Bob Dylan ¦ Blonde On Blonde

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2LP (Album, Gatefold)

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GTIN: 0194398903811 Artist: Genres & Stile: ,

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Veröffentlichung Blonde On Blonde:

1966

Hörbeispiel(e) Blonde On Blonde:

Blonde On Blonde auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Blonde on Blonde ist das siebte Studioalbum von Bob Dylan und erschien am 20. Juni 1966. Es ist sein drittes Album nach Highway 61 Revisited und Bringing It All Back Home (beide 1965), auf dem er die Folkmusik elektrisch verstärkte und den Übergang vom Folk zum Rock endgültig vollzog. Blonde on Blonde gilt als das erste Doppelalbum in der Rockmusik.

Bedeutung

Blonde on Blonde wird als die erste Veröffentlichung eines Rock-Albums auf zwei LPs mit insgesamt 4 Seiten bezeichnet und zählt neben Revolver von den Beatles, Aftermath von den Rolling Stones und Pet Sounds von den Beach Boys zu den herausragenden musikalischen Veröffentlichungen des Jahres 1966. Das stilistisch in sich geschlossene Doppelalbum belegt in diversen Bestenlisten vordere Plätze. Die Musikzeitschrift Rolling Stone führt es auf Platz 9 der 500 besten Alben aller Zeiten.[1] In der Auswahl der 500 besten Alben des New Musical Express erreichte es Platz 62.[2] Pitchfork Media wählte es auf Platz 6 der 200 besten Alben der 1960er Jahre.[3] In der Liste der 100 besten Alben von Mojo belegt es Platz 9.[4] The Guardian wählte es auf Platz 24 der 100 besten Alben.[5] Das Magazin Time nahm Blonde on Blonde in die Zusammenstellung der 100 bedeutendsten Alben auf.[6]

Entstehung

Die Aufnahmen begannen am 5. Oktober 1965 in den New Yorker Studios der Columbia, doch erst in den weniger hektischen Columbia Recording Studios – ausgerechnet in der Country-Hochburg Nashville/Tennessee – entstand bis zum 10. März 1966 die endgültige Fassung der Stücke. Musikalisch unterstützt wurde Dylan dabei von den Hawks, die ihm bei seiner zu jener Zeit stattfindenden ausgedehnten Tournee (siehe auch The Bootleg Series Vol. 4 Bob Dylan Live 1966 The “Royal Albert Hall” Concert) als Begleitband zur Seite standen und nur wenig später unter dem Namen The Band von sich reden machten, sowie bei den Sessions, von denen die meisten Songversionen für das Album ausgewählt wurden, wesentlich von Studiomusikern aus Nashville. Auf dem abschließenden Sad Eyed Lady of the Lowlands, das eine ganze Seite des Albums einnimmt, ist Al Kooper an der Orgel zu hören. Bob Dylan hat später den Klang, den er damals mit seiner Musik anstrebte, als „that thin, wild mercury sound“ bezeichnet, und diesem Klang sei er niemals näher gekommen als auf Blonde on Blonde.[7]

Die Bedeutung des Albumtitels Blonde on Blonde bleibt so rätselhaft wie viele der dunklen, kryptischen und apokalyptischen Textpassagen voller surrealistischer Drogenmetaphern und furioser rimbaudartiger Traumfantasien.[8] Eine der vielen Legenden führt den Titel auf die Monroe-blonde Schönheit Edie Sedgwick aus dem Umfeld Andy Warhols zurück, mit der Bob Dylan angeblich eine Affäre hatte.[9] Blonde on Blonde könnte auch Bezug nehmen auf die damals Aufsehen erregende Affäre zwischen Brian Jones von den Rolling Stones und der Schauspielerin Anita Pallenberg.

Die Cover-Aufnahme stammt vom US-amerikanischen Photographen Jerry Schatzberg, der die deutliche Unschärfe seines Bildes später damit erklärte, dass es am Tag der Fotosession draußen bitterkalt gewesen sei und er bei der Aufnahme vor Kälte gezittert habe.[10]

Das Album erreichte 1966 mit Platz 9 in den US-amerikanischen Billboard-Charts seine höchste Notierung.[11]

Titelliste

Alle Songs stammen aus der Feder von Bob Dylan.

Seite 1:

  1. Rainy Day Women #12 & 35 – 4:33
  2. Pledging my Time – 3:42
  3. Visions of Johanna – 7:27
  4. One of Us Must Know (Sooner or Later) – 4:53

Seite 2:

  1. I Want You – 3:06
  2. Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again – 7:04
  3. Leopard-Skin Pill-Box Hat – 3:50
  4. Just Like a Woman – 4:39

Seite 3:

  1. Most Likely You Go Your Way And I’ll Go Mine – 3:22
  2. Temporary Like Achilles – 5:03
  3. Absolutely Sweet Marie – 4:46
  4. 4th Time Around – 4:26
  5. Obviously 5 Believers – 3:30

Seite 4:

  1. Sad Eyed Lady of the Lowlands – 11:23

Single-Auskopplungen

Billboard-Chartnotierungen mit Eintrittsdatum:

  • 1966: Rainy Day Women #12 & 35 – Nr. 2 – 16. April (trotz des Boykotts vieler Radiostationen, die in dem Lied eine Aufforderung zum Drogenkonsum sahen)
  • 1966: I Want You – Nr. 20 – 20. Juli
  • 1966: Just Like a Woman – Nr. 33 – 10. September
  • 1967: Leopard-Skin Pill-Box Hat – Nr. 81 – 20. Mai

Veröffentlichte Versionen

Vinyl

Zwei Vinyl-Versionen wurden herausgegeben; neben der Doppel-LP wurden auch beide Platten einzeln verkauft.

CD

Neben der Erstveröffentlichung auf Doppel-LP wurden und werden auf dem Tonträger CD verschiedene Ausstattungsvarianten angeboten:

  • Von Sony Music erschienen innerhalb der Serie Mastersound zwei Veröffentlichungen auf CD, wobei die Aufnahmen digital überarbeitet wurden und eine 24-karätige Goldverspiegelung anstatt der Aluminiumschicht aufgebracht wurde. Von dieser Reihe gibt es zwei Versionen, zum einen eine Limited Edition in einer seitlich aufklappbaren Aufbewahrungsbox in länglicher Buchform mit eingeklebtem und vergrößertem Booklet, zum anderen eine Collector’s Edition, bei der die CD-Hülle in einem Pappschuber aufbewahrt wird. Die Vorderseite des Schubers weist eine halbrunde Ausstanzung in CD-Größe auf, durch welche die Goldschicht des Tonträgers sichtbar ist.
  • In der Reihe SPIEGEL Edition – The Vinyl Classics wurde das Album auch als schwarze CD mit Vinyl-Rillenoptik auf der Labelseite veröffentlicht, dabei steckt die CD-Hülle in einem grauen Pappschuber mit ausgestanztem Sichtfenster.

Literatur

  • Sean Wilentz: The Sound of 3:00 A.M.: The Making of Blonde on Blonde; in: Bob Dylan in America, Vintage Books, London 2011, ISBN 978-0-09-954929-1, darin S. 105–130; deutsche Übersetzung in: Bob Dylan und Amerika, Reclam, Ditzingen 2012, ISBN 978-3150108697.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 500 Greatest Albums of All Time (Memento des Originals vom 16. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rollingstone.com auf rollingstone.com (abgerufen am 19. Mai 2018)
  2. The 500 Greatest Albums Of All Time auf nme.com (abgerufen am 19. Mai 2018)
  3. The 200 Best Albums of the 1960s auf pitchfork.com (abgerufen am 19. Mai 2018)
  4. Mojo: The 100 Greatest Albums Ever Made auf rocklistmusic.co.uk (abgerufen am 19. Mai 2018)
  5. The Guardian 100 Best Albums Ever by The Guardian (1997) auf besteveralbums.com (abgerufen am 19. Mai 2018)
  6. All-TIME 100 Albums auf time.com (abgerufen am 19. Mai 2018)
  7. Diese Formulierung stammt aus einem Gespräch, das Ron Rosenbaum 1978 für den Playboy mit Dylan führen konnte. Die entscheidenden Passagen sind nachzulesen in einem Artikel in The New Yorker, vom 4. September 2006: „Bob on Bob – Dylan talks“. Englisch. Abgerufen am 20. September 2020.
  8. Frank Sawatzki: Bob Dylan. Nur noch Legende? In: Musikszene, Nr. 7/8, 1985
  9. Edie-Sedgwick-Biografie von Gary Comenas auf www.warholstars.org
  10. Fotograf Jerry Schatzberg, Spiegel-online vom 4. Februar 2019.
  11. Höchste Billboard-Platzierung (AMG)

Artist(s)

Veröffentlichungen von Bob Dylan die im OTRS erhältlich sind/waren:

“Love And Theft” ¦ The Freewheelin’ Bob Dylan ¦ The Basement Tapes ¦ The Times They Are A-Changin’ ¦ Pure Dylan ¦ Real Live ¦ Infidels ¦ Under The Red Sky ¦ Bob Dylan’s Greatest Hits ¦ Bringing It All Back Home ¦ Desire ¦ Before The Flood ¦ New Morning ¦ Bob Dylan ¦ Saved ¦ Shot of Love ¦ The Essential Bob Dylan ¦ Nashville Skyline ¦ Hard Rain ¦ OST Pat Garrett & Billy The Kid ¦ Dylan & The Dead ¦ Modern Times ¦ John Wesley Harding ¦ In Concert: Brandeis University 1963 ¦ The Real Royal Albert Hall 1966 Concert! ¦ Tempest ¦ Time Out Of Mind ¦ Shadows In The Night ¦ 1970 ¦ Highway 61 Revisited ¦ The Bootleg Series Vol. 14: More Blood, More Tracks ¦ Blood On The Tracks ¦ Blind Willie McTell ¦ The Bootleg Series Vol. 16: Springtime In New York 1980-1985 ¦ Bob Dylan At Budokan ¦ Blonde On Blonde ¦ Street-Legal ¦ Shadow Kingdom ¦ Another Budokan 1978 ¦ Mixing Up The Medicine / A Retrospective ¦ Slow Train Coming

Bob Dylan auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Bob Dylan (2010)

Bob Dylan (* 24. Mai 1941 als Robert Allen Zimmerman in Duluth, Minnesota) ist ein US-amerikanischer Singer-Songwriter und Lyriker. Er spielt Gitarre, Mundharmonika, Orgel und Klavier. Nach ersten Erfolgen mit Folk wandte er sich Mitte der 1960er Jahre der Rockmusik zu, schöpfte aber im Lauf seiner Karriere auch aus anderen Musiktraditionen wie Country, Blues, Gospel und dem Great American Songbook. Er gilt als einer der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts.[1]

Dylans Texte im Verbund mit der musikalischen Darbietung und Aufführungspraxis zeichnen sich durch vielschichtige Bezugsebenen aus, in denen Hoch- und Populärkultur aufeinandertreffen. 2016 erhielt er „für seine poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Songtradition“[2] als erster Musiker den Nobelpreis für Literatur. Daneben betätigt er sich auch als Zeichner, Maler und Bildhauer.

Leben

Kindheit und Jugend

Dylans Elternhaus in Hibbing (7th Avenue East, No. 2425)[3]
Das Hauptgebäude der Hibbing High School

Robert „Bob“ Zimmerman wurde am 24. Mai 1941 im St. Mary’s Hospital in Duluth, Minnesota, geboren[4] und ist der älteste Sohn einer liberalen jüdischen Familie.[5] Seine Eltern Abraham „Abe“ Zimmerman (1911–1968) und Beatrice „Beatty“ Stone (1915–2000) waren die Nachfahren türkisch-,[6][7] litauisch-[8] und ukrainisch-jüdischer Immigranten, die 1902 bzw. 1905 aus Odessa in die Vereinigten Staaten eingewandert waren und sich im Mittleren Westen niedergelassen hatten.[9]

Nachdem Vater „Abe“ an Kinderlähmung erkrankte, verlor er seine Stelle als leitender Angestellter der American Oil Company und mit der Geburt des zweiten Sohnes David Benjamin (* 1946) geriet die Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Um einer drohenden Verarmung zu entgehen, entschlossen sich die Zimmermans zu einem Ortswechsel und zogen 1947 zu den Großeltern mütterlicherseits nach Hibbing. Der Vater stieg nach seiner Genesung in den Elektro- und Haushaltswarenladen seiner beiden Brüder ein. Wenn die Kunden ihre Schulden nicht zurückzahlen konnten, übertrug Abraham seinem ältesten Sohn gelegentlich die ungeliebte Aufgabe, die Ware wieder zurückzuholen.[10]

Die Kleinstadt Hibbing liegt im Norden Minnesotas auf der Mesabi Iron Range, eine Gegend, die durch den intensiven Tagebau und die Hull-Rust-Mahoning-Mine dominiert wird. Die karge Landschaft prägte den jungen Robert:

„Flüsse, Wälder, endlose Weiten, es ist eine raue Gegend, die mich wild und einsam werden ließ. Im Winter war es acht Monate lang vollkommen still. Ich habe halluzinogene Erfahrungen gemacht, wenn ich nur aus dem Fenster blickte.“

Bob Dylan, Chronicles[11]

Die Familie bezog ein Haus in einer ruhigen Wohngegend der Mittelschicht und Robert („Bobby“) erlebte eine normale Kindheit in geordneten Verhältnissen.[12][13] Der introvertierte Junge war ein passionierter Radiohörer, der schon früh eine Vorliebe für Musik erkennen ließ. Zuerst zogen ihn die Country- und Rhythm-and-Blues-Sender aus dem Süden an, dann als Teenager hauptsächlich der populäre Rock ’n’ Roll. Die Eltern förderten die Musikbegeisterung ihres Sohnes, der als Zehnjähriger unter Anleitung eines Cousins mit dem Klavierspiel begann, bevor er zur Gitarre wechselte. Das Instrument brachte er sich selbst bei. Robert spielte die Standards seiner ersten musikalischen Vorbilder wie Hank Williams, Muddy Waters, Howlin’ Wolf, Chuck Berry und Elvis Presley nach. Besonderen Eindruck hinterließen die frühen Stücke von Elvis Presley, dessen Version von Blue Moon of Kentucky er sich beibrachte und noch bis 1999 auf Konzerten spielte. Neben der Musik galt sein Interesse der Literatur und schon als Jugendlicher begeisterte er sich für die Werke des Autors John Steinbeck (v. a. Früchte des Zorns). Er selbst schrieb auch eigene Gedichte.[14]

„Ich wollte immer schon Gitarrist und Sänger sein. Seit ich zehn, elf oder zwölf war, war dies das einzige, was mich interessierte … Henrietta war die erste Rock-’n’-Roll-Platte, die ich hörte.“

Bob Dylan[15]

Als Schüler an der Hibbing High School traf Robert („Zimmy“) auf Gleichgesinnte und war Mitglied der Gesangsgruppe The Jokers. 1956 gründete er mit zwei Schulfreunden The Golden Chords, die in der elterlichen Garage die Stücke bekannter Musiker nachspielten. Angetrieben durch die Ablehnung der in Hibbing herrschenden Konformität imitierte Robert seine musikalischen Vorbilder und begann mit seiner Formation bei Talentwettbewerben oder Schulfesten erste Live-Erfahrungen zu sammeln.[16] Mit ihren rohen und ungeschliffenen Rock-’n’-Roll-Coverversionen hatten die Golden Chords bei den Gleichaltrigen der Stadt Erfolg.[17]

Am 31. Januar 1959 besuchte er in Duluth ein Konzert von Buddy Holly, der drei Tage später bei einem Flugzeugabsturz das Leben verlor.[18] Das Ereignis schilderte er als lebensverändernd, da sich sein Karriereplan, selbst ein Rock-’n’-Roll-Star zu werden, immer deutlicher darstellte.[19] Nach dem High-School-Abschluss schrieb Robert Zimmerman ins Jahrbuch, er würde die Schule verlassen, um Little Richard zu folgen.[20]

Tatsächlich wollte der ungeduldige 18-Jährige die provinzielle Enge seiner ländlichen Heimat verlassen und zeigte keine Neigung, in das Familiengeschäft einzusteigen.[21] Als er im Sommer 1959 einige Wochen einem Gelegenheitsjob als Aushilfskellner in Fargo nachging, freundete er sich mit dem Rock ’n’ Roller Bobby Vee an. Dieser konnte bereits lokale Erfolge vorweisen, und unter dem Pseudonym Elston Gunn absolvierte Robert zwei Auftritte als Pianist in dessen Begleitband The Shadows.[22] Da sich die Gruppe jedoch weder ein eigenes Klavier noch ein neues Bandmitglied leisten konnte, war das Engagement nur von kurzer Dauer.[23]

Entdeckung des Folk und Wandlung zu „Bob Dylan“

Woody Guthrie, 1943

Zimmerman verließ nach eigenen Angaben sein Elternhaus in der „Wildnis“ und schrieb sich im September 1959 für ein Studium der Kunstwissenschaften an der University of Minnesota ein. In Minneapolis bezog er vorübergehend ein Zimmer im Verbindungshaus der jüdischen Studentenverbindung Sigma Alpha Mu. Als Student besuchte er allerdings kaum Lehrveranstaltungen,[24] sondern verbrachte seine Zeit lieber in den Plattenläden oder Bars des Bohème-Viertels Dinkytown.

In seiner neuen Umgebung stieg er über die Sängerin Odetta immer intensiver in die aufstrebende Folkszene ein.[25] Zimmerman verlor das Interesse an Rock ’n’ Roll und beschäftigte sich eingehend mit dem Sänger und Bürgerrechtler Woody Guthrie. Guthrie war ein Okie, der im Stil des Talking Blues (Sprechgesang) einprägsame Balladen über Armut und Dürre des Dust Bowl verfasst hatte und während der Great Depression zu einem Idol der Gewerkschaftsbewegung aufgestiegen war. Angetrieben durch seine Begeisterung für Guthries Authentizität und dessen Technik, einen Folkstandard mit eigenen Texten und veränderter Phrasierung zu modifizieren, eignete er sich diese Kunstform selbst an und imitierte sein Vorbild bis in kleinste Details.[26]

Er kombinierte Akustikgitarre und Mundharmonika mit seinem nasalen Gesang und versuchte sich selbst als Folksänger zu etablieren, indem er keine Gelegenheit ausließ, um in den Clubs der Stadt aufzutreten. Bei Open-Mic-Abenden im Künstlerlokal The Ten O’Clock Scholar hinterließ er mit seinen Guthrie-Imitationen jedoch keinen bleibenden Eindruck.[27] Im Wesentlichen bestand sein Repertoire aus Guthrie-Liedern und Standards, das er jedoch stetig um Songs von Pete Seeger, Cisco Houston, Odetta und Leadbelly erweiterte.

In dieser Phase legte er sich schließlich das Pseudonym Bob Dylan zu, dessen Entstehung er selbst immer wieder unterschiedlich begründet. So liefert Robert Shelton in seiner Biografie No Direction Home eine Rekonstruktion, nach der sich der junge Robert Zimmerman an der Figur des Matt Dillon aus der Fernsehserie Rauchende Colts orientierte, die Schreibweise aber extravagant variierte.[28] Eine andere Version besagt, dass sich der Name an den walisischen Dichter Dylan Thomas anlehnt, den er bewunderte und von dem er einige Bücher besaß. Er hat auch schon behauptet, der Name sei ihm einfach so eingefallen.[29] In seinem autobiographischen Buch Chronicles, Volume One schreibt Dylan von einer Abwandlung von „Robert Allen“ (seinen beiden Vornamen) über „Robert Allyn“ über „Robert Dylan“ schließlich zu „Bob Dylan“. Der walisische Dichter Dylan Thomas sei dabei ein mehr oder weniger zufälliger Namenspate: „Einige Zeit später stieß ich dann zufällig auf ein paar Gedichte von Dylan Thomas.“[30] Offiziell änderte Robert Zimmerman seinen Namen in Bob Dylan erst am 2. August 1962.[31]

Die Beschreibung des Lebens als Wanderarbeiter in Guthries Biografie Bound for Glory und der Roman On the Road von Jack Kerouac wurden zum Vorbild der künstlerischen Identität des jungen Bob Dylan.[32] Ihn drängte es zunehmend aus dem Mittleren Westen heraus, er begann Legenden um seine Person zu stricken und seine wahre Herkunft zu verschleiern.[33]

Um die örtliche Folkszene kennenzulernen, verbrachte er den Sommer 1960 in Denver und Central City und übernahm Jesse Fullers Technik, die Mundharmonika mit einem Nackengestell zu spielen.[34] Den mehrwöchigen Aufenthalt schmückte Dylan in seinen Erzählungen aus, indem er behauptete, auf Güterwagen durch große Teile des Landes getrampt zu sein. Dabei habe er auf einem Indianerfestival in Gallup, New Mexico, getanzt und außerdem das Grab des verstorbenen Country-Bluesmusikers Blind Lemon Jefferson in