geben konnte.[111]
Dylan hat wie kaum ein anderer Musiker die Entwicklung der Popmusik seit den 1960er Jahren beeinflusst. Er schöpft aus dem Fundus traditioneller, populärer amerikanischer Musik von Folk über Country bis zu Gospel, Blues und Rock ’n’ Roll. Das Erbe des sogenannten Americana bildet über seine gesamte Karriere den Nährboden seines Werks. Obgleich er sich diese Idiome teilweise erst im Laufe seiner Karriere angeeignet hat, ist es ihm immer wieder gelungen, sie entscheidend zu transformieren und zu erweitern. Eines seiner größten Verdienste ist, dass er mit einer starken Hinwendung auf die Texte seiner Lieder der modernen Rockmusik eine neue sprachliche Komplexität gegeben hat.
War die Rockmusik vor ihm vor allem durch triviale Liebeslieder geprägt (ein Sammler und Freund von Dylans Werken beschrieb diese Phase einmal als „Liebe und Triebe“), so wurde sie mit Dylan nicht nur, angelehnt an die sozialkritische Tradition der Folkmusik, politisch, sondern auch zu einem Medium ernst zu nehmender Poesie. Dylan etablierte den Popsong als ein Medium, mit dem individuelle Erfahrungen verarbeitet und mitgeteilt werden können. Einige von Dylans Texten gelten als Werke von höchstem literarischem Rang und waren Gegenstand intellektueller Diskussionen (beispielsweise Desolation Row, Like a Rolling Stone und Hurricane). Dylan hat damit einen bedeutenden Beitrag dazu geleistet, die populäre Rockmusik als ernsthafte Kunstform zu etablieren.[112]
Seit 1996 wurde Dylan immer wieder als Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis gesehen. Eine von den Schriftstellern John Bauldie und Allen Ginsberg geleitete Kampagne führte 1996 zu seiner ersten Nominierung. Unterstützt wurde sie auch von dem Literaturprofessor Gordon Ball, der Dylans Texte in ihrem „außergewöhnlich einfallsreichen Symbolismus“ mit Arthur Rimbaud und William Butler Yeats vergleicht.[113] Für andere erweckt Dylans dunkle und assoziationsreiche Lyrik „immer wieder den Eindruck, als wisse er mehr, als könne er tiefer dringen und Antworten geben.“[114] Geschmälert wurden Dylans Chancen indes dadurch, dass seine Songs nur im weiteren Sinne als Literatur klassifiziert werden können, da sie erst durch die musikalische Darbietung ihre Wirkung ganz entfalten.[115]
Dylans Hinwendung zu komplexen Texten und einer individuellen Spielweise der Rockmusik Mitte der 1960er Jahre fanden etwa zeitgleich mit nicht minder bedeutenden Innovationen anderer Popmusiker statt. In Großbritannien nahmen The Beatles mit Rubber Soul und Revolver zwei Alben auf, die sich sowohl musikalisch als auch textlich deutlich von dem bis dahin üblichen Niveau der gängigen Popmusik abhoben. In den USA experimentierten The Velvet Underground mit neuen musikalischen Formen und verarbeiteten literarische Themen in ihren Texten.
Selbst Brian Wilson von den Beach Boys – also ein Musiker, der bis dahin eigentlich auf einfachere Popsongs abonniert war – veröffentlichte gegen den Widerstand seiner Plattenfirma das Album Pet Sounds, das in seiner musikalischen Komplexität vieles der damals üblichen seichten Popmusik in den Schatten stellte und ungewöhnlich melancholische und nachdenkliche Töne anschlug. Mit Dylan und diesen anderen, ebenfalls herausragenden Künstlern erhielt die sich formierende und immer selbstbewusster artikulierende Gegenkultur auch eine künstlerische Stimme.
Dylan verwirklichte seine sich immer wieder wandelnden musikalischen und textlichen Vorstellungen (von idealistischen, explizit politischen Folksongs über surrealistische Rocknummern und sentimentalen Country-Songs bis zu gospeligen Predigten in Liedform) zwar mit Unterstützung seiner Plattenfirma, aber teilweise gegen einen erbitterten Widerstand seiner angestammten Fangemeinde. Dies verdeutlicht, wie sehr Dylan zu der Rolle des populären Rockmusikers als autonomer Künstler beigetragen hat. Immer wieder betonte er, wie wichtig traditionelle Folksongs für seine Entwicklung waren und sind. Oft zog er seine Inspiration aus Liedern aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, die längst aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden waren. Die dort verarbeiteten Mythen und Legenden der amerikanischen Kultur bilden einen Grundpfeiler seines Schaffens als Songwriter.
Deutlich erkennbar wurde dies bereits auf seiner ersten LP, auf der er größtenteils Traditionals spielte. Aber auch später trat dies immer wieder offen zu Tage, so auf The Basement Tapes und den beiden Anfang der 1990er Jahre veröffentlichten Soloalben sowie auf seinem Album “Love and Theft” von 2001. Das dort enthaltene Stück High Water (For Charlie Patton) bezog sich explizit auf Charley Pattons Bluessong High Water Everywhere aus dem Jahr 1929, der von der desaströsen und folgenschweren Mississippiflut 1927 erzählt. So wie es in diesen alten Liedern der amerikanischen Folklore durchaus üblich war, in den Texten reale Ereignisse zu thematisieren, so greift auch Dylan solche Themen in seinen Songs auf. Dies waren besonders in seiner frühen Karriere sozialkritische Themen, später zunehmend auch persönliche Erfahrungen.[116]
Dylan hatte nie eine dem klassischen Schönheitsideal genügende, ausgebildete Singstimme. Seine Qualitäten als Sänger sind umstritten: Einige Kritiker schätzen seine ausdrucksstarke, absichtlich „unschöne“ Art zu singen, die ungewöhnliche Phrasierung voller rhythmischer Verschiebungen, seinen unverwechselbar selbstbewusst meckernden Sound; andere wiederum stört, dass Dylan (ursprünglich wohl, um die traditionellen Blues- und Folksongs der ersten Platten glaubwürdiger klingen zu lassen) mit einer künstlich aufgerauten, sozusagen verstellten Stimme singe.
Die Zeitschrift Time schrieb in den 1960er Jahren, seine Stimme klinge, „als käme sie über die Mauern eines Tuberkulose-Sanatoriums“. Dies änderte sich vorübergehend während seiner Country-Phase um 1970, als er beinahe glatt klang – nicht zuletzt deshalb, weil er vorübergehend das Rauchen aufgegeben hatte. Über die Jahre ist seine Stimme allerdings deutlich gealtert, so dass sie inzwischen einen geradezu krächzenden Klang hat, der ihr aber auch Charakter verleiht.
Seine Songs sind von zahlreichen Musikern aufgenommen worden. Hierzu gehören Joan Baez, Eric Clapton, The Byrds, Rod Stewart, Van Morrison, Joe Cocker, Johnny Cash, Jimi Hendrix, Bryan Ferry (der 2007 ein Album ausschließlich mit Dylan-Liedern mit dem Titel Dylanesque herausbrachte) und Elvis Presley. Zahlreiche Lieder Dylans sind erst durch die Aufnahmen anderer Musiker populär geworden, was auch an seiner wenig massenkompatiblen Stimme liegen mag, so beispielsweise It’s All Over Now, Baby Blue in der Fassung von Them, Mr. Tambourine Man von den Byrds, Blowin’ in the Wind von den Hollies, All Along the Watchtower in der Version von Jimi Hendrix, Mighty Quinn und Father of Night in den Interpretationen von Manfred Mann sowie Knockin’ on Heaven’s Door von Guns n’ Roses.
Auf viele Musiker hat Dylan einen prägenden Einfluss gehabt, unter anderem auf Van Morrison, The Beatles (die im Sommer 1964 erstmals Marihuana, angeboten von Bob Dylan in einer New Yorker Hotelsuite, rauchten[117]), Steely Dan, Bruce Springsteen, Jimi Hendrix, Nick Cave oder neuere Singer-Songwriter aus der Alternative-Country-Richtung wie etwa den Texaner Hayes Carll. Er prägte auch deutsche Musiker wie etwa Wolfgang Niedecken (Leopardefell) und den österreichischen Liedermacher Wolfgang Ambros (Wie im Schlaf), die beide jeweils ein komplettes Album mit in deutsche Dialekte (Kölsch und Wienerisch) übertragenen frühen Dylan-Songs veröffentlichten. Darüber hinaus zählte auch Falco, dessen Sarg zu den Klängen von It’s All Over Now, Baby Blue in die Erde gelassen wurde, Dylan zu seinen Vorbildern.
Das Nachrichtenmagazin Newsweek fand für Dylans Bedeutung die Formulierung: „Er bedeutet für die Popmusik das Gleiche wie Einstein für die Physik“. In der vom US-Musikmagazin Rolling Stone veröffentlichten Liste der 500 besten Alben aller Zeiten ist Dylan mit zehn Alben vertreten (davon zwei in den Top 10), er liegt damit nur knapp hinter den Beatles mit elf Alben.[118]
Dylan ist Träger zweier Ehrendoktortitel. Den ersten erhielt er 1970 von der Universität Princeton,[119] den zweiten verlieh ihm am 23. Juni 2004 die schottische University of St Andrews, die ihn als „Ikone des 20. Jahrhunderts“ betitelte, dessen Lieder seine Zeit prägten, so wie auch die Zeit seine Lieder prägte. Bob Dylans Lyrik sei in den Anfängen von politischem Dialog durch Musik nicht mehr wegzudenken.[120]
2001 gewann Dylan mit Things Have Changed aus dem Film Wonder Boys sowohl den Oscar als auch den Golden Globe Award für den besten Filmsong.
Am 8. April 2008 wurde die Verleihung des Pulitzer-Sonderpreises an Bob Dylan bekanntgegeben.[121] Er erhielt den Preis für seinen besonderen Einfluss auf die Popkultur und seine „lyrischen Kompositionen“.[122]
US-Präsident Barack Obama verlieh ihm 2009 in Abwesenheit die National Medal of Arts. Live 1966 (The Royal Albert Hall Concert) wurde in The Wire’s „100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)“ aufgenommen. 2011 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
2012 wurde Dylan mit der Presidential Medal of Freedom ausgezeichnet.[123] 2013 wurde er in die American Academy of Arts and Letters aufgenommen, allerdings nur als Ehrenmitglied auf Lebenszeit, da sich die Akademie nicht einigen konnte, ob er mehr zu den Musikern oder eher zu den Literaten zu zählen sei.[124]
Am 25. Mai 2013 nahm ihn die Frühjahrs-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste Berlin als neues Mitglied in die Sektion Film- und Medienkunst auf.[125]
Im November 2013 erhielt Dylan den französischen Orden der Ehrenlegion trotz der Ablehnung des Großkanzlers des Ordens, Jean-Louis Georgelin.[126] Bei der Verleihung lobte Kulturministerin Aurélie Filippetti den Sänger als einzigartige Verkörperung der „subversiven Kraft der Kultur, die die Menschen und die Welt verändern kann“.[127]
Die Schwedische Akademie gab am 13. Oktober 2016 ihre Entscheidung bekannt, Bob Dylan als erstem Singer-Songwriter und Dichter den Nobelpreis für Literatur „für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“ zu verleihen.[128] Auch eine Woche nach Bekanntgabe der Auszeichnung gelang es der Nobelpreisakademie nicht, mit Bob Dylan in Kontakt zu treten. Zwei Wochen nach Bekanntgabe der Verleihung gab Dylan an, der Preis sei ihm eine Ehre. Er werde ihn, wenn möglich, selbst in Empfang nehmen.[129][130] Am 16. November sagte er seine Teilnahme an der Zeremonie der Preisverleihung am 10. Dezember ab.[131] Stellvertretend nahm die Künstlerin Patti Smith für Bob Dylan in Stockholm den Nobelpreis entgegen. Sie trug zur Preisverleihung den Bob-Dylan-Song A Hard Rains A-Gonna Fall aus dem Jahr 1962 vor.[132] Die Bankettansprache ließ Dylan schriftlich übermitteln, sodass sie von der US-Botschafterin für Schweden Azita Raji vorgetragen wurde. Darin beschreibt er seine Überraschung und seinen Dank dafür, dass das Komitee die Frage, ob seine Lieder Literatur seien, die er sich niemals selbst gestellt habe, auf diese Weise beantwortet hat.[133] Am 1. April 2017 nahm Dylan in Stockholm den Preis bei einem Treffen mit Mitgliedern der Akademie und unter Ausschluss der Öffentlichkeit entgegen. Der Musiker und Poet hatte sich anlässlich eines Konzertes in der schwedischen Hauptstadt aufgehalten.[134] Kurz vor Ablauf der Frist am 10. Juni 2017 lieferte er die Preisrede ab, die er am 4. Juni 2017 in Los Angeles aufgenommen hatte. Er spricht darin, von Klaviermusik unterlegt, über sein Verhältnis zur Literatur und seine prägenden Vorbilder.[135][136] In einem 2022 veröffentlichten Buch zweifelte er an der Einordnung von Song-Lyrics in die Kategorie der Literatur. Songs, fasste sein Rezensent zusammen, ergeben erst „im Zusammenspiel mit der Musik ein Ganzes; ohne diese gelesen, wirken sie unvollständig und flach.“[137]
Er ist nach George Bernard Shaw und Al Gore die dritte Person, die einen Nobelpreis und einen Oscar erhielt.
Der Rolling Stone listete Dylan 2010 auf Rang zwei der 100 größten Musiker (vor ihm sind nur die Beatles als Gruppe platziert), auf Rang sieben der 100 größten Sänger und 2015 auf Rang eins der 100 größten Songwriter aller Zeiten.[138][139][140]
Am 9. Juni 2017 wurde ein Asteroid nach Bob Dylan benannt: (337044) Bobdylan.
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