Die Ärzte ist der Name einer deutschsprachigen Band aus Berlin. Sie gehört neben der Band Die Toten Hosen zu den kommerziell erfolgreichsten deutschen Musikgruppen mit Wurzeln im Punkrock.

Gegründet wurde die Band im Jahr 1982, im Jahr 1988 wurde sie aufgelöst. Seit der Reunion 1993 besteht sie aus Farin Urlaub (bürgerlich Jan Vetter), Bela B (bürgerlich Dirk Felsenheimer) und Rodrigo González.

Bandgeschichte

1982–1986: Gründungsjahre

Dirk Felsenheimer („Bela B.“, heute punktlos „Bela B“) und Jan Vetter (Farin Urlaub) lernten sich 1980 in der Diskothek Ballhaus Spandau kennen. Da dem Gitarristen von Felsenheimers damaliger Punkband, Soilent Grün, die Gitarre gestohlen worden war, ersetzte Farin dessen Position. Als sich die Band nur ein Jahr später auflöste, gründeten Felsenheimer und Vetter zusammen mit dem Bassisten Sahnie (bürgerlich Hans Runge) „Die Ärzte“. Nach eigenem Bekunden wählten sie den Bandnamen aus keinem bestimmten Grund. Ihr erstes Konzert gaben die Ärzte im September 1982 in einem besetzten Haus am Heinrichplatz (seit 2022 Rio-Reiser-Platz) in Kreuzberg,[1] kleinere Fernsehauftritte und der Gewinn des mit 10.000 DM dotierten Rock-Wettbewerbs des Berliner Senats schlossen sich an.[2] Mit Hilfe des Preisgeldes nahmen die Ärzte die Mini-LP Uns geht’s prima… auf, die im Jahr 1984 unter dem Berliner Label Vielklang veröffentlicht wurde. Durch einen Hinweis des damals auch im Bandmanagement arbeitenden Jim Rakete nahm die CBS Schallplatten GmbH die Ärzte unter Vertrag.

Aktuelles Bandlogo

Die Band sollte erst einmal eine EP aufnehmen. Anhand dieser wollte die Plattenfirma die Konditionen des Vertrags aushandeln. Allerdings nahmen die Ärzte in der ihnen zur Verfügung gestellten Zeit ein ganzes Album, Debil, auf, um damit die Plattenfirma zu beeindrucken.[3] Es stellt den ersten größeren Erfolg der Band dar und gilt heute als ihr Durchbruchsalbum.

Im Frühling 1984 hatten die Ärzte mehrere Konzerte in der Schweiz, organisiert von der Vorband Der böse Bub Eugen (im Totentanz Basel, in der Roten Fabrik Zürich und im Fasskeller Schaffhausen). Um eine anschließende finanzielle Durststrecke zu überwinden, spielten die Ärzte in dem deutschen Spielfilm Richy Guitar mit, in dem Vetter, Felsenheimer und Runge die Rolle einer Band auf der Suche nach Erfolg verkörpern.[4]

Im Jahr 1985 veröffentlichten die Ärzte ihr zweites Studioalbum Im Schatten der Ärzte, das auch erstmals die Charts erreichte. Bassist Sahnie steuerte zu diesem Album nur ein einziges Lied bei, Wie ein Kind, das eigentlich Micha Suurbier geschrieben hatte (Sahnie war damals das einzige Mitglied von Frau Suurbier, das in die GEMA eingetreten war, und galt somit als offizieller Autor des Liedes). Sahnie verschwieg dies Felsenheimer und Urlaub. Auch seine Bässe spielte Sahnie immer seltener ein, er überließ die Studioarbeit komplett Urlaub und Felsenheimer und dem damaligen Produzenten Micki Meuser. Das Album enthält zudem lediglich einen Song, auf welchem Bela B. Schlagzeug spielt (Käfer), der Rest wurde von Micki Meuser in seinem Beisein programmiert, was in einem sehr wuchtigen Sound resultierte (bestes Beispiel: Rennen, nicht laufen!).[5]

Nur ein Jahr später, während der Produktion des dritten Albums Die Ärzte, verließ Sahnie wegen persönlicher Differenzen die Band. Urlaub und Felsenheimer hatten ihm immer häufiger den Vorwurf gemacht, er kümmere sich nicht ausreichend um die Musik und spiele nur noch der Groupies und des Geldes wegen in der Band. Zudem galt er als sehr unzuverlässig, da sein BWL-Studium viel Zeit verschlang und er darauf bestand, die Termine der Band deswegen nach ihm auszurichten. Als er Urlaub gegenüber Felsenheimers Rauswurf forderte und den Standpunkt vertrat, die Band brauche sein Gesicht, entbrannte ein Streit unter den Mitgliedern, in dessen Folge Sahnie im Juni 1986[6] aus der Band entlassen wurde.

1986–1988: Indizierungen, DDR und Auflösung

Bereits 1986 folgte die Veröffentlichung des dritten Studioalbums Die Ärzte, die Bass-Sequenzen des Albums wurden vom Produzenten Manfred Praeker eingespielt. Als Live-Bassist stieß Hagen Liebing alias „The Incredible Hagen“ zur Band. Am 27. Januar 1987 wurde das Album wegen des darauf enthaltenen Liedes Geschwisterliebe durch die BPjS indiziert. Außerdem wurde am 10. Juni 1987 das damals schon drei Jahre alte Debütalbum Debil wegen der Texte zu Claudia hat ’nen Schäferhund und Schlaflied indiziert. Der Karstadt-Konzern nahm nach der Indizierung der beiden Alben das ganze Programm der Band aus dem Sortiment; Fernsehauftritte gestalteten sich für die Ärzte in dieser Zeit zunehmend schwieriger. Ein finanzielles Desaster zeichnete sich ab, so dass bereits zu diesem Zeitpunkt in der Band erstmals über eine Auflösung nachgedacht wurde: Die Mitglieder besaßen keinerlei finanzielle Polster und sowohl die Einnahmen aus den CD- und LP-Verkäufen als auch die Erträge der GEMA-Rechteverwertung waren stark zurückgegangen.

Als Reaktion auf die Indizierung der Stücke veröffentlichten die Ärzte 1987 die Mini-LP Ab 18, die, neben einigen anderen, alle bislang indizierten Lieder enthielt, und forcierten somit (erfolgreich) eine erneute Indizierung eines ihrer Alben. Annähernd gleichzeitig versuchten sie sich auch wieder an einem regulären Studioalbum.

Mit Gehn wie ein Ägypter, einer Coverversion von Walk Like an Egyptian von The Bangles, erschien eine Single, die auch des Öfteren im Radio gespielt wurde. Doch die Aufnahmen zum nächsten Album liefen alles andere als erfolgreich, die Band schien ausgebrannt zu sein und kam nur mit mittelmäßigen Songs ins Studio. Als Reaktion darauf entschieden sie, ein Album aus vorwiegend alten Stücken zu produzieren und lediglich zwei von insgesamt sieben neuen Stücken und Gehn wie ein Ägypter aufzunehmen. So wurden einige nicht indizierte Lieder der Alben Debil und Die Ärzte auf dem Album erneut als Remixe und in anderen Versionen veröffentlicht.

Produzent war erstmals Uwe Hoffmann, der bis zum 2003er-Doppelalbum Geräusch alle weiteren Alben der Band produzieren sollte. Das Album nannten sie auch entsprechend einer Kompilation Ist das alles?[7]

Allerdings missachteten die Ärzte auch die Indizierungsentscheidung der BPjM: Anlässlich eines Konzertes 1988 in Kleve spielten sie eine Instrumentalversion des Liedes Geschwisterliebe und wurden daraufhin durch das örtliche Amtsgericht in einem Strafverfahren wegen Verstoßes gegen die Indizierungsentscheidung zu einer Geldstrafe in Höhe von jeweils 1000 DM verurteilt. Tatsächlich hatten die Ärzte lediglich in der letzten Zeile des Stückes das Wort „Liebe“ mitgesungen. Nicht zuletzt ein inoffiziell gefertigtes Bootleg (und heute begehrtes Sammlerstück unter Ärzte-Fans) eines Konzertbesuchers in Kleve widerlegte die These des Amtsgerichts. Dennoch hatte die Band vorher die Zuschauer in ironischer Weise darum gebeten, den Text nicht mitzusingen, und ist wohl auch daher nicht gegen das Urteil vorgegangen. Live hatten die Ärzte zudem das Lied Claudia III gespielt, das als Provokation für die Bundesprüfstelle gedacht war: „Claudia“ hatte nun, anders als im indizierten Claudia hat ’nen Schäferhund, „christlichen Verkehr“.[8] Generell lieferten sie zu Geschwisterliebe nur das Playback und ließen das Publikum singen, nicht ohne es vorher aufzufordern, Gegenteiliges zu tun.

In dieser Zeit entschieden Farin und Bela während eines Zypern-Urlaubs, die Band aufzulösen, auch wegen der Unzufriedenheit bei Ist das alles? – 13 Höhepunkte mit den Ärzten.[9]

Obwohl die Ärzte aus dem damals geteilten Berlin stammen, haben sie erst spät versucht, auf dem ostdeutschen Musiksektor Fuß zu fassen. Wesentlichen Einfluss auf das Engagement in der DDR hatte der erklärte DDR-Freund und Neu-Bassist Hagen Liebing im Jahre 1986. So heißt es beispielsweise in der Danksagung des Albums Das ist nicht die ganze Wahrheit… ausdrücklich: „… alle Fans und Freunde in der DDR …“ Hagen war es auch, der erste Kassetten mit Musik der Band bespielte und in Ost-Berlin in Kaufhäusern, Restaurants und Jugendclubs vorführte. Aus diesem Engagement heraus wurde der damalige Jugendradiosender DT64 auf die Ärzte aufmerksam und arrangierte ein Interview, das zunächst jedoch nicht ausgestrahlt wurde. Bei einem zweiten Besuch in Ost-Berlin besuchten die Ärzte ein Konzert der Band ‚Die Anderen‘[10], und der Wunsch reifte, eine eigene Tournee durch die DDR zu veranstalten. Der damalige Manager der Band, Conny Konzack, arrangierte schließlich mit der staatlichen Plattenfirma Amiga die Veröffentlichung einer LP und einer Kurztournee, die insgesamt zehn Auftritte umfassen sollte. Im Einvernehmen mit Amiga wurde die LP Ist das alles? zur Veröffentlichung ausgewählt, einzelne Lieder wurden jedoch ausgetauscht. Den Regeln der Planwirtschaft folgend prognostizierte Amiga eine Auflage für die LP von 2000 Stück. Zur Veröffentlichung sollte es allerdings zunächst nicht kommen, da das erwähnte Radiointerview mit DT64 kurz darauf ausgestrahlt wurde und die Kulturbehörde daraufhin Album und Tour kurzerhand aussetzte. Im Jahr 1987 erschien dann jedoch, ohne Wissen der Ärzte, im Rahmen der sogenannten Quartett-Reihe eine EP mit dem Titel Die Ärzte auf Amiga, welche die vier Songs Zu spät, Gehn wie ein Ägypter, Radio brennt und Du willst mich küssen enthielt. Mit dem Fall der Berliner Mauer brach der Kontakt zwischen Columbia Records und Amiga ab. Aus späterer Sicht resümierte Bela B. 2001:

„Die DDR war passé und wir hatten uns aufgelöst. Im Nachhinein hätten wir mindestens einmal in Ost-Berlin spielen sollen.“

Bela B. Felsenheimer[11]

Die Auflösung der Band war zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossen, Das ist nicht die ganze Wahrheit… sollte das letzte Studioalbum des Trios sein. Die Gerüchte um eine mögliche Trennung der Gruppe heizten erwartungsgemäß den Album- und Konzertticketverkauf stark an, die Singleauskopplung Westerland wurde ihr zunächst kommerziell größter Erfolg. Es folgte die Abschiedstour der Band, auf der die Mitschnitte zur Live-LP Nach uns die Sintflut aufgenommen wurden. Am 9. Juli 1988 schließlich fand in Westerland auf Sylt das vorläufig letzte Konzert der Ärzte statt. Noch im selben Jahr erschien das Dreifach-Livealbum als vorerst letzte geplante Veröffentlichung mit insgesamt 37 Stücken. Gegen den Willen der Plattenfirma wurde es zum Preis eines Doppelalbums verkauft.

1988–1993: Getrennte Wege

Nach der Auflösung erschien 1989 die LP Die Ärzte früher!, die neben alten Sampler-Beiträgen und Liedern der ersten Platten zwei zuvor unveröffentlichte Titel enthielt.

Von 1988 bis 1993 versuchten sich Farin und Bela mit den Bands King Køng und Depp Jones (erst „S.U.M.P.“), doch der kommerzielle Erfolg blieb in beiden Fällen aus. Dagegen verkauften sich die Platten der Ärzte in der Zeit der Trennung besser als in den Jahren zuvor, als die Band noch existierte, was sich laut Bela B. unter anderem mit den Fans aus der ehemaligen DDR erklären lässt, die nach der Wiedervereinigung die verpassten Platten nachkauften.[12]

1990 trafen sich Bela und Farin noch einmal im Studio. Unter dem Pseudonym „Bela B. & Jan“ nahmen sie das Lied Wir brauchen… Werner als Soundtrack zum Film Werner – Beinhart! auf.

1993–2000: Neugründung

1993 beschlossen Bela B. und Farin Urlaub zusammen mit dem Depp-Jones-Gitarristen Rodrigo González am Bass die Neugründung der Band. Ihre neue Plattenfirma suchten sie mit einer ganzseitigen Anzeige („Beste Band der Welt sucht Plattenfirma“) in der Zeitschrift Musik Markt. Die Ärzte entschieden sich schließlich für Metronome. Außerdem erwarb Bela bei der Beckenfirma Paiste einen Endorsement-Vertrag, der ihm das Equipment für Konzerte, Proben und Aufnahmen zusicherte. Durch Rodrigo lernte Farin Urlaub den Gitarrenbauer Thomas Harm kennen, der für ihn Gitarren nach seinen Vorstellungen als Unikate anfertigte. Es wurde das Album Die Bestie in Menschengestalt aufgenommen, mit dem die Rückkehr der Ärzte gelang. Die erste Singleauskopplung Schrei nach Liebe griff den aufkeimenden Rechtsextremismus im vereinten Deutschland auf. Zwischen Oktober 1993 und August 1994 spielten sie zunächst auf der Plugged-Tour und anschließend auf der namentlich an den Sat.1-Film-Film angelehnten Tour Tour insgesamt 155 Konzerte.[13]

Es folgte 1994 das erste Best-of-Album Das Beste von kurz nach früher bis jetze mit vielen alten Liedern. Es wurden aber auch B-Seiten und einige Samplerbeiträge aus den 1980ern für das Jugendmagazin Moskito auf dem Doppelalbum zusammengefasst.[14] Für das Kiss-Tributealbum Kiss My Ass nahm die Gruppe 1994 den Kiss-Titel Unholy mit in die deutsche Sprache übertragenem Text auf und flocht Elemente des Disco-Hits I Was Made for Lovin’ You mit ein.[15] Diese Coverversion wurde auf der Limited Edition des Albums, die auf einer roten Schallplatte erschien, auch in den USA veröffentlicht.[15]

Die Ärzte live in Köln 1998

Das zweite Studioalbum nach der Reunion, Planet Punk, wurde am 18. September 1995 veröffentlicht. Um den Namen gab es zuvor eine lange Diskussion; das Ergebnis war ein Kompromiss, mit dem niemand wirklich zufrieden war. Allerdings löste der Name eine Diskussion aus, was die Ärzte eigentlich noch mit Punk zu tun hätten. Das Album selbst geriet um einiges punkiger und experimenteller als die vorherigen.[16] Als Promotion wollten die Ärzte Plakatwände ohne jeglichen Text mit Nacktfotos von Bela B. und Farin Urlaub und einem völlig überbekleideten Rodrigo González bekleben. Die Idee wurde jedoch nicht umgesetzt. Die Nacktbilder wurden einige Jahre später für Konzerttickets benutzt. Dem Album folgte dann schließlich die Tour Eine Frage der Ehre.

Im selben Jahr nahmen die Ärzte die EP 1, 2, 3, 4 – Bullenstaat! auf. Dieses aggressive Punk-Album, das Coverversionen von Wire und den Buttocks sowie eine Punkversion vom auf Debil enthaltenen Lied Paul enthält, war nur auf Konzerten und bei den Fanclubs käuflich zu erwerben und erschien zunächst ausschließlich als 7"-Vinyl-Album.[17] Nur ein halbes Jahr später erschien am 27. Mai 1996 das ursprünglich nur als EP geplante Konzeptalbum Le Frisur, das sich ausschließlich dem Thema Haare widmete. Es machte Planet Punk, das sich zu diesem Zeitpunkt immer noch in den Charts befand, erwartungsgemäß Konkurrenz, wurde aber von den Fans nicht so positiv aufgenommen wie sein Vorgänger.

Logo der HAR GmbH (Hot Action Records)
Parodie der Ärzte auf das Kopierschutzlogo der IFPI

Es folgte eine große Tour mit dem Titel Voodoo Lounge. Mit dem Titel persiflierten die Ärzte die Rolling-Stones-Tour. Die Tour-Videos Gefangen im Schattenreich von Die Ärzte und Noch mehr Gefangen im Schattenreich von Die Ärzte (Teil 2) erschienen noch im selben Jahr.[18]

1996 ging außerdem für den Bassisten Rod und den Schlagzeuger Bela B. ein Traum in Erfüllung. Die Rockband Kiss startete eine Reunion-Tour und die Ärzte spielten in Deutschland und der Schweiz als deren Vorband.[19] Auch 1997 schlossen sich weitere Konzerte als Vorband von Kiss an. Es folgte eine nicht beworbene Geheimtour unter dem Namen Ä live.[20] 1997 wurde vom Label Gringo Records das Doppelalbum Götterdämmerung zu Ehren der Ärzte veröffentlicht, auf dem mehrere Künstler 34 Songs der Ärzte coverten.

Im Jahr 1998 wurde von der Band das Musiklabel Hot Action Records gegründet. Darunter veröffentlichte Tonträger sind frei von Kopierschutzmaßnahmen, da die Band solche als erheblichen Nachteil für den ‚ehrlichen Käufer‘ sieht.[21] Abgesehen davon mache man sich mit der Verwendung eines umgehbaren Kopierschutzes lächerlich.[22]

Das am 25. Mai 1998 erschienene Album 13 enthält die Singleauskopplung Männer sind Schweine, die die erste Nummer 1 in den deutschen Single-Charts war. Ende 1998 startete die Band die Geheimtour Paul. Die Attacke-Royal-Tour, die knapp 70 Konzerte umfasste, schloss sich an. Nach diesem Erfolg und der langen Tour stand die Band erneut kurz vor der Auflösung, da sich die Drei angeblich „einfach nicht mehr sehen konnten“.[23]

In dieser Zeit brachen die Ärzte auch den Kontakt zur Bravo ab, da diese vermehrt Schmutzgeschichten, in denen Farin Urlaub als brutaler Schläger hingestellt wurde, abdruckte.[24] Nach einer kleinen Pause wurde aus Mitschnitten, die sie seit 1993 gesammelt hatten, das Live-Doppelalbum Wir wollen nur deine Seele zusammengestellt und am 11. November 1999 veröffentlicht.

Für Fanclubmitglieder der Ärzte gab es noch eine Live-Zugabe: Unter dem Titel Satanische Pferde veröffentlichten die Ärzte eine weitere CD, auf der neuere Aufnahmen vieler Titel vertreten waren, die bereits auf Nach uns die Sintflut als Liveversionen erschienen waren.

2000–2007

Im März und April 2000 folgte die Geheimtour Sie operieren wieder, auf der die Ärzte als Die Zu Späten auftraten. Bei zwölf Konzerten mit improvisierter Karaoke-Show mit dem Publikum kam es im Berliner SO36 in Kreuzberg zu einem gemeinsamen Konzert mit den Toten Hosen. Die Toten Hosen waren zu gleicher Zeit als Essen auf Rädern auf Clubtour. Ein zusätzlicher Auftritt als Revanche im Vorprogramm von Essen auf Rädern in Düsseldorf im TOR 3 folgte, bei dem beide Bands zusammen noch einige alte ZK-/Punk-Lieder spielten.

Das nächste Studioalbum Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer! erschien am 23. Oktober 2000 in einer hellblauen Plüschtasche. Die Single Wie es geht kam bereits am 21. August auf den Markt und wurde vier Tage vorher live in der Harald Schmidt Show zu dessen Geburtstag vorgestellt.

Unter dem Namen Üben, Unsichtbarer! spielten die Ärzte am Aschermittwoch 2001 ein Internetkonzert in ihrem Proberaum, das via Live-Stream zusammen mit T-Online übertragen wurde. Fans konnten per Chat Liederwünsche abgeben. Ebenfalls 2001 erschien das Album 5, 6, 7, 8 – Bullenstaat!, das neben seinem Vorgänger von 1995, das fast ausschließlich aus Coverversionen deutscher Punkbands bestand, auch etwa zwanzig weitere Stücke enthielt. Auch diese Platte wurde ausschließlich auf Konzerten und per Fanclub verkauft.

Eher als Spaß gedacht, erschien am 5. März 2001 Yoko Ono als Single – das Lied selbst hat eine Laufzeit von nur 30 Sekunden. Das Video zur Single wurde mit seinen 45 Sekunden als kürzestes Musikvideo der Welt in das Guinness-Buch der Rekorde eingetragen. Im Sommer 2001 folgte die Tour Rauf auf die Bühne, Unsichtbarer!. Die Ärzte spielten neben Deutschland, Österreich und der Schweiz auch erstmals in Luxemburg und Italien, jeweils aber nur ein Konzert. Im Anschluss an das Tourabschlusskonzert in Westerland folgte im Herbst 2001 die Lesetour zur eigenen Biografie Ein überdimensionales Meerschwein frisst die Erde auf, die vom Ärzte-Fan und ehemaligen Fanclub-Leiter Markus Karg geschrieben wurde, durch Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Am 21. Juni 2002 gab die Gruppe auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg vor etwa 35.000 Zuschauern ihr 20-Jahre-Jubiläumskonzert mit dem Titel 15 Jahre netto. Der Konzerttitel war als Anspielung auf die Auflösung der Ärzte zwischen 1988 und 1993 zu verstehen. Für den Eintrittspreis von 7 Euro spielten die Ärzte ca. drei Stunden live vor dem Publikum die Höhepunkte der Bandgeschichte. Als Überraschungsgast trat Hagen Liebing bei der Performance von 2000 Mädchen am Bass auf und Diane Weigmann sang ihren Part bei Manchmal haben Frauen ….

Am 31. August desselben Jahres spielten die Ärzte im Hamburger Albert-Schweitzer-Gymnasium ein Unplugged-Konzert, das als MTV-Unplugged-Aufzeichnung mitgeschnitten wurde. Begleitet wurde die Band unter anderem vom dortigen Schulorchester, dem Schulchor sowie dem Percussionisten der Götz-Alsmann-Band, Markus Paßlick. Aus den Mitschnitten wurde am 4. November 2002 die LP Rock ’n’ Roll Realschule veröffentlicht, am 6. Dezember 2002 erschien die gleichnamige DVD.

Danach wurde es wieder ruhig um die Ärzte, Farin Urlaub ging zwischenzeitlich mit dem Farin Urlaub Racing Team auf Tour. Im März 2003 absolvierten die Ärzte unter dem Namen Nudo Tra I Cannibali (zu dt.: Nackt unter Kannibalen) eine Geheimtour mit zehn Auftritten namens Giocare Ai Birilli For Montagna Trasversale[25] Giro Del Tedesco 2003 in kleinen Clubs quer durch Deutschland.

Am 29. September 2003 erschien das erste Studio-Doppelalbum der Band mit dem Titel Geräusch. Mit dem auch als Single ausgekoppelten Lied Deine Schuld schlugen die Ärzte erneut auch politische Töne an. Die Jenseits-der-Grenze-des-Zumutbaren-Tour mit der Hamburger Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot als Vorband folgte; auf Grund der hohen Nachfragen gaben die Ärzte am Wochenende vom 18. bis 20. Juni 2004 in der Berliner Wuhlheide drei Zusatzkonzerte vor jeweils 20.000 Fans, wobei als Vorgruppe jeweils die Village People engagiert wurden. In Oberhausen schnitten die Ärzte auf der Tour die erste reguläre Live-DVD mit, die unter dem Titel Die Band, die sie Pferd nannten seit dem 23. August 2004 im Handel erhältlich ist. Vor der sich nun anschließenden Unrockstar-Tour machten die Ärzte wieder Urlaub. Das Abschiedskonzert wurde von den Ärzten vor 22.000 Menschen am 8. August 2004 in der Berliner Waldbühne gegeben.

Im Herbst 2004 erschien ein Liederbuch mit den Texten und Akkorden aller 262 veröffentlichten Titel. Im November folgte als Jahresabschluss die erste Die-Ärzte-Tour durch Südamerika. Unter anderem trat