Pet Sounds ist das elfte Studioalbum der kalifornischen Surf- und Rockband The Beach Boys. Produziert wurde es von Brian Wilson.

Pet Sounds wurde am 16. Mai 1966 von Capitol Records veröffentlicht. Neben den damals in der Rockmusik üblichen Instrumenten kommen Waldhörner, Theremine, Piccolos, klappernde Löffel, Cola-Dosen, Plastikflaschen, Fahrradklingeln, Hupen, Aufnahmen von vorbeifahrenden Zügen, bellenden Hunden und Kirchenorgeln zum Einsatz. Pet Sounds gilt heute als eines der bedeutendsten Alben in der Geschichte der Popmusik und als das zentrale Werk der Beach Boys.[1]

Die Geschichte des Albums

The Beach Boys, 1965

Brian Wilson, der Songwriter der Band, hatte im Alter von 23 Jahren erklärt, dass er das größte Rockalbum aller Zeiten komponieren und produzieren wolle. Wilson, den das Beatles-Album Rubber Soul tief beeindruckt hatte, wollte beweisen, dass er – und nicht das Autorenduo Lennon/McCartney – der beste Songwriter seiner Generation sei. Seinen kreativen Impuls hatten zum einen Drogen verursacht, aber auch neue Freunde. Viele dieser neuen Freunde waren ebenfalls Musiker, Songwriter oder hatten andere Rollen in der Musikbranche. Zwei seiner neuen Weggefährten waren David Anderle und Van Dyke Parks, die Brian Wilson davon überzeugten, dass Ehrgeiz nicht gleich Wahnsinn sei.

Der erste Schritt für sein „größtes“ Album war, Tony Asher Anfang 1966 als Mitautor der Texte zu engagieren. Asher hatte Anfang der 1960er Jahre zwar einige Lieder geschrieben, hatte sich aber ganz auf das Komponieren und Texten von Werbe-Jingles spezialisiert. Wilson suchte gezielt einen Partner, der nichts mit Sonne, Strand und Meer zu tun hatte – er wollte jemanden, der lyrische und ausdrucksstarke Texte verfassen konnte. Seinem Cousin Mike Love, der zuvor die meisten Texte für die Beach Boys geschrieben hatte, traute Wilson diese Aufgabe nicht zu. Es war das erste Mal, dass Wilson bewusst nach einem Partner für ein gesamtes Album Ausschau hielt. Die beiden Musiker hatten gezielt nicht den Plan gefasst, ein Konzeptalbum zu erschaffen, sondern ein Gesamtwerk, das wie Rubber Soul sowohl musikalisch als auch textlich zusammenpassen würde, wobei ebendiese Zusammengehörigkeit ein Konzept ergab.

Als die restliche Band, die seit längerem ohne Brian Wilson auftrat, von einer Japan-Tournee heimkehrte, legte er ihr fertige Songs vor, die sie einzusingen hatte. Mehrere Monate wurden damit verbracht. Für die Instrumentierung griff Brian Wilson hingegen vorwiegend auf eine Gruppe hervorragender Studiomusiker zurück, die als „The Wrecking Crew“ bekannt und 2007 in die Musicians Hall of Fame aufgenommen wurde. Als Autodidakt hatte Wilson zwar genaue Vorstellungen von den Arrangements der Stücke, die Notation der einzelnen Instrumente überließ er aber üblicherweise einem seiner Studiomusiker. Wie erhaltene Bänder der Aufnahmen zeigen, war er Vorschlägen seiner Musiker gegenüber aufgeschlossen und übernahm auch offensichtliche Fehler, wenn diese einem Stück dienten und es interessanter machten.

Die Songs von Pet Sounds behandeln erwachsene Gefühle mit zum Teil autobiografischen Inhalten. Das Album sollte die Kindheit und den Verlust der Unschuld aufarbeiten. Teils Symphonie, teils Rhapsodie, teils Gebet, drückt jedes Stück eine Emotion und eine gewisse Stimmung aus, Wilsons intimste Gefühle wurden offengelegt; ebenso seine Wünsche, Träume und Ängste, von Asher in passende Worte gekleidet. Eine tief empfundene Heimatlosigkeit in Zeit und Ort wurde sichtbar und auch der Gedanke, dass sich Menschen dadurch definieren, wie sie auf andere Menschen wirken und sich in der Liebe verwirklichen können. Die Suche nach dem Glück wird schließlich in einer einzelnen Zeile definiert: “God only knows what I’d be without you …” (deutsch: „Gott allein weiß, was ich ohne dich wäre …“).

Die Beach Boys schufen ein Gesamtkunstwerk, das sich sowohl künstlerisch als auch kommerziell als erfolgreich erweisen sollte. Sie festigten die wirtschaftliche Bedeutung der Rockmusik und unterstrichen deren Gültigkeit als eigene Kunstform. Sie forderten die Konventionen heraus, denen Künstler im damaligen Musikgeschäft unterworfen waren, und warfen diese letztlich über den Haufen. Ganz konnten sie sich den Mechanismen allerdings noch nicht entziehen: Die Plattenfirma entschied nicht nur eigenmächtig über die Singleauskopplungen, sondern brachte das Album ohne Wilsons Zustimmung auf den Markt, bevor der seines Erachtens wichtigste Song Good Vibrations fertiggestellt war. Capitol Records hatte sich zunächst sogar ganz geweigert, das Album zu veröffentlichen. Die Plattenfirma wollte durchsetzen, dass die Beach Boys ihren „Strandthemen“ treu blieben.

Der Erfolg gab Wilson allerdings Recht. Bereits drei Wochen nach der Veröffentlichung galt Pet Sounds als Sammlerstück. Brian Wilson wollte God Only Knows als Single veröffentlichen, was die Plattenfirma aber nicht realisierte. Kurzerhand schlossen die Beach Boys einen Vertrag mit EMI, um den Titel in Großbritannien veröffentlichen zu können. God Only Knows kam dort auf Platz 2 der Hitparade. Pet Sounds wurde auch außerhalb der USA über EMI vertrieben und machte die Beach Boys endgültig zu weltweiten Stars.[2] Es gilt heute als eines der bedeutendsten Rockalben. Das Album erreichte Platz 10 der US-Billboard Charts und Platz 2 in den britischen Charts. Es war weltweit in den Top-10 zu finden. Laut Paul McCartney („Ich glaube, niemand weiß wirklich was über Musik, solange er dieses Album nicht gehört hat“)[3] und dem Produzenten George Martin inspirierte Pet Sounds die Beatles zum Album Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band.

Pet Sounds wurde im Anfangsstadium der „Goldenen Ära des Rock“ (etwa 1966–1972) veröffentlicht. Dies war die Zeit, in der kreative Künstler versuchten, die immer bessere Studiotechnik auszureizen. Im Jahrl-align: 0em;">3: Pet Sounds. Bloomsbury Academic, London, New York 2005, ISBN 0-8264-1670-5.

  • Charles L. Granata: Brian Wilson und die Beach Boys: die Entstehung von „Pet Sounds“. Hannibal, Höfen 2007, ISBN 978-3-85445-275-1.
  • Kingsley Abbott: The Beach Boys’ Pet Sounds - The Greatest Album Of The Twentieth Century. Helter Skelter Publishing, London 2001, ISBN 1-900924-30-7.
  • Weblinks

    Einzelnachweise

    1. Eintrag zum Album Pet Sounds auf allmusic.com
    2. a b Kingsley Abbott: Die Beach Boys und Brian Wilson. Hannibal, St. Andrä-Wördern 1998, ISBN 978-3-85445-160-0
    3. Beach-Boys-Projekt “Smile”. einestages; abgerufen am 12. November 2011.
    4. Lost Paperwork to Blame for „Pet Sounds“ Meager Sales Numbers. rollingstone.com
    5. The 50 Albums That Built Prog Rock. In: Classic Rock. Nr. 146, Juli 2010, ISSN 1464-7834 (englisch, afka.net [abgerufen am 21. September 2022]).
    6. The Times – Nov – Dec 1993 – The Vultures 100 Best Albums of all Time. rocklistmusic.co.uk; abgerufen am 21. Dezember 2016
    7. NME Best Albums Of All Time 1993. besteveralbums.com; abgerufen am 21. Dezember 2016
    8. The 500 Greatest Albums Of All Time: 100-1 (2013). nme.com; abgerufen am 26. Mai 2017
    9. Vorwort des Herausgebers. In: Kingsley Abbott: Die Beach Boys und Brian Wilson. Hannibal, St. Andrä-Wördern 1998, ISBN 978-3-85445-160-0.
    10. Enter the Smiley Smile 40th Anniversary Contest! (Memento vom 17. Februar 2008 im Internet Archive) smileysmile.net; abgerufen am 10. Februar 2008
    11. Mojo: The 100 Greatest Albums Ever Made, August 1995, rocklistmusic.co.uk; abgerufen am 7. Mai 2019
    12. Rocklist.net…The Guardian Best Albums Lists…. rocklistmusic.com; abgerufen am 12. April 2020
    13. Grammy Hall Of Fame. grammy.com; abgerufen am 17. Februar 2019
    14. 500 Greatest Albums of All Time: The Beach Boys, 'Pet Sounds'. In: Rolling Stone. 24. Mai 2012, abgerufen am 17. April 2014 (englisch).
    15. Complete National Recording Registry Listing. loc.gov; abgerufen am 17. Februar 2019
    16. The 200 Best Songs of the 1960s. pitchfork.com; abgerufen am 4. Mai 2018
    17. All-TIME 100 Albums. time.com; abgerufen am 17. Februar 2019
    18. 500 Greatest Songs of All Time. rollingstone.com; abgerufen am 4. Mai 2018
    19. All-TIME 100 Songs. time.com; abgerufen am 17. Februar 2019
    20. The 500 Greatest Songs Of All Time. nme.com; abgerufen am 4. Mai 2018
    21. The 200 Greatest Albums of All Time, in: Uncut 02/2016, Ausgabe 225, S. 51.
    22. The 200 Best Albums of the 1960s. pitchfork.com; abgerufen am 4. Mai 2018
    23. Die 100 besten Songs aller Zeiten. musikexpress.de; abgerufen am 17. Februar 2019
    24. 500 Best Songs of All Time rollingstone.com; abgerufen