Am 1. März 2010 ging Jarre unter dem Titel 2010 – als Hommage an den befreundeten Schriftsteller Arthur C. Clarke – wieder auf Tournee, machte von Dezember 2010 bis Mai 2011 eine Pause und tourte unter dem Titel 2011 bis zum 20. November 2011 weiter. Die Konzerte führten ihn unter anderem durch Polen, Österreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Ungarn, Tschechien, die Schweiz und Großbritannien. Am 1. Juli 2011 gab Jarre anlässlich der Hochzeit von Albert II. von Monaco und Charlene Wittstock ein Open-Air-Konzert in Monaco, das weltweit als Live-Stream verfügbar war.[9] Insgesamt stand Jarre in der Zeit vom 19. September 2007 bis zum 20. November 2011 157 Mal auf der Bühne.
Ab 2012 arbeitete Jarre mit diversen Künstlern an einem Musikprojekt, das der Öffentlichkeit zunächst als E-Project vorgestellt wurde. Der Name des ersten von zwei Alben wurde Ende August 2015 über Jarres Webpräsenz als Electronica 1 – The Time Machine mitgeteilt und am 16. Oktober 2015 veröffentlicht. Mitwirkende waren 3D von Massive Attack, Air, Armin van Buuren, Boyz Noize, der am 20. Januar 2015 verstorbene Edgar Froese von Tangerine Dream – dem er diese Veröffentlichung widmete –, Fuck Buttons, Gesaffelstein, der Filmemacher und Musiker John Carpenter, Lang Lang, die Musik- und Performancekünstlerin Laurie Anderson – mit der Jarre bereits bei Zoolook und Metamorphoses zusammengearbeitet hatte –, Little Boots, Moby, M83, Pete Townshend, und Vince Clarke. Bereits vorab wurden einzelne Stücke unter dem Arbeitstitel E-Project veröffentlicht. Jedes entstand in direkter Zusammenarbeit mit Jarre, der nach eigener Angabe Stücke kreieren wollte, bei denen der Hörer den jeweiligen Künstler und Jarres Einwirkungen heraushören kann.
In den Jahren 2014 und 2015 wurden einige Alben wiederholt überarbeitet und in neuen Remastered-Versionen angeboten.
Im September 2015 zeigte der TV-Sender ARTE eine Dokumentation über Jarre, die u. a. viele Momente seiner Sessions zum E-Project mit diversen Musikern zeigte.[10]
Am 30. September 2016 gab Jean-Michel Jarre während seiner angelaufenen Welttournee auf Facebook bekannt, dass zum 40. Oxygene-Jubiläum am 2. Dezember 2016 ein dritter Teil, Oxygene 3, mit den Titeln Oxygene Part 14–20 erscheinen werde, einschließlich einer Trilogie-Verkaufsbox.[13] Jarre nahm nach dieser Ankündigung während der laufenden „Electronica World Tour“ den Titel Oxygene 17, später auch Oxygene 19 in die Setlist mit auf.
Nach Veröffentlichung der Electronica-Alben unternahm Jarre ab dem 16. Juni 2016 die umfassende Electronica World Tour, die ihn durch Europa und im Mai 2017 nach langer Abwesenheit auch wieder in die USA und erstmals durch Kanada führte. Die für 2017 in Lateinamerika geplanten Auftritte in Chile und Argentinien wurden wegen Unstimmigkeiten mit dem Veranstalter abgesagt.[14][15] Diese wurden dann im Jahr 2018 am 22. (Buenos Aires) und 27. (Santiago de Chile) März nachgeholt. Es folgten neben einem weiteren Gastspiel in Kanada sieben weitere Auftritte in den Vereinigten Staaten, darunter am 10. April nach 32 Jahren auch wieder in Houston sowie ein Auftritt auf dem Coachella Musikfestival.[16] Am 21. April 2018 endete die Electronica World Tour in San Diego.
2018 jährte sich zum 40. Mal das Erscheinen von Jarres zweitem offiziellen Studioalbum Equinoxe (1978). Wie bereits zum 40. Jubiläum von Oxygène (1976) im Jahr 2016 veröffentlichte Jarre am gleichen Erscheinungstag des ursprünglichen Equinoxe, dem 16. November, eine Fortsetzung mit dem Titel Equinoxe Infinity. Das Album wurde mit zwei in der Bildwirkung stark unterschiedlichen Cover-Arts verkauft. Sofern man es sich nicht selbst in einem Ladengeschäft aussuchte, entschied somit der Zufall darüber, welche Version des Covers man erhielt, wenn man es bestellte.
Am 3. Oktober des Jahres 2019 veröffentlichte Jarre seine Memoiren mit dem Titel Mélancolique Rodéo, zunächst nur auf französisch.
Am 7. November 2019 veröffentlichte Jarre über seine Produktionsfirma AERO PRODUCTIONS im Apple App-Store die Musik-App EōN für iOS und iPadOS. Es handelt sich um eine generative App, welche unter Zuhilfenahme von Algorithmen anhand von Musik und Grafiken ein nicht endendes, audiovisuelles Erlebnis erzeugt. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Französischen Musik-App-Entwicklungsstudio BLEASS und dem in Tokyo für Sony arbeitenden DesignerAlexis André.[17] Damit führt Jarre die bereits 1990 mit dem Titel Waiting for Cousteau vorgestellte Generierung von Musik mit Hilfe von Computeralgorithmen fort.
Am 13. Dezember 2019 veröffentlichte Jarre eine auf je 2000 Exemplare limitierte CD- und LP-Ausgabe mit dem Titel Snapshots from EōN.[18]
Obwohl die EōN-App sich niemals wiederholende oder gleichende, auf Jarres Kompositionen basierende, Musik generiert – welches eben der Zweck einer solchen generativen Musik-App darstellt – musste Jarre „selbstsüchtig'“ besondere Momente einfangen und diese teilen.
I felt compelled to «freeze» some of my personal favorite music moments during the entire creative process; audio snapshots that neither of us will never ever hear again… … – so inside this Box, I just selfishly wanted to capture a few audio snapshots for my own posterity… Which you happy few also get to share !
Ich fühlte mich gezwungen, einige meiner persönlichen Lieblingsmusikmomente während des gesamten kreativen Prozesses «einzufrieren»; Audio-Schnappschüsse, die keiner von uns jemals wieder hören wird … … also wollte ich in dieser Box nur selbstsüchtig ein paar Audio-Schnappschüsse für meine eigene Nachwelt aufnehmen… Welche ihr glücklichen Wenigen auch teilen könnt!
Ab 2020
Am 8. Dezember 2020 kündigte Jean-Michel Jarre ein virtuelles Notre-Dame-Konzert unter dem Titel Welcome to the Other Side an, welches zum Silvesterabend am 31. Dezember 2020 ab 23:25 Uhr bis zum 1. Januar 2021 0:15 Uhr per Live-Streaming stattfand.[19] Jarre trat in einer virtuellen Umgebung der Kathedrale von Notre-Dame als Avatar auf, wurde während der Übertragung aber auch einige Male in persona bei seiner Darbietung gezeigt. Die Live-Übertragung eines solchen VR-Konzerts war eine Besonderheit, da bis dato solche Ereignisse aufgrund der hohen technischen Anforderungen zumeist aufgezeichnet und dann abgespielt wurden. Eine Aufzeichnung des Ereignisses war zunächst als Download und per Stream über Jarres Webpräsenz verfügbar.[20] 2021 erschien eine Blu-Ray Box. Das Konzert wurde 2022 auf dem offiziellen YouTube-Kanal Jarres komplett verfügbar gemacht.[21]
Am 9. April 2021 veröffentlichte Jean-Michel Jarre sein neues Studio-Album „Amazônia“, welches von einem Projekt des Fotografen und Filmemachers Sebastião Salgado inspiriert wurde.
Am 21. Juni 2021, dem 'Tag des Fests der Musik' (franz. Fête de la Musique) erhielt Jarre durch den Präsidenten Emmanuel Macron die Auszeichnung „Abzeichen des Kommandanten der Ehrenlegion“ für seine Verdienste um die Musik, welche bereits die dritte Auszeichnung Jarres darstellt. Am 21. Juni 1995 erhielt er vor dem Konzert für Toleranz den Titel „Ritter“ (franz. Chevalier) und im Jahre 2011 den Titel des „Offizier“ (franz. Officier).[22][23]
Anschließend zeigte er nach fast eineinhalb Jahren ohne Live-Musik vor Publikum, bedingt durch die Corona-Pandemie, vor 200 Personen eine Performance aktueller, aber auch älterer Stücke, welche jedoch stark an moderne Dance-Rhythmen angepasst wurden.
Am 21. Oktober 2022 veröffentlichte Jarre sein 22. Studioalbum und Projekt namens Oxymore. Zu dem Musikalbum, welches dem 2017 verstorbenen Franzosen Pierre Henry gewidmet ist – neben Pierre Schaeffer als Wegbereiter der elektronischen Musik geltend – wurde auch eine VR namens Oxyville verfügbar gemacht.[24] In Ergänzung zur Webpräsenz wurden auch zwei Lieder des Albums auf YouTube veröffentlicht zu dem Jarre kommentierte, dass er die Zukunft von Musik, neuer Kreativität, Produktion und emotionalen Erfahrungen in Multi-Kanal und Binauralen Klangformaten sieht.
„I am really convinced that the Multi-Channel and Binaural sound formats are the future of music and new creativity, production & emotional experiences.“
– Jean-Michel Jarre, Beschreibung zum Song EPICA auf dem offiziellen YouTube-Kanal
Am 24. Oktober zeigte Jarre ein dem Album und Pierre Henry gewidmetes, per Live Stream übertragenes virtuelles Konzert, dem man über YouTube in 2D folgen oder per VR Zugang in der virtuellen Realität Oxyville beiwohnen konnte. Das Setting von Oxyville erinnert dabei an eine futuristische Stadt mit vielen Clubs der Underground Szene und kann einer Mischung aus Cyberpunk und Film noir zugeordnet werden. Jarres lebendiges Abbild, welches ihn beim Bedienen seiner Synthesizer und Eingabegeräte zeigt, wurde mit einem virtuellen Projektor in die VR projiziert.
Die dunklere, stark an die Musique concrète angelehnte Musik und Atmosphäre rief in den Livechat Kommentaren auf YouTube gemischte Reaktionen hervor.
Privatleben
1975 heiratete Jarre Flore Guillard; die Ehe dauerte bis 1977. Die 1976 geborene Tochter Émilie Charlotte wurde später als Fotomodell bekannt.
1976 lernte Jarre die britische Schauspielerin Charlotte Rampling kennen, die er 1978 heiratete. Zu Émilie und Ramplings Sohn Barnaby Southcombe kam die Geburt von David Jarre. David begleitete den Vater später musikalisch auf manchen Konzerten und bestreitet inzwischen eine eigene Karriere als Magier, ist aber auch musikalisch aktiv.[25][26] 1996 trennten sich Jarre und Rampling; die Scheidung erfolgte allerdings erst 2002.
Im Jahr 2002 gab Jarre seine Verlobung mit der französischen Schauspielerin Isabelle Adjani bekannt. Die Auflösung der Verlobung im Jahr 2004 fand starken Niederschlag in den französischen Boulevardmedien.
Danach verlobte er sich mit der Schauspielerin Anne Parillaud und heiratete sie im Mai 2005; die Ehe wurde 2010 wieder geschieden.[27]
Im Jahr 2019 heiratete Jean-Michel Jarre die 17 Jahre jüngere singapurische Schauspielerin Gong Li.[28]
Auf dem Commodore 64 waren vor allem in Spielen der frühen 1980er Jahre Interpretationen von Jarres Tracks sehr beliebt, so z. B. in Yie Ar Kung Fu (Magnetic Fields IV), Bomb Jack (Magnetic Fields II) und Trolly Wally (Equinoxe V, VI und VII).
Den Sampling-Computer Fairlight CMI kann man im Musikvideo Magnetic Fields Part 2 sehen, wobei Jarre auch das Keyboard auseinandermontiert zeigt. Dieses damals neuartige Instrument wurde von Jarre als einem der ersten Künstler musikalisch eingesetzt.
Das Album Chronologie beginnt und endet mit der gleichen Sequenz, so dass man es in einer Dauerschleife hören könnte, was zum Namen passt.
Jean-Michel Jarre verzichtete viele Jahre auf den Bindestrich zwischen den beiden Vornamen Jean und Michel. Neue Veröffentlichungen sowie die offizielle Website zeigen seit 2015 wieder den Bindestrich im Namen Jarres, sodass die Schreibweise wieder Jean-Michel Jarre ist.[39][40]
Obwohl die ursprünglichen Alben Zoolook (1984),[41]Cities In Concert Houston/Lyon (1986)[42] und Waiting for Cousteau (1990)[43] mit dem SPARS CodeDDD ausgestattet waren, der auf eine digitale Aufnahme und Weiterverarbeitung hinweist, ist in den Remastered-Ausgaben von 2015 der Hinweis New mastering from the original analog tapes abgedruckt, was der ursprünglichen Behauptung einer digitalen Aufnahme widerspricht.
Nach einem Auftritt in München im März 2010 erstellte Jarre eine Videobotschaft, welche auf seinem damaligen Blog als auch auf YouTube zu sehen ist, in der er seine Fans ermutigt und ihnen erlaubt, Aufnahmen seiner Konzerte, selbst gespielte Cover als auch editierte Musik Jarres mit den Menschen zu teilen, so lange es fair geschieht und er als Urheber der Musik genannt werde. Ebensolche Aufnahmen, Coverversionen sowie einzelne Stücke und komplette Alben Jarres, sind seither sehr präsent auf YouTube zu finden. … feel free to film, edit, play, perform anything around my work as long as it’s fair and you’ve been fair … it’s cool with me, it’s okay with me.[44]
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