Deep Purple [ˌdiːpˈpɜːpl̩] ist eine im April 1968 gegründete britische Rockband. Mit ihrem Stil, der vom Klang der Hammond-Orgel, markanten Gitarrenriffs, Improvisation, treibender Rhythmusarbeit und markantem Gesang geprägt ist, zählt sie zu den ersten und einflussreichsten Vertretern des Hard Rock[1] und des aufkeimenden Heavy Metal.[2] Das Guinness-Buch der Rekorde verzeichnete Deep Purple 1975 dank ihrer 10.000 Watt starken Marshall-PA-Anlage, die bis zu 117 dB erreichte, als „lauteste Popgruppe der Welt“ (Loudest Pop Group).[3] Deep Purple gehört mit über 130 Millionen verkauften Alben[4] – nach manchen Schätzungen sind es 150 Millionen[5][6] – zu den weltweit kommerziell erfolgreichsten Rockbands.

Im Verlauf der von zahlreichen Besetzungswechseln geprägten Bandgeschichte erfolgten dabei auch musikalische Neuausrichtungen. Im Frühwerk der Band stehen Hard Rock, Psychedelic Rock, Progressive Rock[7] und Bluesrock (Hush) neben Annäherungsversuchen zwischen Rockmusik und Klassik (Concerto for Group and Orchestra, April). Stilprägenden Einfluss hinterließ dann jedoch vor allem die klassische Mark-II-Besetzung der 1970er Jahre, deren Schaffen stilbildende Alben wie Deep Purple in Rock, Machine Head und Made in Japan und prägnante Hard-Rock-Songs mit eingängigen Riffs wie Black Night, Smoke on the Water und Highway Star einschließt, aber auch von besonderer Improvisationsfreude geprägt ist. Diese äußert sich einerseits in Titeln von ungewöhnlich langer Spieldauer wie Child in Time, andererseits bei den Live-Darbietungen der Songs, wie Space Truckin’, die gegenüber den Studioversionen wesentlich in ihrer Länge ausgedehnt wurden. Deep Purple gelten durch Songs wie Fireball als Vorreiter des Genres Speed Metal[8] und mittels der Einflüsse des Gitarristen Ritchie Blackmore auf Songs wie Burn als Begründer des Neoklassischen Metal.[9] Die musikalische Bandbreite umfasst neben weiteren Einflüssen aus Jazz, Funk und Soul auch Balladen wie Soldier of Fortune. Die Band zählte von Anfang an[10] zu den bekanntesten und am meisten tourenden Liveacts der Rockgeschichte.[11][12]

Deep Purple löste sich nach zahlreichen Querelen 1976 auf. Die Mitglieder formierten Nachfolgebands wie Rainbow, Whitesnake und Gillan, in denen ihre Musik ein musikalisches Erbe fand. Die Besetzungen seit der Wiedervereinigung von 1984 orientieren sich musikalisch an dieser erfolgreichsten Phase der Band, wenn auch seit den frühen 1990er Jahren verstärkt unter Hinzunahme poppiger und jazziger Elemente.

2016 wurde Deep Purple mit den ersten drei Bandbesetzungen – Mark I, Mark II sowie Mark III – in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.[13]

Bandgeschichte

Die Bandgeschichte war von häufigem Personalwechsel geprägt, sodass sie in den bisher knapp fünfzig aktiven Jahren zumeist nur wenige Jahre aus denselben Mitgliedern bestand. Die verschiedenen Besetzungen werden häufig mit der vorangestellten englischen Bezeichnung „Mark“ (Mk) durchnummeriert.

Gründung

Deep Purple entstand, als die Londoner Geschäftsleute Tony Edwards und John Coletta 1967 beschlossen, in eine Rockband zu investieren, und Jon Lord mit der Gründung einer Rockgruppe beauftragten. Aus der Band Roundabout, die sich damals aus Ritchie Blackmore, Jon Lord von den Flowerpot Men, dem Ex-Searchers-Schlagzeuger und Sänger Chris Curtis (Gesang), Dave Curtiss (Bass) und Bobby Woodman (Schlagzeug) zusammensetzte, bildete sich im April 1968 nach dem Ausscheiden von Curtis, Woodman und Curtiss Deep Purple. Die Besetzung war vorher durch Rod Evans (Gesang), Ian Paice (Schlagzeug) (beide Ex-The Maze) sowie Nick Simper (Bass) vervollständigt worden.[14] Für ihren neuen Namen entschied sich die Band nach einer kurzen Tour durch Skandinavien; er bezieht sich laut Blackmore auf den Jazzstandard Deep Purple von Peter DeRose.[15] In einem Interview mit dem New Musical Express im Jahr 1973 brachte Lord zum Ausdruck, dass die Band Deep Purple für ihn von Beginn an „kein Vehikel für gesellschaftliche Rebellion, sondern für musikalische Perfektion war“.[16]

Erste Erfolge

Deep Purple spielte in der sogenannten Mark-I-Besetzung drei Alben ein.

Das Debütalbum Shades of Deep Purple aus dem Jahr 1968 zeigte eine Mischung verschiedener musikalischer Ansätze, die mit der typischen Deep-Purple-Musik der 1970er Jahre noch wenig Verwandtschaft zeigt. Das Album selbst wurde innerhalb von nur drei Tagen aufgenommen. Der noch an der Popmusik der Beatles orientierte Sound war in seiner Härte für die damalige Zeit teilweise ungewöhnlich. Er wird daher von Kritikern als Grundlage für die Entwicklung des Hard Rocks und späteren Heavy Metals angesehen.[17] Das Album enthält neben eigenen Songs wie Mandrake Root, das lange Zeit die Basis für die ausufernden Live-Duelle der Band war, auch einige Coverversionen, unter anderem Help! von den Beatles, den durch Jimi Hendrix bekannt gewordenen Song Hey Joe und das von Joe South geschriebene Hush. Mit Letzterem hatte die Band ihren Durchbruch in den USA und Kanada, wo die Single Platz 4 resp. Platz 2 der Charts erreichte. Am 6. Juli trat die Band im Vorprogramm der Byrds erstmals auf britischem Boden auf.

Noch im selben Jahr wurde das zweite Album The Book of Taliesyn veröffentlicht, das teilweise auch Merkmale des Progressive Rock sowie die später oft verwendeten klassischen Zitate aufweist (hier in einer Kurzversion von Beethovens zweitem Satz seiner siebten Sinfonie in Exposition). Ein Beispiel für die Verwendung klassischer Instrumente und Formen ist der Mittelteil von Anthem, in dem ein vierstimmiges Fugato eines Streichquartetts erklingt. Das Album beinhaltet neben eigenen Kompositionen Coverversionen von Klassikern wie We Can Work It Out (The Beatles) und Kentucky Woman (Neil Diamond). Kritiker wie die Zeitschrift Disc & Music Echo lobten, obwohl sie auf dem „leicht enttäuschenden Album“ den wirklichen ‚Kick‘ vermissten, den „Sinn der Band für Dynamik sowie die Verbindung instrumentaler Passagen mit bekannten Themen“.[18] Nach der Veröffentlichung tourte Deep Purple als Vorgruppe von Cream und danach auf eigene Faust durch die USA.

Die ersten beiden Stimmeinsätze des Fugatos aus dem Titel Anthem (Hörbeispiel/?)

Das dritte, schlicht Deep Purple betitelte Album erschien 1969. Manche Songs, wie das zwölfminütige April, das eine Dreiteilung (Band – Orchester – Band) aufweist, verweisen wieder auf klassische Modelle und Ästhetik. Der Titel war eine der ersten der bald darauf beliebten Rocksuiten von Progressive-Rock-Bands wie The Nice, Emerson, Lake and Palmer oder Genesis. Zudem zeigt sich auf diesem Album erstmals auch vermehrt der Hard Rock, durch den die Band zu weltweiter Bekanntheit gelangte. So zum Beispiel in Bird Has Flown oder The Painter. Mit Lalena von Donovan ist auch nur noch eine Coverversion vertreten.[19]

Wechsel zur klassischen Mark-II-Besetzung und wachsende Popularität

Mitte 1969 wurden Evans und Simper auf das Betreiben Blackmores hin durch den Sänger Ian Gillan und den Bassisten Roger Glover ersetzt. Die beiden hatten zuvor schon mehrere Jahre lang in der Band „Episode Six“ zusammen gespielt. Mit der Verpflichtung dieser Musiker entstand die klassische Mk-II-Besetzung mit Ian Gillan, Ritchie Blackmore, Roger Glover, Jon Lord und Ian Paice.

Zunächst standen für die neue Besetzung primär Jon Lord und dessen Musikvorstellungen im Rampenlicht. Der klassisch ausgebildete Musiker hatte ein Werk für Rockband und Orchester geschrieben, Concerto for Group and Orchestra, das gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra in der Royal Albert Hall unter der Leitung von Malcolm Arnold uraufgeführt wurde. Es war einer der ersten Versuche, klassische und Rockmusik zu kombinieren, und die erste Aufführung einer Rockband mit einem kompletten Orchester. Obwohl das Projekt vom Publikum und Teilen der Kritiker wohlwollend aufgenommen wurde, waren einige Bandmitglieder, vor allem Blackmore, damit nicht zufrieden. Unter anderem aufgrund der Sorge um einen Imageverlust der Band wurde beschlossen, einen neuen, musikalisch härteren, Weg einzuschlagen.[20]

Dialog zwischen Orgel und Gitarre im Titel Speed King (Hörbeispiel/?)

Weltweiter Erfolg der Mark-II-Besetzung

Deep Purple in Rock

Das 1970 veröffentlichte Album Deep Purple in Rock kann als ein Wendepunkt in der Geschichte der Band wie auch in der Geschichte der Rockmusik gesehen werden. Das erste auch in Europa erfolgreiche Album bedeutete den weltweiten Durchbruch der Band und fokussierte internationale Aufmerksamkeit,[21] was zahlreiche Goldene Schallplatten und Spitzenchartplatzierungen belegen. In Großbritannien erreichte es die Chartposition vier und verbrachte in Deutschland gar zwölf Wochen auf Platz eins. Das Werk vereint die für die Folgezeit typischen musikalischen Merkmale: Markante Heavy-Metal- und Hard-Rock-Riffs Blackmores, Lords klassische Kadenzen und Figuren, Gillans ekstatischen Gesang sowie die in Titeln wie Speed King, Child in Time und anderen Songs besonders live offen ausgetragene Konkurrenz zwischen Lords Orgel und Blackmores Gitarre.[22] Diese Konkurrenz ist allerdings, häufig in der Form eines Call and Response (wie im Notenbeispiel zu Speed King), musikalisch durchaus fruchtbar. Child in Time ist ein Protestsong gegen den Vietnamkrieg[23] und zählt zu den wohl bekanntesten und wichtigsten Liedern der Rockmusik überhaupt.[16] Werner Faulstich stellt in seinem Buch Die Kultur der siebziger Jahre das Lied Speed King als Paradebeispiel des Hard Rock vor: „Das Stück beginnt mit einer instrumentalen Einleitung, in der zwei Kontrahenten vorgestellt werden: eine wilde Rockgitarre und eine sanfte Orgel. Zwei Grundlinien und ihr Kontrast deuten sich somit an, von denen die gesamte Rockmusik der siebziger Jahre geprägt war: hart versus weich.“[24] Die harten Rockriffs von Blackmore haben sich nun definitiv durchgesetzt. Die klassischen Elemente erscheinen zunehmend als notfalls auch verzichtbare Zutat einer primär Hard-Rock-orientierten Musik. Auf der sicheren Basis von Paice und Glover entwickelte sich der Stil zu einer sehr rhythmusbetonten, geradlinigen Musik weiter. Das im Anschluss an das Album produzierte Lied Black Night wurde die erfolgreichste Single der Band seit Hush. Black Night gelangte auf Platz 2 der britischen Charts und als bisher einziges Lied von Deep Purple auf Platz 1 europäischer Singlecharts (in der Schweiz für vier Wochen im Herbst 1970).[25]

Fireball

1971 gründeten die Musiker ihr eigenes Platten-Label Purple Records. Das im Vergleich zum Vorgänger experimentellere, progressivere 1971er Album Fireball mit den Klassikern Fireball und The Mule erhöhte die musikalische Reputation und Popularität der Band. Es war das erste Deep-Purple-Album, das die Nummer-eins-Position der britischen Albumcharts erreichte,[26] und das erste von bisher insgesamt zehn Nummer-eins-Studioalben der Band.[27] Parallel zur LP erschien Strange Kind of Woman als Single.[28] Fireball erhielt in einigen Ländern Gold-Status und war vorwiegend auf dem 1. Platz oder auf den folgenden Rängen der internationalen Albumcharts zu finden. Die Single Fireball hatte ein schnelles, treibendes Tempo, das bei seiner Veröffentlichung im Jahre 1971 noch nahezu unbekannt war. Aufgrund dieses Stils und des Patterns von Ian Paice’ Schlagzeug gilt Fireball gleichwohl als Vorläufer des Speed Metal[8] und als Vorbild für Heavy-Metal-Bands wie Judas Priest, Motörhead[29] und Metallica.

Machine Head

1972 erschien Deep Purples meistverkauftes Studioalbum Machine Head, das mit Fireball und Deep Purple in Rock zu den bedeutendsten Deep-Purple-Alben zählt,[30] sowie neben Led Zeppelins Led Zeppelin IV und Black Sabbaths Paranoid als „Holy Trinity“ (Dreifaltigkeit) des Hardrock bezeichnet wird.[31] Machine Head enthält die noch heute live gespielten Titel Highway Star, Smoke on the Water, Lazy, Space Truckin’, die immer mehr von Blackmores Gitarrenspiel beeinflusst wurden. Der Song When a Blind Man Cries erschien zunächst als Single-B-Seite und wurde erst für die Remasterversion Teil des Albums. Das Album erreichte in zahlreichen Ländern Gold-, Platin- bzw. Doppel-Platinstatus und in neun Ländern die Position eins der Charts. Highway Star ist einer der ersten und wichtigsten Wegbereiter des Heavy Metal[32] und Speed Metal,[33] während der Welthit Smoke on the Water als der bekannteste aller von Deep Purple geschriebenen Songs gilt. Die Singleauskopplung ist mit über 12 Millionen verkauften Tonträgern[34] die meistverkaufte der Bandgeschichte und zählt zu den bekanntesten Rocksongs überhaupt. Smoke on the Water wurde in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen,[35] und ist laut einer US-amerikanischen Umfrage das bekannteste Lied nach deren Nationalhymne.[36]

Am 30. Juni 1972 spielte Deep Purple im Rahmen ihrer Machine Head Tour im Rainbow Theatre von London, wo die Band einen Lautstärkeweltrekord mit 117 dB aufstellte,[37] der ihr 1975 einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde als „lauteste Popgruppe der Welt“ einbrachte.[38]

Made in Japan

Auf dem kurze Zeit nach Machine Head erschienenen Doppel-Livealbum Made in Japan stellte die Band Spielfreude, instrumentale Raserei und Improvisationsvermögen in gegenüber den Studiotiteln teilweise doppelt so langen Versionen eindrucksvoll unter Beweis. Das Album wird von vielen Fans und Kritikern als bestes Album der Band und als Meilenstein in der Geschichte des Hard Rocks und des Heavy Metal angesehen[39] und gilt als eines der populärsten und meistverkauften Livealben der Musikgeschichte.[40] Made in Japan erreichte in zahlreichen Ländern Platin- bzw. Doppel-Platin-Status.

Kommerziell erfolgreichste Band der Welt, Konflikte und Ende der klassischen Besetzung

Während der zahlreichen Tourneen kam es zu Konflikten zwischen den Musikern. Zu den Aufnahmen von Who Do We Think We Are im Jahre 1973 gingen die Bandmitglieder getrennt ins Studio. Zunächst hieß es, man wolle die Band komplett auflösen, man beließ es dann aber bei der Entlassung von Ian Gillan und Roger Glover. Das letzte in der klassischen Mark-II-Besetzung eingespielte Album hatte trotz des Hits Woman from Tokyo und weltweiten Spitzenpositionen in den Albumcharts erstmals rückläufige Verkaufszahlen und wurde von Kritikern weniger positiv als die vorangegangenen Alben bewertet. Trotzdem wurde Deep Purple im selben Jahr dank der Alben Machine Head, Made in Japan und Who Do We Think We Are der am meisten verkaufte Musik-Act in den Vereinigten Staaten.[41] Zudem konnte die Band das Jahr 1973 mit den meisten Plattenverkäufen weltweit abschließen.[42]

Die Coverdale-Ära

Nachdem die Verpflichtung des Bad-Company-Sängers Paul Rodgers scheiterte,[43] verpflichtete die Band den damals unbekannten David Coverdale. Als Bassist schloss sich der vormals bei der Band Trapeze aktive Glenn Hughes an, der Coverdale vor allem in den hohen Stimmlagen auch gesanglich unterstützte. Diese Besetzung wurde Mark III genannt.

Burn und California Jam

Die folgende Aufnahme für Burn war, ausgenommen der „metallische Titelsong“ Burn, der als einer der Wegbereiter des Speed Metal und Power-Metal-Genre gilt,[44] bluesorientierter als ihre Vorgänger. Ein weiteres Highlight neben dem Titelsong ist das oftmals gecoverte Bluesrockstück Mistreated. Um den Verkauf des Albums voranzutreiben, wurde Burn in Bezug auf das Musikmagazin Billboard von der Plattenfirma als das Top Album Artists of the Year in the U.S.A. beworben.[45] Nur etwas über einen Monat nach der Veröffentlichung erhielt die Band die Goldene Schallplatte für 500.000 in den USA verkaufte Alben.[46] Nach der Albumveröffentlichung folgte die übliche Promotion-Tournee, wobei der Band im Frühjahr 1974 vor einem Konzert in Birmingham 29 Goldene Schallplatten überreicht wurden.[47] Bekannt ist ihr Auftritt beim California Jam am 6. April desselben Jahres, dem größten Deep-Purple-Konzert mit etwa 200.000 verkauften Karten (und insgesamt etwa 400.000 Besuchern),[48] bei dem die Band als Headliner gemeinsam unter anderem mit Emerson, Lake and Palmer und Black Sabbath auftrat. Am Ende der Show, während der Darbietung von Space Truckin’ zerstörte Ritchie Blackmore mehrere seiner Gitarren, demolierte eine Fernsehkamera und ließ seine Monitorboxen mit Benzin abbrennen.

Stormbringer und erster Ausstieg Blackmores

Das Ende 1974 erschienene Album Stormbringer ist, ausgenommen einiger riffbetonter Rocksongs wie dem Opener Stormbringer und Lady Double Dealer, noch soul-, blues- und funkorientierter als Burn und enthält auch die Ballade Soldier of Fortune. Im Frühjahr 1975 verließ Ritchie Blackmore nach Querelen über die musikalische Ausrichtung Deep Purple, um Rainbow zu gründen.

Come Taste the Band, Krise und Auflösung

Der Rest der Gruppe tat sich schwer damit, einen geeigneten Ersatz für Blackmore zu finden, da dieser als Gründungsmitglied den Bandstil entscheidend mitgeprägt hatte. Schließlich konnte man sich auf den von Coverdale vorgeschlagenen US-amerikanischen Fusion-Gitarristen Tommy Bolin einigen. Somit wurde die mittlerweile vierte Besetzung der Band, Mark IV, begründet. Bolin hatte zuvor bereits unter anderem bei der James Gang und auf Billy Cobhams Album Spectrum mitgewirkt. Seine Erneuerungsbemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt: Das speziell in Hughes’ Bassspiel[49] und Bolins Rhythmusgitarre verstärkt auf Soul- und Funkelemente setzende 1975er-Album Come Taste the Band erwies sich, gemessen an den Verkaufszahlen der vorherigen Alben, als kommerzieller Flop. Es stieß trotz eines Querschnittes von harten und melodischen Rockstücken, Funk und Soul, sowie der Rockballade You Keep on Moving auf breite Ablehnung. Ein Kritiker der Zeitschrift Sounds bezeichnete das Album als „üblen Verschnitt“.

Funky Rhythmusgitarre aus Getting Tighter (mögliche Griffe in Tabulatur) (Hörbeispiel/?)

1975 tourte Deep Purple im Pazifikraum, zunächst auf Hawaii, Neuseeland und Australien. Den Abschluss bildeten Konzerte in Japan und Hongkong. Dazwischen trat die Gruppe als erste westliche Rockband in Indonesien auf, doch die Konzerte von Deep Purple in Jakarta gerieten zum Fiasko. Sicherheitskräfte hetzten Hunde auf die Zuschauer und ein Leibwächter von Deep Purple kam unter unklaren Umständen ums Leben.

Im Booklet des 1995 neu veröffentlichten Albums Malice in Wonderland von Paice Ashton Lord wird Ian Paice’ Erklärung zur Besetzung mit Bolin zitiert, in der er zwar die Zusammenarbeit mit diesem lobt, aber auch auf dessen Heroinabhängigkeit hinweist.[50] Schwere Drogenprobleme von Hughes und Bolin, aber auch unterschiedliche musikalische Vorstellungen der Mitglieder zerstörten den Zusammenhalt der Band. Coverdale, Lord und Paice lösten daher die Band nach einem letzten Konzert am 15. März 1976 in Liverpool auf.[51] Trotz all der internen Probleme haben Deep Purple bis zu ihrer Auflösung in kommerzieller Hinsicht auf einer Stufe mit den Branchenführern Rolling Stones und Led Zeppelin gestanden.[16]

Die Jahre nach Deep Purple

Ein tragisches Ende fand der Gitarrist Tommy Bolin. Nur wenige Monate nach der Auflösung starb er nach einem Schwächeanfall am 4. Dezember 1976 im Alter von 25 Jahren. Noch am Abend zuvor hatte er ein Konzert im Vorprogramm von Jeff Beck gegeben. Als Todesursache wurde eine Überdosis Heroin in Verbindung mit Alkohol angegeben.

In den folgenden Jahren widmeten sich die Künstler besonders Soloprojekten. Ritchie Blackmore konnte mit seiner Band Rainbow große Erfolge erzielen. Roger Glover arbeitete als Produzent, unter anderem für namhafte Bands wie Judas Priest, Nazareth, Spencer Davis Group, Rory Gallagher, Status Quo und David Coverdale. Später veröffentlichte er zwei Soloalben, bevor er sich 1978 als Produzent und Bassspieler ebenfalls Rainbow anschloss. Lord und Paice waren gefragte Live- und Studiomusiker (Gary Moore, Whitesnake, Cozy Powell, Pete York). David Coverdale gründete Whitesnake, wo sich 1978 auch Jon Lord und wenig später Ian Paice einfanden. 2015 gab die Band das Tributealbum The Purple Album heraus, das 15 Songs aus seiner Deep-Purple-Zeit beinhaltet. Ian Gillan baute zunächst (1975 bis 1978) die