Züri West aus Bern ist eine der erfolgreichsten Schweizer Rockbands. Der Name Züri West ist als (ironische) Umschreibung von Bern gedacht – der Bundesstadt, die westlich der grössten Schweizer Stadt Zürich liegt und von den Zürchern scherzhaft als entfernter westlicher Vorort angesehen wird. Die Texte der Lieder werden zumeist in Berndeutsch gesungen.

Bandgeschichte

Kuno Lauener, Sam Mumenthaler, Küse Fehlmann und Peter Schmid traten 1984 zum ersten Mal gemeinsam als Sweet Home Pyjamas[1][2] und einige Wochen später als Gianni Pannini[2] auf. Am 9. Februar 1984 gründeten sie zusammen mit Peter von Siebenthal die Band Züri West.[1] 1985 veröffentlichte die Band auf der Maxi-Single Splendid einen Konzertmitschnitt. Mit Liedern wie Flachgleit und Hansdampf lieferte die Band den Soundtrack zu den Jugendunruhen rund um das Zaffaraya-Areal und den kulturpolitischen Kampf für das Kulturzentrum Reithalle in Bern. 1987 erschien das erste Album Sport & Musik (benannt nach einer beliebten Sonntagnachmittag-Sendung von Radio DRS 1).

Bereits mit dem zweiten Album Bümpliz–Casablanca (1989) schaffte es die Band auf Platz eins der Schweizer Hitparade. Das Album Elvis (1990) wurde mit einer Goldenen Schallplatte für 25'000 verkaufte Exemplare ausgezeichnet. 1991 erschien das Album Arturo Bandini und war ebenfalls erfolgreich. Mit dem Livealbum Wintertour schaute die Band zurück auf ihre Entwicklung von der politischen Szeneband zur nationalen Pop-Grösse.

Gert Stäuble löste in der darauffolgenden Pause Silvio Silfverberg am Schlagzeug ab. Der Song I schänke dr mis Härz aus dem Studioalbum Züri West (1994) wurde zum bislang grössten Hit der Band; das Album bietet ausserdem mit I ha di gärn gha auch eine schweizerdeutsche Version von When You Were Mine aus dem Album Dirty Mind von Prince. Mit dem in Philadelphia produzierten, am Grunge orientierten Album Hoover Jam (1996) versuchte sich die Band vom Image der Hitband zu distanzieren. Nach einer dreijährigen Pause erschien das Album Super 8 (1999).

In den folgenden zwei Jahren verliessen Gitarrist Peter von Siebenthal und Bassist Martin Gerber die Band. Sie wurden durch Tom Etter (Gitarre), Jürg Schmidhauser (Bass) und Oli Kuster (Tasten) ersetzt. Im Titelsong des Albums Radio zum Glück (2001) kritisierte die Band das Musikprogramm von Radio DRS 3. Der Film «Züri West – am Blues vorus…», der 2002 in die Kinos kam, beschäftigte sich mit der Entstehung von Radio zum Glück.

Mit dem Sampler Retour feierten Züri West Anfang 2004 ihr zwanzigjähriges Bestehen. Im Juni 2004 erschien das kommerziell erneut sehr erfolgreiche Studioalbum Aloha from Züri West.

Das Studioalbum Haubi Songs erschien am 12. Januar 2008. Im Lied Vo Tier u vo berüehmte Mönsche singt Kuno von Masken, welche es nur von Tieren und berühmten Menschen gebe – aus Sicht einer Person, die nur ihre Arbeit hat und sich doch wenigstens so eine berühmte Maske wünscht.[3] Am 14. März 2009 spielten Züri West zum 110. Geburtstag des Fussball-Vereins BSC Young Boys unter dem Pseudonym The Häberlis (inspiriert durch Stürmerlegende Thomas Häberli) vor über 25'000 Zuschauern im Stade de Suisse in Bern.

Das Album HomeRekords erschien am 23. April 2010, vorwiegend mit B-Seiten und Demos bekannter Songs.[4]

Die Single Göteborg kam im Januar 2012 heraus, das gleichnamige Album am 23. März 2012. Das Album erreichte im April 2012 Platz 1 in der Schweizer Hitparade.

Am 24. März 2017 meldeten sich Züri West nach fünf Jahren (wenn man von den Soundtrack-Singles Lied für Lotti und Goalie absieht) mit dem Album Love zurück. Es war die erste Veröffentlichung mit den neuen Mitgliedern Manuel Haefliger und Wolfgang Zwiauer. Im Vorfeld des Albums erschienen Videos zu den Liedern Schatteboxe und Schachtar gäge Gent, gedreht wurde im Westen Berns bei den Tramhaltestellen Tscharnergut und Holenacker. Schachtar gäge Gent erschien als Single.

Nach jahrelangem Boykott von Streamingdiensten machte die Band ihre Diskografie 2019 auf Spotify verfügbar, aufgrund von Urheberrechtsproblemen fehlen ihre Coverversionen aber bis heute.[5][6]

Im März 2021, kurz vor seinem 60. Geburtstag, machte Kuno Lauener seine Erkrankung an Multipler Sklerose öffentlich.[7]

Am 8. Dezember 2023 veröffentlichte die Band ihr 14. Studioalbum Loch dür Zyt, das zwei Wochen vorher mit der gleichnamigen Single angekündigt worden war. Die Single ist eine abgeänderte Version des Songs Z.W., der ursprünglich 1984 auf der ersten Demokassette der Band erschienen war. Die Band präsentierte sich in neuer Besetzung: Der langjährige Schlagzeuger Gert Stäuble wurde durch Kevin Chesham ersetzt, dazu kommen der ehemalige Lovebugs-Bassist Florian Senn und der Keyboarder Oli Kuster, der bereits zwischen 2001 und 2004 mit der Band spielte. Im Rahmen dieser Veröffentlichung kündigte die Band zudem an, sie könne aufgrund der Erkrankung von Lauener nie wieder Konzerte spielen.[8]

Diskografie

Alben

JahrTitelHöchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[9][10]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 CH
1988Sport und MusikCH24
(2 Wo.)CH
LP (10 Titel), später als CD, zus. mit Kirchberg
1989Bümpliz – CasablancaCH1
Gold
Gold

(19 Wo.)CH
LP / CD (13 Songs)
1990ElvisCH2
Gold
Gold

(15 Wo.)CH
LP / CD (11 Songs)
1991Arturo BandiniCH4
Gold
Gold

(17 Wo.)CH
LP / CD (13 Songs)
1992WintertourCH10
Gold
Gold

(13 Wo.)CH
Live-CD mit einer Auswahl von 22 Songs, mitgeschnitten bei vier Konzerten
1994Züri WestCH1
Dreifachplatin
×3
Dreifachplatin

(45 Wo.)CH
Doppel-10-Inch (14 Songs) / CD (15 Songs)
1996Hoover JamCH2
Platin
Platin

(18 Wo.)CH
LP (13 Songs) / CD (14 Songs)
1999Super 8CH2
Gold
Gold

(26 Wo.)CH
CD (14 Songs)
2001Radio zum GlückCH1
Platin
Platin

(13 Wo.)CH
CD (13 Songs)
2003Retour (Best of)CH4
Gold
Gold

(23 Wo.)CH
CD (Jubiläums-Kompilation mit 18 Songs)
2004Aloha from Züri WestCH1
Platin
Platin

(27 Wo.)CH
CD (12 Songs)
2008Haubi SongsCH1
Doppelplatin
×2
Doppelplatin

(37 Wo.)CH
CD (12 Songs)
2010HomeRekordsCH1
Platin
Platin

(19 Wo.)CH
CD (16 Songs)
2012GöteborgCH1
Platin
Platin

(26 Wo.)CH
CD
2017LoveCH1
Platin
Platin

(39 Wo.)CH
LP / CD
2023Loch dür ZytCH1
(… Wo.)Template:Charttabelle/Wartung/vorläufig/2023CH
LP / CD

Singles

JahrTitel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartsChartplatzierungen[9]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 CH
1994I schänke dr mis Härz
Züri West
CH4
Doppelplatin
×2
Doppelplatin

(49 Wo.)CH
1996Sofa / Rimini
Hoover Jam
CH26
(12 Wo.)CH
1999Mojito / Echo
Super 8
CH27
(10 Wo.)CH
2004Fingt ds Glück eim?
Aloha from Züri West
CH14
(8 Wo.)CH
Römer / Pünktli
Aloha from Züri West
CH73
(2 Wo.)CH
2007Fische versänke
Haubi Songs
CH5
(14 Wo.)CH
2008Johnny & Mary
Haubi Songs
CH44
(12 Wo.)CH
2010Güggu
Homerekords
CH42
(6 Wo.)CH
2012Göteborg
Göteborg
CH31
(4 Wo.)CH
2014Goalie
CH55
(2 Wo.)CH
2017Schachtar gäge Gent
Love
CH62
(2 Wo.)CH
2023Loch dür Zyt
Loch dür Zyt
CH47
(2 Wo.)CH
D’Idee
Loch dür Zyt
CH84
(1 Wo.)CH
Schnägg
Loch dür Zyt
CH91
(1 Wo.)CH

Maxisingles

  • Splendid (Live-Mitschnitt aus dem Kino Splendid in Bern, auf Maxi-Single, 4 Songs), 1985
  • Kirchberg (Maxi-Single, aus dem Studio Sunrise in Kirchberg, 4 Songs), 1986
  • Remixed, Maxi-CD von I schänke dr mis Härz mit je zwei Remix- bzw. Instrumental-Songs, produziert von By Just One (4 Songs), 1994

Film

  • Annina Furrer, Regula Begert: Züri West – am Blues vorus … Roadmovie 35 mm, 92 min, 2002.

Literatur

«Züri West»-Lok einer Zürcher S-Bahn

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. a b c Booklet von Züriwestretour
  2. a b c d Züri West. In: hitparade.ch.
  3. Züri West – Haubi Songs (Soundservice). In: trespass.ch. Trespass – Swiss Music Scene, abgerufen am 1. Januar 2022.
  4. «Homerekords»-Durchsage (Memento vom 2. Dezember 2013 im Internet Archive)
  5. Züri West. In: Spotify Web Player. Abgerufen am 7. Februar 2021.
  6. Gregi Sigrist: Musik-Blog – Wieso sind die Züri West-Alben auf Spotify nicht komplett? In: SRF Schweizer Radio und Fernsehen. 12. Dezember 2019, abgerufen am 7. Februar 2021.
  7. Züri-West-Sänger Kuno Lauener hat Multiple Sklerose. In: Swissinfo. 7. März 2021, abgerufen am 10. Oktober 2023.
  8. Interview mit Züri West: Konzerte wird es keine mehr geben. In: NZZ am Sonntag. 9. Dezember 2023, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  9. a b CH-Chartdiskografie
  10. Auszeichnungen für Musikverkäufe: CH
  11. Archivlink (Memento vom 21. Dezember 2004 im Internet Archive)
  12. Spartensieger Prix Walo seit 1994. In: prixwalo.ch.
  13. Swiss Music Awards 2009 – gelungene zweite Ausgabe (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive). In: swiss-music-news.ch. Februar 2009.
  14. Musikpreis 2012 des Kantons Bern geht an Züri West. Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern, 4. Oktober 2012.

Weblinks

Commons: Züri West – Sammlung von Bildern