John Coltrane ¦ Live At The Village Vanguard

CHF 56.00 inkl. MwSt

LP (Album, Gatefold)

Nicht vorrätig

Zusätzliche Information

Format

Inhalt

Ausgabe

Label

,

Serie

Release

Veröffentlichung Live At The Village Vanguard:

1962

Hörbeispiel(e) Live At The Village Vanguard:

Live At The Village Vanguard auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Coltrane “Live” at the Village Vanguard ist ein Jazz-Album von John Coltrane, aufgenommen im New Yorker Jazzclub Village Vanguard am 2. und 3. November 1961 und veröffentlicht 1962 auf Impulse! Records. Die vollständigen Mitschnitte vom 1. bis 5. November erschienen 1997 unter dem Titel The Complete 1961 Village Vanguard Recordings.

Das Album markiert einen wichtigen Wendepunkt in Coltranes Karriere und in der Entwicklung des Jazz im Allgemeinen. Live at the Village Vanguard zeichnet sich durch seine improvisatorische Freiheit, technische Virtuosität und emotionale Intensität aus. Coltrane und seiner Band gelang es hier, eine fesselnde und energetische Atmosphäre zu schaffen.

Das Album

In seiner Zeit bei Atlantic Records, zuletzt beim im Mai 1961 aufgenommenen Album Olé bildete sich das „klassische“ John Coltrane Quartett heraus, zunächst mit Pianist McCoy Tyner, Schlagzeuger Elvin Jones und dem Bassisten Reggie Workman, der dann von Jimmy Garrison ersetzt wurde, nachdem dieser an den Sessions im Village Vanguard mitwirkte. Gleichzeitig arbeitete Coltrane mit Eric Dolphy zusammen, der Coltranes reguläres Quartett um die Klangfarben der Bassklarinette und Flöte ergänzte.

Am 24. Oktober 1961 kam die Band in New York City an, um zwei Wochen lang im Club Village Vanguard aufzutreten und neue Titel aufzunehmen. Coltrane wollte unbedingt in entspannter Club-Atmosphäre aufnehmen; „ich mag das Club-Feeling, besonders solch eine intime Atmosphäre wie die des Village Vanguard“.[1] Dabei ging es ihm besonders um die Kommunikation mit dem Publikum. Neben John Coltrane mit seinem Quartett spielen Eric Dolphy, sowie bei einigen Auftritten ergänzend Jimmy Garrison als zweiter Bassist, Ahmed Abdul-Malik auf einem unidentifizierten Instrument (möglicherweise eine Tanpura), der Oboist Garvin Bushell, der bereits bei der Africa/Brass-Session Mitte 1961 mitgewirkt hatte, sowie Roy Haynes am Schlagzeug. John Coltrane erklärte dem Jazzkritiker Nat Hentoff die Zusammenarbeit mit Dolphy, sie hätten viel über die Möglichkeiten der Improvisation diskutiert, über die Arbeit mit Skalen und technische Fragen. Es sei für ihn sinnvoll, Dolphy in der Gruppe zu haben, dies sei stimulierend für ihn, meinte Coltrane.[2]

Die Musik des Albums

Der erste Titel des Albums, Spiritual, basiert auf dem tatsächlichen Spiritual Nobody Knows the Trouble I’ve Seen und enthält auch Worksong-Elemente. Coltrane übernahm die ungewöhnliche Version der Melodie wohl aus James Weldon Johnsons The Book of American Negro Spirituals, das er in seiner Bibliothek hatte.[3] Er spielt auf dem Tenorsaxophon, begleitet von Eric Dolphy an der Bassklarinette, die mitunter kontrapunktisch eingesetzt wird. Nach McCoy Tyners Pianosolo greift Coltrane zum Sopransaxophon für eine weitere Improvisation und schafft neue Klangfarben innerhalb des Stückes. Zuvor hatten Dolphy und Tyner Raum für ihre Soli. Das Stück endet mit dem Thema durch Coltrane und Dolphy.[4] Als Grund für die Aufnahme des Stücks nannte Coltrane im Gespräch mit Nat Hentoff für die Original-Liner notes das swingende Spiel von Elvin Jones, anfangs mit den Besen, erst während Coltranes Solo mit den Sticks.[5]

Der einzige Jazzstandard, Softly, as in a Morning Sunrise, beginnt in Mainstream-Manier durch die Rhythmusgruppe; Coltranes Solo auf dem Sopransaxophon vertreibt die heitere Stimmung.[6]

Die Coltrane-Biographen Filtgen und Außerbauer bezeichneten den letzten Titel des Albums, das 16-minütige Chasin’ the Trane, das die gesamte B-Seite des Albums einnahm, als dessen absolute Steigerung; Coltrane blase „sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib“.[7] Chasin’ the Trane sei ein spontan entstandenes Stück gewesen;[8] Basierend auf dem Bluesschema spielt Coltrane lange Soli – diesmal ohne Klavierbegleitung – und verwendet Melodieketten, die in ihrer Dichte eine konzentrierte und kontemplative Stimmung erzeugen. Getragen und vorangetrieben wird das Ganze von Elvin Jones, der auch zusammen mit Reggie Workman für eine Akzentuierung in der Musik sorgt.

Editionsgeschichte

Zur Zeit des Vertragsbeginns mit Impulse! Records war noch Creed Taylor der Produzent; zur Zeit der Village Vanguard-Aufnahmen übernahm aber Bob Thiele diese Aufgabe bei dem jungen Jazzlabel. Es war vorgesehen, einen Abend der Konzertreihe festzuhalten; als aber Thiele die Musik hörte, entschied er sich, vier der fünf letzten Abende aufzuzeichnen; es entstanden 22 verschiedene Takes, obwohl es nur neun verschiedene Titel waren, und von einigen waren dann vier Versionen entstanden. Coltrane und Thiele verbrachten dann einige Zeit in Rudy Van Gelders Studio und wählten für das Album Coltrane Live at the Village Vanguard (Impulse AS-20) drei Titel aus, Spiritual vom 3. November, Softly As in a Morning Sunrise und Chasin’ the Trane vom 2. November. Über ein Jahr später wählte Coltrane weitere Titel für ein Album aus, kombiniert mit Studioaufnahmen von 1962/63, für das Album Impressions (Impulse AS-42). Darauf erschienen dann die Titel India und Impressions vom 3. November. Im Jahr 1977 erschienen dann weitere Mitschnitte der Konzerte auf dem Doppelalbum The Other Village Vanguard Tapes sowie Tranes Modes (Impulse 9361-2).

Zunächst waren die Village Vanguard-Aufnahmen mit unklaren und unvollständigen Besetzungsangaben veröffentlicht worden;[9] der Produzent Michael Cuscuna hörte für die Wiederveröffentlichung 1997 zusammen mit Reggie Workman sämtliche Bänder erneut ab, um Besetzung und Titel entsprechend zuzuordnen. Alle Titel der Auftritte wurden dann in der Edition The Complete 1961 Village Vanguard Recordings 1997 veröffentlicht.[10] 1998 erschienen die Titel der Original-LP gekoppelt mit den beiden weiteren Mitschnitten, die Coltrane selbst zur Veröffentlichung ausgewählt hatte, auf der CD Live in the Village Vanguard – The Master Takes.

The Complete 1961 Village Vanguard Recordings

David A. Wild notierte in den Liner Notes zur Edition der gesamten Konzertmitschnitte aus dem Village Vanguard 1961, dass Bob Thiele wohl bei seiner ersten Auswahl den Fokus auf Coltrane lenken wollte; dabei kam der wichtige Beitrag Eric Dolphys an den Konzerten zunächst zu kurz, was die Gesamtausgabe entscheidend korrigiert. Sein Bassklarinettenspiel ist nun in Titeln wie Spiritual und Naima zu hören. Sein Flötenspiel in der Coltrane-Band ist jedoch bei diesen Aufnahmen nicht dokumentiert.[11]

Ein weiterer wichtiger Mitspieler war erstmals Bassist Jimmy Garrison, vor allem in dem am 2. November aufgenommenen Chasin’ the Trane. Nachdem Workman noch bei der Tournee der Coltrane-Band mitwirkte, die sich an die Auftritte im Village Vanguard anschloss, wurde dann Garrison regulärer Bassist bei Coltrane, als Workman die Band im Dezember verließ. Für die Versionen seiner Komposition India, die nicht auf der ursprünglichen LP enthalten sind, erweiterte Coltrane die Band noch um zwei im Jazz unübliche Stimmen: die Oboe (und das Kontrafagott in Spiritual), gespielt von Garvin Bushell und eine Tanpura,[12] die Ahmed Abdul-Malik spielte und die dem Stück einen orientalischen Flair gab. Enthalten ist nun die Ballade Naima unter richtigem Titel; Coltrane hatte sie aus Vertragsgründen verändert gespielt, indem er die Melodie umkehrte.[13]

Die „regulären“ Bandmitglieder waren an den vier Abenden John Coltrane mit Eric Dolphy, McCoy Tyner, Reggie Workman und Elvin Jones. Schon bei dem ersten aufgenommenen Titel India am 1. November kam Ahmed Abdul-Malik hinzu, bei Impressions spielte als Bassist Jimmy Garrison für Workman. Bei Brasilia setzte Pianist Tyner aus. Am Abend des 2. November spielte Roy Haynes für Jones am Schlagzeug in Chasin’ the Trane; Tyner setzt nach kurzem Spiel aus. Für die folgenden Stücke India und Spiritual kommt Oboist/Fagottist Garvin Bushell hinzu. Nach Softly As In A Morning Sunrise mit der „regulären“ Band kam Garrison in Chasin’ the Trane für Workman, das in Trio-Besetzung gespielt wurde. Garrison spielte auch in Impressions mit, hier wieder mit McCoy Tyner.

Auch die Impressions-Version vom 3. November ist mit Garrison aufgenommen; mit den beiden Bassisten Garrison und Workman spielte die Coltrane-Band an diesem Abend India und Miles’ Mode ein. Bei dem Sonntags-Konzert am 5. November wurde erneut India in erweiterter Besetzung mit zwei Bassisten, Malik und Bushell aufgenommen; es folgte Spiritual, zusätzlich mit Bushell auf dem Kontrafagott.

In der Frage, warum es keine Mitschnitte des Samstag-Konzertes (4. November) gegeben hatte, vertritt David A. Wild die Meinung, dass Produzent Bob Thiele wohl genug Material für eine Veröffentlichung zusammengetragen hatte und die lauten Aufnahmebedingungen eines Samstagabends vermeiden wollte. So kam es lediglich zu den zwei ergänzenden Mitschnitten am Sonntag, den 5. November von India und Spiritual.[14]

Ausgaben von Village Vanguard in chronologischer Übersicht

  • 1962 – Coltrane “Live” at the Village Vanguard (Impulse AS-10)
  • 1963 – Impressions (Impulse AS 42)
  • 1977 – The Other Village Vanguard Tapes (2 LPs, AS 9325)
  • 1979 – Trane’s Modes (Impulse IZ 9361)
  • 1985 – From the Original Master Tapes (CD, MCA MCAD 5541)
  • 1997 – The Complete 1961 Village Vanguard Recordings (IMPS 232 NS 02)

Bewertung des Albums

Der Village Vanguard-Auftritt in der zeitgenössischen Jazzkritik

David Wild gibt in seinem Essay zur vollständigen Ausgabe der Konzertmitschnitte 1997 die Stimmen zeitgenössischer Jazzkritiker wieder. So schrieb der schwedische Radioreporter Claes Dahlgren, der als einer der wenigen Kritiker die Konzerte miterlebte, später in der schwedischen Musik-Zeitschrift Orkester Journalen. Sein negatives Urteil enthielt Bemerkungen über Coltranes Spiel („klingt wie Polka“); er wunderte sich über die Auftritte, „als seien sie eine Art Spaß“.[15] Eine weitere kritische Stimme kam damals von dem Kritiker John Tynan, der schrieb „Los, nennt mich einen Reaktionär, ich wurde zum Objekt eines musikalischen Nonsenses, der im Namen des Jazz durch Coltrane und seines Ministranten Dolphy stattfand.“ Der Artikel erschien in der Down-Beat-Ausgabe vom 21. November 1961, während Coltrane mit seiner Band in Europa weilte, und hatte eine kontroverse Diskussion zur Folge und führte schließlich zu dem Artikel John Coltrane und Eric Dolphy Answers the Jazz Critics im Down Beat am 12. April 1962. In der Folge der Diskussionen hatte Dolphy im März die Band verlassen; das nächste Studioalbum für das Impulse!-Label, Coltrane (1962), fiel entsprechend konservativer aus.

Heutige Bewertung der Aufnahmen

Richard Cook und Brian Morton, die in ihrem The Penguin Guide to Jazz sowohl die Gesamtedition The Complete 1961 Village Vanguard Recordings als auch die neu herausgegebene Einzel-CD Live in the Village Vanguard – The Master Takes mit der Höchstnote bewerteten, heben insbesondere den Titel Chasin’ the Trane hervor. Er sei damals ein „physischer Schock“ gewesen; „so etwas habe es im damaligen Jazz bislang nicht gegeben“.[16] Coltranes Solo in Impressions gehöre zu seinen wichtigsten im Laufe seiner gesamten Karriere. Damit gehörte Coltrane zu dieser Zeit zu dem führenden Exponenten der modalen „Schule“ der Improvisation. Chasin’ the Trane brach mit allen Konventionen auch hinsichtlich der Länge, die das Publikum zu Beginn der 1960er Jahre erwarten konnte. Auch Brian Priestley hebt im Rough Guide Jazz die Interpretationen von Chasin’ the Trane und Impressions hervor. Das Magazin Rolling Stone wählte das Album 2013 in seiner Liste Die 100 besten Jazz-Alben auf Platz 60.[17]

Die Titel

Original LP Coltrane “Live” at the Village Vanguard

  • Original LP Coltrane “Live” at the Village Vanguard, 1962 (Impulse AS-10)
The Village Vanguard
  1. Spiritual – 13:47
  2. Softly, as in a Morning Sunrise (Sigmund Romberg, Oscar Hammerstein II) – 6:36
  3. Chasin’ the Trane – 16:08

CD Live at the Village Vanguard – The Master Takes

  • CD Neuausgabe Live in the Village Vanguard – The Mater Takes, 1998 (Impulse 051 251-2)
  1. Spiritual – 13:47
  2. Softly, as in a Morning Sunrise – 6:36
  3. Chasin’ the Trane – 16:08
  4. India – 13:52
  5. Impressions – 14:40

The Complete 1961 Village Vanguard Recordings

  • 4-CD-Edition aller Aufnahmen der Village Vanguard Konzerte von 1961 (Impulse IMPD 4-232)
  1. India [#] – 10:20 (1. November 1961)
  2. Chasin' the Trane – 9:41 (1. November 1961)
  3. Impressions – 8:42 (1. November 1961)
  4. Spiritual – 12:29 (1. November 1961)
  5. Miles’ Mode – 9:53 (1. November 1961)
  6. Naima – 7:33 (1. November 1961)
  7. Brazilia – 18:35 (1. November 1961)
  8. Chasin' Another Trane – 15:26 (2. November 1961)
  9. India – 13:14 (2. November 1961)
  10. Spiritual – 13:31 (2. November 1961)
  11. Softly, As in a Morning Sunrise – 6:25 (2. November 1961)
  12. Chasin’ the Trane – 15:55 (2. November 1961)
  13. Greensleeves – 6:08 (2. November 1961)
  14. Impressions – 10:49 (2. November 1961)
  15. Spiritual – 13:31 (3. November 1961)
  16. Naima [#] – 7:02 (3. November 1961)
  17. Impressions – 14:45 (3. November 1961)
  18. India – 13:55 (3. November 1961)
  19. Greensleeves – 4:51 (3. November 1961)
  20. Miles’ Mode [#] – 15:12 (3. November 1961)
  21. India – 15:06 (5. November 1961)
  22. Spiritual – 20:29 (5. November 1961)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zit. nach Filtgen/Außerbauer, S. 157.
  2. zit. nach den liner notes. Die kritischen Stimmen der damaligen Jazzpresse, insbesondere im Down Beat, veranlassten Dolphy schließlich, die Coltrane-Band im März 1962 zu verlassen.
  3. Ben Ratliff: Coltrane – Siegeszug eines Sounds, Hannibal (2008), S. 94 (Original Coltrane – The Story of a Sound, 2007, Übersetzer nicht genannt)
  4. Filtgen/Außerbauer, S. 158.
  5. D. Wild: liner notes.
  6. Filtgen/Außerbauer, S. 158 f.
  7. Filtgen/Außerbauer, S. 158 f.
  8. der Titel bezieht sich auf die „Jagd“ Rudy Van Gelders nach dem geeigneten Material für die Veröffentlichung in Albumform. Filtgen/Außerbauer, S. 139.
  9. Cook/Morton, S. 316.
  10. Drei japanische CD-Veröffentlichungen koppelten die Original-LP mit weiteren Mitschnitten, so die CD “Live” at the Village Vanguard 11-01-1961 (Impulse MVCI-23001, 1991) mit den Titeln Chasin’ the Trane, Impressions, Spiritual, The Red Planet, Naima, Brasilia; die CD “Live” at the Village Vanguard 11-02-1961 (Impulse MVCI-23002-3, 1991) die Titel Chasin’ Another Trane, Softly As In A Morning Sunrise, Chasin’ the Trane, India, Spiritual, Greensleeves und Impressions; die CD “Live” at the Village Vanguard 11-03&05-1961 (Impulse MVCI-23004-5, 1991) enthält die Titel Spiritual, Impressions, India, Greensleeves, India und Spiritual.
  11. Festgehalten ist dies bei Liveaufnahmen der Europatournee in My Favourite Things. David A. Wild, S. 23.
  12. Der Instrument war zuerst als Oud ausgezeichnet. wildmusic-jazz.com
  13. Die Originalversionen von Naima sind in seiner Zeit bei Atlantic Records entstanden; Coltrane war verpflichtet, sie in absehbarer Zeit nicht noch einmal einzuspielen. Daher erfolgte die Veränderung und Umbenennung in „Amain“, was bei der Neuedition wieder korrigiert wurde; vgl. Wild.
  14. Wild, S. 35
  15. zit. nach David A. Wild, S. 11.
  16. Nach Cook und Mortons Ansicht handelt es sich bei dem Bassisten in diesem Stück um Jimmy Garrison, der einen durchdringenderen und perkussiveren Klang als Workman besitze.
  17. Rolling Stone: Die 100 besten Jazz-Alben. Abgerufen am 16. November 2016.

Artist(s)

Veröffentlichungen von John Coltrane die im OTRS erhältlich sind/waren:

Impressions Graz 1962 ¦ The Final Tour: Copenhagen, March 24, 1960 ¦ Giant Steps ¦ Both Directions At Once: The Lost Album ¦ OST Chasing Trane: The John Coltrane Documentary ¦ Another Side Of John Coltrane ¦ A Love Supreme: Live In Seattle ¦ Live At The Village Vanguard ¦ John Coltrane And Johnny Hartman ¦ My Favorite Things ¦ My Favorite Things: Coltrane At Newport ¦ Blue Train ¦ Blue Train: The Complete Masters ¦ John Coltrane In The Winner's Circle ¦ Evenings At The Village Gate ¦ A Love Supreme

John Coltrane auf Wikipedia (oder andere Quellen):

John Coltrane (1963)

John William „Trane“ Coltrane (* 23. September 1926 in Hamlet, Richmond County, North Carolina; † 17. Juli 1967 in Huntington, New York) war ein bedeutender US-amerikanischer Jazzmusiker. Anfangs spielte er Altsaxophon, ab den frühen 1950er Jahren fast ausschließlich Tenor- und ab 1960 auch Sopransaxophon. Seine Innovationen und sein inspiriertes Spiel beeinflussten die Jazzwelt nachhaltig.[1]

Sein Stil

Coltranes eigener Stil entwickelte sich in der Ära des Modern Jazz vom Hard Bop bis zum Modalen Jazz und geht schließlich sogar zum Free Jazz über. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre entfaltete er, unter anderem von Dexter Gordon beeinflusst und über Charlie Parker hinausgehend, seine eigene Spielweise, die einen sehr durchdringenden hellen Klang auf seinem Tenorsaxophon mit extremer rhythmischer Verdichtung der Notenwerte verband, bei gleichzeitiger Erweiterung und Verfeinerung des Bebop-Vokabulars im harmonisch-melodischen Bereich. Diese Spielweise wurde von dem amerikanischen Jazzkritiker Ira Gitler mit dem Begriff „sheets of sounds“ (Übersetzung: „Klangflächen“) bezeichnet. Nachdem Coltrane durch seine Zusammenarbeit mit Miles Davis die modale Spielweise kennengelernt hatte, vertiefte er sich in zunehmendem Maße in Experimente mit Skalen und deren Möglichkeiten. Auch von der indischen Musik (Ravi Shankar) beeinflusst fiel die Wahl des Vornamens für einen seiner Söhne auf Ravi, Ausdruck seiner Bewunderung für den Sitar-Virtuosen. Ab Mitte der 1960er Jahre öffnete er sich auch freien Spielformen, wie etwa auf dem Album Ascension (1965), und erforschte in seinem Spiel die sich ihm dadurch bietenden Möglichkeiten konsequent. All diese Erkundungen und Erkenntnisse fanden Eingang in seine letzte Platteneinspielung Expression, die von vielen als Vermächtnis gesehen wird.

Leben und Werk

High Point heute

1926–1945 – High Point und Philadelphia

John Coltranes Mutter, Alice Gertrude Blair (1898–1977), stammte aus einer bekannten und geachteten Familie in Hamlet im Bundesstaat North Carolina; ihr Vater war Reverend William Wilson Blair, der die methodistische Episcopal Zion Church in High Point leitete.[2] Nach ihrer Graduierung zog Alice Blair nach Hamlet und lernte die Familie des Predigers William H. Coltrane kennen. Dessen Sohn war John Robert Coltrane (1901–1939); Anfang 1925 heirateten die beiden. Coltrane war der Name weißer schottischstämmiger Familien, die den Nachnamen an ihre damaligen Sklaven weitergegeben hatten.[3] Ein erstes Kind starb schon bald nach der Geburt; am 23. September 1926 kam John William zur Welt, dessen zweiter Vorname nach den beiden Großvätern gewählt wurde. Schon wenige Monate nach Johns Geburt zog die Familie nach High Point zu den Geschwistern der Mutter. Johns Tante Bettie und seine Cousine Mary (* 1927) wurden nun zu wichtigen Bezugspersonen; später sollte er Mary seine Komposition „Cousin Mary“ widmen.

John wuchs in einem geordneten Umfeld auf, das stark durch die Blair-Verwandtschaft und das religiöse Milieu der Methodisten-Gemeinde bestimmt war, während die Familie Coltrane eine weniger bedeutsame Rolle spielte. Über den Großvater kam Coltrane schon als kleines Kind mit geistlicher Musik in Berührung. Seine Familie war musikalisch, sein Vater spielte mehrere Instrumente. Mit zwölf Jahren bekam er von den Eltern seine erste Klarinette geschenkt und nahm klassischen Musikunterricht. Bis zu seinem zwölften Lebensjahr soll seine Kindheit sehr glücklich gewesen sein; eine Reihe von Todesfällen überschattete schließlich das Jahr 1939; so starben kurz hintereinander erst seine Tante, im Januar sein Vater an Magenkrebs; im April seine Großmutter. In dieser Zeit wurde die Musik zu einem wichtigen Bestandteil des jungen Coltrane.[4] Ab September 1939 besuchte er die Highschool.

Nach dem Tod des Vaters, der in einer Wäscherei gearbeitet hatte, geriet die Familie in finanzielle Schwierigkeiten; während John sein letztes Jahr auf der Highschool verbrachte, zog Alice 1942 nach Philadelphia, wo sie eine Anstellung als Dienstmädchen fand; die Mutter konnte das Geld für die Musikschule gerade so aufbringen.

Das Wohnhaus von John Coltrane in der North Thirty-Third Street von Philadelphia.

Ihr Sohn, beschrieben als ruhiger und eher stiller Schüler, spielte schon bald im Schulorchester und Fußball. In der Highschool-Zeit lernte er Altsaxophon und machte erste Gehversuche im Jazz, beeinflusst durch schwarze Swing-Bands, die im Radio gesendet wurden, vor allem aber durch Lester Young, der als einer der ersten gängige Swingklischees vermied.[5]

Nach seiner Graduierung im Mai 1943 zog auch John mit zwei Freunden nach Philadelphia. Bis zu seiner Einberufung zum Militärdienst fand er Arbeit in einer Zuckerraffinerie; daneben nahm er Unterricht an der Ornstein School of Music bei Mike Guerra, der ursprünglich Klarinettist war. John Coltrane kehrte in den folgenden Jahren nur noch selten in seinen Heimatstaat zurück; er bevorzugte den Norden auch wegen der weniger starken Rassendiskriminierung. Dennoch wirkte sich die Bindung an North Carolina weiterhin aus; seine erste Frau, Naima, stammte von dort und Coltrane arbeitete fortan mit einer Reihe von Musikern mit familiären Bindungen nach North Carolina, wie mit Dizzy Gillespie, Thelonious Monk, Jimmy Heath und McCoy Tyner. 1958 schrieb Coltrane den Titel „Goldsboro Express“, benannt nach einer Stadt in North Carolina; seine späte Komposition „Welcome“ nimmt auch Bezug auf eine Kleinstadt in der Nähe seines Heimatortes High Point.

1945–1950 – Beginn der Karriere

John Coltrane bei der US Navy (1945)

1945 bekam er einen ersten Job in einer Tanz-Band, bevor er in die Navy eingezogen wurde. Dort spielte er in einer Jazzband, als er auf Hawaii stationiert war. 1946 wurde er aus dem Dienst entlassen und studierte bei dem Gitarristen und Komponisten Dennis Sandole Jazz-Theorie, was er bis in die 1950er Jahre fortsetzte. Zunächst begann er auf dem Altsaxophon zu spielen,[Coltrane 1] war Mitglied der Joe Webb-Bluesband, die die Sängerin Big Maybelle begleitete, und wechselte dann bei Eddie Vinson zum Tenorsaxophon, da dieser keinen weiteren Altsaxophonisten neben sich duldete. Coltrane äußerte sich später zu diesem Punkt: „a wider area of listening opened up for me. There were many things that people like Hawk, and Ben, and Tab Smith were doing in the ’40s that I didn’t understand, but that I felt emotionally.“[Biography 1]

Ein weiterer wichtiger Punkt seiner musikalischen Entwicklung war das erste Erlebnis eines Charlie-Parker-Konzerts am 5. Juni 1945. In einem Down Beat Artikel schrieb er 1960: „the first time I heard Bird play, it hit me right between the eyes.“[Coltrane 1] Parker wurde darauf zu seinem frühen Vorbild; die beiden spielten auch Ende der 1940er-Jahre gelegentlich miteinander. Hierbei kam es auch 1947 zur ersten Session im New Yorker Audubon Ballroom mit Miles Davis, der für den weiteren Verlauf seiner Karriere immens wichtig werden sollte. In dieser Zeit entstand auch sein Spitzname „Trane“, wie man anhand von zeitgenössischen Briefwechseln feststellte. Coltranes Ausflüge nach New York blieben aber die Ausnahme; sein Hauptbetätigungsfeld blieb die lokale Szene in Philadelphia. Anfang des Jahres 1945 entstanden dort die ersten Aufnahmen, an denen Coltrane mitwirkte; er spielte dabei in der Jimmy Johnson Big Band, die ein inzwischen vergessener Schlagzeuger leitete, in der aber auch Benny Golson, Ray Bryant und Tommy Bryant spielten.

In der Musikerszene kam er mit Heroin in Berührung, das damals eine Modedroge war, und wurde schließlich abhängig. Dennoch behielt er auch in dieser Zeit ein tägliches Übungspensum von mehreren Stunden bei. Nachdem er noch in Philadelphia eine kurzlebige Formation mit Jimmy Heath, Benny Golson und Cal Massey gegründet hatte, spielte er in New York mit Howard McGhee im Apollo Theater; Anfang 1949 trat er im Audubon Ballroom mit Bud Powell, Art Blakey und Sonny Rollins auf. Dann wurde er durch Vermittlung von Jimmy Heath 1949 Mitglied der Dizzy Gillespie Big Band, allerdings schnell wieder entlassen, weil Dizzy Gillespie Coltranes Drogensucht nicht akzeptierte. Zuvor entstanden im November 1949 Aufnahmen für Capitol. In der Musikerszene gab man ihm den Spitznamen Country Boy, weil er oft barfuß durch die Gegend lief.

Nach seinem Rauswurf fand er Arbeit in der Rhythm-and-Blues-Band von Earl Bostic, mit dem auch einige Aufnahmen entstanden. Nach einem Gastspiel in einer Showband kehrte er nach Philadelphia zurück und hatte kurze Engagements in lokalen R&B-Bands. Auch probte er zunächst viel mit dem exzentrischen Pianisten Hasaan Ibn Ali, der ihn auch harmonisch beeinflusste.[6]

1954 lernte er Naima (Juanita) Grubbs, seine erste Frau, kennen und fand Arbeit im Orchester seines früheren Idols, des Altsaxophonisten Johnny Hodges, dessen lyrische Spielweise und Klangfarbe zu Coltranes wichtigsten Einflüssen zählen.[7] Er blieb bis 1955 in der Hodges-Band, dem kurze Engagements bei Shirley Scott und Jimmy Smith folgten, bevor ihn Miles Davis auf Vorschlag von Philly Joe Jones anfragte. In Baltimore fanden erste Probenaufnahmen statt; dort heirateten Coltrane und Naima am 3. Oktober 1955.

1955–1960 – Miles Davis Quintett

Der Eintritt in das legendäre (erste) Miles-Davis-Quintett bedeutete für Coltrane den Durchbruch; Davis war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Star. Coltrane spielte Tenorsaxophon, behielt dabei aber die Intonation des Alt bei und entwickelte seinen charakteristischen Klang. Erste Aufnahmen („Budo“ und „Little Melonae“) entstanden Ende Oktober für Columbia, obwohl Davis noch bei Prestige unter Vertrag stand, als Miles Davis All-Stars. Doch bereits im Herbst des folgenden Jahres warf Davis Coltrane wegen dessen Drogensucht erneut aus der Band. Coltrane zog sich zurück und konnte mit Hilfe seiner Frau vom Heroin loskommen. Daneben entstanden 1956 Prestige-Sessions mit Elmo Hope, Sonny Rollins („Tenor Madness“), Tadd Dameron (Mating Call), Idrees Sulieman und Paul Chambers.

Ein Jahr nach seinem Drogenentzug kehrte er auf die Bühne zurück und stürzte sich mit neuer Energie in die Arbeit. Er arbeitete unter anderem mit Thelonious Monk (Live at the Five Spot: Discovery!), mit dem er im Oktober 1957 das Album Monk’s Music aufnahm. Aus dem Zusammenspiel mit Monk brachte er die an den Kirchentonarten orientierten Skalen ein. Diese „modale“ Spielweise überwindet die herkömmliche, an Harmoniefolgen gebundene Improvisation. In der Folge wurden Coltranes Soli immer länger und ekstatischer. In den Jahren 1957 und 1958 entstanden eine große Reihe hastig eingespielter Coltrane-Alben für Prestige im Stile von Blowing Sessions. Unter diesen ist einzig Blue Train – im September 1957 mit einer Bläsergruppe aus Curtis Fuller und Lee Morgan für Blue Note Records eingespielt – bemerkenswert.

In jenen Jahren von etwa 1957 bis 1960 perfektionierte er eine neue Spielweise, die der Jazz-Kritiker Ira Gitler „sheets of sound“ nannte, Klangflächen. Dabei verdichtete Coltrane ungewöhnlich akzentuierte Arpeggios zu verflochtenen Soundmustern hoher Virtuosität. Das Spiel verlief so schnell, dass neben dem aktuellen Ton noch die vorherigen Töne in der Luft lagen. Hierbei wurden die horizontalen Linien mehr gewichtet und die althergebrachten schemenartigen Akkordmuster und -verbindungen bewusst vernachlässigt, der Takt wurde aufgelöst. In Augenblicken höchster Intensität nahm sein Spiel die Qualität von Urlauten an.[8] Der besondere Reiz dieser Technik besteht darin, dass die Musik vielsagend wird, weil oft nicht klar ist, in welcher Tonart Coltrane genau spielt. Wichtig ist, dass der Pianist eingewiesen ist. Monk beispielsweise spielte statt eines C-Dur-Dreiklanges nur das C, womit er die Tonart nicht eindeutig vorgab. In dieser Zeit trat Coltrane – mehr oder weniger notgedrungen, denn er benötigte Material für seine neue Spielweise – als Komponist hervor. Anfang 1958 hatte er ein gemeinsames Quintett mit dem Flügelhornisten Wilbur Harden (Mainstream 1958). Von 1958 bis 1960 spielte er wieder im Davis-Quintett. Die beiden herausragenden Alben Milestones und Kind of Blue entstanden.

Die 1960er Jahre

Für sein Album Giant Steps wurde John Coltrane 1961 in Amsterdam mit einem Edison ausgezeichnet

Im Jahr 1959 entstanden erste Aufnahmen für das Label Atlantic Records, zunächst mit Milt Jackson (Bags & Trane). 1960 erschien sein Album Giant Steps – ein Titel, der durchaus wörtlich zu nehmen ist. 1961 wurde dann My Favorite Things veröffentlicht. Das Titelstück dieses Albums (im Drei-Viertel-Takt) stammt aus dem Rodgers-und-Hammerstein-Musical The Sound of Music. Coltrane spielte Sopransaxophon und verhalf diesem im Jazz seit längerer Zeit relativ selten gespielten Instrument damit zu einer Renaissance.

Dieser Erfolg machte das John Coltrane Quartet neben Miles Davis’ Quintett zu einer der einflussreichsten Jazz-Gruppen der 1960er-Jahre. Neben Coltrane bestand die klassische Besetzung aus McCoy Tyner (Piano) sowie Elvin Jones (Schlagzeug). Jimmy Garrison löste im Herbst 1961 seine Vorgänger am Bass, Steve Davis und Reggie Workman, ab und vervollständigte das Quartett. Diese Besetzung sollte sich nun für die nächsten Jahre nicht verändern.

Bei einigen Liveaufnahmen im Village Vanguard wirkte auch der Avantgarde-Saxophonist Eric Dolphy mit, der zuvor bereits mit Ornette Coleman und Charles Mingus zusammengespielt hatte. Die Mitschnitte aus dem Village Vanguard verstörten zahlreiche Jazzkritiker, führten zu einer Kontroverse im Down Beat und zum Ausscheiden Dolphys im März 1962. Danach entstanden zwei eher konservative Alben, Coltrane und Ballads.[9] Seine Auftritte auf dem Newport Jazz Festival in den Jahren 1963 (mit Roy Haynes) und 1965 sind auf der 2007 erschienenen Edition My Favorite Things: Coltrane at Newport dokumentiert.

Zu Coltranes bekanntesten Fotografen gehört Robert Freeman.

Musikalisch sprengte Coltrane die Fesseln des herkömmlichen Jazz und nahm in sein Spiel beispielsweise afrikanische und orientalische Einflüsse auf. Eine der wichtigsten Platten mit dem klassischen Quartett ist die Suite A Love Supreme aus dem Jahre 1964 (Impulse!), bei welcher Coltranes spirituelle Ausrichtung deutlich wird, die sich im vorangegangenen melancholischen Album Crescent andeutete. Coltrane, der auch den psalmenartigen Text schrieb und sang, schuf das Werk nach Lektüre des Buchs The Greatest Thing in the World von Henry Drummond, einem evangelikalen Autor des 19. Jahrhunderts.

In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre orientierte sich John Coltrane immer stärker am offenen Spiel des Free Jazz. Elvin Jones wurde durch den Schlagzeuger Rashied Ali, der auch ungebundene Metren spielte, erst ergänzt, später dann ersetzt; für McCoy Tyner kam Coltranes zweite Frau Alice Coltrane (sie spielte Piano und Harfe, ein im Jazz selten vertretenes Instrument). Zumeist verstärkte der Saxophonist Pharoah Sanders die Intensität der Saxophonklänge, wie in seinem letzten aufgezeichneten Konzert im April 1967 (The Olatunji Concert).

Musikalisch war Coltrane auf der Suche nach neuen Klängen. Seine künstlerische Existenz erläuterte er dahingehend, dass er die Menschen mit all seiner Kraft seelisch habe aufrichten wollen. Er verstand sich mithin als Anregung, dass jedermann seine Energiequellen vollkommen freisetzt, um ein sinnvolles Leben gestalten zu können.[8] Dabei blieb sein Stil immer eigenständig und in seiner Geschwindigkeit und Komplexität auch unvergleichlich. Er veröffentlichte innerhalb von zwölf Jahren etwa 50 Aufnahmen mit seiner eigenen Band und ein Dutzend mit anderen Bands.

John Coltrane starb 1967 an Leberkrebs. John und Alice Coltrane hatten drei gemeinsame Kinder, den Schlagzeuger John Coltrane Jr. (* 1964; 1982 bei einem Autounfall tödlich verunglückt) und die Saxophonisten Ravi (* 1965) und Oran (* 1967).

Ehrungen

Seine Aufnahme Lush Life mit Johnny Hartman, aus dem Album John Coltrane and Johnny Hartman (1963) sowie die Alben Blue Train (1957), Giant Steps (1960), A Love Supreme (1964), My Favorite Things (1961) und Thelonious Monk with John Coltrane (1961) wurden in die "Grammy Hall of Fame" aufgenommen.[10]

Für sein Album Giant Steps wurde John Coltrane 1961 in Amsterdam mit einem Edison ausgezeichnet.

Die 1971 in San Francisco gegründete Saint John Coltrane African Orthodox Church verehrt den Musiker als einen Heiligen.

Nach ihm wurde der Asteroid Coltrane benannt.

Der schottische Schauspieler Anthony Robert McMillan nannte sich John Coltrane zu Ehren „Robbie Coltrane“.

Chasing Trane: The John Coltrane Documentary ist ein US-amerikanischer Film aus dem Jahr 2016 von John Scheinfeld. Denzel Washington erzählt das Leben von Coltrane; der Film enthält Interviews mit Bewunderern wie Wynton Marsalis, Sonny Rollins, Bill Clinton und Cornel West.[11][12]

Stimmen der Kritiker

„Was an John Coltranes Soli auch heute noch fasziniert, ist seine große melodische Gestaltungskraft, die Art und Weise, wie er sich souverän abwechselnd innerhalb und außerhalb der üblichen Akkord-Folge bewegt. Anders als andere Musiker seiner Zeit war ihm nicht daran gelegen, sich als jemand zu inszenieren, der etwas des reinen Spiels wegen dekonstruiert. Er hatte so viel an Kreativität und Einfallsreichtum zu verschwenden, daß er damit alles – jeden Ton, jede Akkordfolge, jede Fremdkomposition – mit neuer Bedeutung aufladen konnte.“

Harry Lachner[Lachner 1]

Entwicklung des John Coltrane Quartet

Zur Bandgeschichte siehe John Coltrane Quartet.

Aufnahmen (Auswahl)

1957–1958 – Die Prestige-Jahre
1959–1964 – Die Atlantic-Jahre

1961–1965 – Die Impulse!-Jahre

1965–1967 – Das Spätwerk

Chartplatzierungen

JahrTitelHöchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[14]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 DE AT CH UK US
1967ExpressionUS194
(3 Wo.)US
1971Sun ShipUS186
(3 Wo.)US
2005At Carnegie HallUS107
(14 Wo.)US
mit Thelonious Monk Quartet
2008Opus Collection: A Man Called TraneUS107
(7 Wo.)US
2018The Final Tour – Copenhagen, March 24, 1960: The Bootleg Series Vol. 6DE87
(1 Wo.)DE
AT55
(1 Wo.)AT
CH59
(1 Wo.)CH
US187
(1 Wo.)US
Both Directions at Once – The Lost AlbumDE3
(9 Wo.)DE
AT6
(8 Wo.)AT
CH4
(8 Wo.)CH
UK15
(2 Wo.)UK
US21
(3 Wo.)US
2019Blue WorldDE21
(2 Wo.)DE
AT30
(1 Wo.)AT
CH45
(2 Wo.)CH
US78
(1 Wo.)US
2021A Love Supreme – Live in SeattleDE20
(2 Wo.)DE
AT25
(1 Wo.)AT
CH13
(3 Wo.)CH
UK83
(1 Wo.)UK
US78
(1 Wo.)US
2022Live at the Village VanguardDE59
(1 Wo.)DE
CrescentDE38
(1 Wo.)DE
Duke Ellington & John ColtraneDE31
(1 Wo.)DE
John Coltrane and Johnny HartmanDE57
(1 Wo.)DE
Blue TrainDE12
(2 Wo.)DE
AT31
(1 Wo.)AT
CH21
(1 Wo.)CH
US95
(1 Wo.)US
2023Evenings at the Village GateDE13
(1 Wo.)DE
CH45
(1 Wo.)CH
US156
(1 Wo.)US

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Kompositionen (Auswahl)

  • Moment’s Notice, 1957[15]
  • 26-2, 1964
  • After the Rain, 1963
  • Alabama, 1963 (Zum Gedenken an den Anschlag auf die 16th Street Baptist Church, und Prince bezeichnete das Stück als einen von 55 Songs, die ihn musikalisch inspiriert haben)
  • Brazilia, 1965
  • Central Park West, 1960
  • Cousin Mary, 1959
  • Giant Steps, 1960
  • Like Sonny, 1959
  • Naima, 1959
  • Syeeda’s Song Flute, 1959
  • Impressions, 1961
  • India, 1961
  • Tunji, 1962
  • Welcome, 1966

Literatur

  • John Coltrane: Coltrane on Coltrane. The John Coltrane Interviews. Chicago Review Press, Chicago 2010, ISBN 978-1-56976-287-5 (hrsg. Chris DeVito).
  • Yasuhiro Fujioka: John Coltrane: A Discography and Musical Biography. The Scarecrow Press, Metuchen NJ 1995, ISBN 0-8108-2986-X (mit Beiträgen von Hamada, Porter).
  • Lewis Porter: John Coltrane: his life and music. The University of Michigan Press, 1998, ISBN 0-472-10161-7 (engl. Originalausgabe).
  • Ashley Kahn: A Love Supreme. John Coltranes legendäres Album. Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, Berlin 2004, ISBN 3-8077-0030-7 (englisches Original Viking Penguin, New York 2002, ISBN 0-670-03136-4).
  • J.C. Thomas: Chasin' the trane. Musik und Mystik von John Coltrane. Hannibal, Wien 1986, ISBN 3-85445-024-9 (dt. Übersetzung, engl. Original 1975).
  • Ralf Dombrowski: John Coltrane. Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten. Oreos, Waakirchen 2002, ISBN 3-923657-63-3 (dt., vollständig überarbeitete Neuauflage).
  • Carl Woideck: The John Coltrane Companion. Schirmer Books, 1998, ISBN 0-7119-6994-9.
  • Gerd Filtgen, Michael Ausserbauer: John Coltrane. Oreos Verlag, 1989.
  • David A. Wild: liner notes zu The Complete 1961 Village Vanguard Recordings (1997)
  • Ben Ratliff: Coltrane. The Story of A Sound. Farrar, Straus and Giroux, New York 2007, ISBN 978-0-312-42778-8.
  • Karl Lippegaus: John Coltrane. Biografie. Edel, Hamburg 2011, ISBN 978-3-8419-0069-2.
  • Peter Kemper: John Coltrane. Biographie. Reclam, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-15-961200-3.

Weblinks

Commons: John Coltrane – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Hörbeispiele

Anmerkungen und Verweise

  1. John Coltrane Biography – The John Coltrane Foundation
  1. a b John Coltrane: Down Beat-Interview 1960.
  1. Harry Lachner: Jahrhundertaufnahmen des Jazz John Coltrane A Love Supreme
  • Lewis Porter: John Coltrane. University of Michigan Press, Ann Arbor 2006
  1. John Coltrane – laut.de – Band. Abgerufen am 28. März 2023.
  2. Lewis Porter, S. 1 ff.
  3. Lewis Porter, S. 6 f.
  4. Lewis Porter, S. 17.
  5. Vgl. Filtgen und Außerbauer, S. 15.
  6. Andrian Kreye: Geheimnisträger. In: Süddeutsche Zeitung. 3. Mai 2021, abgerufen am 2. November 2021.
  7. Filtgen und Außerbauer, S. 22 ff.
  8. a b Barry Graves, Siegfried Schmidt-Joos, Bernward Halbscheffel: Rock-Lexikon. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 978-3-499-61588-7, Band 1, S. 210 f.
  9. vgl. David A. Wild, 1997
  10. Grammy Awards Site, grammy.org (Memento vom 10. April 2015 auf WebCite) Grammy Hall of Fame
  11. Dave McNary: John Coltrane Documentary ‘Chasing Trane’ Gets Release Date. In: Variety. 16. März 2017, abgerufen am 4. März 2023 (amerikanisches Englisch).
  12. John Scheinfeld: Chasing Trane: The John Coltrane Documentary. Meteor 17, Crew Neck Productions, 14. April 2017, abgerufen am 4. März 2023.
  13. Auszeichnungen für Musikverkäufe: US UK
  14. Chartquellen: DE AT CH UK US
  15. Moment’s Notice in der englischsprachigen Wikipedia

Same album, but different version(s)...