Judas Priest ist eine britische Heavy-Metal-Band aus Birmingham, die seit den 1970er Jahren als eine der einflussreichsten Bands ihres Genres gilt. Ihre Leder- und Nietenkluft setzte Akzente und Lieder wie Breaking the Law, United oder Living After Midnight bescherten der Band über die Metal-Szene hinaus kommerzielle Erfolge.

Geschichte

Gründung (1969–1976)

Judas Priest war ursprünglich eine im Jahr 1969 gegründete Blues-Band, die aus dem Sänger Alan Atkins, dem Bassisten Bruno Stapenhill, dem Schlagzeuger John Partige und dem Gitarristen John Perry bestand. Perry starb noch im gleichen Jahr durch Suizid[2] und wurde durch Ernie Chataway ersetzt, der 2014 an Krebs verstarb.[3][4] Diese Band fiel jedoch nach einigen Jahren wieder auseinander. Der spätere Band-Gitarrist, Kenneth „K. K.“ Downing aus West Bromwich bei Birmingham, wurde nach einem Vorspiel zunächst abgelehnt. Nach der Auflösung der ersten Band stieg der Sänger Alan Atkins in Downings Gruppe Freight ein, der auch Bassist Ian Hill angehörte. Da Downing zuvor beabsichtigte, in der Band von Atkins zu spielen, benannte sich die Band um und verwendete von nun an den Namen Judas Priest. Der Name entstammte Bob Dylans Lied The Ballad of Frankie Lee and Judas Priest vom Album John Wesley Harding.

Die Besetzung mit dem Schlagzeuger John Ellis tourte bis zum Jahr 1973 ohne Plattenvertrag durch Großbritannien, bis Atkins wieder ausstieg. Lediglich zwei Songs nahm die Band in dieser Formation auf, Good Time Woman und We’ll Stay Together.[5] Sue Halford, die Freundin von Ian Hill, brachte nach Atkins’ Ausstieg 1973 ihren Bruder Rob Halford als Sänger und John Hinch (1947–2021)[6] als Schlagzeuger zur Band, die zuvor gemeinsam in der Band Hiroshima gespielt hatten. 1974 stieß Glenn Tipton als Gitarrist zu Judas Priest. Diese Besetzung mit den Gitarristen K. K. Downing und Glenn Tipton, dem Bassisten Ian Hill und dem Sänger Rob Halford hat das Bild von Judas Priest maßgeblich geprägt. Das erste Album Rocka Rolla erschien im Jahr 1974 unter dem Independent-Label Gull Records und enthielt teilweise Songs, welche noch während der Zusammenarbeit mit Atkins entstanden waren, aber von Rob Halford komplett neu eingesungen wurden. Judas Priest spielte zu dieser Zeit Blues und Rock.

Hinwendung zum Heavy Metal (1976–1980)

Im März 1976 erschien das Album Sad Wings of Destiny, welches mit Songs wie The Ripper, Deceiver, Tyrant, Island of Domination und Victim of Changes bereits deutlich Stilelemente des Heavy Metal aufzeigte. Kurz darauf unterschrieb die Band einen ersten großen Plattenvertrag unter dem Major Label CBS/Columbia.

1977 wurde Sin After Sin veröffentlicht. Mit diesem Album wandte sich Judas Priest erstmals gänzlich dem Heavy Metal zu. Im gleichen Jahr spielte die Band eine erste Tour durch Amerika im Vorprogramm von Led Zeppelin, bei der auch der neu eingestiegene Schlagzeuger Les Binks trommelte. Nach dem großen Erfolg der Tour erschienen die Alben Stained Class und Killing Machine (in Amerika unter dem Namen Hell Bent for Leather). 1978 absolvierte Judas Priest eine erfolgreiche Welttournee; vor allem in Japan fand die Band großen Anklang. 1979 wurde das in Japan aufgenommene Live-Album Unleashed in the East, produziert von Tom Allom, veröffentlicht. 1979 tourte Judas Priest als Vorgruppe von AC/DC, u. a. auch in Deutschland mit mehreren Auftritten. 1979 verließ auch Les Binks die Band und wurde durch Dave Holland ersetzt.

Höhepunkt (1980–1992)

Judas Priest 2005/v. l. n. r.: Rob Halford, K.K. Downing, Glenn Tipton, Ian Hill und Scott Travis (nicht ganz auf dem Bild)

Das Kultalbum der Band mit dem Titel British Steel aus dem Jahr 1980 gilt u. a. als mitverantwortlich für den Boom der Stilrichtung der New Wave of British Heavy Metal. Mit Breaking the Law, Living After Midnight und United enthält das Album einige der bekanntesten Songs von Judas Priest. Erstmals nahm die Band Musikvideos auf. Außerdem erhielten sie eine Goldene Schallplatte für dieses Album. Ein Jahr später erschien ihr Album Point of Entry, auf dem der Härtegrad im Vergleich zu den Vorgängeralben etwas heruntergeschraubt wurde. Es wurden auch drei Video-Clips zu den Songs Heading Out to the Highway, Don't Go und Hot Rockin‘ produziert. Das Album Screaming for Vengeance von 1982 markierte wiederum einen Höhepunkt für Judas Priest und erhielt als Auszeichnung Doppelplatin in Amerika, Platin in Europa sowie in Japan. Im Dezember des Jahres 1983 traten Judas Priest zusammen mit Iron Maiden, den Scorpions, Ozzy Osbourne, Def Leppard und anderen Vertretern des Hard Rock und Heavy Metal beim Festival Rockpop in Concert – The Heavy Metal in der Dortmunder Westfalenhalle auf. Das Zweite Deutsche Fernsehen zeichnete die Konzerte auf und strahlte einige Ausschnitte im Februar 1984 aus. 1984 lieferten Judas Priest mit Defenders of the Faith ihr bis dato härtestes Album ab. Die schnellen Stücke Freewheel Burning und The Sentinel wurden fortan häufig live gespielt und avancierten zu Klassikern. 1985 spielte die Band unter anderem im Rahmen des Live-Aid-Benefizkonzerts.

1986 beschritt die Band mit Turbo musikalisch neue Wege, als erstmals Gitarrensynthesizer verwendet wurden. Das Album löste aufgrund einer behaupteten „kommerziellen Ausrichtung“ Enttäuschung bei vielen alten Fans aus, war aber dennoch erfolgreich und erschloss der Gruppe neue soziale Fanschichten. Wenige Wochen nach Veröffentlichung des Albums Turbo drehten die beiden Filmemacher Jeff Krulik und John Heyn am 31. Mai 1986 auf dem Parkplatz vor der Veranstaltungshalle Capital Centre in Landover, Maryland den 17-minütigen Dokumentarfilm Heavy Metal Parking Lot, aus Anlass eines Konzerts von Judas Priest in der Halle. Im Laufe der Jahre erlangte der musikalische Kurzfilm Kultstatus in der amerikanischen Heavy-Metal-Szene. 1987 erschien das zweite Live-Album Priest…Live!, zu dem es auch eine DVD gibt. 1988 wurde mit Ram It Down das nächste Studioalbum veröffentlicht, auf dem sich die Band wieder mehr dem Heavy Metal zuwendet, allerdings experimentierte man hier mit einem kalten, fast Industrial-artigen Soundgewand. Zu der eigenwilligen Hard-Rock-Interpretation des Chuck-Berry-Klassikers Johnny B. Goode wurde auch ein Musikvideo erstellt. Im Jahr 1990 erschien Painkiller, auf dem der neue Schlagzeuger Scott Travis (u. a. Racer X) mit härterem Sound und Doublebass eine deutliche Veränderung bewirkte.

Trennung und Wiedervereinigung (ab 1992)

Judas Priest Retribution 2005

Nach Abschluss der Painkiller-Tour 1991 kündigte Sänger Rob Halford seinen Austritt aus der Band an. 1993 erschien das von der Band zusammengestellte Doppelalbum Metal Works, das viele Klassiker, aber auch weniger beachtete Songs von Judas Priest zwischen 1977 und 1990 enthielt. Rob Halford gründete gemeinsam mit Scott Travis Fight. Erst 1997 wurde mit dem neuen Sänger Tim „Ripper“ Owens versucht, die Band wiederzubeleben. Die Alben Jugulator und Demolition sowie das Live-Album Live Meltdown 98 waren kommerziell recht erfolgreich, überzeugten jedoch viele alte Fans nicht. Um eine Wiedervereinigung der Band mit Rob Halford, der mit seinen Soloprojekten durchaus Erfolg hatte, zu ermöglichen, verließ Tim Owens die Band 2003 und wechselte zu Iced Earth, gründete 2005 aber seine eigene Band Beyond Fear. 2004 spielte die wiedervereinigte Band auf dem Ozzfest.

Am 28. Februar 2005 wurde das neue Studioalbum Angel of Retribution veröffentlicht. Eine Live-DVD, die Material der Angel of Retribution Tour enthält, folgte Anfang 2006 unter dem Titel Rising in the East, in Anlehnung an ihr erstes Livealbum, das auch in Japan aufgenommen wurde. Anfang des Jahres 2007 zog sich die Band zur Aufnahme eines „epischen Musicals“, das sich mit dem Leben von Nostradamus beschäftigt, ins Studio zurück. Im April 2008 erschien die erste Single dieses Albums, Nostradamus, im Mai die zweite Single, Visions, die beide auf der Homepage von Judas Priest zu finden sind. Das Album Nostradamus erschien als Doppel-CD am 16. Juni in Europa und am 17. Juni in Amerika. Die damit verbundene Welttournee beinhaltete Songs, die Priest schon seit 20 Jahren nicht mehr gespielt hatten. Auf der US-Tour spielten Priest mit Heaven and Hell und Motörhead zusammen. Im Frühjahr 2009 folgten weitere Konzerte unter dem Motto Priest Feast in Deutschland, Support erhielten sie von Megadeth und Testament. Anfang 2010 erhielt die Band einen Grammy Award for Best Metal Performance für ihr Lied Dissident Aggressor.

Am 7. Dezember 2010 gab die Band bekannt, dass die Epitaph World Tour im Jahr 2011 die letzte große Welttournee sei. Zudem trat die Band auch auf dem Wacken Open Air 2011 auf.[7] Die Band veröffentlichte am 20. April 2011 eine Pressemitteilung, aus der hervorgeht, dass K. K. Downing Judas Priest mit sofortiger Wirkung verlassen und nicht an der Epitaph World Tour teilnehmen werde. Er wurde durch den 31-jährigen Briten Richie Faulkner ersetzt. Als Grund hierfür gab er auf seiner Website weniger seine Gesundheit an, sondern vielmehr Differenzen zwischen ihm, dem Tour-Management sowie der Band.[8] Am 25. August 2011 veröffentlichte die Band ein Boxset mit dem Namen Single Cuts. Es beinhaltet alle 20 CBS-/Columbia-Singles mit insgesamt 52 Songs von 1977 bis 1992. Außerdem ist dem Boxset Fotomaterial beigelegt.[9]

Am 11. Juli 2014 wurde das Studioalbum Redeemer of Souls in Deutschland veröffentlicht.[10] Die Redeemer of Souls Tour von Oktober 2014 bis Dezember 2015 führte Judas Priest auch für fünf Konzerte nach Deutschland (Hamburg, Berlin, Frankfurt, Stuttgart und Oberhausen) sowie auf das Rockavaria Festival in München, zu Rock im Revier in