Karl Böhm ¦ Mozart: Le Nozze Di Figaro

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Veröffentlichung Mozart: Le Nozze Di Figaro:

1968

Hörbeispiel(e) Mozart: Le Nozze Di Figaro:

Mozart: Le Nozze Di Figaro auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Le nozze di Figaro, zu deutsch Die Hochzeit des Figaro oder Figaros Hochzeit, ist eine Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 492). Das italienische Libretto stammt von Lorenzo Da Ponte und basiert auf der Komödie La Folle Journée ou le Mariage de Figaro (Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro) von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais aus dem Jahr 1778. Die Uraufführung durch die Wiener Hofoper fand am 1. Mai 1786 im Burgtheater am Michaelerplatz statt.

Handlung

Die Oper spielt in der Entstehungszeit um 1780 am Schloss des Grafen Almaviva in Aguasfrescas in der Nähe von Sevilla. Die Handlung ist die Fortsetzung von Beaumarchais’ Theaterstück Le barbier de Séville (Der Barbier von Sevilla) von 1775, dessen Opernfassung Il barbiere di Siviglia von Giovanni Paisiello bereits seit 1783 an der Wiener Hofoper gespielt wurde.[1]:306[Anm. 3] Rosina war im Barbiere di Siviglia Waise und in den Grafen Almaviva verliebt. Nun ist sie als Gräfin Almaviva mit ihm verheiratet. Der einstige Barbier Figaro hat eine Stellung als Kammerdiener des Grafen angetreten. Er ist mit Susanna, der Kammerzofe der Gräfin, verlobt. Graf Almaviva bedauert, das Ius primae noctis voreilig aufgegeben zu haben und bemüht sich um die Liebe von Susanna. Als er seinen liebestollen Pagen Cherubino bei ihr entdeckt, versucht er ihn loszuwerden, indem er ihn mithilfe eines Offizierspatentes in die Armee versetzt. Auch der Arzt Bartolo und seine Haushälterin Marcellina versuchen, die Hochzeit zu verhindern. Marcellina hat selbst Ansprüche auf Figaro, und Bartolo hat ihm nicht verziehen, dass er einst seine eigenen Pläne mit Rosina hintertrieben hatte. Zu Beginn der Oper trifft Figaro die Vorbereitungen für seine Hochzeit mit Susanna.

Die Szenenaufteilung der folgenden Inhaltsangabe basiert auf den Angaben im Libretto der Uraufführung. Die Einteilung im Partitur-Autograph und der Neuen Mozart-Ausgabe weicht davon ab.

Erster Akt

Ein nicht vollständig möbliertes Zimmer mit einem Sessel in der Mitte

Szene 1–2. Figaro misst den Raum, den er nach der Hochzeit mit seiner Braut Susanna bewohnen will, um die Möbel zu stellen. Susanna probiert vor dem Spiegel einen Hut an[Anm. 4] (Nr. 1. Duettino Figaro/Susanna: „Cinque… dieci… venti… trenta…“). Figaro hält es für einen Vorteil, dass das Zimmer neben den gräflichen Gemächern liegt (Nr. 2. Duettino Figaro/Susanna: „Se a caso madama“). Susanna klärt ihn darüber auf, dass Graf Almaviva ihr gegenüber seine eigenen Pläne verfolgen könnte, das heißt, an ihr interessiert ist. Es könne sein, dass er dem Brautpaar deshalb gerade diesen Raum angewiesen hat. Figaro ist sich nun sicher, dass Graf Almaviva an seiner Verlobten interessiert ist. Er will die Absichten des adeligen Verführers vereiteln (Nr. 3. Cavatine Figaros: „Se vuol ballare Signor Contino“).

Szene 3–4. Dr. Bartolo, Arzt aus Sevilla, tritt mit der Haushälterin Marcellina auf. Figaro hatte sich von Marcellina Geld geliehen und ihr die Ehe versprochen, falls er es nicht zurückzahlen sollte. Das ist nun der Fall. Bartolo soll die Klage gegen Figaro vorbringen, um dessen Hochzeit mit Susanna zu hintertreiben. Er tut dies gerne, da er Figaro seine Rolle bei der Hochzeit des Grafen mit Rosina noch nicht verziehen hat (Nr. 4. Arie Bartolos: „La vendetta, oh, la vendetta!“). Susanna nähert sich und gerät in Streit mit ihrer Rivalin Marcellina, die wütend abgeht (Nr. 5. Duettino Marcellina/Susanna: „Via resti servita, Madama brillante“).

Cherubino versteckt sich auf Susannas Sessel

Szene 5–8. Der Page Cherubino wurde vom Grafen entlassen, weil er bei einem Stelldichein mit der Gärtnertochter Barbarina ertappt wurde. Er will das Schloss aber nicht verlassen und bittet daher Susanna um Fürsprache beim Grafen. Besonders vermissen würde er die Mädchen (Nr. 6. Arie Cherubinos: „Non so più cosa son, cosa faccio“). Als der Graf erscheint, versteckt sich Cherubino. Der Graf macht Susanna den Hof. Kurz darauf kommt auch Basilio, der Musikmeister der Gräfin, und der Graf sucht ebenfalls nach einem Versteck. In dem Durcheinander springt Cherubino auf den Sessel und verbirgt sich unter einem Kleid Susannas. Basilio beschwert sich bei ihr über das unziemliche Verhalten des Pagen der Gräfin gegenüber. Der Graf kommt aus seinem Versteck, um Näheres zu erfahren (Nr. 7. Terzett Graf/Basilio/Susanna: „Cosa sento! Tosto andate“). Wenig später entdeckt er Cherubino unter Susannas Kleid.[Anm. 5] Der Page wird nur durch einen Huldigungsauftritt der Landleute vor einer Bestrafung durch den eifersüchtigen Schlossherrn bewahrt (Nr. 8. [und Nr. 9.] Chor: „Giovani liete, fiori spargete“). Der verzeiht ihm aber lediglich unter der Bedingung, dass er sich der Armee anschließt. Figaro gibt Cherubino gute Ratschläge mit (Nr. 10. Arie Figaros: „Non più andrai, farfallone amoroso“).[Anm. 6]

Zweiter Akt

Ein prächtiges Zimmer mit einem Alkoven, links im Hintergrund eine Tür zu den Zimmern der Bedienten, an der Seite ein Fenster

Szene 1–3. Die Gräfin beklagt die Untreue des Grafen (Nr. 11. Cavatine der Gräfin: „Porgi, amor, qualche ristoro“). Susanna erzählt ihr von den Annäherungsversuchen des Grafen. Figaro kommt hinzu und berichtet ihnen von Marcellinas Intrigen. Doch er hat einen Plan vorbereitet, um alles wieder zum Guten zu wenden: Um die Eifersucht des Grafen anzustacheln, hat er ihm durch Basilio die Nachricht zukommen lassen, dass die Gräfin sich am Abend mit einem Liebhaber treffen will. Im nächsten Schritt soll Susanna dem Grafen ein Rendezvous gewähren, zu dem dann aber der als Frau verkleidete Cherubino kommen wird. Die Gräfin soll die beiden ertappen und den Grafen dadurch zum Einlenken zwingen. Figaro geht, und die beiden Frauen lassen den Pagen herein. Susanna bittet ihn zunächst, ein selbstverfasstes Lied vorzutragen, das er ihr am Morgen gezeigt hatte (Nr. 12. Arietta Cherubinos: „Voi che sapete che cosa è amor“). Susanna nimmt Cherubino den Mantel ab. Sie fängt an ihn zu kämmen und bringt ihm bei, sich wie eine Frau zu verhalten (Nr. 13. Arie Susannas: „Venite… inginocchiatevi“).[Anm. 7] Danach entfernt sie sich mit seinem Mantel durch eine Hintertür, um ihr Kleid für Cherubino zu holen.

Szene 4–9. Der Graf kommt, und Cherubino flieht in den benachbarten Ankleideraum. Nachdem der eifersüchtige Graf daraus ein Geräusch gehört hat, will er nachsehen. Er glaubt den Beteuerungen der Gräfin nicht, dass sich Susanna darin befindet. Daher verlässt er mit der Gräfin das Zimmer, um Susannas eigene Tür sicherheitshalber abzuschließen und Werkzeuge zum Aufbrechen des Ankleideraums zu holen (Nr. 14. Terzett Graf/Gräfin/Susanna: „Susanna, or via, sortite“). Unterdessen schlüpft Susanna, die zuvor unbemerkt zurückgekommen war und sich im Alkoven versteckt hatte, in den Ankleideraum und befreit Cherubino daraus (Nr. 15. Duettino Susanna/Cherubino: „Aprite, presto, aprite!“). Er springt aus dem Fenster in den Garten. Graf und Gräfin kommen zurück. Der erzürnte Graf glaubt, Cherubino habe sich versteckt. Er findet aber zu seinem Erstaunen nur Susanna vor (Nr. 16. Finale: „Esci, ormai, garzon malnato!“).

Szene 10–11. Figaro befürchtet, dass der Graf Susanna mit seinen Zudringlichkeiten belästigen könnte. Er versucht, ihn durch einen anonymen Brief vom Erscheinen auf seiner Hochzeit abzuhalten. Doch von der Gräfin befragt, gesteht Figaro, selbst der Verfasser des Briefs zu sein. Der Gärtner Antonio, Susannas Onkel und zugleich Barbarinas Vater, bringt ebenfalls einen Brief. Er sagt, der sei von einem Mann fallen gelassen worden, der aus dem Fenster gesprungen sei. Um Cherubino zu schützen, erklärt Figaro, selbst bei Susanna gewesen zu sein. Das Dokument erweist sich jedoch als Cherubinos Offizierspatent. Figaro steckt in der Klemme. Doch er redet sich heraus, indem er behauptet, das Dokument erhalten zu haben, damit der Graf sein noch fehlendes Siegel anbringen könne.

Szene 12. Marcellina, Bartolo und Basilio treten auf, und Marcellina bringt ihre Klage gegen Figaro vor. Die Hochzeit wird verschoben, damit der Graf den Vorwurf untersuchen kann. Dieses Finale endet mit einem Ensemblesatz, an dem sieben Personen beteiligt sind. Zur selben Zeit erklingen „Che bel colpo“ (Marcellina, Basilio, Bartolo, Graf) und „Son confusa“ (Susanna, Gräfin, Figaro).

Dritter Akt

Ein prachtvoller, zur Hochzeitsfeier geschmückter Saal mit zwei Thronen

Szene 1–4. Der Graf ist aufgrund der vorangegangenen Ereignisse verwirrt. Susanna stimmt wie zuvor abgesprochen zu, sich mit ihm im Garten zu treffen – hat aber zuvor mit der Gräfin vereinbart, dass nicht Cherubino, sondern diese selbst verkleidet an ihrer Stelle kommen wird (Nr. 17. Duettino Graf/Susanna: „Crudel! Perché finora farmi languir così?“). Susanna flüstert Figaro zu, dass der Erfolg nun sicher und sein Rechtsstreit gewonnen sei. Der Graf wähnt sich von Susanna und Figaro hintergangen. Er steigert sich in Rachefantasien gegen seinen Diener (Nr. 18. Arie des Grafen: „Vedrò, mentr’io sospiro“).

Szene 5–6. Es stellt sich heraus, dass Figaro Rafaello ist, der einst von Räubern entführte uneheliche Sohn von Marcellina und Bartolo. Daher kann er die Haushälterin gar nicht heiraten (Nr. 19. Sextett: „Riconosci in questo amplesso“).

Szene 7. Barbarina überredet Cherubino, als Mädchen verkleidet mit ihr ins Schloss zu kommen, um der Gräfin zusammen mit den anderen Mädchen Blumen zu überreichen.

Szene 8. Während die Gräfin auf Susanna wartet, klagt sie über ihr verlorenes Glück mit ihrem Mann. Doch bekennt sie sich zu ihrer Liebe zu ihm (Nr. 20. Rezitativ und Arie der Gräfin: „E Susanna non vien!“ / „Dove sono i bei momenti“).

Szene 9. Antonio verrät dem Grafen, dass Cherubino nicht abgereist ist, sondern sich in Frauenkleidern im Schloss aufhält.

Szene 10–12. Susanna erzählt der Gräfin von ihrer Verabredung mit dem Grafen im Garten. Die Gräfin diktiert einen Liebesbrief, den das Mädchen dem Grafen zustecken soll. Der Graf soll die Nadel zurücksenden, die den Brief zusammenhält, um den Empfang zu bestätigen (Nr. 21. Duettino Gräfin/Susanna: „Che soave zeffiretto“). Ein Chor junger Bauernmädchen, unter ihnen der verkleidete Cherubino, bringt der Gräfin ein Ständchen (Nr. 22. Chor: „Ricevete, o padroncina“). Der Graf und Antonio kommen hinzu. Antonio entdeckt unter den Bauernmädchen den früheren Pagen. Graf Almaviva braust auf. Barbarina besänftigt ihn mit ihrer Bitte, Cherubino heiraten zu dürfen.

Szene 13–14. Figaro erinnert den Grafen daran, dass es Zeit für den Hochzeitstanz ist. Dass Cherubino inzwischen zugegeben hat, aus dem Fenster gesprungen zu sein, hat nun keine Bedeutung mehr. Figaro lässt die Hochzeitsgäste einmarschieren (Nr. 23. Finale: „Ecco la marcia, andiamo“). Man tanzt. Susanna überreicht dem Grafen ihren Brief. Der sticht sich mit der Nadel in den Finger, begreift aber schnell und lädt alle zum abendlichen Fest. Die Gäste danken ihm (Chor: „Amanti costanti, seguaci d’onor“).

Vierter Akt

Garten. Links und rechts ein Pavillon. Nacht

Szene 1–4. Den Anweisungen im Brief folgend, hat der Graf Barbarina mit der Nadel zu Susanna geschickt. Doch Barbarina hat die Nadel verloren (Nr. 24. Cavatine Barbarinas: „L’ho perduta… me meschina“). Figaro erfährt von Barbarina die Bedeutung der Nadel. Er wird eifersüchtig, erzählt seiner Mutter davon und schwört Rache. Marcellina glaubt nicht an Susannas Untreue (Nr. 25. Arie Marcellinas: „Il capro e la capretta“). Sie beschließt, sie zu warnen.

Szene 5. Barbarina kommt in Erwartung eines Stelldicheins mit Cherubino. Sie verschwindet im linken Pavillon.

Szene 6–8. Figaro hat Bartolo und Basilio überredet, mit ihm in den Garten zu kommen, um Susanna zu beobachten. Er entfernt sich kurz, um weitere Vorbereitungen zu treffen. Unterdessen erläutert Basilio Bartolo seine Ansichten über die Vernunft (Nr. 26. Arie Basilios: „In quegli anni in cui val poco“). Beide gehen. Figaro kehrt zurück und denkt über die Treulosigkeit der Frauen nach (Nr. 27. Rezitativ und Arie Figaros: „Tutto è disposto“ – „Aprite un po’ quegli occhi“).

Szene 9–10. Die Gräfin und Susanna kommen verschleiert in den Garten, kurz darauf auch Marcellina, die darauf hinweist, dass sie von Figaro beobachtet werden. Marcellina tritt in den linken Pavillon, in dem sich bereits Barbarina befindet. Susanna versteckt sich, um das gestellte Rendezvous mit dem Grafen zu belauschen. In ihrer Arie besingt sie die Ungeduld, in der sie auf ihren Geliebten wartet (Nr. 28. Rezitativ und Arie Susannas: „Giunse alfin il momento“ – „Deh vieni non tardar, oh gioia bella“). Figaro glaubt, sie meint den Grafen.

Szene 11–12. Die Gräfin erscheint in Susannas Kleidung. Cherubino hält sie für Susanna und versucht, sie zu küssen (Nr. 29. Finale: „Pian pianin le andrò più presso“). Der Graf tritt dazwischen, so dass Cherubino versehentlich ihn anstelle der Gräfin küsst. Im Gegenzug schlägt der Graf nach Cherubino, trifft aber ungewollt den lauschenden Figaro. Cherubino und Figaro ziehen sich zurück. Der Graf trifft auf die vermeintliche Susanna und steckt ihr einen Ring an den Finger. Beobachtet von Figaro und der echten Susanna lädt die verkleidete Gräfin den Grafen in den rechten Pavillon. Figaro glaubt bereits, seine Braut in flagranti mit dem Grafen erwischen zu können. Da tritt die echte Susanna in den Kleidern der Gräfin auf. Figaro berichtet ihr von den Absichten des Grafen gegenüber seiner Braut, erkennt sie dann aber an der Stimme. Er spielt die Komödie mit, indem er ihr als Gräfin Ehre erweist. Er bekommt erneut eine Ohrfeige, nun von Susanna. Figaro und Susanna als Gräfin schließen Frieden, und er spielt weiterhin seine Rolle. Als der Graf erscheint, erklärt er der vermeintlichen Gräfin seine Liebe und sinkt vor ihr auf die Knie. Der Graf ruft nach Waffen und seinen Leuten. Lichter werden angezündet, und ein allgemeines Wiedererkennen löst die Verwirrung des Grafen ab. Er bringt eine Entschuldigung vor. Die Gräfin verzeiht ihm. Ebenso wie das Finale des zweiten Akts endet auch das Finale des vierten Akts mit einem Ensemblegesang, diesmal von allen Personen: „Ah! Tutti contenti“ (Graf, Gräfin, Figaro, Susanna, Curzio, Basilio, Antonio, Bartolo, Marcellina, Cherubino, Barbarina).

Gestaltung

Musiknummern

Die folgende Liste der Musiknummern verwendet die Zählung der Neuen Mozart-Ausgabe.[2] Darin wird die Wiederholung des Chors Nr. 8 im Gegensatz zu älteren Ausgaben als eigenständige Nr. 9 geführt. Die nachfolgenden Nummern verschieben sich daher im Vergleich zu anderen Ausgaben um eins.[3][4] Die deutschen Textanfänge stammen aus der Übersetzung von Adolph Knigge (Arien) und dessen Tochter Philippine von Reden (Dialoge) in der Fassung des 1796 in Bonn erschienenen Klavierauszugs von Christian Gottlob Neefe.[5]

Die insgesamt 28 musikalischen Nummern (die Wiederholung von Chor Nr. 8 nicht mitgerechnet) sind durch Secco-Rezitative miteinander verbunden. Dabei stehen 14 Arien ebenso vielen Ensemble-Nummern gegenüber.

  • Sinfonia

Erster Akt

  • Nr. 1. Duettino (Figaro, Susanna): „Cinque… dieci… venti… trenta…“ – „Fünfe, Zehne, Zwanzig, Dreisig“ (Szene 1)
  • Nr. 2. Duettino (Figaro, Susanna): „Se a caso madama la notte ti chiama“ – „Sollt einstens die Gräfinn zur Nachtzeit dir schellen“ (Szene 1)
  • Nr. 3. Cavatine (Figaro): „Se vuol ballare Signor Contino“ – „Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen“ (Szene 2)
  • Nr. 4. Arie (Bartolo): „La vendetta, oh, la vendetta“ – „Süsse Rache, o süsse Rache! Du gewährest hohe Freuden“ (Szene 3)
  • Nr. 5. Duettino (Marcellina, Susanna): „Via, resti servita, Madama brillante“ – „Nur vorwärts, ich bitte, Sie Muster von Schönheit“ (Szene 4)
  • Nr. 6. Arie (Cherubino): „Non so più cosa son, cosa faccio“ – „Neue Freuden. Neue Schmerzen“ (Szene 5)
  • Nr. 7. Terzett (Graf, Basilio, Susanna): „Cosa sento! Tosto andate“ – „Wie? Was hör ich! Unverzüglich geh“ (Szene 7)
  • Nr. 8 und Nr. 9. Chor: „Giovani liete, fiori spargete“ – „Muntere Jugend! streue ihm Blumen!“ (Szene 8)
  • Nr. 10. Arie (Figaro): „Non più andrai, farfallone amoroso“ – „Dort vergiss leises Flehen, süsses Wimmern“ (Szene 8)

Zweiter Akt

  • Nr. 11. Cavatine (Gräfin): „Porgi, amor, qualche ristoro“ – „Heilge Quelle reiner Triebe“ (Szene 1)
  • Nr. 12. Arietta (Cherubino): „Voi che sapete che cosa è amor“ – „Ihr, die ihr Triebe des Herzens kennt“ (Szene 3)
  • Nr. 13. Arie (Susanna): „Venite… inginocchiatevi“ – „Komm näher, kniee hin vor mir“ (Szene 3)
  • Nr. 14. Terzett (Graf, Gräfin, Susanna): „Susanna, or via, sortite“ – „Nun, nun! wird’s bald geschehen? Susanne, komm heraus!“ (Szene 6)
  • Nr. 15. Duettino (Susanna, Cherubino): „Aprite, presto, aprite!“ – „Geschwind die Thür geöfnet!“ (Szene 7)
  • Nr. 16. Finale: „Esci, ormai, garzon malnato!“ – „Komm heraus, verworfner Knabe!“ (Szene 8)

Dritter Akt

  • Nr. 17. Duettino (Graf, Susanna): „Crudel! Perché finora farmi languir così?“ – „So lang hab ich geschmachtet“ (Szene 2)
  • Nr. 18. Rezitativ und Arie (Graf): „Hai già vinta la causa!“ – „Der Prozes schon gewonnen?“
    • „Vedrò, mentr’io sospiro“ – „Ich soll ein Glück entbehren“ (Szene 4)
  • Nr. 19. Sextett: „Riconosci in questo amplesso“ – „Lass mein liebes Kind dich nennen!“ (Szene 5)
  • Nr. 20. Rezitativ und Arie (Gräfin): „E Susanna non vien!“ – „Und Susanne kommt nicht?“
    • „Dove sono i bei momenti“ – „Nur zu flüchtig bist du verschwunden“ (Szene 8)
  • Nr. 21. Duettino (Gräfin, Susanna): „Che soave zeffiretto“ – „Wenn die sanften Abendlüfte“ (Szene 10)
  • Nr. 22. Chor: „Ricevete, o padroncina“ – „Gnädge Gräfinn, diese Rosen“ (Szene 11)
  • Nr. 23. Finale: „Ecco la marcia… andiamo“ – „Lasst uns marschiren! In Ordnung!“ (Szene 13)
    • Chor: „Amanti costanti, seguaci d’onor“ – „Ihr treuen Geliebten, mit Kränzen geschmückt“ (Szene 14)

Vierter Akt

  • Nr. 24. Cavatine (Barbarina): „L’ho perduta… me meschina!“ – „Unglückseelge, kleine Nadel“ (Szene 1)
  • Nr. 25. Arie (Marcellina): „Il capro e la capretta“ – „Es knüpfen auf den Fluren“ (Szene 4)
  • Nr. 26. Arie (Basilio): „In quegli anni in cui val poco“ – „In den Jahren, wo die Stimme“ (Szene 7)
  • Nr. 27. Rezitativ und Arie (Figaro): „Tutto è disposto“ – „Alles ist richtig“
    • „Aprite un po’ quegli occhi“ – „Ach! öfnet eure Augen“ (Szene 8)
  • Nr. 28. Rezitativ und Arie (Susanna): „Giunse alfin il momento“ – „Endlich naht sich die Stunde“
    • „Deh vieni non tardar, o gioia bella“ – „O säume länger nicht, geliebte Seele!“ (Szene 10)
  • Nr. 29. Finale: „Pian pianin le andrò più presso“ – „Still! nur still! ich will mich nähern“ (Szene 11)

Instrumentation

Nach der Neuen Mozart-Ausgabe sieht das Orchester die folgenden Instrumente vor:[6]

Musik

Le nozze di Figaro wird trotz der verwickelten Handlung im Allgemeinen als die gelungenste und unproblematischste der großen Opern Mozarts angesehen.[7] Es handelt sich um seine erste Opera buffa seit der mehr als zehn Jahre früher entstandenen La finta giardiniera. Seit seiner letzten vollendeten abendfüllenden Oper, Die Entführung aus dem Serail, waren vier Jahre vergangen. In dieser Zeit hatte Mozart sein Können durch bahnbrechende Kompositionen vor allem auf dem Gebiet des Klavierkonzerts und des Streichquartetts zur Meisterschaft geführt.

Im Vergleich zu den Opere buffe der vorausgegangenen Jahre ist ein gewaltiger Fortschritt zu beobachten. Die meisten der originell gezeichneten Charaktere sind handlungstragend. Das Geschehen wird hier nicht nur wie bisher üblich in den Rezitativen vorangetragen, sondern auch in den Musiknummern. Auch die Charakterisierung der Personen erfolgt wesentlich in den Arien und Ensemblesätzen.[7] Im Gegensatz zur herkömmlichen Buffa-Oper mit ihren Absurditäten ist der Figaro jedoch – aufgrund der von Beaumarchais übernommenen komplex verflochtenen Handlung – durch einen „provozierenden Realismus“ gekennzeichnet.[8]:70f Mozart und Da Ponte verarbeiten die politischen Spannungen und Intrigen der Theatervorlage als individuelle „Beziehungen zwischen handelnden Menschen“, „versinnlichen“ und „emotionalisieren“ sie.[1]:310

Ludwig Finscher wies in Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters darauf hin, dass der Orchester- und Ensemblesatz hier zu einer bislang unerreichten Höhe gereift sei und möglicherweise auch später nie übertroffen wurde.[1]:310 Auffällig ist zudem die Häufung der Duette, die hier durchgehend als „Duettino“ bezeichnet sind – vermutlich weil die Dienerin Susanna an allen sechs von ihnen beteiligt ist. Ein Liebesduett im herkömmlichen Sinn fehlt jedoch. Dadurch vermieden die Autoren, dass das Dienerpaar Figaro/Susanna unstandesgemäß die Funktion des ersten Liebespaares übernahm.[8]:76

Ouvertüre

Die Sinfonia (Ouvertüre) sollte zunächst drei Sätze umfassen. Ursprünglich skizzierte Mozart nach Takt 134 des ersten Satzes eine dreitaktige Kadenz mit Halbschluss. Daran schloss er ein Andante con moto in d-Moll, im Charakter eines Siciliano, an, von dem der erste Takt erhalten geblieben ist. Die Herausgeber der Oper im Rahmen der Neuen Mozart-Ausgabe vermuten eine Gesamtlänge des zweiten Satzes von 16 Takten. Die beiden verbleibenden Ecksätze verband Mozart mit einer dreitaktigen Überleitungsfigur der Streicher zu einem einzigen Satz.[9]

Werkgeschichte

Entstehung

Tafel, Schulerstraße 8, Wien-Innere Stadt, in welchem das Werk entstand[10]

Das Libretto der Oper stammt von Lorenzo Da Ponte und basiert auf der Komödie La Folle Journée ou le Mariage de Figaro (Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figaro) von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais aus dem Jahr 1778. Der Satiriker Johann Rautenstrauch erstellte Anfang 1785 eine deutsche Übersetzung, die am 3. Februar 1785 von der Theatertruppe Emanuel Schikaneders und Hubert Kumpfs im Wiener Theater am Kärntnertor aufgeführt werden sollte.[1]:306 Das skandalträchtige Stück provozierte Probleme mit der Zensur. Die Privilegien des Adels wurden offen kritisiert, die Unmoral des Grafen drastisch ausgemalt, der durch die Diener Figaro und Susanna repräsentierte dritte Stand dagegen aufgewertet.[11]:585 Die Zensur verbot die geplante Aufführung, gab das Stück aber immerhin für den Druck frei. Am 28. Februar, 1. und 2. März veröffentlichte das Wienerblättchen Ausschnitte daraus, und kurze Zeit später erschienen der vollständige Text sowie eine weitere Übersetzung von anonymer Hand.[1]:306

Ludwig Finscher wies im Vorwort zu seiner Notenedition im Rahmen der Neuen Mozart-Ausgabe 1973 darauf hin, dass die Entstehung der Oper nicht mehr zuverlässig rekonstruierbar sei, da die wesentlichen Quellen verloren oder nicht zugänglich seien. Das Autograph des dritten und vierten Akts sei seit 1945 verschollen, und auch Mozarts Briefe aus der Entstehungszeit seien nicht erhalten. Verfügbar seien vor allem die Briefe Leopold Mozarts an seine Tochter sowie die Memoiren des Librettisten Lorenzo Da Ponte und des Sängers Michael Kelly, der bei der Uraufführung den Basilio und den Don Curzio gestaltete, die sich aber als unzuverlässig erwiesen hätten.[12] Die Quellenlage hat sich allerdings seitdem gravierend verbessert. Die Partituren der beiden letzten Akte wurden während des Zweiten Weltkriegs nach Schlesien verbracht. Sie können seit 1979/1980 in der Jagiellonischen Bibliothek Krakau eingesehen werden. Außerdem wurde das Direktionsexemplar dieser beiden Akte in den aus dem Wiener Kärnthnerthor-Theater übernommenen Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek identifiziert.[13]

Den Lebenserinnerungen Da Pontes zufolge stammt die Idee zur Vertonung des Figaro von Mozart selbst. Trotz der komplizierten Handlung ist das Stück bühnenwirksam. Es bot sich als Fortsetzung von Giovanni Paisiellos Oper Il barbiere di Siviglia für eine Aufführung in Wien an. Da Ponte schrieb, dass er persönlich bei Kaiser Joseph II. dafür sorgte, dass die Oper im Gegensatz zur Theatervorlage aufgeführt werden konnte. Unter anderem spielte Mozart dem Kaiser einige Nummern vor. Einwände des Hoftheater-Intendanten Franz Xaver Wolfgang von Orsini-Rosenberg und seines Günstlings Giambattista Casti konnten schließlich überwunden werden.[1]:306 Im Vergleich zur Vorlage milderte Da Ponte viele für die Zensur bedenkliche Stellen ab und ließ einige Details fort, die in Wien kaum verstanden worden wären. Die politischen Spannungen ließ er dagegen weitgehend unverändert. Die Sprache ist weniger rhetorisch, andererseits emotionaler und sinnlicher, die Handlung leichter nachvollziehbar als bei Beaumarchais.[1]:310

Da Ponte bemerkt, dass das Stück innerhalb von sechs Wochen fertiggestellt wurde. Diese Angaben beziehen sich vermutlich auf einen Zeitraum zwischen Mitte Oktober und November 1785 und beinhalten nicht die Instrumentation. Mozart schrieb zuerst die geschlossenen Musiknummern nach inhaltlichen Aspekten gruppiert, anschließend die Rezitative und als letztes die Sinfonia (Ouvertüre). Erst am 29. April 1786 trug er die Oper in sein persönliches Werkverzeichnis ein.[1]:306 Mozarts Honorar betrug 450 Gulden. Da Ponte erhielt 200 Gulden.[1]:311

Uraufführung

Die Uraufführung fand am 1. Mai 1786 durch die Wiener Hofoper im Burgtheater am Michaelerplatz statt.[1]:306 Hierfür wurden die besten damals in Wien verfügbaren Sänger engagiert: Stefano Mandini (Graf Almaviva), Luigia Laschi-Mombelli (Gräfin Almaviva), Nancy Storace (Susanna), Francesco Benucci (Figaro), Dorothea Bussani (Cherubino), Maria Mandini (Marcellina), Francesco Bussani (Bartolo und Antonio), Michael Kelly (Basilio und Don Curzio) und die erst zwölfjährige Anna Gottlieb (Barbarina). Mozart selbst leitete die Uraufführung und die Folgeaufführung zwei Tage später vom Cembalo aus. Die weiteren Aufführungen standen unter der Leitung von Joseph Weigl.[1]:311

Der Wiener Realzeitung vom 11. Juli zufolge gelangen die späteren Aufführungen deutlich besser als die Premiere, die „nicht am besten von statten gieng, […] weil die Komposition sehr schwer ist.“ Dennoch waren die frühen Aufführungen so erfolgreich, dass aufgrund der vielen verlangten Wiederholungen der Kaiser eingreifen musste: Um die Vorstellungen nicht endlos auszudehnen, durften nach dem 9. Mai keine Ensemblesätze mehr wiederholt werden.[Anm. 8] Offenbar gab es auch eine Gruppe von Gegnern, die u. a. in Publikationen verkündete, dass die Oper nicht gefallen habe. Schon bald jedoch verlor das Publikum das Interesse. Nach dem sensationellen Erfolg von Martín y Solers Una cosa rara ab dem 17. November 1786 wurde Le nozze di Figaro nur noch ein einziges Mal gespielt.[1]:311 1786 gab es insgesamt lediglich neun Aufführungen.[7]

Rezeption

Einen Triumph feierte Mozart mit dem Figaro in der Saison 1786/87 in Prag, wo dieser Erfolg Anlass für den Kompositionsauftrag zum Don Giovanni war.[7] Bis tief ins 19. Jahrhundert war die Oper jedoch insgesamt weit weniger erfolgreich als Mozarts Zauberflöte, der Don Giovanni oder auch La clemenza di Tito. Besonders in Italien fand sie kaum Anklang. Im deutschsprachigen Raum verbreiteten sich Übersetzungen mit gesprochenen Dialogen anstelle der Rezitative, die auch gerne von Wandertruppen gespielt wurden.[1]:312 Die deutsche Erstaufführung fand in dieser Form am 23. September 1787 in Donaueschingen statt, wobei die regierende Fürstin Maria Antonia selbst die Rolle der Susanna sang.[11]:572[14] Erst mit der 1895 von Hermann Levi erstellten neuen deutschen Fassung konnte sich die ursprüngliche Gestalt der Oper mit Rezitativen wieder durchsetzen. Wahrscheinlich gibt es von Le nozze di Figaro mehr deutsche Übersetzungen als von jeder anderen Oper.[1]:312

Am 29. August 1789 hatte im Burgtheater eine überarbeitete Fassung der Oper Premiere,[1]:306 für die Mozart aufgrund einer Umbesetzung der Rolle der Susanna (jetzt Adriana Ferrarese del Bene) und des Grafen (wahrscheinlich Francesco Albertarelli) einige Änderungen vornahm, die aber nicht musikdramatisch bedingt sind, sondern dem Wunsch der jeweiligen Sänger nach dankbareren Vortragsstücken folgten. Mozart und Da Ponte ersetzten beide Arien der Susanna durch Neukompositionen: An die Stelle des „Venite… inginocchiatevi“ (Nr. 13) trat die Ariette „Un moto di gioia“ (KV 579). Ihre Arie „Deh vieni non tardar“ (in Nr. 28) wurde ausgetauscht gegen die große konzertante Arie „Al desio di chi t’adora“ (KV 577). Zudem wurde der Gesangspart der Arie des Grafen im dritten Akt „Vedrò, mentr’io sospiro“ (in Nr. 18) in eine höhere Lage versetzt. Ob diese letzte Änderung von Mozart selbst stammt, ist nicht ganz sicher. Möglicherweise nahm sie ein unbekannter Mitarbeiter oder der neue Sänger selbst vor.[1]:311f Schließlich wurden in der Arie der Gräfin im dritten Akt „Dove sono i bei momenti“ (in Nr. 20) an zwei Stellen mehrere Takte neu komponiert. Diese Varianten sind in mehreren Kopien der Partitur überliefert.[15] Diese Wiederaufnahme war sehr erfolgreich und erlebte 26 Aufführungen.[7]

Der Erstdruck wurde 1790 durch den Musikverlag des Impresarios Heinrich Philipp Bossler getätigt.[16]

Kontinuierliche Aufführungstraditionen gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend an der Wiener Hofoper, wo die Oper 1798, 1814, 1818, 1829 und 1870 neu inszeniert wurde, und am Pariser Théâtre-Italien. Dort hielt sie sich von 1807 bis 1840 im Repertoire. Eine Dialogfassung in französischer Sprache von François Castil-Blaze wurde ab 1818 in Nîmes, Nantes, Brüssel, Gent, Lilles, Antwerpen und schließlich 1826 im Pariser Théâtre de l’Odéon aufgeführt. Für Aufführungen am Pariser Théâtre-Lyrique 1858 erstellten Jules Barbier und Michel Carré eine neue Übersetzung, die 1872 auch von der Opéra-Comique übernommen wurde.[1]:312

Bedeutende Inszenierungen im 20. Jahrhundert waren:[1]:313

Eine der wichtigen Aufführungstraditionen begründeten ab 1922 die Salzburger Festspiele, die meist mit der Wiener Staatsoper oder (nach dem Zweiten Weltkrieg) mit der Mailänder Scala zusammenarbeiteten.[1]:313 Hier sind besonders die Produktionen von 1948 (Regie: Oscar Fritz Schuh, Dirigent: Herbert von Karajan), 1995 (Regie: Luc Bondy, Dirigent: Nikolaus Harnoncourt) und 2001 (Regie: Christoph Marthaler, Bühne: Anna Viebrock, Dirigent: Sylvain Cambreling) zu nennen.[11]:576

Filmografie

Aufnahmen

Le nozze di Figaro ist vielfach auf Tonträger erschienen. Operadis nennt 163 Aufnahmen im Zeitraum von 1934 bis 2009.[18] Daher werden im Folgenden nur die in Fachzeitschriften, Opernführern oder Ähnlichem besonders ausgezeichneten oder aus anderen Gründen nachvollziehbar erwähnenswerten Aufnahmen aufgeführt.

Literatur

  • Dieter Borchmeyer, Gernot Gruber (Hrsg.): Mozarts Opern. Das Handbuch (= Das Mozart-Handbuch Teil 3). 2 Bände. Laaber-Verlag, Laaber 2007, ISBN 978-3-89007-463-4.
  • Carola Bebermeier, Melanie Unseld (Hrsg.): „La cosa è scabrosa“. Das Ereignis „Figaro“ und die Wiener Opernpraxis zur Mozart-Zeit. Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2018, ISBN 978-3-412-51117-3.
  • Tim Carter: W. A. Mozart: Le Nozze Di Figaro. Cambridge University Press, Cambridge 1987, ISBN 0-521-31606-5.
  • Sanda Chiriacescu-Lüling, Erhart Kahle: Herrschaft und Revolte in "Figaros Hochzeit". Untersuchung zu szenischen Realisationsmöglichkeiten des sozialkritischen Aspekts in W. A. Mozarts "Die Hochzeit des Figaro". Lüling, Erlangen 1991, ISBN 3-922317-14-6, zugleich Dissertation Universität Erlangen 1990/91.
  • Attila Csampai, Dieter Holland (Hrsg.): Wolfgang Amadeus Mozart. Die Hochzeit des Figaro. Texte, Materialien, Kommentare (= rororo 7667). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg ISBN 3-499-17667-X.
  • Elisabeth Höllerer: Die Hochzeit der Susanna: die Frauenfiguren in Mozarts Le nozze di Figaro (= Zwischen-Töne; Bd. 2). Von Bockel, Hamburg 1995, ISBN 3-928770-49-7.
  • Heinz-Klaus Metzger, Rainer Riehn (Hrsg.): Mozart, die DaPonte-Opern (= Musik-Konzepte, Sonderband) Ed. Text und Kritik, München 1991, ISBN 3-88377-397-2.
  • Bernd Oberhoff: Wolfgang A. Mozart, Die Hochzeit des Figaro. Ein psychoanalytischer Opernführer. Psychosozial-Verlag, Gießen 2007, ISBN 978-3-89806-596-2.
  • Kurt Pahlen (Hrsg.): Figaros Hochzeit (= Goldmann-Schott; 33004). Goldmann, München 1979, ISBN 3-442-33004-1.
  • Wolfgang Ruf: Die Rezeption von Mozarts "Le nozze di Figaro" bei den Zeitgenossen. Steiner, Wiesbaden 1977, ISBN 3-515-02408-5, zugleich Dissertation Universität Freiburg (Breisgau) 1974.
  • Ulrich Schreiber: Die Opern II: Werke der Wiener Jahre. In: Silke Leopold (Hrsg.): Mozart-Handbuch. Bärenreiter, Kassel 2005, ISBN 3-7618-2021-6, S. 79–161.
  • Staatsoper Unter den Linden (Hrsg.): Die Hochzeit des Figaro (= Insel-Taschenbuch 2902). Insel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-458-34602-3.
  • Andrew Steptoe: The Mozart-Da Ponte operas. The cultural and musical background to Le nozze di Figaro, Don Giovanni, and Così fan tutte. Oxford University Press, Oxford 1988, ISBN 0-19-313215-X.
  • Till Gerrit Waidelich: Conradin Kreutzers Die beiden Figaro (Wien 1840). Anknüpfungen an ältere Muster und aktuelle Tendenzen der Opéra „comique“ und „buffa“ bei der Fortsetzung eines bewährten Sujets. In: Irmlind Capelle (Hrsg.): Albert Lortzing und die Konversationsoper in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bericht vom Roundtable aus Anlaß des 200. Geburtstages von Albert Lortzing am 22. und 23. Oktober 2001 in der Lippischen Landesbibliothek Detmold. Im Auftrag der Albert-Lortzing-Gesellschaft e. V. […], München 2004, S. 173–214.
  • Andrea Singer: Conradin Kreutzers komische Oper Die beiden Figaro. Eine gelungene Fortsetzung von Il barbiere di Siviglia und Le nozze di Figaro? Master-Arbeit, Universität Wien 2013

Weblinks

Commons: Le nozze di Figaro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Le nozze di Figaro Libretto – Quellen und Volltexte (italienisch)

Anmerkungen

  1. Die Rolle des Cherubino ist eine Hosenrolle – wird also von einer Frau gesungen. In der Neuen Mozart-Ausgabe und bei Piper ist die Stimmlage als Sopran bezeichnet. Der Harenberg-Opernführer nennt alternativ Mezzosopran. Corago und Grove schreiben ausschließlich Mezzosopran.
  2. Die Rolle der Marcellina ist in der Neuen Mozart-Ausgabe und bei Grove als Sopran bezeichnet, bei Corago als Mezzosopran und bei Piper und Harenberg als Alt.
  3. Der Barbier von Sevilla wurde später u. a. auch von Gioachino Rossini vertont.
  4. Heutzutage wird, um der französischen Vorlage näher zu kommen, der Hut meist durch einen Brautschleier ersetzt
  5. Bei der Entdeckung des Pagen kommt es zu einem Durcheinander, in welchem Basilio höhnisch bemerkt „Così fan tutte le belle“ (So machens alle Schönen). Das Motiv zu seiner Bemerkung verwendete Mozart später in der Ouvertüre seiner Oper Così fan tutte.
  6. Dies ist eine der berühmtesten Arien der Oper. Sie war innerhalb weniger Monate so volkstümlich geworden, dass sie von Mozart selbst im Schlussakt des Don Giovanni zu einer von Bläsern wiedergegebenen und als „ziemlich bekannt“ angesprochenen Festmusik verfremdet und einen Ton tiefer nach H-Dur transponiert wurde.
  7. In vielen Inszenierungen wird Cherubino bereits hier als Frau verkleidet, obwohl dies aus dem Libretto nicht direkt hervorgeht.
  8. Das kaiserliche Dekret lautet wörtlich: „Um die Dauerzeit der Opern nicht allzuweit erstrecken, dennoch aber den von den Opernsängern in der Wiederholung der Singstücken offt suchenden Ruhm nicht kränken zu lassen, finde ich nebengehende Nachricht an das Publicum (daß kein aus mehr als einer Singstimme bestehendes Stück widerholt werden soll) das schicksamste Mittel zu seyn…“ Zitiert nach Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. X (Online).

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Ludwig Finscher: Le nozze di Figaro. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Bd. 4. Werke. Massine – Piccinni. Piper, München und Zürich 1991, ISBN 3-492-02414-9, S. 306–314.
  2. Ludwig Finscher, Ulrich Leisinger: Wolfgang Amadeus Mozart. Kritische Berichte. Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel 2007, S. 271–280 (Online).
  3. Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. XVII (Online).
  4. Le nozze di Figaro. Musiknummern auf librettidopera.it, abgerufen am 25. August 2016.
  5. Christian Gottlob Neefe: Klavierauszug der Oper mit der deutschen Textfassung von Adolph Knigge und Philippine von Reden. Simrock, Bonn 1796.
  6. NMA II/5/16/1-2: Le nozze di Figaro. Notenedition. Finscher, 1973, S. 2.
  7. a b c d e Julian Rushton: Nozze di Figaro, Le. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  8. a b Le nozze di Figaro. In: Manfred Hermann Schmid: Mozarts Opern. Ein musikalischer Werkführer. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-61557-3, S. 70–79.
  9. Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. XVIII (Online).
  10. Kleine Chronik. (…) Gedenktafel. In: Wiener Zeitung, 14. November 1906, S. 5, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  11. a b c d e f g Le nozze di Figaro. In: Harenberg Opernführer. 4. Auflage. Meyers Lexikonverlag, 2003, ISBN 3-411-76107-5, S. 572–576.
  12. Ludwig Finscher (Hrsg.): Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel u. a. 1973, S. VII (Online).
  13. Ludwig Finscher, Ulrich Leisinger: Neue Mozart-Ausgabe – Band 16: Le nozze di Figaro. Kritischer Bericht. Bärenreiter, Kassel u. a. 2007, S. 11 (Online).
  14. Musik bei den Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Momente – Beiträge zur Landeskunde Baden-Württemberg – 04/2005, abgerufen am 16. September 2016.
  15. Ludwig Finscher, Ulrich Leisinger: Wolfgang Amadeus Mozart. Kritische Berichte. Band 16: Le nozze di Figaro. Bärenreiter, Kassel 2007, S. 16 (Online).
  16. Hans Schneider: Der Musikverleger Heinrich Philipp Bossler 1744–1812. Mit bibliographischen Übersichten und einem Anhang Mariane Kirchgeßner und Boßler. Selbstverlag Hans Schneider, Tutzing 1985, ISBN 3-7952-0500-X, S. 180.
  17. Le nozze di Figaro (1975). Internet Movie Database, abgerufen am 22. Mai 2015 (englisch).
  18. Diskografie zu Le nozze di Figaro bei Operadis, abgerufen am 7. November 2016.
  19. a b c d e f g h i Wolfgang Amadeus Mozart. In: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen. Zeno.org, Band 20.
  20. a b c d Mozart's The Marriage of Figaro – the best recording. In: Gramophone, abgerufen am 14. September 2016.
  21. Mozart: Le nozze di Figaro, K492 – Glyndebourne: GFOCD00162 auf Presto Classical, abgerufen am 14. September 2016.
  22. Le nozze di Figaro, 09 June 1962. In: Aufführungsarchiv auf glyndebourne.com, abgerufen am 15. September 2016.
  23. Richard Lawrence: MOZART Le nozze di Figaro. Rezension vom März 2014 der Aufnahme von Teodor Currentzis. In: Gramophone, abgerufen am 14. September 2016.

Artist(s)

Veröffentlichungen von Karl Böhm die im OTRS erhältlich sind/waren:

Mozart: Le Nozze Di Figaro ¦ Hindemith, Bruckner

Karl Böhm auf Wikipedia (oder andere Quellen):

Karl Böhm (um 1950)

Karl August Leopold Böhm (* 28. August 1894 in Graz, Österreich-Ungarn; † 14. August 1981 in Salzburg) war ein österreichisch-deutscher Dirigent.

Leben

Frühe Jahre

Böhm-Schlössl in Graz
Mit Frau Thea und Sohn Karlheinz in seiner Wiener Wohnung

Karl Böhm wurde als Sohn des Grazer Rechtsanwalts Leopold Böhm (1865–1933) und seiner Frau Sophie, geb. Franz (1873–1952), im Böhm-Schlössl im Grazer Stadtbezirk Gries (heute: Kernstockgasse) geboren.[1][2][3][4] Böhm stammte väterlicherseits von Deutschböhmen aus dem Egerland und mütterlicherseits von Elsässern ab. Er studierte zunächst wie sein Vater die Jurisprudenz und promovierte zum Doktor der Rechte. Sein Ziel war es in seiner frühen Jugend noch, Pianist zu werden, doch erkannte er, für den Dirigentenberuf geschaffen zu sein. Er studierte am Wiener und am Grazer Konservatorium Klavier und Musiktheorie.

Böhms Dirigentenkarriere begann 1917 in seiner Heimatstadt Graz. Mit der Unterstützung von Bruno Walter berief man ihn 1921 an die Oper München.[5] 1927 wurde er Generalmusikdirektor in Darmstadt. Im selben Jahr heiratete er die Sopranistin Thea Linhard. Das einzige Kind aus dieser Ehe war der Schauspieler Karlheinz Böhm (1928–2014), der die Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“ gründete. Die Schauspielerinnen Kristina Böhm und Katharina Böhm sind seine Enkelinnen.

Zeit des Nationalsozialismus

1931 wurde Böhm Generalmusikdirektor an der Hamburger Oper. Auf Fürsprache Adolf Hitlers[6] wurde Böhm Anfang 1934 aus seinem Vertrag in Hamburg mit der Absicht entlassen, umgehend an die Semperoper in Dresden zu wechseln, um dort Nachfolger von Fritz Busch (1890–1951) zu werden, den das NS-Regime aus politischen Gründen zum Rücktritt und zur Emigration genötigt hatte. Die Stelle in Dresden hatte Böhm bis 1943 inne.

Böhm war kein Mitglied der NSDAP,[7] äußerte aber zur Amtseinweisung Anfang Januar 1934 in Dresden, er kenne nur eine Einstellung im nationalsozialistischen Sinne.[8] Er war Mitglied in dem (von Alfred Rosenberg gegründeten) Kampfbund für deutsche Kultur,[9] der im Juni 1934 im Zuge der gesellschaftlichen Gleichschaltung mit anderen Organisationen fusionierte.

Am 2. August 1935 schrieb Böhm dem Reichsdramaturgen Rainer Schlösser: „Da ich von Geburt aus Österreicher bin, jetzt seit zwölf Jahren reichsdeutscher Staatsangehöriger, und natürlich in Wien viele Anhänger, besonders im nationalsozialistischen Lager habe, glaube ich, daß diese Konzerte propagandistisch von größtem Vorteil für Deutschland sein können (...)“[10] In einem weiteren Schreiben zur Erlangung der Auftrittsgenehmigung in Wien vom 13. August 1935 erklärte er: „Es ist sicher im Sinne der Regierung gelegen, wenn ich als deutscher Dirigent nach Wien gehe, um dort den zahlreichen Anhängern der nationalsozialistischen Idee neue Anregung zu geben, umsomehr als ich gebürtiger Österreicher bin. […] Heil Hitler!“[11]

Auf dem Reichsparteitag der NSDAP dirigierte er am 8. September 1936 Wagners Die Meistersinger von Nürnberg.[12]

Kurz nach dem Anschluss Österreichs dirigierte Böhm am 30. März 1938 im Wiener Konzerthaus die Wiener Symphoniker beim „Ersten festlichen Konzert im neuen deutschen Reich“, begrüßte das Publikum mit dem Hitlergruß (ohne dazu verpflichtet gewesen zu sein)[13] und ließ einleitend das Horst-Wessel-Lied spielen. Zur „Volksabstimmung“ über den Anschluss Österreichs schrieb Böhm im April 1938: „Wer dieser Tat des Führers nicht mit einem hundertprozentigen JA zustimmt, verdient nicht, den Ehrennamen Deutscher zu tragen.“[14]

In einem Artikel (veröffentlicht April 1939) schrieb Böhm, dass „der Weg der heutigen Musik […] gebahnt ist durch die Weltanschauung des Nationalsozialismus“, und befürwortete, dass „alle etwaigen künstlerischen ‚Entgleisungen‘, die dem Volksempfinden nicht Rechnung trügen, von vornherein unmöglich gemacht werden“.[15]

1941 wurde Böhm im Buch Künstler plaudern wie folgt zitiert: „In München hatte ich ein unvergessliches Erlebnis: Es war an jenem denkwürdigen 9. November 1923, da die braunen Kolonnen Adolf Hitlers zum Marsch nach der Feldherrnhalle antraten. […] dort spielten sich die erschütternden Ereignisse ab, die einen Markstein in der deutschen Geschichte bilden. […] Wir sahen das Blut, das für die Idee vergossen wurde, die siegreich geworden ist.“[16]

1943 wechselte Böhm von Dresden nach Wien, wo er Direktor der Wiener Staatsoper wurde.[17] Infolge der Intervention von Reichsleiter Baldur von Schirach erhielten Karl Böhm und seine Frau Thea eine „arisierte“ Villa in Wien 18, Sternwartestraße 70. Deren rechtmäßige Eigentümer wurden nach dem Krieg entschädigt.[18]

1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs, als viele Künstler zum Kriegsdienst eingezogen oder zum Arbeitseinsatz an der „Heimatfront“ verpflichtet wurden, nahm ihn Hitler in die Gottbegnadeten-Liste als einen der 15 wichtigsten Dirigenten auf,[19] was einer Freistellung gleichkam.

Später schrieb Böhm in seinen Memoiren: „Die Tatsache, daß ich nicht emigriert bin, hat man mir später ebenfalls verübelt. […] Ich hatte damals leider kein Angebot von der Met oder von Covent Garden. […] Ich […] glaube aber im Verlaufe meiner Tätigkeiten sowohl in Dresden sowie später in Wien bewiesen zu haben, auf welcher Seite ich immer gestanden bin.“[20]

Ob Böhm sich jemals antisemitisch geäußert hat, ist umstritten. Laut dem Historiker Oliver Rathkolb ist (Stand 2010) von Böhm „keine antisemitische Äußerung bekannt“.[21] Ein 2001 erschienenes Buch zitiert Böhm allerdings wie folgt: „Solange noch ein Jude in der Ostmark lebt, werde ich nicht zum Taktstock greifen.“[22]

Nachkriegszeit

Aufnahme aus dem Salzburger Festspielhaus (1947)
Grabstätte von Karl Böhm

1945 entfernten ihn die alliierten Besatzungsbehörden wegen zu großer Nähe zum NS-Regime aus dem Amt des Direktors der Wiener Staatsoper und belegten ihn mit einem Auftrittsverbot (ähnlich wie es Herbert von Karajan erhielt). Von 1955 (genau nach Ende der Besatzungszeit) bis 1956 war er ein zweites Mal mit diesem Amt betraut. Vorwürfe, er sei zu wenig in Wien präsent,[23] sowie Protestkundgebungen während von ihm dirigierter Vorstellungen bewogen Böhm schließlich, das Amt niederzulegen. Sein Nachfolger wurde Karajan. In einem offenen Brief bestritt Böhm anschließend Probleme zwischen ihm und dem Ensemble und sprach diesem und dem Wiener Publikum ausdrücklich Dank und Anerkennung aus.

Vor allem ab den 1960er Jahren trat er wieder in der Wiener Staatsoper als Dirigent auf. Im Juni 1979 leitete er seine letzte Premiere an diesem Haus: Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart (Regie Dieter Dorn, Bühnenbild und Kostüme Jürgen Rose; mit Edita Gruberová, Horst Laubenthal und Rolf Boysen als Bassa Selim). 1980 dirigierte er bei einer Staatsopern-Tournee in Japan Ariadne auf Naxos von Richard Strauss. Im Frühjahr 1981 fanden seine letzten Auftritte in der Öffentlichkeit statt, als er in der Wiener Staatsoper eine Reihe von Aufführungen von Mozarts Le nozze di Figaro leitete. Wenige Wochen vor seinem Tod dirigierte Böhm noch einmal die Wiener Philharmoniker, bei der Einspielung der Tonspur für die Elektra-Verfilmung von Götz Friedrich.

Den Termin für sein ursprünglich geplantes Abschiedskonzert Anfang September anlässlich der Wiedereröffnung der Alten Oper in Frankfurt am Main erlebte Böhm nicht mehr. Er starb 86-jährig am 14. August 1981 während der Proben zu Richard Strauss’ Oper Elektra. Seine Grabstätte ist auf dem Steinfeldfriedhof in Graz.

Schaffen

Gegenüber progressiven Opernregisseuren zeigte sich der allgemein als schwierig bekannte Böhm – dessen sarkastische oder zynische Bemerkungen legendär sind – bis zuletzt sehr aufgeschlossen. Er konzentrierte sich auf die musikalischen Aspekte einer Inszenierung und vermied es, sich in die Inszenierung einzumischen. So arbeitete er problemlos und wiederholt mit Wieland Wagner, Günther Rennert, Otto Schenk, Jean-Pierre Ponnelle, August Everding oder Dieter Dorn. Seine kongeniale Zusammenarbeit mit Wieland Wagner bei den Bayreuther Festspielen machte ihn insbesondere in Wagnerianerkreisen als einen der großen Wagner-Interpreten bekannt.

Karl Böhm dirigierte zahlreiche berühmte Orchester – vor allem die Wiener Philharmoniker, machte aber auch viele Plattenaufnahmen mit den Berliner Philharmonikern, darunter eine Gesamtaufnahme aller Mozart-Sinfonien – sowie an vielen namhaften Opernhäusern in Europa und den USA – etwa an der Metropolitan Opera in New York. Jahrzehntelang verbunden war er auch der Deutschen Oper Berlin und vielen bedeutenden Musikfestspielen (u. a. den Bayreuther Festspielen und vor allem den Salzburger Festspielen). Besonders eng war seine jahrzehntelange Beziehung zu den Wiener Philharmonikern, mit denen er zahlreiche Plattenaufnahmen realisierte, von denen einige auch als Film erhalten sind.

Der Schwerpunkt seines Repertoires lag auf der österreichischen und deutschen Musik der Klassik und Romantik. Ihm wurde eine Vorliebe zur Musik Mozarts nachgesagt, den er, eigener Aussage zufolge, für einen Revolutionär hielt. Zu Richard Strauss unterhielt er seit seiner Zeit in Dresden eine freundschaftliche Beziehung, er dirigierte einige Uraufführungen Strauss’scher Werke. In der Öffentlichkeit wurde Böhm im Kontrast zu seinem als mondän geltenden Landsmann Herbert von Karajan eher als bodenständiger Musiker wahrgenommen.

Rezeption

Auszeichnungen und Ehrungen

Gedenktafel in Wien-Grinzing

Zwischen 1975 und 1981 wurde ein Dr. Karl-Böhm-Preis für junge österreichische Dirigenten viermal vergeben. Seit 1989 vergibt das Land Steiermark den Karl-Böhm-Interpretationspreis für herausragende Leistungen an Musikinterpreten.

Kritik

Karl-Böhm-Saal in Salzburg

Im Dezember 2015 beschloss das Kuratorium der Salzburger Festspiele, den Karl-Böhm-Saal im Haus für Mozart mit einer Tafel auszustatten, die auf die Rolle des Dirigenten in der NS-Zeit hinweist. Böhm sei im Gegensatz zu Herbert von Karajan kein NSDAP-Mitglied gewesen, gelte aber als Profiteur des „Dritten Reichs“. Auf der Tafel werde auf eine Internetadresse verwiesen, wo auf „Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender“.[30]

Der Straßenname Dr.-Karl-Böhm-Allee in Graz wurde 2017 von einer Historikerkommission kritisch beurteilt, da Böhm „eine der kulturellen Stützen des Regimes“ gewesen sei. Er habe sich ab 1933 für die Nationalsozialisten engagiert und dabei sein künstlerisches Schaffen in den Dienst der Partei gestellt.[31] Die Dr.-Karl-Böhm-Allee ist ein asphaltierter Fußgängerweg auf dem Grazer Schloßberg.[32]

Theaterstück

Paulus Hochgatterer schrieb das Theaterstück Böhm für Puppentheater. Die Idee stammte von dem Grazer Puppenspieler Nikolaus Habjan, der sich daran gestört hatte, dass Graz bisher „absolut unkritisch“ gegenüber Karl Böhm geblieben sei.[33] Das Stück befasst sich mit dem Leben, Wirken und den Widersprüchen des Dirigenten. Die Uraufführung fand am 22. März 2018 im Grazer Schauspielhaus statt. Habjan brachte dabei als Solokünstler 15 verschiedene Puppen auf die Bühne.[33] Das Stück Böhm war für den Nestroy-Theaterpreis 2018 nominiert.[34]

Im Zusammenhang mit der Aufführung gab es einen fiktiven Kunstraub. Die Böhm-Büste im Grazer Opernhaus wurde „entwendet“.[35]

Schriften (Auswahl)

  • —, Thea Linhard-Böhm (Verf.), Helene Berg (Adress.): Korrespondenz. Dresden/Wien/Velden 1938, OBV.
  • —, Thea Linhard-Böhm (Verf.), Manfred Mautner Markhof (Adress.), Maria Mautner Markhof (Adress.): Korrespondenz. Graz/Baldham (u.a) 1946, OBV.
  • Fragebogen. (1 maschinschriftlich ausgefüllter Fragebogen mit Unterschrift, 2 Blatt, 3 Seiten). Begleitmaterialien: Brief von Karlheinz Böhm, Druckfahne, 2 Zeitungsausschnitte. Österreich-Institut, Wien 1950, OBV.
  • Die Wiedergeburt der Wiener Staatsoper. Lafite, Wien 1955, OBV.
  • Bekenntnis zu Mozart. Aus: Musikerziehung, 14.1960/61,1, S. 44 f.
  • —, Franz Eugen Dostal (Hrsg.): Begegnung mit Richard Strauss. Doblinger, Wien (u. a.) 1964, OBV.
  • Über die Musik Mozarts und ihre Interpretation. Aus: Musikerziehung; 23.1969/70,3, S. 119–122, OBV.
  • Ich erinnere mich ganz genau. Hrsg. Hans Weigel. Neuauflage. dtv, München 1980, ISBN 978-3-423-02519-5.

Literatur

Weblinks

Commons: Karl Böhm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Robert Engele: Karl Böhm, der Maestro aus Graz. In: Austria-Forum | https://austria-forum.org. Abgerufen am 13. Januar 2024.
  2. Hasso Hohmann: Rettung Karl-Böhm-Geburtshaus. In: Austria-Forum | https://austria-forum.org. Juni 2019, abgerufen am 13. Januar 2024.
  3. Stadt Salzburg-Panzl-Schmoller Silvia Mag: Prof. Dr. Karl Böhm. Abgerufen am 30. Januar 2023.
  4. Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. XVI. Ausgabe (1969/70), Bd. 1: Bundesrepublik Deutschland/West-Berlin, Berlin 1969, S. 106.
  5. Zum 40. Todestag: Karl Böhms gesamte Aufnahmen für DG in einer Edition. Abgerufen am 6. Juli 2023.
  6. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 650.
  7. Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 650.
  8. Der neue Dresdner Generalmusikdirektor. In: Der Freiheitskampf. 8. Januar 1934, S. 4.
  9. Joachim Riedl: Wer war Karl Böhm? In: Zeit Online. 17. November 2005.
  10. Bundesarchiv R 55/1186 Blatt 132, zit. nach Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 653.
  11. Opfer, Täter, Zuschauer. 70 Jahre danach – Die Wiener Staatsoper und der „Anschluss“ 1938. Ausstellungskatalog der Wiener Staatsoper. Wien 2008, S. 62.
  12. Professor Dr. Böhm dirigiert auf dem Reichsparteitag. In: Der Freiheitskampf, Dresdner Stadtausgabe. 4. September 1936, S. 5.
  13. Anweisung des Propagandaministeriums an die Reichsmusikkammer vom 28. Dezember 1936, AZ I.B.1375: „Die Begrüßung des Publikums mit dem deutschen Gruß bei Symphonie-Konzerten ist bisher nicht üblich gewesen; jedoch ist der deutsche Gruß auch bei solchen Gelegenheiten erwünscht. Ein Zwang auf die Dirigenten wegen der Form, in der sie das Publikum begrüßen, ist aber keinesfalls auszuüben.“ In: Amtliche Mitteilungen der Reichsmusikkammer. IV/3, 4. März 1936.
  14. Zitat bei Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5, S. 62.
  15. Der Weg der heutigen Musik. In: Sonderheft der „Kameradschaft Deutscher Künstler“. 20. April 1939.
  16. Harry Erwin Weinschenk (Hrsg.): Künstler plaudern. Limpert, Berlin 1941, S. 48 (Es ist übrigens die einzige politische Stellungnahme in diesem Buch).
    Dazu Böhm in seiner Autobiographie Ich erinnere mich ganz genau. Neuauflage. Wien 1974, S. 148: „Dieser Satz ist so dumm, daß ich ihn ganz sicher nie gesagt habe. Aber da er im Buch stand, hat man mir daraus den Strick gedreht.“
  17. Amtseinführung Dr. Karl Böhms. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, 16. Jänner 1943, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  18. Markus Kristan, Gabriela Gantenbein (Hrsg.): Hubert Gessner. Passagenverlag, 2011, ISBN 978-3-85165-975-7, S. 108 f.
  19. Namen bei Oliver Rathkolb: Führertreu und gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1991, S. 176.
  20. Karl Böhm: Ich erinnere mich ganz genau. Neuauflage. Molden, Wien 1974, ISBN 3-218-00640-2, S. 70.
  21. Georg Markus: Schwieriger Direktor … (Memento vom 26. August 2010 im Internet Archive). In: Kurier. 25. August 2010.
  22. Stephan Templ, Tina Walzer: Unser Wien. „Arisierung“ auf österreichisch. Aufbau Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-351-02528-9, S. 189.
  23. H.: Direktor Böhms letzte Chance. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. März 1956, S. 4, Spalte 4.
  24. Inschrift Deutschordenshof, Singerstraße: Karl Böhm 1957 (abgerufen am 11. Juni 2014).
  25. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB).
  26. Prof. Dr. Karl Böhm, graz.at
  27. a b c d Ich verliere einen Freund. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. August 1981, S. 13, Spalte 1 f..
  28. Hohe französische Ehren für Karl Böhm. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 5. September 1976, S. 8.
  29. Gesamtverzeichnis der Schillingmünzen von 1947 bis 2001. (PDF; 5,06 MB) Österreichische Nationalbank. S. 35.
  30. NS-Vergangenheit: Erklärung im Karl-Böhm-Saal. In: ORF.at. 28. Dezember 2015.
  31. Endbericht der ExpertInnenkommission für Straßennamen Graz (Memento des Originals vom 17. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.graz.at (PDF; 1,4 MB), Graz 2017, S. 4.
  32. Grazer Schloßberg mit Dr.-Karl-Böhm-Allee bei kartogiraffe.de. (Bei Google Maps ist der Name dieses Fußgängerweges nicht erfasst.)
  33. a b Karl Böhm als kritisches Puppenspiel steiermark.orf.at, 23. März 2018.
  34. Böhm Schauspielhaus Graz, 2018.
  35. Nina Müller: Böhm-Büste entwendet: Kunstdiebstahl in der Grazer Oper., In: Kleine Zeitung, 11. März 2018, abgerufen am 20. Juni 2023.

Karl Böhm ¦ Mozart: Le Nozze Di Figaro
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