Herbie Hancock ¦ Head Hunters

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GTIN: 0886978434722 Artist: Genres & Stile: ,

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Veröffentlichung Head Hunters:

1973

Hörbeispiel(e) Head Hunters:

Head Hunters auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Head Hunters ist das zwölfte Studioalbum des Jazz-Musikers Herbie Hancock. Es wurde am 13. Oktober 1973 bei Columbia Records veröffentlicht. Die Aufnahmen zum Album fanden im September 1973 in den Wally Heider Studios und Different Fur Studios in San Francisco, Kalifornien, statt. Das Album ist eine Schlüsselveröffentlichung in Hancocks Karriere und zugleich ein „umstrittenes“ Werk.[1] Es ist das erste Jazzalbum überhaupt, das einen Platinstatus erreichte.[2] Auf dem Album-Cover ist im Vordergrund Hancocks Gesicht verdeckt von einem elektrischen Messinstrument, das an die Form einer afrikanischen Maske erinnert, die dem Baoulé-Stamm der Elfenbeinküste zugeordnet ist.

Es war eines der ersten Jazz-Alben, das Elemente des Funk und der elektronischen Musik integrierte und dadurch einen neuen Sound schuf. Mit Songs wie „Chameleon“ und „Watermelon Man“ brachte Hancock eine frische Energie in den Jazz und eröffnete neue kreative Möglichkeiten für Musikerinnen und Musiker. Das Album war kommerziell erfolgreich und half dabei, den Jazz einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.

Hintergrund

Head Hunters folgte auf eine Serie von tendenziell experimentellen Alben des Hancock Sextetts, Mwandishi (1970), Crossings (1971) und Sextant (1973), das zu einer Zeit veröffentlicht wurde, als Hancock nach neuen Richtungen für seine Musik suchte. Dieses Sextett, „das sich durch ein besonders kreatives und inspiriertes Zusammenspiel auszeichnete“, musste Hancock aufgrund kommerzieller Probleme auflösen.[3]

In den Liner Notes zu Head Hunters schrieb Hancock:

“I began to feel that I had been spending so much time exploring the upper atmosphere of music and the more ethereal kind of far-out spacey stuff. Now there was this need to take some more of the earth and to feel a little more tethered; a connection to the earth...I was beginning to feel that we (the sextet) were playing this heavy kind of music, and I was tired of everything being heavy. I wanted to play something lighter.”

„Ich spürte, dass ich zu viel Zeit damit verbracht hatte, die obere Atmosphäre der Musik und die mehr ätherische Art von super spacigen Sachen zu erforschen. Nun gab es dieses Bedürfnis, etwas mehr Erde zu nehmen und sich ein wenig mehr angebunden zu fühlen; eine Verbindung zur Erde...Ich spürte, dass wir [das Sextett] diese schwere Art von Musik spielten, und ich war müde von allem Schweren. Ich wollte etwas Leichteres spielen.“[4]

Für das Album stellte Hancock eine neue Band zusammen, The Headhunters, von deren Mitgliedern nur Bennie Maupin bereits zum vorigen Sextett gehört hatte. Hancock spielte alle Synthesizerstücke selber, während er bis dahin von Patrick Gleeson unterstützt wurde. Er entschied sich gegen eine Gitarre und favorisierte stattdessen den Einsatz des Clavinets, das eines der den Sound bestimmenden Instrumente auf dem Album wurde.

Die neue Band besaß eine am Funk-orientierte Rhythmus-Gruppe, das Album hat einen entspannten, funkigen Groove, der das Album für ein breiteres Publikum zugänglich machte.

Aufbau des Albums

Herbie Hancock (2006)

Auf dem Album sind vier Stücke, von denen nur Watermelon Man nicht speziell für das Album geschrieben wurde. „Der Aufbau des Albums war raffiniert.“[1]

Das Stück Chameleon fungierte als „funky Auftakt“[1] mit einer leicht wiedererkennbaren Einleitung (1:29), einer funkigen Basslinie, die auf einem ARP-Odyssey-Synthesizer gespielt wurde. Wie bereits der Songtitel nahelegt, sind die Klänge nicht immer das, was sie zu sein scheinen;[5] auch die hinzukommende „Gitarre“ wird von Hancock auf den Keyboards gespielt. Dieses groovige Motiv mit einem ostinaten Schlagzeug, das auch Clave-Funktion hat,[6] organisiert das gesamte Stück. Aus ihm entsteht nach 7:42 ein zweites Thema, über das erstmals auf den Keyboards jazzorientiert improvisiert wird (bis das Stück nach einem erinnernden Riff (11:41) nach weiteren anderthalb Minuten wieder zum ursprünglichen Thema zurückkehrt). Ein im ersten Teil des Stückes zu hörendes Solo von Hancock schöpfte eher rockorientiert die Möglichkeiten des Synthesizers aus und „ließ es pfeifen, pitchen, modulieren.“[1]

Watermelon Man ist ein Jazzstandard aus Hancocks Hard-Bop-Tagen, der bereits auf seinem Debüt-Album Takin’ Off veröffentlicht und 1963 ein Hit wurde; das Stück wurde von Hancock und Mason für Head Hunters geschickt überarbeitet und wurde dabei „rhythmisch komplex“ und „afrikanesk“:[1] Einleitend bläst Bill Summers auf einer Flasche und imitiert dabei sehr geschickt die Hindewhu-Eintonflöten der zentralafrikanischen BaBenzélé-Pygmäen; mit diesen repetitiven Sounds hört das Stück auch wieder auf.[7] Mit nur 79 bpm ist diese Version des Stückes eigentlich zu langsam für ein typisches Funkstück, hat aber eine sehr starke Betonung auf dem ersten Beat.[8]

Auf die beiden Stücke der Rückseite der ursprünglichen LP hatte Miles Davis einen besonderen Einfluss:[9] Sly ist dem Pionier der Funk-Musik, Sly Stone, dem Bandleader von Sly & the Family Stone, gewidmet. Das letzte Stück, Vein Melter, ist eine Ballade, bei der Hancock und Maupin im Vordergrund stehen: Hancock spielt dabei hauptsächlich Fender Rhodes Electric Piano, Maupin ist zumeist auf der Bassklarinette zu hören.

Wirkungsgeschichte

Das Album verkaufte sich zunächst nur langsam. Erst nach einem Vierteljahr erreichte es die Billboard 200 am 12. Januar 1974. Bedingt durch eine schlechte Vermarktungspolitik dauerte es noch mehrere Monate, bis das Album schließlich seine Spitzenposition auf Platz 13 der amerikanischen Popcharts erreichte; bis Ende 1974 waren 750.000 Exemplare verkauft, mehr als zuvor je ein anderes Jazzalbum erreichte.[10] Letztlich wurde es mehr als eine Million Mal in den USA verkauft.

Das Album in der Kritik

QuelleBewertung
AllmusicSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[11]
PitchforkSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[12]
All About JazzSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[13]
JazzwiseSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[14]
Laut.deSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[15]
Penguin Guide to JazzSternsymbolSternsymbolSternsymbolSternsymbol[16]

Von der Jazzkritik ist das Album sehr unterschiedlich beurteilt worden: Für einen Teil der Kritiker ist es Hancocks „Einstieg in seine zweifelhafte kommerzielle Phase, die bis zu dem Instrumental-Welthit Rock It (auf Future Shock, 1983) allerlei zweitrangiges Disco-Material hervorbrachte. Den anderen gilt es als Klassiker des synthetisch geprägten Fusion-Sounds der frühen Siebziger, der sich nebenher millionenfach verkaufte.“[1] Lee Underwood meinte: „Schlimmstenfalls ist es kommerzieller Müll, bestenfalls ist es so schizoid wie die Angebote Frank Zappas.“[17] Auch Joachim-Ernst Berendt urteilte: „Es ist unglaublich, dass ein Mann mit dem Level an Errungenschaften und einem musikalischen Reichtum wie Hancock ein solches Album machen sollte.“[18] Der Jazzhistoriker Steven F. Pond wies darauf hin, dass das Album zunächst tatsächlich keine Erfolge im Jazzbereich, sondern vor allem im afroamerikanischen Popbereich hatte.[19]

Die US-amerikanische Musikzeitschrift Rolling Stone wählte das Album 2003 auf Platz 498 der 500 besten Alben aller Zeiten. In der Aufstellung von 2012 war es nicht enthalten. 2020 belegte es Platz 254.[20]

Im Jahr 2007 wurde es von der Library of Congress in die National Recording Registry aufgenommen, das „kulturell, historisch oder ästhetisch wertvolle Aufnahmen“ des 20. Jahrhunderts sammelt. 2009 folgte die Aufnahme in die Grammy Hall of Fame.

Aaron Basiliere beurteilte das Album bei All About Jazz überaus positiv: „Darüber hinaus veränderte es letztlich die Art, wie die Menschen Musik hörten, es öffnet die Tür zu neuen musikalischen Klangwelten und Möglichkeiten. Allein aus diesem Grund bleibt Head Hunters eine der gefragtesten und einflussreichsten Jazz-Aufnahmen, die jemals kreiert wurde.“[13][21]

Richard Cook und Brian Morton zeichneten das Album mit der Höchstbewertung aus und sahen es als Resultat Miles Davis’ Rückbesinnung auf die Musik Sly Stones und James Browns. Es sei „eine ansteckend funkige und durch und durch fröhliche Platte“; lediglich die Schlussnummer Vein Melter deute eine gewisse Melancholie an; es sei wohl der Höhepunkt des Albums und stelle die Verbindung zu einer eher introvertierten Musik der frühen 70er-Jahre her. Die Kritiker hoben besonders die Bedeutung Bennie Maupins hervor, sie sei mit der Wayne Shorters bei Weather Report vergleichbar; entscheidend sei dabei weniger der solistische Beitrag, sondern die Art und Weise, wie er punktuelle Stimmungen schaffe. Hancock glänze solistisch vor allem im viertelstündigen Chameleon.[22]

Die Musikzeitschrift Jazzwise wählte das Album auf Platz 17 in der Liste The 100 Jazz Albums That Shook the World. Stuart Nicholson schrieb:

“It may have been jazz-rock after Bitches Brew, but after Head Hunters jazz-funk was the flavour de jour. Inspired by Sly and the Family Stone’s Thank You (Falettinme Be Mice Elf Agin) there’s even a tribute track on it called Sly. The release represented a u-turn of spectacular proportions from the more esoteric direction mapped out on Crossings and Sextant to an album aimed squarely at the dance floor which is where it scored. Chameleon, the single taken from the album (also a biggie for Maynard Ferguson), sped up the Billboard chart to number 13 and made this one of the biggest selling jazz albums of all time”

„Vielleicht war es Jazz-Rock nach Bitches Brew, aber nach Head Hunters war Jazz-Funk der letzte Schrei. Inspiriert von Sly and the Family Stone´s Thank you (Falettinme Be Mice Elf Agin) gibt es sogar einen Hommagetitel names Sly. Die Veröffentlichung markiert eine Kehrtwende spektakulären Ausmaßes von der eher esoterischen Richtung von Crossings und Sextant zu einem Album, das direkt auf die Tanzfläche zielt und wo es punktet. Chameleon, die Singleauskopplung aus dem Album (auch ein Biggie für Maynard Ferguson), beförderte es auf Platz 13 der Billboard-Charts und machte es zu einem der meistverkauften Jazz-Alben aller Zeiten.“

Stuart Nicholson[23]

Die deutschsprachige Ausgabe des Magazins Rolling Stone wählte das Album 2013 in der Liste der 100 besten Jazz-Alben auf Platz 37.[24]

In der Auswahl der 100 besten Alben der 1970er Jahre von Pitchfork belegt Head Hunters Platz 68.[25] Die Komposition Chameleon erreichte Platz 128 der 200 besten Songs des Jahrzehnts.[26]

Das Album gehört zu den 1001 Albums You Must Hear Before You Die.

Titelliste

Bis auf Chameleon stammen alle Kompositionen von Herbie Hancock alleine.

Seite 1

  1. Chameleon (H. Hancock, P. Jackson, H. Mason, B. Maupin) – 15:41
  2. Watermelon Man – 6:29

Seite 2

  1. Sly – 10:15
  2. Vein Melter – 9:09

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Dombrowski Basis-Diskothek Jazz, S. 102f.
  2. Vgl. Scott H. Thompson, Liner Notes (1992) und Pond Head Hunters, S. 155ff.
  3. Karl Lippegaus Jazz Rock in Joachim-Ernst Berendt Die Story des Jazz. Reinbek 1995, S. 233 und Pond Head Hunters, S. 162
  4. Herbie Hancock, Liner Notes (1996)
  5. Die Basslinie wurde wegen des Stereo-Effekts zweimal, nahezu identisch eingespielt. Vgl. Pond Head Hunters, S. 41
  6. Pond Head Hunters, S. 44
  7. Pond Head Hunters, S. 79
  8. Pond: Head Hunters, S. 80 f.
  9. Vgl. Scott H. Thompson Liner Notes (1992)
  10. Pond: Head Hunters, S. 155 f.
  11. Review von Stephen Thomas Erlewine auf allmusic.com (abgerufen am 13. Juni 2018)
  12. Review von Jeremy D. Larson auf pitchfork.com (abgerufen am 5. April 2020)
  13. a b Review von Aaron Basiliere auf allaboutjazz.com (abgerufen am 13. Juni 2018)
  14. Review von James McCarthy auf jazzwisemagazine.com (abgerufen am 13. Juni 2018)
  15. Review von Theresa Locker auf laut.de (abgerufen am 13. Juni 2018)
  16. Penguin Guide to Jazz: Core Collection List auf tomhull.com (abgerufen am 13. Juni 2018)
  17. Coda 143, zitiert nach Pond: Head Hunters, S. 156
  18. Jazz Forum 39, zitiert nach Pond: Head Hunters, S. 156
  19. Pond: Head Hunters, S. 157
  20. The 500 Greatest Albums of All Time auf rollingstone.com (abgerufen am 12. Oktober 2020)
  21. Moreover, it ultimately changed the way people heard music by opening the door to new musical soundscapes and possibilities. For that fact alone, Head Hunters remains as one of the most sought after, influential jazz recordings ever created.
  22. Richard Cook & Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz on CD 6th edition. ISBN 0-14-051521-6, S. 658.
  23. The 100 Jazz Albums That Shook The World auf jazzwisemagazine.com
  24. Rolling Stone: Die 100 besten Jazz-Alben. Abgerufen am 16. November 2016.
  25. The 100 Best Albums of the 1970s auf pitchfork.com (abgerufen am 13. Juni 2018)
  26. The 200 Best Songs of the 1970s auf pitchfork.com (abgerufen am 21. Dezember 2018)

Artist(s)

Veröffentlichungen von Herbie Hancock die im OTRS erhältlich sind/waren:

The Imagine Project ¦ My Point Of View ¦ Head Hunters

Herbie Hancock auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Herbie Hancock bei der Verleihung des Gershwin-Preises (2023)

Herbert Jeffrey „Herbie“ Hancock (* 12. April 1940 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Jazz-Pianist und Komponist sowie Oscar- und Grammy-Preisträger. Seine Improvisationen sind geprägt von einer perlenden, Funk-orientierten Spielweise und der Verwendung expressiver Kreuzrhythmen. Einige seiner Kompositionen sind Standards geworden und dienen anderen Jazz-Musikern als Improvisationsgrundlage. Dazu gehören Watermelon Man, Cantaloupe Island und Maiden Voyage, die in den 1960er Jahren auf dem Blue-Note-Label erschienen.

Leben

Die frühen Jahre

Hancock ist der Sohn von Wayman Edward Hancock, dem Besitzer eines Lebensmittelladens, und dessen Frau Winnie Belle, geb. Griffin, einer Sekretärin. Als sein Vater im Zweiten Weltkrieg eingezogen werden sollte, verkaufte dieser seinen Laden übereilt und weit unter Wert, wurde doch nicht eingezogen und musste sich dann mit Taxi- und Busfahren, Postaustragen und als Fleischinspekteur der Regierungsbehörde sein Geld verdienen.[1]

Seine Eltern brachten ihm schon von Anfang an die Liebe zur Musik nahe. Mit sieben Jahren kauften sie ihm ein Klavier, auf dem er ausdauernd übte – anstelle der üblichen sportlichen Freizeitbeschäftigungen in seinem Alter. Die übrige freie Zeit widmete er wissenschaftlichen und elektronischen Themen. Dennoch litten darunter nicht seine schulischen Leistungen, tatsächlich konnte er sogar zwei Klassen überspringen. Seine Lehrer und seine Mutter ermunterten ihn, Opernübertragungen im Rundfunk anzuhören, womit er sein Verständnis von Musik und Klavierspiel vertiefen konnte. Mit elf Jahren trat Hancock mit dem 5. Klavierkonzert in D-Dur von Mozart zusammen mit dem Chicago Symphony Orchestra auf.

Er spielte auch Jazz, dem er sich schließlich ganz zuwendete. Während seiner High-School-Zeit hörte er sich stundenlang Aufnahmen von Oscar Peterson und George Shearing an, übertrug deren Noten auf Papier und spielte sie dann nach. Diese langwierige Übung verbesserte seine Fähigkeit, harmonische Strukturen, rhythmische Muster und Instrumentierungsweisen zu analysieren und zu zergliedern. Nach der High School schrieb er sich 1956 am Grinnell College in Iowa ein, um Elektrotechnik zu studieren. Er erlernte dort die Grundlagen der Elektronik, dennoch wechselte er nach zwei Jahren in das Fach Musikkomposition, in dem er 1960 abschloss. Danach kehrte er zurück nach Chicago und spielte u. a. mit Coleman Hawkins zusammen. Wegen eines verheerenden Schneesturms konnte der Pianist von Donald Byrds Gruppe nicht rechtzeitig nach Chicago gelangen, so dass Hancock für ihn einspringen konnte. Byrd war so beeindruckt, dass er ihn mit nach New York City nahm und ihn dort mit seinen Jazz-Kollegen bekannt machte.

Durchbruch

Herbie Hancock Quartet im Roundhouse Camden, 2006
Herbie Hancock am Keytar, 2008

So konnte er 1962 sein Debütalbum Takin’ Off mit so bekannten Musikern wie Dexter Gordon und Freddie Hubbard beim Label «Blue Note» einspielen. Auf dieser Platte war auch Watermelon Man, eines seiner populärsten Stücke überhaupt, das in der Version des Perkussionisten Mongo Santamaria zu einem Hit wurde. Bis heute (2020) wurde das Stück von mehr als 200 Musikern aufgenommen. 1963 wurde Hancock neben George Coleman (später durch Wayne Shorter ersetzt), Ron Carter und Tony Williams Mitglied des berühmten zweiten Quintetts von Miles Davis, in dem er bis zum Sommer 1968 blieb. Erstmals war er 1963 auf dem Album Seven Steps to Heaven zu hören. Zu seiner Zusammenarbeit mit Davis meinte er rückblickend:

„Ich war dreiundzwanzig. Und Miles machte mir Angst. Große Angst. Wir mussten uns selbst übertreffen, unser Möglichstes immer weiter vorantreiben. Miles verlangte sehr viel, leitete aber kaum. Er ließ uns die Freiheit zu tun, was wir wollten. Mein Leben hat er verändert und mir viel Mut gegeben.“[2]

Hancock wirkte Mitte der 1960er Jahre an den Alben des Quintetts wie E.S.P., Miles Smiles, Nefertiti und Sorcerer mit. Für das Album Miles in the Sky (1968) kaufte Davis seinem Pianisten ein Fender Rhodes und leitete damit die Ära des Jazzrock ein.[2]

Er nahm aber auch weiterhin regelmäßig viel beachtete Platten unter eigenem Namen auf, darunter der Klassiker Maiden Voyage. Außerdem war er als Begleiter vieler anderer Musiker tätig, wie etwa von Hank Mobley (No Room for Squares, 1964), Wayne Shorter (Speak No Evil, 1964), Lee Morgan (Search for the New Land, 1964) oder Bobby Hutcherson (Happenings, 1966). Danach bildete er ein eigenes Sextett, das jedoch kommerziell nicht erfolgreich war und von Hancock teilweise durch Tantiemen für seine Kompositionen gegenfinanziert wurde. In den späten 1960er Jahren ließ das allgemeine Interesse an Jazz nach, so dass Hancock nun auch Werbejingles für Chevrolet, Standard Oil und Eastern Air Lines komponierte. Der Filmregisseur und Jazzkenner Michelangelo Antonioni bat ihn erfolgreich, die Filmmusik für seinen Spielfilm Blow Up zu komponieren. 1969 endete die Zusammenarbeit mit Davis in dem Werk Bitches Brew.

Hancock experimentierte 1965 kurzzeitig mit LSD.[3] Seit 1972 ist er Anhänger der neuen religiösen Bewegung Sōka Gakkai International. Von 2010 bis 2011 führte er in Japan mit den Buddhisten Daisaku Ikeda und Wayne Shorter eine Reihe von Gesprächen über den Jazz und den Buddhismus, welche später ins Amerikanische (Reaching Beyond: Improvisations on Jazz, Buddhism, and a Joyful Life, 2016) und ins Deutsche (2018) übersetzt wurden.[4]

Fusion-Musik

1969 legte Hancock sich den Kisuaheli-Namen Mwandishi (dt. „Komponist“) zu; Ende des Jahres entstand das Album Kawaida, das zunächst unter dem Namen des Schlagzeugers Tootie Heath erschien. Auch war er an Miroslav Vitouš’ Album Infinite Search beteiligt. In den 1970er Jahren setzte Herbie Hancock – zur Erweiterung seines Sound-Spektrums – zunehmend elektrische und elektronische Instrumente ein, wie das Fender-Rhodes Piano, das Hohner D6 und verschiedene Synthesizer, wie z. B. den ARP 2600. Der Synthesizerspezialist Patrick Gleeson, der zeitweise auch zu seiner Band gehörte, wurde sein Lehrer. Hancock ist ein ausgesprochener Technik-Freak, der stets die aktuelle verfügbare Technologie adaptierte – vom Vocoder über die ersten Moog- und Korg-Synthesizer bis zum aktuellen Laptop.

Zu dieser Zeit erklärte Hancock auch, dass er Funk-Musik liebte, vor allem die von Sly Stone, und formierte ein Sextett, das finanziell jedoch ein Desaster war; er finanzierte die Band vier Jahre aus den Tantiemen an seinem Hit Watermelon Man. Seinem Album Fat Albert Rotunda (1970), einem ersten Versuch auf der Funky-Welle für ein TV-Special von Bill Cosby, folgten maßstabsetzende Alben wie Mwandishi (1971) und in Oktett-Besetzung Sextant (1973). 1973 rief er seine Funk-Band The Headhunters ins Leben, bei der auch Bennie Maupin von seinem früheren Sextett sowie Bassist Paul Jackson, Percussionist Bill Summers und Schlagzeuger Harvey Mason mitwirkten. Am bekanntesten aus dieser Zeit ist das 1973 erschienene Album Head Hunters, das zu den erfolgreichsten Alben in der Geschichte des Jazz zählt. Weitere Beispiele sind Thrust, Sunlight, Monster, Mr. Hands (mit Jaco Pastorius) und Man-Child.

1983 arbeitete Hancock mit Bill Laswell und Michael Beinhorn für das Album Future Shock zusammen. Mit der Auskopplung Rockit hatte er einen weltweiten Hit (den größten Instrumental-Hit der 1980er Jahre); er bekam einen Grammy für die Single, die das Scratchen allgemein bekannt machte. 1985 nahm er das Duo-Album Village Life auf mit Foday Musa Suso, einem afrikanischen Kora-Spieler.

Andere Projekte

Herbie Hancock, Nice Jazz Festival 2010

Parallel zu den zunehmend elektronisch dominierten Alben und Bands fand sich Mitte der 1970er Jahre um Herbie Hancock die Formation des zweiten Miles Davis Quintett unter dem Namen V.S.O.P. wieder zusammen, wobei Freddie Hubbard Miles Davis als Trompeter ersetzte. 1986 war er zusammen mit Dexter Gordon in Bertrand Taverniers Jazz-Film Um Mitternacht zu sehen, für welchen er auch den Oscar-prämierten Soundtrack schrieb. In den 1990er Jahren entstanden verschiedene akustische Aufnahmen, unter anderem ein Tribut-Album zu Ehren von Miles Davis (A Tribute to Miles), eine Duo-Aufnahme mit Wayne Shorter (1 + 1) und ein Album, auf dem er mit einem akustischen Quintett Pophits zu neuen Jazzstandards umdeutete (New Standards). 2005 erschien das Album Possibilities, auf dem er gemeinsam mit Pop-Künstlern wie Sting, Paul Simon, Carlos Santana, Damien Rice und Annie Lennox zu hören ist.[5] Im selben Jahr spielte er auch das Stück Spanish Suite mit Stephen Stills ein. Es enthält eine sieben Minuten lange Piano/Gitarre-Improvisation und wurde auf Stills' Album Man Alive! veröffentlicht.

Ein neues Publikum erreichte er 1994 aufgrund des Erfolgs seines Titels Cantaloupe Island, der von Us3 gecovert bzw. remixed wurde. Für sein Album The New Standard von 1996 verwendete Hancock Popsongs von Peter Gabriel, Kurt Cobain und Joni Mitchell. Bereits 1990 coverte Hancock einen Song von Prince. Im Jahr 2008 gewann er mit dem Album River: The Joni Letters, einer Hommage an die jazzliebende Liedermacherin Joni Mitchell, zwei Grammy Awards; neben der Kategorie Bestes Jazz-Album auch den Preis als Bestes Album des Jahres. Sextant wurde in die legendäre Wireliste The Wire’s “100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)” aufgenommen.

Seine mit Hilfe von Lisa Dickey verfasste Autobiographie Possibilities (2014) wurde im JazzTimes’ 2014 Readers’ Poll Spitzenreiter.[6]

2015 erschien ein Peter-Gabriel- und Kate-Bush-Cover des Liedes Don’t Give Up von Herbie Hancock, Pink und John Legend.[7]

Familie

Hancock ist seit dem 31. August 1968 mit der deutschen Dekorateurin und Kunstsammlerin Gudrun „Gigi“ Meixner[8] (* Stendal)[9] verheiratet; sie haben eine Tochter. Hancocks Schwester Jean starb am 2. August 1985 mit 41 Jahren bei einem Flugzeugunfall auf dem Flughafen Dallas.[10]

1973 zog Hancock von New York nach Los Angeles und kaufte im Stadtteil Beverly Hills für 72 000 Dollar ein Haus am Doheny Drive (1254 North Doheny Drive),[11] wo er mit seiner Familie noch heute lebt.[12]

Shelby AC Cobra, CSX 2000

Verschiedenes

  • Hancock ist ein Liebhaber von „schönen Autos“, da diese „gut fürs Ego und den Seelenfrieden“ seien. Von seinen ersten „nennenswerten“ Tantiemen, die er für seinen Hit Watermelon Man erhalten hatte, kaufte er sich 1963 für 6000 US-Dollar eine Shelby Cobra CSX 2000, die er heute noch besitzt. Das Modell habe inzwischen einen Wert von weit über einer Million Dollar.[1]
  • Hancocks Umzug nach L.A. hatte zur Folge, dass er von der dortigen Filmindustrie viele Aufträge erhielt, um Filmmusiken zu komponieren oder zu spielen, sowie Angebote, seine Jazz-Stücke als Filmmusik zu verwenden. Bis 2020 führte die Filmdatenbank IMDb 125 Engagements auf.[13] In Luc Bessons Science-Fiction-Film Valerian – Die Stadt der tausend Planeten (2017) spielte er die Rolle des Verteidigungsministers, der den Einsatz der Spezialagenten Valerian und Laureline leitet.

Preise und Auszeichnungen (Auszug)

Grammy Awards
MTV Video Music Awards:

Diskografie

Alben

Soundtracks

Hancock beim Münchner Tollwood-Festival, 2006

Singles und EPs

  • 1969: Fat Mama
  • 1969: Wiggle-Waggle
  • 1972: Crossings
  • 1973: Watermelon Man
  • 1974: Spank-a-Lee
  • 1974: Chameleon
  • 1974: Palm Grease
  • 1975: Hang Up Your Hang Ups
  • 1976: Doin’ It
  • 1978: I Thought it Was You
  • 1978: Sunlight
  • 1978: An Evening with Herbie Hancock & Chick Corea (& Chick Corea; EP)
  • 1979: You Bet Your Love
  • 1979: Tell Everybody
  • 1979: Ready or Not
  • 1979: Knee Deep
  • 1980: Don’t Hold it In
  • 1980: Just Around the Corner
  • 1980: Go for It
  • 1980: Stars in Your Eyes
  • 1980: Making Love
  • 1980: Saturday Night
  • 1981: Magic Number
  • 1981: Everybody’s Broke
  • 1981: Lite Me Up
  • 1982: Gettin’ to the Good Part
  • 1982: Paradise
  • 1983: Rockit
  • 1983: Autodrive
  • 1983: Future Shock
  • 1983: Rockit
  • 1984: Hardrock
  • 1984: Metal Beat
  • 1984: Mega-Mix
  • 1984: People Are Changing
  • 1986: Round Midnight
  • 1988: Vibe Alive
  • 1988: Beat Wise
  • 1994: Call It '94
  • 1995: Call It '95
  • 1995: Dis Is da Drum / Call It ’95 (Remixe)
  • 1996: Watermelon Man
  • 2001: The Essence
  • 2001: The Good Part (vs. Chris Simmonds)
  • 2014: Twilight Clone / Just Around the Corner

Begleitmusiker (Auswahl)

Donald Byrd

  • Royal Flush (1961; 1962)
  • Out of this World (1961)
  • Free Form (1962; 1966)
  • A New Perspective (1963; 1964)

Grant Green

  • Feelin’ the Spirit (1962; 1963)
  • Goin’ West (1962; 1966)

Miles Davis

Hank Mobley

Lee Morgan

Wes Montgomery

  • Goin’ Out of My Head (1965; 1966)
  • California Dreaming (1966)
  • A Day in the Life (1967)
  • Down Here on the Ground (1968)
  • Road Song (1968)

Auszeichnungen für Musikverkäufe

Silberne Schallplatte

Goldene Schallplatte

  • Kanada Kanada
    • 1984: für die Single Rockit
    • 1984: für das Album Future Shock
  • Polen Polen
    • 2010: für das Album The Imagine Project

Anmerkung: Auszeichnungen in Ländern aus den Charttabellen bzw. Chartboxen sind in ebendiesen zu finden.

Land/RegionAus­zeich­nung­en für Mu­sik­ver­käu­fe
(Land/Region, Auszeichnungen, Verkäufe, Quellen)
Silber Gold PlatinVer­käu­feQuel­len
 Deutschland (BVMI)0! S 3× Gold30! P30.000musikindustrie.de
 Kanada (MC)0! S 2× Gold20! P125.000musiccanada.com
 Polen (ZPAV)0! S Gold10! P10.000olis.pl
 Vereinigte Staaten (RIAA)0! S 2× Gold2 2× Platin23.500.000riaa.com
 Vereinigtes Königreich (BPI) Silber1 Gold10! P160.000bpi.co.uk
Insgesamt Silber1 9× Gold9 2× Platin2

Publikationen

  • Herbie Hancock mit Lisa Dickey: Possibilities. Viking, New York City 2014, ISBN 978-0-670-01471-2, Besprechung:[15]
    Herbie Hancock: Möglichkeiten. Die Autobiographie. Mit Lisa Dickey, aus dem Amerikanischen von Alan Tepper. Höfen, Hannibal 2018, ISBN 978-3-85445-650-6, Besprechung:[16]
  • Herbie Hancock, Daisaku Ikeda, Wayne Shorter: Weisen des Lebens. Improvisationen über Jazz, Buddhismus und Glück. Übersetzt von Judith Elze und Katrin Harlaß. Herder, Freiburg 2018, gebunden, ISBN 978-3-451-38286-4.

Literatur

Weblinks

Commons: Herbie Hancock – Album mit Bildern

Diskografien

Artikel

Musikbeispiele

Einzelnachweise

  1. a b Pianist Herbie Hancock: "Man kann als Junkie keinen Jazz spielen". In: Der Spiegel. 22. Februar 2008, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. Juli 2022]).
  2. a b Süddeutsche Zeitung: Nennen Sie mich Herbie. Abgerufen am 21. Juli 2022.
  3. Autor andileser: Herbie Hancock. In: Triptikon. 8. Juni 2018, abgerufen am 21. Juli 2022 (deutsch).
  4. Reaching Beyond: Improvisations on Jazz | Daisaku Ikeda Website. Abgerufen am 21. Juli 2022.
  5. Possibilities – Herbie Hancock | Credits | AllMusic. Abgerufen am 3. Oktober 2021 (englisch).
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  15. Jodok Hess: Mit Herbie Hancock durch die Lebensschule Jazz. In: SRF, 8. Dezember 2014.
  16. Andrian Kreye: Jazz: Die sehr erträgliche Lässigkeit des Lebens. In: Süddeutsche Zeitung. 8. Oktober 2018, Besprechung von Möglichkeiten. Die Autobiographie.
  17. Musik: „Herbie Hancock“ – Ein Lebenskünstler über sich - FOCUS Online. 26. September 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. November 2023.
  18. Besprechung der Encyclopedia of Jazz von Jack Sohmer: Leonard Feather and Ira Gitler. The Biographical Encyclopedia of Jazz. (Memento vom 22. September 2016 im Internet Archive). In: JazzTimes, April 2000.

Herbie Hancock ¦ Head Hunters
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