Claudio Abbado & Berliner Philharmoniker ¦ Mahler: Symphony No. 5

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Veröffentlichung Mahler: Symphony No. 5:

1993

Hörbeispiel(e) Mahler: Symphony No. 5:

Mahler: Symphony No. 5 auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Die 5. Sinfonie ist eine Sinfonie in fünf Sätzen von Gustav Mahler. Sie gilt als eine der beliebtesten Sinfonien Mahlers; vor allem seit 1971 im Film Tod in Venedig von Luchino Visconti das Adagietto verwendet wurde.

Entstehung

Die Sinfonie entstand in ihren wesentlichen Teilen in den Jahren 1901 bis 1902. Erste Skizzen notierte Mahler im Sommer 1901 auf seinem Sommersitz in Maiernigg. Hier konzipierte Mahler zunächst das an dritter Stelle stehende Scherzo. Weitere Teile der Sinfonie entstanden im Folgenden in Wien. Die Instrumentierung erfolgte erst 1903 und wurde 1904 nochmals überarbeitet. Die Leseproben mit den Wiener Philharmonikern führten hier zu einer reichhaltigen Umarbeitung des Schlagwerks.[1] In keiner anderen Sinfonie rang Mahler so lange mit der Instrumentierung des Werkes. Noch 1911, im Jahr seines Todes, überarbeitete Mahler die Instrumentierung erneut. Diese Fassung erschien allerdings erst 1964 im Rahmen der Mahler-Gesamtausgabe im Druck. Die Uraufführung der Sinfonie fand am 18. Oktober 1904 im Gürzenich in Köln unter der Leitung des Komponisten statt.

Zur Musik

Besetzung

4 Flöten (alle auch Piccoloflöten), 3 Oboen (3. auch Englischhorn), 3 Klarinetten (1. und 2. in A, B und C, 3. in A, B, C, D und Bassklarinette), 3 Fagotte (3. auch Kontrafagott), 6 Hörner, 4 Trompeten, 3 Posaunen, Basstuba, 4 Pauken, Schlagwerk (Große Trommel, Kleine Trommel, Große Trommel mit Becken, Becken, Triangel, Glockenspiel, Holzklapper, Tamtam), Harfe, I. Violine, II. Violine, Bratsche, Violoncello, Kontrabass

Die Aufführungsdauer beträgt ca. 70 Minuten.

I. Abteilung

Generalmarsch der k.u.k. Armee

Ein ausführlicher Trauermarsch. In gemessenem Schritt. Streng. Wie ein Kondukt in cis-Moll ist dem eigentlichen Hauptsatz vorangestellt. Er beginnt mit einer verhaltenen Trompetenfanfare, welche zum maßgeblichen Motiv des Marsches wird. Das Motiv erinnert an den Beginn des Generalmarsches der österreichisch-ungarischen Armee. Die Fanfare wird im Orchestertutti abgeschlossen und anschließend resignierend in die Tiefe geführt. Es schließt sich ein klagendes, gesangliches Thema der Streicher an und sorgt im Folgenden für eine dunkle und bedrohliche Stimmung. Das Fanfarenmotiv kehrt nun im Orchester wieder und sorgt für eine musikalische Verdichtung. Der gemessen schreitende Zug wird durch ein erstes Trio unterbrochen. Ein plötzlich hervorbrechender Ausbruch in b-Moll, der sich zum Tutti steigert und die Grenzen des tonalen Raumes antastet, leitet es ein. Eine sprunghaft aufsteigende Melodie wird von synkopierenden Gegenrhythmen kontrastiert. "Die Geigen stets so vehement als möglich" notierte Mahler für diese Stelle in der Partitur. Der Abschnitt verläuft in zwei Steigerungswellen und nimmt ebenfalls das Fanfarenmotiv auf. Es kehrt anschließend von der Trommel unterstützt zurück und leitet eine inhaltliche Wiederholung des Marschteils ein. Das zweite, sehr kurze Trio wendet sich nach a-Moll, der Tonart des folgenden Hauptsatzes. Es wird durch die Intonation des Marschmotives durch die Pauke eingeleitet und zunächst nur von den Streichern vorgetragen. Es ist von kontrapunktischer Struktur. Ein Höhepunkt des kompletten Orchesters führt anschließend zum musikalischen Zusammenbruch des Geschehens, welcher sich in Tuttiakkorden und zerrissenen Motiven äußert, bevor das Marschthema in der Trompete erklingt. Hiermit endet der bewegende Trauermarsch in immer leiser werdender Wiederholung der Fanfare im dreifachen piano.

Es folgt der eigentliche Hauptsatz der Sinfonie in a-Moll: Stürmisch bewegt. Mit größter Vehemenz. Der Satz lehnt sich formal lose an den klassischen Sonatensatz an.[2] Er beginnt mit einem forsch auffahrenden Thema, welches zunächst nicht als ausformulierter Gedanke zu erkennen ist, sondern eine ungeordnete Motivanhäufung von Streichern und Trompeten darstellt. Hieraus entwickelt sich im stampfenden Rhythmus ein unklarer und chaotisch wirkender Gedanke, bevor sich das Geschehen beruhigt. Die Celli intonieren das getragene Marschthema des Trauermarsches, unterstützt von Akkorden der Holzbläser. Hieraus entwickelt sich ein verhaltener Gesang mit sich steigernden vorwärtsdrängenden Impuls. Immer neue Motive treten begleitend hinzu und vermitteln einen Eindruck von teilweise größter Unruhe. Ein dissonanter Höhepunkt, welcher maßgeblich von einem Streichermotiv, begleitet von den Pauken, gestaltet wird zieht einen weiteren völligen Ruhepunkt nach sich. Das Cello sucht eine Melodie auf leisem Paukenwirbel und intoniert schließlich einen ergreifenden Gedanken in f-Moll. Erneut bewegt sich die Musik im Duktus des Trauermarsches, den sie nicht zu überwinden vermag, jedoch wärmer instrumentiert ist und weniger bedrohlich wirkt. Erneut entwickelt sich große Unruhe im Orchester und leitet einen durchführungsähnlichen Teil ein, welcher mit der Dialektik des gemessenen Trauermarschthemas und des unruhigen Hauptgedankens des Satzes spielt. Die Reprise bringt einen neuen Gedanken, welcher an ein instrumentales Rezitativ erinnert. Völlig unvermittelt setzt kurz vor dem Ende ein feierlich überhöhter Choral ein, welcher nach einem musikalischen Durchbruch strebt, ohne diesen zu erreichen. Mahler lässt den Hauptsatz noch nicht mit einer solchen Apotheose enden, sondern behält sich dies für das Finale vor. Die Coda rückt dementsprechend den Satzbeginn in den Vordergrund.

II. Abteilung

Die zweite Abteilung besteht nur aus dem dritten Satz: Scherzo. Kräftig, nicht zu schnell in D-Dur. Es stellt somit in gewisser Weise einen Mittelpunkt der Sinfonie dar. Mit 819 Takten und etwa 20 Minuten Aufführungsdauer handelt es sich auch um den längsten Satz der Sinfonie. Ein weitestgehend unbeschwerter Ton steht im Kontrast zur düstereren ersten Abteilung und scheint diese Anspannung auflösen zu können. Ein unbeschwertes Fanfarenmotiv, welches keinerlei Ähnlichkeit zum Trauermarschmotiv mehr aufweist, eröffnet den Satz. Hieraus entwickelt sich ein einfaches und optimistisches Thema im Ländlerrhythmus. Eine Antwort der ersten Violine erscheint hingegen harmonisch seltsam verschoben und führt das groteske Element des Scherzos ein. Eine ganze Reihe einfach gebauter Themen im gleichen Duktus wird in der Folge vorgestellt. Eine Walzermelodie bestimmt das erste Trio und lässt das Bild einer traumhaft-heilen Welt entstehen. Die inhaltliche Wiederholung des Scherzos führt zu einem Tuttihöhepunkt, welcher das zweite Trio einleitet. Im Gegensatz zum ersten handelt es sich um einen langen und thematisch schwergewichtigen Einschub. Eine durchgehende Bewegung fehlt hier, zahlreiche Haltepunkte führen maßgeblich zur großen Ausdehnung des Satzes. Eine wehmütige Melodie entfaltet sich in den Holzbläsern und Streichern zu minimalistischer Pizzicatobegleitung der Streicher. Ein elegischer Hornruf wirkt wie ein entrückendes Element und verleiht dem musikalischen Geschehen einen mystischen und tiefgehenden Klang, welcher einen böhmischen Klagegesang aufgreift.[3] Nach einiger Zeit verdichtet sich das Geschehen und steigert sich zu furiosen Läufen und einem großen Fortissimo am Rande der Tonalität. Auf diese Weise leitet Mahler zur Wiederkehr des Scherzothemas über. Scherzo und beide Trios werden in variierter Form wiederholt, was ebenfalls zur großen Ausdehnung des Satzes beiträgt. Teilweise sind die Veränderungen so groß, dass der Wiederholungsteil eher wie eine Durchführung wirkt. Ein sich immer weiter steigernder Impuls wird mit dem entrückten Hornmotiv des zweiten Trios aufgehalten. In der Coda vollbringt Mahler das Kunststück, die fünf prägenden Motive des Satzes in kontrapunktischer Art und Weise zu kombinieren, was den Satz zu einem fulminanten Ende führt. Teilweise wird hier bereits die Schlussapotheose vorweggenommen.

III. Abteilung

Das Adagietto. Sehr langsam stellt den Ruhepunkt der Sinfonie dar. Im Gegensatz zu anderen Adagio-Sätzen in Mahlers Sinfonien ist er mit elf Minuten Aufführungsdauer eher kurz gehalten. Im Vergleich zum vorherigen Scherzo herrscht eine völlig veränderte Stimmung vor. Die Instrumentierung besteht nur aus Streichern und Harfe. Eine schwebende Metrik und Melodik lässt den Eindruck zerbrechlicher Intimität entstehen. Gerade deshalb wurde der Satz immer wieder als Liebeserklärung Mahlers an seine Frau Alma interpretiert.[4] Markant ist das Einschwingen der Harfen, bevor sich das Thema in den Streichern entfaltet. Langsam entwickelt sich im Anschluss eine dynamische Steigerung. Dieser dramatische Höhepunkt ist in höchst freier Chromatik gestaltet und geht, wie es für Mahler typisch ist, in mehreren Wellen vor sich. Er beruhigt sich durch die Wiederkehr des Hauptthemas. Der Mittelteil des dreiteiligen Satzes bringt einen neuen Gedanken, ohne jedoch eine Stimmungsänderung zu bewirken. Der Satz verklingt nach der Rückkehr des Hauptthemas friedlich und nahezu entrückt in pianissimo.

Die Sinfonie endet mit einem sich langsam steigernden Rondo-Finale. Allegro – Allegro giocoso. Der Satz findet nur mühsam seinen Bewegungsrhythmus. Die Einleitung besteht aus einigen rudimentären Motiven verschiedener Instrumente, welche wie ein Einschwingen wirken. Nach 23 Takten erklingt der Refraingedanke des Rondos. Die Thematik besteht bemerkenswerterweise aus dem kaum mehr erkennbaren thematischen Material des Chorals aus dem zweiten Satz. Es entwickelt sich ein turbulentes und ausgelassenes Geschehen, welches wie eine sich stets steigernde Vorbereitung der Schlussapotheose wirkt. Ein Couplet führt ein liedhaftes, etwas schwerfällig-tänzerisches Motiv ein. Es löst sich in einem kurzen Fugatoteil auf. Die Wiederkehr des Refrains führt in pausenloser Folge zu einem weiteren, hektisch wirkenden Couplet. Der ungebrochene Bewegungsimpuls lässt eine große Hektik und Unruhe entstehen. Einzig in den Grazioso-Nebensätzen der Streicher kehrt etwas Ruhe ein, da diese die Motivik des Adagiettos aufnehmen. Der Taumel des Finalsatzes steuert schließlich auf eine furiose Schlussstretta hin. Die übersteigerte Apotheose ergeht sich in nahezu lärmender Polyphonie und grenzenlosem Jubel und wird durch die Wiederkehr des Chorals aus dem zweiten Satz eingeleitet. Mahlers letzte Tempoangabe gibt vor: „Allegro molto und bis zum Schluss beschleunigend“. Der alles mitsichreißende Taumel beendet die Sinfonie mit einem mächtigen Tuttiakkord.

Zur Tonart

Die 5. Sinfonie wird häufig als Werk in cis-Moll bezeichnet, was sich nach der Tonart des 1. Satzes richtet. Diese Angabe ignoriert allerdings die progressive Tonalität der späten Mahler-Sinfonien, die es – im Gegensatz zum Formschema der klassischen Sinfonie – zulässt, dass ein Werk in einer anderen Tonart endet als es beginnt. Auch hat sich Mahler selbst in einem Brief an seinen Verleger ausführlich mit der Frage der Tonart auseinandergesetzt und eine Benennung der 5. Sinfonie nach einer Tonart ausdrücklich abgelehnt: "Es ist nach Disposition der Sätze (von denen der gewöhnliche I. Satz erst an 2. Stelle kommt) schwer möglich von einer Tonart der ganzen Symphonie zu sprechen, und bleibt, um Mißverständnissen vorzubeugen, lieber eine solche besser unbezeichnet."[5]

Wirkung

Die 5. Sinfonie wurde, wie einige andere Sinfonien Mahlers, nach ihrer Uraufführung nicht verstanden. Mahler beklagte sich 1905 nach einer erfolglosen Aufführung in Hamburg: „Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk. Niemand capiert sie.“[6] Die Musikkritiken in den Jahren nach der Uraufführung waren größtenteils negativ. So urteilte der Musikkritiker Ferdinand Pfohl beispielsweise, dass die 5. Sinfonie zu Mahlers schwächeren Werken gehöre.[7] Einzig die Neue Zeitschrift für Musik stellte der Sinfonie bereits 1905 ein wohlwollendes Zeugnis aus und sprach von einer „überwältigenden Fülle von Schönheiten“.[8] Erst nach Mahlers Tod setzte sich eine immer größere Wertschätzung des Werkes durch.

Heute gilt die 5. Sinfonie als eine der beliebtesten Sinfonien Mahlers. Einen gewissen Anteil an ihrer Popularität hat der Film Tod in Venedig von Luchino Visconti aus dem Jahr 1971, dessen Filmmusik das Adagietto umfassend verwendet. In den Konzertsälen der Welt gehört die 5. Sinfonie heute zu den am häufigsten aufgeführten Sinfonien Mahlers.

Stellenwert

Die 5. Sinfonie ist das erste rein instrumentale Werk dieser Gattung seit der 1. Sinfonie. Ihr gingen die sogenannten Wunderhorn-Sinfonien, da diese Texte aus Des Knaben Wunderhorn von Clemens Brentano vertonten, voraus. Mahler findet in der 5. Sinfonie zur rein instrumentalen Ausdrucksform zurück. Gerade im Vergleich zur zwei Jahre zuvor entstandenen 4. Sinfonie stellt sie einen großen inhaltlichen und formalen Unterschied dar. War die vorangegangene Sinfonie in vieler Hinsicht noch das klassischste Werk Mahlers, so stellt die 5. Sinfonie endgültig den Beginn einer neuen Schaffensphase dar.[9] Die fünf Sätze der Sinfonie weisen eine große charakterliche Vielfalt auf, welche kaum untereinander vermittelt wird. So entsteht eine große äußerliche Unruhe und Abwechslung, welche durch die Ausdehnung des Werkes, die etwa an die Länge der 2. und 3. Sinfonie heranreicht, noch gesteigert wird. Dennoch sind die einzelnen Themen der Sätze durchaus miteinander verwoben. Noch markanter ist allerdings der hier oftmals veränderte Klang in Mahlers Tonsprache. Gerade in der fünften Sinfonie häufen sich Dissonanzen und die äußerste Ausreizung des tonal möglichen, ohne die Tonalität jedoch aufzugeben.[10] Gerade dies hat das Werk für Zeitgenossen wohl schwer verständlich gemacht. So ist es kein Wunder, dass in der 5. Sinfonie der oftmals als neu und ungewohnt wirkende Klang Mahlerscher Musik zunächst besonders befremdlich wirkt. Ein Vorgang, der sich in den kommenden Sinfonien, namentlich in der 6. und 9. Sinfonie, sogar noch steigern wird.

Formal hält Mahler sich in diesem Werk nicht an die klassische, viersätzige Form, sondern konzipiert fünf Sätze, für drei Abteilungen. Es ist dies ebenfalls ein Vorgehen, welches Mahler schon in den großen Vorgängern der 2. und 3. Sinfonie so verwendet hatte. Die Konzeption der einzelnen Sätze bringt zwar harmonische Neuerungen, der Inhalt greift jedoch größtenteils bewährte Methoden auf. So ist der erste Satz ein Marsch, welcher durchaus an das größere Pendant in der 3. Sinfonie erinnert. Der Mittelpunkt des Werkes ist ein großes Scherzo, welches aus Elementen besteht, die Mahler in den vorherigen Sinfonien etabliert hatte. Grotesker Humor, welcher an Jean Paul angelehnt ist, vermischt sich mit traditionellen Tänzen mit simpel anmutender Gestaltungsweise und verschlungenen, kaum artikulierten Motiven. Dieses Konzept des Mahlerschen Scherzos findet sich auch in den folgenden Sinfonien immer wieder. Mit 819 Takten sprengt Mahler außerdem die traditionell eher kleinere Konzeption von Scherzosätzen in Sinfonien. Der Ruhepunkt der Sinfonie ist hier ein Adagietto, welches zwar nicht an die Tiefe der Adagios aus den beiden vorangegangenen Sinfonien heranreicht, jedoch durchaus als charakteristisch für Mahlers ruhige Sätze bezeichnet werden kann.

Mit der raueren Klangwelt der fünften Sinfonie beginnt eine neue Schaffensphase Mahlers, welche in der folgenden 6. Sinfonie weiterentwickelt wird. Gerade die Ausreizung des tonalen Raumes weist bereits deutlich auf die 9. Sinfonie, in welcher Mahler sich anschickt, die Tonalität aufzugeben und ins Transzendente der Musik überzutreten.[11]

Literatur

Commons: 5. Sinfonie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael Kube: "Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk". In: Renate Ulm: Gustav Mahlers Symphonien, 154.
  2. Michael Kube: "Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk". In: Renate Ulm: Gustav Mahlers Symphonien, 158.
  3. Vladimír Karbusický: „Mahler und seine Umwelt“, 60.
  4. Diese Lesart geht wahrscheinlich auf den mit dem Ehepaar Mahler befreundeten Dirigenten Willem Mengelberg zurück. Dazu: Gilbert Kaplan: Gustav Mahler, Adagietto, Facsimile, New York 1992.
  5. Brief an den Verlag Peters vom 23. Juli 1904. Zitiert nach: Herta Blaukopf: Gustav Mahler. Briefe. 2. Auflage. Zsolnay, Wien 1996, S. 316, ISBN 3−552−04810−3
  6. Tagebucheintrag. Zitiert nach: Karl-Josef Müller, „Mahler – Leben, Werke, Dokumente“, 293. In: Renate Ulm: „Gustav Mahlers Symphonien“, 153.
  7. Ferdinand Pfohl: „Gustav Mahler – Eindrücke und Erinnerungen aus den Hamburger Jahren.“ In: Renate Ulm: „Gustav Mahlers Symphonien“, 162.
  8. Stanislaus Schlesinger: Artikel in „Neue Zeitschrift für Musik“, 1905. In: Renate Ulm: „Gustav Mahlers Symphonien“, 162.
  9. Brief an Georg Göhler. Zitiert nach: Herta Blaukopf, Briefe, 403.
  10. Michael Kube: "Die Fünfte ist ein verfluchtes Werk". In: Renate Ulm: Gustav Mahlers Symphonien, 155.
  11. Dieter Schnebel: „Gustav Mahler. Das Spätwerk als Neue Musik“, 177.

Artist(s)

Veröffentlichungen von Claudio Abbado die im OTRS erhältlich sind/waren:

Mahler: Symphony No. 5 ¦ Bach: Brandenburg Concertos 1-6

Claudio Abbado auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Claudio Abbado (1994)

Claudio Abbado [ˈklaudjo abˈbaːdo] (* 26. Juni 1933 in Mailand; † 20. Januar 2014 in Bologna) war ein italienischer Dirigent. Er war ständiger Gastdirigent der Wiener Philharmoniker (ab 1971) sowie Chefdirigent der Mailänder Scala (ab 1971), des London Symphony Orchestra (1979–1986), der Wiener Staatsoper (1986–1991) und der Berliner Philharmoniker (1989–2002).

Ausbildung und Studium

Claudio Abbado war der Sohn der Maria Carmela Savagnone, einer Klavierlehrerin und Kinderbuchautorin und des Violinisten und Musiklehrers Michelangelo Abbado. Bei seinem Vater studierte er zunächst Klavierspiel. Mit 16 Jahren begann er am Conservatorio Giuseppe Verdi in Mailand[1] ein Studium in Klavier, Komposition, Harmonielehre, Kontrapunkt und später erst Orchesterleitung. Außerdem belegte er einen Literaturkurs beim späteren Nobelpreisträger Salvatore Quasimodo. Als jugendlicher Organist studierte er Johann Sebastian Bachs Werke intensiv; bei einem Hauskonzert spielte er 1952 Toscanini Bachs d-Moll-Konzert vor. 1953 schloss er sein Studium in Mailand ab und musizierte mit verschiedenen Kammermusikensembles – Grundlage für sein späteres Musizieren: „Es ist wie ein Gespräch, bei dem man nicht nur aufmerksam lauscht, sondern auf den anderen eingeht und versucht, auch das Unausgesprochene, Gefühle und Gedanken zu erfassen.“

Bei einem Dirigierkurs an der Chigiana in Siena[1] lernte Abbado Zubin Mehta und den elfjährigen Daniel Barenboim kennen. Mehta vermittelte ihn zum weiteren Studium an Hans Swarowsky nach Wien. Abbado bewährte sich dann 1958 auch bei einem Dirigierwettbewerb in Tanglewood und wurde dort ausgezeichnet, plante zunächst jedoch keine Karriere als Dirigent, sondern ging vielmehr nach Italien zurück und nahm einen Lehrauftrag für Kammermusik in Parma an.

Laufbahn als Dirigent

Claudio Abbado als Gastdirigent anlässlich des Sommerkonzerts 2008 der Berliner Philharmoniker

In Triest dirigierte Abbado mit Die Liebe zu den drei Orangen von Prokofjew seine erste Opernaufführung. Ab 1961 dirigierte er regelmäßig an der Mailänder Scala. 1963 erhielt er in New York den ersten Preis beim Mitropoulos-Wettbewerb. Verbunden war mit dem New Yorker Preis – neben der internationalen Anerkennung – eine Assistentenzeit von fünf Monaten bei Leonard Bernstein, der damals Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker war. Während seiner Assistenzzeit bei Bernstein 1963 bekam er erste Einladungen zum Radio-Symphonie-Orchester Berlin und zu den Wiener Philharmonikern, mit denen er 1965 bei den Salzburger Festspielen debütierte. Auf dem Programm stand Gustav Mahlers zweite Sinfonie. Außerdem entstanden erste Schallplattenaufnahmen mit Abbado.

1966 kam es zu einer ersten Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern. 1968 eröffnete Abbado die Opernsaison der Mailänder Scala. Er debütierte an der Covent Garden Opera in London mit seiner ersten Verdi-Oper (Don Carlos). Später überraschte er das Publikum in London mit Strawinskis Oedipus Rex und Alban Bergs Wozzeck.

Wichtige Impulse für die Musik der Moderne bekam Abbado in dieser Zeit von Maurizio Pollini und Luigi Nono. 1969 erhielt er eine feste Anstellung als Dirigent an der Mailänder Scala und wurde 1971 zusätzlich deren Musikdirektor. 1979 bis 1987 war er Chefdirigent (Musikdirektor) beim London Symphony Orchestra. Von 1980 bis 1986 war er Chefdirigent der Mailänder Scala. In den Jahren 1982 bis 1985 arbeitete er als Erster Gastdirigent mit dem Chicago Symphony Orchestra.

1984 gab Abbado sein Debüt an der Wiener Staatsoper, wurde 1986 Musikdirektor und 1987 Generalmusikdirektor der Stadt Wien, eine Funktion, die er bis 1991 bekleidete.[2] 1988 gründete Abbado das Festival Wien Modern, das sich Aufführungen internationaler zeitgenössischer Musik widmet. An der Wiener Staatsoper leitete er u. a. Premieren von l’Italiana in Algeri, Il viaggio a Reims, Chowanschtschina, Fierrabras, Elektra, Wozzeck, Simon Boccanegra, Un ballo in maschera und Don Carlo.[3]

1988 und 1991 dirigierte Abbado das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker (beide Male folgte in den Jahren darauf, also 1989 und 1992, Carlos Kleiber als Dirigent der Konzerte). Im Oktober 1989 wurde Abbado von den Berliner Philharmonikern als Künstlerischer Leiter des Orchesters zum Nachfolger Herbert von Karajans gewählt. Im Jahr 1994 wurde Abbado auch Leiter der Salzburger Osterfestspiele. Die Zeit in Berlin war nicht frei von Spannungen. Abbados offenes Musizierverständnis, das im Kontrast zum eher autoritären Auftreten Karajans stand, provozierte beim Orchester Widerspruch. Im Jahr 2000 erkrankte Claudio Abbado an Magenkrebs, von dem er zwischenzeitlich als geheilt galt. Im Jahr 2002 beendete er, wie bereits 1998 angekündigt, seine Arbeit als Künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker – mit einem für ihn typischen breitgefächerten Programm: mit Brahms’ Schicksalslied, Mahlers Rückert-Lieder und Schostakowitschs Musik zu King Lear. Auch nach seinem Vertragsablauf blieb er in Berlin sehr beliebt. Abbado dirigierte die Berliner Philharmoniker im Mai 2008 in der Berliner Waldbühne. Wegen eines Brandschadens in der Berliner Philharmonie fand das Konzert, zu dem mehr als 20.000 Zuhörer kamen, auf der Freilichtbühne statt.

Zuvor war Claudio Abbado 2002 nach Italien zurückgekehrt, zunächst nach Ferrara und dann nach Bologna, wo er mit jungen Musikern das Orchestra Mozart aufbaute und bis zu seinem Tod lebte. Im Jahr 2003 gründete er das Lucerne Festival Orchestra – ein Orchester, das sich aus Musikern einiger der besten europäischen Ensembles, wie dem Mahler Chamber Orchestra, zusammensetzt.

Das Grab im Jahr 2024 mit dem Fextal im Hintergrund.

Diese Art des Musizierens junger Musiker gemeinsam mit erfahrenen Solisten, die sich als Teamer im Orchester engagieren, war für Claudio Abbado typisch. Schon als Gründer des European Community Youth Orchestra (1978) und später des Gustav Mahler Jugendorchesters (1986) widmete er sich der Förderung des musikalischen Nachwuchses. Daraus entstanden die Gründung des Chamber Orchestra of Europe (1981) sowie die Gründung des Mahler Chamber Orchestra (1997), die wiederum die Basis für die Gründung des Lucerne Festival Orchestra (2003) und des Orchestra Mozart in Bologna in den Jahren 2003 / 2004 bildeten.[4]

Am 20. Januar 2014 starb Claudio Abbado im Alter von achtzig Jahren nach langem Krebsleiden in Bologna.[5] Abbados sterbliche Überreste wurden eingeäschert und eine Urne mit einem Teil seiner Asche auf dem Friedhof der Bergkirche Fex-Crasta im Fextal beigesetzt. Der Ort gehört zu der Gemeinde Sils im Engadin, einem Dorf im Schweizer Kanton Graubünden, in dem Abbado ein Ferienhaus hatte.[6][7]

Im März 2016 wurde bekannt, dass sein Nachlass an die Staatsbibliothek Berlin geht. Die kostenlose Überlassung wurde durch einen Vertrag vereinbart. Der Nachlass umfasst unter anderem die mit Notizen versehenen Partituren, die Geschäftskorrespondenz und den musikwissenschaftlichen Teil der Bibliothek Abbados.[8][9]

Ehrungen

Berliner Gedenktafel am Haus, Ludwigkirchstraße 9A, in Berlin-Wilmersdorf

1958 gewann Claudio Abbado den nach Sergei Alexandrowitsch Kussewizki benannten Kussewitzky-Preis für Dirigenten in Tanglewood, 1963 den ersten Preis bei der Dimitri Mitropoulos International Music Competition in New York, der mit einer fünfmonatigen Assistenzzeit bei Leonard Bernstein verbunden war. 1973 wurde er von der Mozartgemeinde Wien mit der Mozart-Medaille ausgezeichnet.[10]

1984 erhielt Claudio Abbado das Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik.[11] 1985 wurde ihm, der sich zeitlebens der Musik Gustav Mahlers besonders verbunden fühlte, die goldene Mahler-Medaille der Internationalen Gustav Mahler Gesellschaft, Wien, verliehen. 1994 erhielt Abbado den Ernst von Siemens Musikpreis, den Ehrenring der Stadt Wien sowie das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich,[12] 2001 den Würth-Preis der Jeunesses Musicales Deutschland. 2002 wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem Großen Verdienstkreuz mit Stern des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet.[13] 2004 bekam er die Ernst-Reuter-Plakette des Landes Berlin. Seit 2008 war er Träger des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol.

1980/81 und 2000/01 bekam Abbado den italienischen Kritikerpreis Premio Abbiati, 2002 den Deutschen Kritikerpreis, 2003 das Praemium Imperiale, 2004 den Kythera-Preis und 2008 den Wolf-Preis.

Seit 2002 war Abbado Ehrenbürger der Stadt Bozen[14] und seit 2005 der Stadt Luzern.[15]

Im Februar 1997 wurde Abbado die Ehrensenatorwürde der Hochschule für Musik Hanns Eisler verliehen. Er war Ehrendoktor der Universität Cambridge, der Universität Aberdeen, der Universität Ferrara und der Università degli Studi della Basilicata.[16]

2013 wurde sein Buch Meine Welt der Musik als Wissenschaftsbuch des Jahres ausgezeichnet.[17]

Am 30. August 2013 wurde Claudio Abbado von Staatspräsident Giorgio Napolitano zum Senator auf Lebenszeit ernannt.[18]

Im Jahr 2014 wurde Abbado posthum mit dem Echo Klassik in der Kategorie Konzerteinspielung des Jahres (Klavier) mit dem Orchestra Mozart Bologna und Martha Argerich am Klavier für Mozarts Klavierkonzerte 20 und 25 ausgezeichnet.[19]

Am 26. Juni 2023 wurde an seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Wilmersdorf, Ludwigkirchstraße 9, eine Berliner Gedenktafel enthüllt.

Privatleben

Claudio Abbado war der Bruder des Komponisten Marcello Abbado und damit Onkel des Dirigenten Roberto Abbado. Von 1956 bis 1968 war er mit Giovanna Cavazzoni verheiratet; aus dieser Verbindung stammen zwei Kinder. Die Tochter Alessandra Abbado arbeitet im Theatermanagement, der Sohn Daniele Abbado als Opernregisseur. Außerdem bekam Abbado einen Sohn mit der Geigerin Viktoria Mullova, den Kontrabassisten Misha Mullov-Abbado.

Repertoire

Von Abbado sind CDs mit Werken von nahezu jedem namhaften Komponisten erschienen. Er dirigierte auch die Werke zahlreicher Gegenwarts-Komponisten wie Luigi Nono, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, György Ligeti, György Kurtág, Wolfgang Rihm und Beat Furrer.[21] 1965 führte er an der Scala die Oper Atomtod von Giacomo Manzoni auf.[22] Trotzdem gibt es Komponisten, die auffallend oft vertreten sind: Gustav Mahler, Claude Debussy, Franz Schubert und auch Wolfgang Amadeus Mozart. Besonders in seinen letzten Jahren fiel eine Rückkehr zu seinen Favoriten auf. So dirigierte er 2009 die Berliner Philharmoniker mit einem Programm bestehend aus Schubert, Mahler und Debussy; im Mai 2010 bestand das Programm an derselben Stelle aus Schubert, Schönberg und Brahms. 2013 erschien eine Edition (41 CDs) mit Symphonien von Beethoven, Brahms, Bruckner, Haydn, Mahler, Mendelssohn-Bartholdy, Mozart und Schubert.[23]

In Zusammenarbeit mit namhaften Solisten und Orchestern entstanden außerordentliche Aufnahmen und Produktionen:

Die Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker enthält viele akusto-optische Livemitschnitte der von ihm mit diesem Orchester gegebenen Konzerte, darunter das Europakonzert vom Mai 2000 mit Beethovens 9. Sinfonie und den Zyklus mit Beethovens weiteren acht Sinfonien, aufgenommen im Februar 2001 in Rom.

Abbados Musizieren zeichnete sich durch eine Genauigkeit in der Artikulation und besondere Frische aus, später war ein Einfluss der historischen Aufführungspraxis nicht von der Hand zu weisen. Als Vorbild galt ihm Wilhelm Furtwängler, da bei ihm „jede Note, jede Phrasierung eine logische Bedeutung für den Zusammenhang des Ganzen gefunden hatte“. Abbado dirigierte meist ohne Partitur.[25]

Literatur

Filme (Auswahl)

  • Claudio Abbado: Die Stille hören. Dokumentarfilm (2003), 67:00 Min., Regie: Paul Smaczny, Produktion: EuroArts Music, SFB, Arte, Erstsendung: 24. September 2003 auf Arte,[26][27]
  • Magdalena Zięba-Schwind (Regie): Abbado dirigiert Mahlers „Auferstehungssymphonie“ — Sternstunden der Musik. 2023, Deutschland, 43 Min, ZDF. Der Film zeigt auch Kommentare einiger der Beteiligten zwanzig Jahre später zu dieser Darbietung/Aufnahme 2003 im KKL Luzern (Renaud Capuçon, Emmanuel Pahud, Reinhold Friedrich und Antonello Manacorda).[28]
Commons: Claudio Abbado – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Claudio Abbado. In: Encyclopædia Britannica.
  2. Nachruf auf der Website der Wiener Staatsoper (Memento vom 24. Januar 2014 im Internet Archive) abgerufen am 4. April 2014.
  3. Claudio Abbados Auftritte an der Wiener Staatsoper
  4. Julia Spinola: Die große Gabe des Klangs, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 28. April 2011, Seite 29.
  5. Abschied von einem Jahrhundert-Musiker. Süddeutsche.de
  6. Paolo Di Stefano: Le ceneri di Abbado in Engadina L’ultimo viaggio sulle montagne. In: Corriere della Sera. 15. Januar 2015, abgerufen am 20. Juli 2024 (italienisch).
  7. Ats/red: Abbado riposa a Sils Maria. In: tvsvizzera.it. 8. November 2014, abgerufen am 20. Juli 2024 (it-CH).
  8. Frederik Hanssen: Nachlass von Claudio Abbado kommt nach Berlin. via Tagesspiegel, 4. März 2016;.
  9. Der Nachlass von Claudio Abbado, Webseite der Staatsbibliothek zu Berlin
  10. Inschrift Deutschordenshof, Durchgang: Claudio Abbado 1973 (abgerufen am 7. Juni 2014).
  11. Website des italienischen Staatspräsidenten, abgerufen am 20. Januar 2014.
  12. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB).
  13. Bundesverdienstkreuz für Abbado (Memento vom 24. Dezember 2013 im Internet Archive), www.universal-music.de, 3. Mai 2002, online abgerufen am 17. Juni 2012.
  14. stol.it (Memento vom 23. Januar 2014 im Internet Archive).
  15. luzernerzeitung.ch
  16. Claudio Abbado. Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, archiviert vom Original am 3. Februar 2014; abgerufen am 20. Januar 2014.
  17. Beste Wissenschaftsbücher Österreichs gekürt. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) buecher.at; abgerufen am 3. Februar 2013.
  18. Napolitano nomina quattro senatori a vita. La Repubblica, 30. August 2013, abgerufen am 30. August 2013.
  19. Klassik-Preisträger 2014 (Memento vom 21. Januar 2015 im Internet Archive) Echoklassik.de; abgerufen am 26. Oktober 2014
  20. Chartquellen: DE
  21. Gerhard R. Koch: Der scharfe Rundblick eines Leuchtturmwärters. faz.net, 20. Januar 2014; abgerufen am 20. Januar 2014.
  22. Peter Hagmann: Musik als Akt der Kommunikation. (Nachruf) nzz.ch, 20. Januar 2014, abgerufen am 20. Januar 2014.
  23. deutschegrammophon.com
  24. tagesspiegel.de Die Aufnahme erschien im Februar 2012 bei Harmonia Mundi: harmoniamundimagazin.com.
  25. Allan Kozinn: Claudio Abbado, Influential Italian Conductor, Dies at 80. nytimes.com, 21. Januar 2014, abgerufen am 20. Januar 2014.
  26. Claudio Abbado: Die Stille hören - Skizzen zu einem Porträt. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 27. Mai 2021.
  27. Claudio Abbado: Hearing the Silence (Sketches for a Portrait by Paul Smaczny). In: YouTube. EuroArtsChannel, 23. März 2015, abgerufen am 21. Januar 2016.
  28. Der Sender über den Film: Dokufilm; aufgerufen Januar 2024

Veröffentlichungen von Berliner Philharmoniker die im OTRS erhältlich sind/waren:

The Berlin Concert ¦ Klassik Aus Berlin! ¦ Mahler: Symphony No. 5 ¦ Bruckner: Symphony No. 7

Berliner Philharmoniker auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Logo der Berliner Philharmoniker

Die Berliner Philharmoniker (frühere Bezeichnung Berliner Philharmonisches Orchester) sind ein deutsches Sinfonieorchester. Sie gelten als eines der weltweit führenden Ensembles.

Das seit 1882 bestehende Orchester ist seit 2002 als Stiftung des öffentlichen Rechts unter Trägerschaft des Landes Berlin organisiert. Die Berliner Philharmoniker verfügen derzeit über 128 Planstellen. Nachdem das alte Stammhaus 1944 während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde, ist seit 1963 die von Hans Scharoun konzipierte neue Berliner Philharmonie am Kemperplatz in Berlin-Tiergarten die Heimstätte des Ensembles.

Geschichte

Gründung

Als Ahnvater der Berliner Philharmoniker kann der aus dem schlesischen Liegnitz stammende Dirigent Johann Ernst Benjamin Bilse (1816–1902) angesehen werden. Das ehemalige Mitglied der Kapelle von Johann Strauss (Vater) stellte 1867 ein Orchester zusammen, mit dem er im neuerbauten Concerthaus an der Leipziger Straße regelmäßig Konzerte gab. Die sogenannten „Bilsekonzerte“ waren bald äußerst populär. Zunehmend nahm Bilse aber auch sogenannte Ernste Musik ins Repertoire seines Ensembles auf. Ein prominenter Gastdirigent wurde Richard Wagner.

Anfang Januar 1882 gab die von Hans von Bülow geleitete Meininger Hofkapelle, seinerzeit das führende Orchester im deutschsprachigen Raum, ein Konzert in der Sing-Akademie zu Berlin. Dieser Auftritt wurde von der Presse stürmisch gefeiert. Die Berliner Zeitung schrieb: „Vielleicht gibt dieser Erfolg gewissen Kreisen Veranlassung, dem großen Dirigenten ein anderes Pult zuzuweisen wie in Meiningen. Wir brauchen uns wohl nicht erst deutlicher auszudrücken.“[1] Die Öffentlichkeit schloss sich der Forderung an, für die neue Reichshauptstadt Berlin einen repräsentativen Klangkörper unter der Leitung des überragenden Künstlers Hans von Bülow zu schaffen.

Ein paar Monate später kam es in der Bilse-Kapelle zur Revolte. Für eine Konzertfahrt nach Warschau hatte Bilse Fahrkarten der vierten Klasse besorgt, worüber die ansonsten schon unterbezahlten Musiker verärgert waren, und 54 unter ihnen beschlossen nun, ihr eigenes Orchester zu gründen, das sie selbst regieren und verwalten wollten. Sie verpflichteten sich zum „gegenseitigen unverbrüchlichen Zusammenhalten“ und zur persönlichen Haftung für die Ausgaben des Ensembles. Der 1. Mai 1882 war der Gründungstag des neuen Orchesters. Seit 1991 erinnern die Philharmoniker am 1. Mai mit dem Europakonzert an diesen Tag. Dieses findet jeweils an einem kulturgeschichtlich bedeutenden Ort in Europa statt und wird weltweit von Rundfunk- und Fernsehanstalten übertragen.[2]

Erste Jahre

Die ersten Konzerte des neu gegründeten Orchesters fanden unter dem Namen „Frühere Bilsesche Kapelle“ in dem Charlottenburger Gartenlokal „Flora“ statt. Künstlerischer Leiter war Ludwig von Brenner (1833–1902). Gespielt wurde wie bei Bilse überwiegend Unterhaltungsmusik. Im Sommer 1882 übernahm der Konzertagent Hermann Wolff die Organisation des Orchesters, das von da an den Namen „Berliner Philharmonisches Orchester“ führte. Wolff fand für die Philharmoniker eine ehemalige Rollschuhbahn in der Bernburger Straße als festen Auftrittsort.

Im gleichen Jahr führte Wolff Abonnementskonzerte für ein gebildetes Publikum ein – die „Philharmonischen Konzerte“.

Sing-Akademie-Direktor Martin Blumner schrieb zur damaligen Qualität des neuen Orchesters: „Mit höchst erfreulichem Gelingen wirkte es bei uns zum ersten Male im Oktober desselben Jahres (1882) in meinem Oratorium ‚Der Fall Jerusalems‘ mit, einen so schönen reinen Wohlklang und so vortreffliche musikalische Sicherheit bekundend, wie wir es lange schmerzlich vermisst hatten“.[3]

Einflussreiche Dirigenten der ersten Jahre waren Ernst Rudorff (Dirigent des ersten Konzerts am 5. Mai 1882)[4][5], Franz Wüllner, Karl Klindworth und der Geiger Joseph Joachim. Gastdirigenten dieser Zeit waren 1884 Johannes Brahms, 1888 Peter Tschaikowski und 1889 Edvard Grieg, die eigene Werke aufführten.

An mehreren Tagen in der Woche wurden außerdem weiterhin, unter der Leitung anderer Dirigenten, „populäre Konzerte“ veranstaltet, damit die Musiker ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten.

Überblick Chefdirigenten

Bülow, Nikisch, Furtwängler und Karajan blieben bis zu ihrem Tod Chefdirigent.[7] Nicht zu den Chefdirigenten gezählt werden:[8][9]

Hans von Bülow

Hans von Bülow

1887 schließlich engagierte Wolff als Chefdirigenten Hans von Bülow (1830–1894), der als Schüler von Friedrich Wieck, Franz Liszt und Richard Wagner auf internationalem Parkett sowohl als Dirigent als auch als Pianist anerkannt war. Als Hofkapellmeister hatte er in den Jahren 1880 bis 1887 die Meininger Hofkapelle zu einem Spitzenorchester geformt, das Tourneen durch ganz Deutschland veranstaltete. „Bülow war Bahnbrecher im Hinblick auf einen Wandel der Funktion des Dirigenten. War dieser früher in erster Linie Taktschläger im Sinne einer Orientierungshilfe für die Orchestermusiker gewesen, so trat er nun als Interpret zum Vorschein. Dessen Aufgabe bestand nach Bülow nunmehr darin, ‚das Verborgene an das Tageslicht [zu] befördern‘.“[10] Bülow führte bei den Berliner Philharmonikern eine eiserne Disziplin ein. In stundenlangen und harten Proben formte er während seiner Amtszeit das Ensemble zum Eliteorchester Deutschlands. „Bülow verlangte von sich und den ihm Anvertrauten höchste Konzentration, heiligen Ernst für eine heilige Aufgabe, Aufmerksamkeit für jede Note wie für das Ganze […]“.[11]

Bülow setzte durch, dass während seiner Konzerte keine Speisen und Getränke mehr serviert und verzehrt werden durften. Auch Gespräche hatten zu unterbleiben, und es herrschte Rauchverbot. Berühmt, mitunter auch berüchtigt, waren auch die Ansprachen Bülows an das Publikum, bei denen er nicht nur die dargebotenen Werke kommentierte, sondern zuweilen auch die Tages- und Kulturpolitik. „Mitunter waren seine Hinwendungen zum Publikum auch nonverbaler Art. Sie galten etwa fächerschwingenden Damen, die er so lange anzustarren pflegte, bis sie die Arme sinken ließen.“[12]

Der „Berliner Courier“ schrieb am 15. Januar 1888 über eines der Konzerte Bülows: „Wie er dasteht, das scharfe Profil seitwärts gewendet, den Klemmer auf der Nase, wie er vom ersten Moment an den Tactstock in sichern, festen Zügen führt […] als wäre es ein Zauberstab in seiner Hand […] er hebt den Spieler zu sich empor, entlockt ihm den Ton, den er haben will. […] Wie dieser einzige Dirigent das Orchester an seinem Zauberstab führt […], das lässt sich nur schwer beschreiben …“.[13]

1888 wurde die ehemalige Rollschuhbahn zur Philharmonie umgebaut als bestuhlter Konzertsaal ohne Tische.

Bülow leitete das Orchester bis 1892. Es folgten zwei Jahre ohne Chefdirigenten, bis Arthur Nikisch das Amt übernahm. Die meisten Konzerte in der Zwischenzeit leitete Richard Strauss.

Seit den 1970er Jahren wird von den Berliner Philharmonikern die Hans-von-Bülow-Medaille vergeben. Damit ehrt das Orchester sowohl seinen ersten Chefdirigenten Hans von Bülow wie auch Musiker – insbesondere Dirigenten – für ihre Verbundenheit mit dem Orchester.

Arthur Nikisch

1895 wurde der gebürtige Ungar Arthur Nikisch (1855–1922) zum Chefdirigenten „auf Lebenszeit“ berufen. Er hatte dieses Amt 27 Jahre lang inne.

Nikisch führte die Philharmoniker zu europaweitem Ruhm. Gastspielreisen führten die Philharmoniker nach Russland, in die Schweiz, Belgien, Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Internationale Stars wie Pablo de Sarasate, Eugène Ysaÿe, Fritz Kreisler, Pau Casals und das elfjährige Wunderkind Jascha Heifetz gastierten mit den Philharmonikern.

1913 nahmen die Philharmoniker für die Deutsche Grammophon erstmals in der Geschichte der Schallplatte eine vollständige Sinfonie auf; Beethovens Fünfte wurde unter Nikischs Leitung eingespielt und auf vier Schellackplatten gepresst.[14]

Wilhelm Furtwängler

Erste Amtszeit

Porträt von Wilhelm Furtwängler gezeichnet von Emil Orlik, 1928

Nach Nikischs Tod im Jahr 1922 wurde Wilhelm Furtwängler (1886–1954), bis dahin Leiter der Staatsoper Unter den Linden, als neuer Chefdirigent engagiert. Unter Furtwängler, einer der führenden Dirigentenpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, erlangten die Berliner Philharmoniker Weltgeltung. Zahlreiche Werke namhafter Komponisten wie Rachmaninow, Prokofjew, Strawinsky, Ravel wurden durch das Orchester uraufgeführt. Einen Höhepunkt während der 1920er Jahre bildete 1929 der Auftritt des Wunderkindes Yehudi Menuhin mit den Philharmonikern unter Bruno Walters Leitung, bei dem der Zwölfjährige Violinkonzerte von Bach (E-Dur), Beethoven und Brahms spielte.

Furtwängler fühlte sich in erster Linie der Wiener Klassik und Spätromantik verbunden und ist in die Musikgeschichte als der große Deuter des deutschen Musikerbes eingegangen. Interpretation begriff er dabei als einen Akt musikalischer Neuschöpfung. 1934 schrieb er dazu in einem Aufsatz: „Man stelle sich die Situation des Schaffenden vor: Sein Ausgangspunkt ist das Nichts, sozusagen das Chaos; sein Ende das gestaltete Werk. Der Weg dahin, also … das ‚Gestaltwerden‘ des Chaos, vollzieht sich ihm im Akt der Improvisation.“[15] Dies manifestierte sich auch in Furtwänglers suggestiver Zeichengebung. „Auf diese Weise trat die Musik in ihrer ursprünglichen Voraussetzungslosigkeit in Erscheinung; altbekannte Symphonien wurden völlig neu erlebt.“[16] Werner Thärichen, Paukist der Philharmoniker, beschrieb das Phänomen Furtwängler folgendermaßen: „… daß ein Mensch das Orchester und alle Zuhörer in einen solchen Rausch versetzen konnte, war überhaupt nicht zu fassen. In London sprangen die Besucher noch während des Konzertes von den Sitzen: Sie waren außer sich, benommen, elektrisiert.“[17]

Georges Bizet: Potpourri aus „Carmen“ (Ausschnitt), Aufnahme unter der Leitung von Selmar Meyrowitz aus dem Jahr 1931

Als in den frühen 1930er Jahren die wirtschaftliche Rezession das Orchester in seiner Existenz bedrohte, übernahmen 1932 die Stadt Berlin, das Deutsche Reich und der Rundfunk die finanziellen Garantien. Im Gegenzug dafür mussten sich die Philharmoniker verpflichten, Volks-Symphoniekonzerte und Schulkonzerte zu geben.[18]

Pjotr Iljitsch Tschaikowski: „Capriccio Italien“ (Ausschnitt), Aufnahme unter der Leitung von Erich Kleiber aus dem Jahr 1933

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 übernahm das Reich die finanzielle Sicherung des Orchesters.[19] Im selben Jahr erhielt das Orchester den Titel Reichsorchester, das Joseph Goebbels unterstand. Zum ersten Mal waren die Philharmoniker kein Lohnorchester mehr, sondern wurden staatlich subventioniert und konnten somit auf die lästigen „Populären Konzerte“ verzichten. Als solchermaßen deutsches Vorzeigeorchester konnten sie – und mit ihnen Furtwängler – als Repräsentanten des NS-Staats betrachtet werden.[20] Die vier Juden aus dem Orchester wurden von den Nazis in das Exil getrieben.[21]

Rücktritt 1934

1934 führte Furtwängler mit den Philharmonikern Musik des verbotenen Mendelssohn auf,[22] dirigierte außerdem die Uraufführung von Paul Hindemiths Sinfonie Mathis der Maler[23] und verteidigte öffentlich den als „entartet“ geltenden Komponisten Hindemith.[24] Im Zuge des daraus resultierenden Skandals wurde er im selben Jahr genötigt, von sämtlichen Ämtern zurückzutreten.[25] Er dirigierte die Philharmoniker künftig nur noch als Gastdirigent. Von 1934 bis 1952 hatte das Orchester formell keinen Chefdirigenten. Noch 1935 führten die Philharmoniker Mendelssohns Violinkonzert mit dem Virtuosen Georg Kulenkampff unter der Leitung von Max Fiedler auf.[26]

Nachdem sich 1935 die Konzertagentur Wolff selbst aufgelöst hatte, um einer drohenden „Arisierung“ zuvorzukommen, wurde die Stelle eines Intendanten geschaffen. Der erste war Hans von Benda, der später ein Berliner Kammerorchester gründete und leitete. Sein Nachfolger wurde 1939 Gerhart von Westerman, der mit einer Unterbrechung zwischen 1945 und 1952 diese Stellung bis 1959 innehatte.

Furtwängler dirigierte im April 1942 zu Hitlers Geburtstag Beethovens Neunte Symphonie mit den Berliner Philharmonikern. Die letzten Minuten der Aufführung wurden gefilmt; am Ende kommt Goebbels an das Podium, um Furtwängler die Hand zu schütteln.[27] Dieses Konzert führte nach dem Krieg zu Kritik an Furtwängler.[28]

Das letzte Konzert der Philharmoniker vor Kriegsende fand am 16. April 1945 im Beethovensaal statt.

Nachkriegszeit

Nach dem Krieg wurde Furtwängler von der amerikanischen Besatzungsmacht als politisch belastet eingestuft und erhielt Auftrittsverbot bis zum Abschluss eines Entnazifizierungsverfahrens, obwohl er niemals Parteimitglied gewesen war.[29] Das erste Konzert nach dem Krieg fand bereits am 26. Mai 1945 im Steglitzer Titania-Palast statt, einem umgebauten Kino. Dirigiert wurde es von dem gebürtigen Russen Leo Borchard (1899–1945). Drei Monate später wurde Borchard am 23. August 1945 von einem amerikanischen Besatzungssoldaten an der britisch-amerikanischen Sektorengrenze erschossen, als sein Fahrer ein Handzeichen zum Anhalten nicht verstand.

Sergiu Celibidache als Dirigent der Berliner Philharmoniker 1946

Borchards Nachfolger war der seinerzeit noch völlig unbekannte Sergiu Celibidache (1912–1996). Am 29. August 1945 feierte er, bis dahin ohne Dirigiererfahrung und erarbeitetes Repertoire, einen Debüterfolg. Er leitete nun ad interim die Berliner Philharmoniker bis zu Furtwänglers Wiedereinsetzung als Chefdirigent im Jahr 1952. Im Gegensatz zu Furtwängler und vor allem zu Karajan war Celibidache extrem „technikfeindlich“, was sich unter anderem darin ausdrückte, dass er Schallplattenaufnahmen grundsätzlich ablehnte. Eine seiner bevorzugten Solistinnen war die kroatische Pianistin Branka Musulin.

Im Frühjahr 1947 stand Furtwängler, nachdem sein Auftrittsverbot aufgehoben worden war, wieder am Pult der Philharmoniker. Am 30. September 1947 trat Yehudi Menuhin demonstrativ an der Seite des Anfeindungen ausgesetzten Furtwängler im Titania-Palast auf und spielte mit den Philharmonikern Beethovens Violinkonzert. Furtwängler und Celibidache waren während der folgenden Jahre gemeinsam künstlerische Leiter des Orchesters. 1948 reiste das Orchester auf seiner ersten Auslandstournee nach dem Krieg mit Furtwängler und Celibidache nach England.

1952 wurden die Philharmoniker vom Land Berlin übernommen und Furtwängler erhielt einen Vertrag als Chefdirigent auf Lebenszeit.

Herbert von Karajan

Gustav Mahler: „Kindertotenlieder“, 5. Satz, Aufnahme mit Dietrich Fischer-Dieskau unter der Leitung von Rudolf Kempe aus dem Jahr 1955
Antonín Dvořák: Konzert für Violoncello und Orchester, 1. Satz, Aufnahme mit Pierre Fournier unter der Leitung von George Szell aus dem Jahr 1962
Berliner Philharmonie, Haupteingang

Nach Furtwänglers Tod im November 1954 wurde Herbert von Karajan (1908–1989) zum Chefdirigenten gewählt. Er leitete das Orchester 34 Jahre, länger als jeder andere. In Karajans Amtszeit wurde 1963 die neu errichtete Philharmonie, erbaut von Hans Scharoun, eröffnet.

„War Furtwängler die Dirigentenpersönlichkeit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schlechthin, so war Karajan zweifelsohne der große Dirigent der zweiten Hälfte.“[30] War Furtwängler der Intuition verpflichteter Philosoph am Dirigentenpult, so war Karajan Klangmagier, ein ekstatischer Macher von eiserner Selbstdisziplin. Karajans Auftakte waren exakt, doch dafür verzichtete er darauf, Einsätze zu geben, um auf diese Weise die Musiker dazu zu zwingen, optimal aufeinander zu hören. Meist dirigierte er mit geschlossenen Augen. „Der berühmte volle und seidene Klang der Berliner Philharmoniker, der zu ihrem Markenzeichen wurde, hat sich unter seiner Leitung erst in seiner ganzen Pracht entfaltet.“[31]

Karajan war stark von der Technik fasziniert. Sein Orchester betrachtete er als Perfektionsinstrument, das er immer mehr vervollkommnen wollte. Unter seiner Leitung entstanden zahlreiche Schallplatteneinspielungen vor allem aus dem Repertoire der Wiener Klassik und Romantik. Darunter befand sich die 1961/62 produzierte Gesamtaufnahme der Beethoven-Sinfonien, welche die weltweit erste Orchesterproduktion auf Stereoschallplatte war.[32] Der Technikfaszination Karajans war es zu verdanken, dass die Philharmoniker mit zu den ersten gehörten, die ab 1980 das digitale Aufnahmeverfahren testeten. 1982 wurde von ihrer Aufnahme der Alpensinfonie von Richard Strauss eine der weltweit ersten Audio-CDs hergestellt. Im gleichen Jahr erschienen zum 100-jährigen Bestehen der Berliner Philharmoniker unter dem Namen Serie Galerie 50 Schallplatten mit 100 Meisterwerken unter seiner Leitung mit weltbekannten Solisten und Konzertsängern. Als Plattencover und Bildbeilagen wurden bis dahin unveröffentlichte Bilder verwendet, gemalt von seiner Frau, Eliette von Karajan.

Herbert von Karajan gründete 1967 die Salzburger Osterfestspiele, bis 2012 mit den Berliner Philharmonikern. Unter anderem wurden dort Wagners gesamter Ring des Nibelungen, Beethovens Fidelio und zahlreiche populäre Opern Verdis und Puccinis erarbeitet und aufgezeichnet. Außerdem rief er 1973 die Salzburger Pfingstkonzerte ins Leben.

Unter Karajan kam es erstmals zum Engagement von Frauen in dem traditionellen Männerorchester. 100 Jahre nach der Gründung wurde 1982 die Geigerin Madeleine Carruzzo als erste Frau Mitglied der Berliner Philharmoniker.[33] Im selben Jahr wollte Karajan die Klarinettistin Sabine Meyer einstellen. Die Orchesterversammlung lehnte Meyer jedoch ab, was Karajan verärgerte. Er drohte per Brief mit der Streichung von Tourneen, Festspielen und Aufnahmen, was das Orchester finanziell geschädigt hätte. Der Streit eskalierte weiter, als der Intendant Peter Girth im Januar 1983 trotz des ungeklärten Konflikts Meyer einen Vertrag gab. Die Krise wurde schließlich mit Hilfe eines Mediators aufgelöst.[33]

Namhafter Intendant der Philharmoniker in der Ära Karajan war von 1959 bis 1978 sowie von 1984 bis 1986 Wolfgang Stresemann, der auch Bücher über die Philharmoniker und Karajan verfasste. Wegen gesundheitlicher Probleme und Differenzen mit dem Orchester und Berliner Politikern erklärte Karajan im April 1989 seinen Rücktritt; er starb am 16. Juli desselben Jahres an einem Herzinfarkt.

Claudio Abbado

Claudio Abbado 2008 als Gastdirigent anlässlich eines Waldbühnenkonzerts des Orchesters

Karajans Nachfolger wurde Claudio Abbado (1933–2014), der das Orchester bereits 1966 zum ersten Mal dirigiert hatte. Abbado setzte neue Akzente. Jede Spielzeit war einem bestimmten Thema gewidmet: der Lyrik Hölderlins, Goethes Faust, der griechischen Antike, Shakespeare, Alban Berg und Georg Büchner, Der Wanderer, Tristan und Isolde – Der Mythos von Liebe und Tod und Musik ist Spaß auf Erden. Seine letzte Spielzeit stand unter dem Motto: „Zum Raum wird hier die Zeit – Parsifal-Zyklus“.

Während Abbados Amtszeit gingen viele altgediente Musiker in den Ruhestand und wurden durch junge Nachrücker ersetzt, das Orchester wurde somit deutlich verjüngt. Im Februar 1998 erklärte Abbado, seinen bis 2002 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen.

Simon Rattle

Sir Simon Rattle dirigiert Wagners Rheingold im Konzert mit den Berliner Philharmonikern (2006)[34]

Im Juni 1999 wählte das Berliner Philharmonische Orchester den Briten Simon Rattle (* 1955) zu seinem Chefdirigenten. Rattle kann als eine der charismatischsten Dirigentenpersönlichkeiten der Gegenwart angesehen werden. Er hatte die Philharmoniker erstmals 1987 dirigiert.

Mit Rattles Amtsantritt im Jahr 2002 wurde das Orchester neu organisiert, das bis dahin eine Art Doppelleben geführt hatte. Es gab einerseits das Berliner Philharmonische Orchester im Status einer nachgeordneten Behörde, die dem Kultursenator unterstellt war. Daneben existierten andererseits die Berliner Philharmoniker als Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die vor allem Schallplattenaufnahmen machte und damit zusätzliche Einkünfte erzielte, die den Musikern, nicht jedoch der Stadt Berlin zugutekamen. Beide Organisationen wurden aufgelöst und in die öffentlich-rechtliche Stiftung Berliner Philharmoniker überführt, die vor allem durch die Deutsche Bank als Hauptsponsor unterstützt wird. Diese Neuorganisation war u. a. eine Bedingung Rattles für seinen Amtsantritt gewesen.[35]

Von 2006 bis 2010 war Pamela Rosenberg Intendantin der Berliner Philharmoniker. Von September 2010 bis Sommer 2017 war Martin Hoffmann Intendant der Berliner Philharmoniker.[36] Zur Spielzeit 2017/18 übernahm Andrea Zietzschmann den Posten der Intendantin.[37] Die seit 2013 stattfindenden Osterfestspiele im Festspielhaus Baden-Baden[38] wurden von den Berliner Philharmonikern mitaufgebaut; ihr Engagement endet 2025.[39]

Kirill Petrenko

Kirill Petrenko während des Konzerts am Brandenburger Tor am 24. August 2019

Zur Wahl des Nachfolgers von Simon Rattle fand am 11. Mai 2015 eine Art „Konklave“ des Orchesters statt, das elf Stunden dauerte, aber nach ausführlichen Beratungen und mehreren Wahlgängen zu keinem Ergebnis kam.[40][41] Am 22. Juni 2015 wurde in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, dass Kirill Petrenko (* 1972), der bis 2020 noch an der Bayerischen Staatsoper unter Vertrag stand, zum Nachfolger von Simon Rattle gewählt wurde.[42]

Nach seinem ersten Konzert am 23. August 2019 dirigierte Petrenko einen Tag später vor dem Brandenburger Tor die 9. Sinfonie von Beethoven.[43]

Tontechnik in Aufzeichnungen und Live-Übertragungen

Seit der Ära Karajan nutzen die Berliner Philharmoniker stets die aktuellen Möglichkeiten der Tontechnik aus.

Mit der Digital Concert Hall stellt das Orchester seit 2008 ganze Konzerte in Live-Mitschnitten online zur Verfügung. Dabei sind seit Juli 2014 nicht nur aktuelle, sondern auch aufbereitete historische Aufnahmen, z. B. solche aus der Karajan- und Abbado-Ära, abrufbar. Das Angebot ist kostenpflichtig.

2014 gründete das Orchester sein eigenes Label Berliner Philharmoniker Recordings.[44]

Auszeichnungen

Die Aufnahmen des Orchesters haben zahlreiche Preise gewonnen, darunter die folgenden:

Echo Klassik

  • 2003: Chorwerkeinspielung
Simon Rattle: Schönberg, Gurrelieder. Mitwirkende: Rundfunkchor Berlin, MDR-Rundfunkchor Leipzig, Ernst Senff Chor Berlin. Solisten: Karita Mattila (Sopran), Anne Sofie von Otter (Mezzosopran), Thomas Moser, Philip Langridge (Tenor), Thomas Quasthoff (Bassbariton, Sprecher) (EMI, 2002)
  • 2006: Musik-DVD Produktion des Jahres
Simon Rattle, Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch (Regie), Uwe Dierks (Produzent): Rhythm Is It! (2005)
  • 2006: Sinfonische Einspielung
Claudio Abbado: Mahler, Sinfonie Nr. 6 (DGG, 2005)
  • 2012: Sinfonische Einspielung des Jahres (20./21. Jh.)
Simon Rattle: Arnold Schönberg (EMI Classics)[47]
  • 2016: Orchester / Ensemble
Simon Rattle: Sibelius, Sinfonien 1–7 (Berliner Philharmoniker Recordings, 2015)[48]

Grammy Award

  • 1970: Beste Opernaufnahme (Best Opera Recording)
Herbert von Karajan: Wagner, Siegfried. Solisten: Helga Dernesch, Gerhard Stolze, Jess Thomas (DGG, 1969)
  • 1979: Beste klassische Orchesterdarbietung (Best Orchestral Performance)
Herbert von Karajan: Beethoven, Sinfonien 1–9 (Gesamtaufnahme) (DGG, 1978)
  • 1993: Bestes Klassik-Album (Best Classical Album) und Beste Orchesterdarbietung (Best Orchestral Performance)
Leonard Bernstein: Mahler, Sinfonie Nr. 9 (DGG, 1992, Aufnahme 1979)
  • 1995: Beste Kammermusik-Darbietung (Best Chamber Music Performance)
Daniel Barenboim: Beethoven / Mozart, Quintette (Chicago-Berlin) Solisten: Dale Clevenger, Larry Combs, Daniele Damiano, Hansjörg Schellenberger (1994)
  • 1998: Beste Darbietung eines Kleinensembles (Best Small Ensemble Performance)
Claudio Abbado: Hindemith: Kammermusik Nr. 1 mit Finale 1921, Op. 24 Nr. 1 (mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker) (EMI, 1996)
  • 2000: Beste klassische Gesangsdarbietung (Best Classical Vocal Performance)
Claudio Abbado: Mahler: Des Knaben Wunderhorn. Solisten: Anne Sofie von Otter, Thomas Quasthoff (DGG, 1999)
  • 2001: Beste Orchesterdarbietung (Best Orchestral Performance)
Simon Rattle: Mahler, Sinfonie Nr. 10, Fassung von Deryck Cooke (EMI, 2000)
  • 2007: Beste Soloinstrument-Darbietung mit Orchester (Best Instrumental Soloist(s) Performance With Orchestra)
Antonio Pappano: Rachmaninow, Klavierkonzerte Nr. 1 und 2. Solist: Leif Ove Andsnes (EMI, 2006)

Zeitschrift „The Gramophone“

  • 1981: „Orchesteraufnahme des Jahres“ (Orchestral Record of the Year)
Herbert von Karajan: Mahler, Sinfonie Nr. 9 (DGG, 1980)
  • 1984: „Aufnahme des Jahres“ (Record of the Year)
Herbert von Karajan: Mahler, Sinfonie Nr. 9 (DGG, 1984, Live-Aufnahme von 1982)
  • 2000: „Orchesteraufnahme des Jahres“ (Orchestral Record of the Year)
Sir Simon Rattle: Mahler, Sinfonie Nr. 10 (EMI, 2000)
  • 2004: „Konzert“ (Concerto)
Mariss Jansons: Grieg, Klavierkonzert und Robert Schumann, Klavierkonzert. Solist: Leif Ove Andsnes (EMI, 2004)
  • 2006: „Aufnahme des Jahres“ (Record of the Year)
Claudio Abbado: Mahler, Sinfonie Nr. 6 (DGG, 2005)

„Classical BRIT Awards“

  • 2001: Ensemble/Orchestral Album of the Year
Simon Rattle: Mahler, Sinfonie Nr. 10 (EMI, 2000)
  • 2003: Ensemble/Orchestral Album of the Year
Simon Rattle: Mahler, Sinfonie Nr. 5 (EMI, 2002)
  • 2007: Classical Recording of the Year
Simon Rattle: Holst, The Planets (EMI, 2006)

„International Classical Music Awards“ (ICMA)

  • 2016: Symphonic
Simon Rattle: Jean Sibelius, Sinfonien 1–7 (Berliner Philharmoniker Recordings, 2015)
  • 2017: Symphonic
Claudio Abbado: The Last Concert (Berliner Philharmoniker Recordings, 2016)

Diapason d’or

Simon Rattle: Bach, Matthäus-Passion (Berliner Philharmoniker Recordings, 2014)
  • 2015: Diapason d’or Arte
Nikolaus Harnoncourt: Franz Schubert (Berliner Philharmoniker Recordings, 2015)
  • 2015: Diapason d’or Arte
Simon Rattle: Bach, Johannes-Passion (Berliner Philharmoniker Recordings, 2014)
  • 2016: Diapason d’or de l’année 2016
Simon Rattle: Beethoven, Sinfonien 1–9 (Berliner Philharmoniker Recordings, 2016)

„Timbre de platine“ des Magazins „Opéra International“

Chartplatzierungen

Alben

JahrTitelHöchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[49]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE AT CH
1963Beethoven – 9 SymphonienDE21
(4 Wo.)DE
2000Moment of GloryDE3
Gold
Gold

(17 Wo.)DE
CH48
(8 Wo.)CH
2003Karajan ForeverAT54
(4 Wo.)AT
mit Herbert von Karajan
2005Carmina Burana – Carl OrffDE34
(4 Wo.)DE
2006Das Parfum – Die Geschichte eines MördersDE74
(4 Wo.)DE
AT66
(3 Wo.)AT
Soundtrack; mit Simon Rattle
2008The LegendAT58
(3 Wo.)AT
mit Herbert von Karajan
Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung/
Borodin: Sinfonie Nr. 2, Polowetzer Tänze/
Silvesterkonzert 2
DE93
(1 Wo.)DE
mit Simon Rattle
Karajan GoldDE31
(6 Wo.)DE
AT49
(2 Wo.)AT
mit Herbert von Karajan
2013Centenary EditionDE89
(1 Wo.)DE
DvořákDE84
(2 Wo.)DE
2022John Williams: The Berlin ConcertDE1
(16 Wo.)DE
AT32
(1 Wo.)AT
CH23
(3 Wo.)CH
2024Richard StraussDE89
(1 Wo.)DE
Grieg: Peer Gynt Suiten 1 & 2 – Sigurd JorsalfarDE51
(1 Wo.)DE
mit Herbert von Karajan
Antonín Dvořák: Aus der neuen Welt – From the New WorldDE85
(1 Wo.)DE

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Singles

JahrTitel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[49]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE AT CH
2000Moment of Glory
Moment of Glory
DE67
(9 Wo.)DE
mit Scorpions

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Silberne Schallplatte

Goldene Schallplatte

  • Deutschland Deutschland
    • 1983: für das Album Hifi Karajan
  • Finnland Finnland
    • 1982: für das Album Sibelius Finlandia
  • Schweiz Schweiz
    • 2000: für das Album Die Zauberflöte (Mozart)
  • Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
    • 1977: für das Album Beethoven: The 9 Symphonies

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Aus­zeich­nungen, Ver­käu­fe, Quel­len)
Silber Gold PlatinVer­käu­feQuel­len
 Deutschland (BVMI)0! S 2× Gold20! P400.000musikindustrie.de
 Finnland (IFPI)0! S Gold10! P25.000ifpi.fi
 Schweiz (IFPI)0! S Gold10! P25.000hitparade.ch
 Vereinigte Staaten (RIAA)0! S Gold10! P500.000riaa.com
 Vereinigtes Königreich (BPI) Silber10! G0! P60.000bpi.co.uk
Insgesamt Silber1 5× Gold5

Varia

Viele Musiker der Berliner Philharmoniker kümmern sich im Rahmen der Karajan-Akademie um den Orchesternachwuchs.[50]

Aus den Reihen der Berliner Philharmoniker sind einige kammermusikalische Ensembles hervorgegangen wie zum Beispiel Die 12 Cellisten, das Philharmonia Quartett Berlin, das Philharmonische Bläserquintett Berlin[51] oder das Scharoun Ensemble in klassischer Oktettformation (Klarinette, Fagott, Horn, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass).

Eine Besonderheit ist seit vielen Jahren das Abschlusskonzert jeder Saison. Es findet unter freiem Himmel vor etwa 20.000 Zuhörern in der Berliner Waldbühne statt, wird im Fernsehen übertragen und endet jeweils mit Linckes Berliner Luft (aus Frau Luna).

Seit der Spielzeit 2010/11 werden Konzerte der Berliner Philharmoniker regelmäßig in Kinos in Deutschland und im europäischen Ausland live übertragen.[52]

Loriot alias Vicco von Bülow, der dem Orchester über seinen entfernten Verwandten Hans von Bülow, dem ersten Chefdirigenten, verbunden war, „dirigierte“ die Berliner Philharmoniker bei zwei Gelegenheiten: 1979 anlässlich des Kanzlerfestes sowie 1982 beim humoristischen Festkonzert zum 100. Geburtstag des Orchesters. Für das Scharoun-Ensemble, ein Kammermusik-Ensemble der Berliner Philharmoniker, schuf er ferner seine Erzählfassung von Saint-SaënsKarneval der Tiere.

Literatur

  • Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin-Edition, Berlin 2002, ISBN 3−8148−0035−4.
  • Misha Aster: „Das Reichsorchester“. Die Berliner Philharmoniker und der Nationalsozialismus. Siedler, München 2007, ISBN 978−3−88680−876−2. (Aus dem kanadischen Englisch: The Reichs Orchestra. Mosaic Press, Oakville 2008.)
  • Berliner Philharmonisches Orchester (Hrsg.): Berliner Philharmonischer 1882. 1982. Philharmonischer Almanach. I. Berlin 1982.
  • Berliner Philharmoniker (Hrsg.): Variationen mit Orchester – 125 Jahre Berliner Philharmoniker. Henschel, Berlin 2007, ISBN 978−3−89487−568−8.
    • Band 1: Orchestergeschichte
    • Band 2: Biografien und Konzerte
  • Dieter Blum, Jürgen Dormann, Wolfgang Behnken: Berliner Philharmoniker. Edition Braus im Wachter Verlag, Heidelberg 2007, ISBN 978−3−89904−274−0.
  • Michael Custodis, Kapitel: Moment of Glory – The Scorpions und die Berliner Philharmoniker; Innovationspotenziale. Heiner Goebbels Surrogate Cities bei Zukunft@BPhil. In: Klassische Musik heute. Eine Spurensuche in der Rockmusik. transcript, Bielefeld 2009, ISBN 978−3−8376−1249−3.
  • Herbert Haffner: Die Berliner Philharmoniker. Eine Biografie. Schott, Mainz 2007, ISBN 978−3−7957−0590−9.
  • Angela Hartwig: Rattle at the door: Sir Simon Rattle und die Berliner Philharmoniker 2002 bis 2008. Evrei, Berlin 2009, ISBN 978−3−00−028093−1.
  • Friedrich Herzfeld: Die Berliner Philharmoniker. Rembrandt, Berlin 1960.
  • Ursula Klein: 100 Jahre Berliner Philharmonisches Orchester. Geschichte und Geschichten eines berühmten Symphonie-Orchesters. In: Berliner Forum. 3, Berlin 1982.
  • Annemarie Kleinert: Berliner Philharmoniker. Von Karajan bis Rattle. Jaron, Berlin 2005, ISBN 3−89773−131−2 (online unter annekleinert.de).
  • Werner Oehlmann: Das Berliner Philharmonische Orchester. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3−7618−0416−4.
  • Wolfgang Stresemann: Philharmonie und Philharmoniker. Stapp, Berlin 1977, ISBN 3−87776−518−1.
  • Wolfgang Stresemann: … und abends in die Philharmonie. Erinnerungen an große Dirigenten. Kristall, München 1981, ISBN 3-607-00045-X.
  • Werner Thärichen: Paukenschläge. Furtwängler oder Karajan. M & T, Zürich/Berlin 1987, ISBN 3−7265−6011−4.
  • Fritz Trümpi: Die Wiener Philharmoniker und das Berliner Philharmonische Orchester im Nationalsozialismus. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2011, ISBN 978−3−205−78657−3.

Filmografie

  • Philharmoniker, Musikfilm von Paul Verhoeven (1944)
  • The Berlin Philharmonic Story. Die Geschichte eines großen Orchesters. Dokumentarfilm, 2001, 60 Min., Regie: Günter Atteln, Produktion: EuroArts/Naxos
  • Rhythm Is It! Dokumentarfilm, 2004, 100 Min., Buch und Regie: Thomas Grube und Enrique Sánchez Lansch
  • Die Weltberühmten. 125 Jahre Berliner Philharmoniker. Dokumentation, Regie: Günter Atteln, Produktion: RBB, Erstausstrahlung: 26. August 2007
  • Das Reichsorchester. Die Berliner Philharmoniker und der Nationalsozialismus. Dokumentarfilm, 2007, 90 Min., Regie: Enrique Sánchez Lansch, Produktion: Eikon Film (Inhaltsangabe)
  • Trip to Asia: The Quest for Harmony. Dokumentarfilm, Feb. 2008, 108 Min., Film von Thomas Grube, Produktion: Boomtownmedia (Film-Website)
  • Berliner Philharmoniker in Singapore – A Musical Journey in 3D. Dokumentarfilm, 2011, 105 Min., Regie: Michael Beyer

Einzelnachweise

  1. Zitiert bei Wolfgang Stresemann: Philharmonie und Philharmoniker. Berlin 1977, S. 38 f.
  2. Europakonzert 2018 (Memento vom 3. April 2019 im Internet Archive) berliner-philharmoniker.de
  3. Martin Blumner: Geschichte der Sing-Akademie zu Berlin. Eine Festgabe zur Säcularfeier am 24. Mai 1891, Verlag Horn & Raasch, Berlin 1891, S. 177
  4. Rudorff und seine philharmonischen Nachfolger (morgenpost.de)
  5. Norbert Florian Schuck: Ernst Rudorff: Romanze für Violine und Orchester op. 41. In: Musikproduktion Jürgen Höflich. April 2021, abgerufen am 14. Juli 2024 (deutsch, englisch).
  6. Wilhelm Furtwängler 1886–1954, Chefdirigent 1922–1934 und 1952–1954 berliner-philharmoniker.de
  7. Goodbye, Sir Simon! berliner-philharmoniker.de
  8. Die Berliner Philharmoniker und ihre Chefdirigenten musik-heute.de, 9. Mai 2015.
  9. Wolfgang Schreiber: Mythos Chefdirigent berliner-philharmoniker.de
  10. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 20.
  11. Wolfgang Stresemann: Philharmonie und Philharmoniker. Berlin 1977, S. 46.
  12. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 23.
  13. Zitiert bei Midou Grossmann: Hans von Bülow – Der erste Pultstar. In: Die Tonkunst, 1. Januar 2005 (PDF).
  14. Sternstunden der Schallplattengeschichte tagesspiegel.de, 4. November 2013.
  15. Zitiert bei Werner Oehlmann: Das Berliner Philharmonische Orchester. Kassel 1974. S. 68.
  16. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 29.
  17. Werner Thärichen: Paukenschläge. Furtwängler oder Karajan. Zürich-Berlin 1987, S. 92ff.
  18. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 30.
  19. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 156.
  20. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 32.
  21. Sigurd Schulze: Geschichte aus der Mottenkiste – Die Berliner Philharmoniker erinnern in einer Ausstellung an die Alte Philharmonie in der Bernburger Straße. In: Kulturexpresso.de. Abgerufen am 22. April 2020.
  22. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 162.
  23. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 168–170.
  24. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 184–190.
  25. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 191–194.
  26. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 163.
  27. Furtwangler on 4.19.1942 Full edition. Abgerufen am 24. Dezember 2021 (deutsch).
  28. Zit. Fred K. Prieberg: Kraftprobe. Wilhelm Furtwängler im Dritten Reich. Wiesbaden 1986, S. 291
  29. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 34.
  30. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 38.
  31. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 39 f.
  32. Johannes Althoff: Die Philharmonie. Berlin 2002, S. 41
  33. a b Berliner Philharmoniker: Hart besaitet tagesspiegel.de, 26. August 2007.
  34. Claus Spahn: Rattle greift zum Hammer zeit.de, 29. Juni 2006.
  35. Emanuel Eckardt: Mäzene und Sponsoren. In: Die Zeit, Nr. 1/2003. Abgerufen am 20. Januar 2017.
  36. Martin Hoffmann wird neuer Intendant. In: Die Welt. 19. Juni 2009, abgerufen am 20. Januar 2017.
  37. Weichenstellungen für die Zeitenwende: Andrea Zietzschmann ist die neue Intendantin der Berliner Philharmoniker. In: berliner-philharmoniker.de. 3. November 2017, abgerufen am 3. November 2017.
  38. Osterfestspiele Baden-Baden. In: osterfestspiele.de. Abgerufen am 2. Mai 2014.
  39. Osterfestspiele Baden-Baden ab 2026 ohne Berliner Philharmoniker. In: SWR2 Klassik. 9. Januar 2023, abgerufen am 9. Januar 2023.
  40. Berliner Philharmoniker: Chefdirigentenwahl ohne Ergebnis. In: musik heute.de. 11. Mai 2015.
  41. Wahl des neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker kann bis zu 12 Monate dauern klassikinfo.de, 12. Mai 2015.
  42. Berliner Philharmoniker: Kirill Petrenko wird neuer Chefdirigent deutschlandfunkkultur.de, 22. Juni 2015.
  43. Open Air am Brandenburger Tor – Kostenlos: Kirill Petrenko dirigiert Beethovens Neunte. (Memento vom 24. August 2019 im Internet Archive) Website des Orchesters, abgerufen am 24. August 2019.
  44. Berliner Philharmoniker Recordings. In: berliner-philharmoniker-recordings.com. Abgerufen am 20. Januar 2017.
  45. Karlsmedaille an Berliner Philharmoniker. In: Tagesspiegel. 4. Mai 2007 (Online).
  46. Die Berliner Philharmoniker als UNICEF-Botschafter (Memento vom 29. März 2019 im Internet Archive) berliner-philharmoniker.de
  47. Echo Klassik 2012: Die Sieger mediabiz.de/musik, 10. Juli 2012.
  48. ECHO Klassik-Preisträger 2016 – Ensemble/Orchester. In: echoklassik.de. Bundesverband Musikindustrie e. V., archiviert vom Original am 17. Oktober 2016; abgerufen am 20. Januar 2017.
  49. a b Chartquellen: DE AT CH
  50. Karajan-Akademie: Lernen von den Profis berliner-philharmoniker.de
  51. Kammermusikgruppen der Berliner Philharmoniker (Memento vom 14. März 2013 im Internet Archive).
  52. Live im Kino – Berliner Philharmoniker. In: berliner-philharmoniker.de. Berlin Phil Media GmbH, abgerufen am 20. Januar 2017.
Claudio Abbado & Berliner Philharmoniker ¦ Mahler: Symphony No. 5
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